1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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Seite 53:<br />
Arbeit. Wir verstanden uns aber sehr gut u. es begegnete uns kein<br />
Missgeschick. Ich glaube, die Anstalt war ein Asyl u. ein Zufluchtsort für<br />
gefallene Mädchen. Jetzt wirken unsere <strong>Schwester</strong>n nicht mehr dort. Sobald<br />
die <strong>Schwester</strong> Oberin wieder eintraf, kehrte ich nach Ingenbohl zurück.<br />
Im October begann wieder die Schule. Die liebe Mutter Theresia war<br />
sogleich nach ihrem Namensfeste nach Oestreich verreist. Nach einigen<br />
Tagen wurde ich zur wohlerw. Frau Assistentin Florentina Feffa (oder<br />
Foffa?) gerufen. Sie sagte kurz zu mir: "Ein Pfarrherr im Ct. Freiburg<br />
wünscht eine <strong>Schwester</strong> als Lehrerin für die Mädchen u. die liebe Frau<br />
Mutter hat berichtet, wir sollen Sie schicken. Also machen Sie sich bereit u.<br />
reisefertig für den (nächsten) Freitag u. seien Sie denn kein so Hasenfuss.<br />
Am Freitag reisen Sie bis Bern u. bleiben dort bei Hr. Strässli über Nacht. Er<br />
wird Sie im Bahnhof abholen u. am Samstag morgen wieder dorthin<br />
begleiten. Dann reisen Sie bis Flamall od. Flamatt, ich kann das Wort nicht<br />
recht unterscheiden, geben Sie denn acht auf den Ruf des Conducteur. Man<br />
wird Sie im Bahnhof<br />
Seite 54: abholen". Dan übergab sie mir einen Brief mit der Adresse: Hochw. Herrn J.<br />
J. Kilcher, Pfarrer in Ueberstorf, Ct Freiburg u. sagte: Sehen sie diese<br />
Adresse gut an. Also nach Ueberstorf kommen sie als Lehrerin u. werden<br />
einstweilen Kost u. Logis im Pfarrhause haben. Bei der Ankunft geben sie<br />
ihm diesen Brief u. er wird ihnen das Uebrige mitteilen". Sie segnete mich<br />
mit dem Zeichen des hl. Kreuzes u. ich war entlassen. Umsonst erwartete ich<br />
ein aufmunterndes Wort u. zog mich dann still zurück. Ich erinnere mich<br />
noch heute klar an jedes Wort meiner ersten Aussendung.<br />
Nach einem Tage war ich reisebereit. Ich hatte eine Reisetasche voll gepackt<br />
u. ein kleines Handtäschchen mit Proviant gefüllt. Die lb. <strong>Schwester</strong><br />
Concordia gab mir einige neue, für eine junge unerfahrene Lehrerin<br />
dienende Bücher mit. Dann probierte sie mir den Schleier u. sagte, indem sie<br />
herzlich lachte: sie sehen darin gerade aus, wie ein verscheuchtes junges<br />
Rösslein.<br />
Der Abschiedstag war da. Es war ein Tag in der zweiten Hälfte des Monats<br />
October 1869 u. recht schlechtes, rauhes Wetter. Ich musste den Mantel<br />
anziehen, denn es regnete u. schneite zugleich.<br />
Seite 55:<br />
in Olten musste ich im Bahnhof lange warten, bis ich weiter fahren konnte,