BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 73 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />
dem Bereich Wort hingegen liegen hier am oberen Ende.<br />
Sie verdienen durchschnittlich <strong>17</strong> 563 Euro im Jahr. Signifikant<br />
ist, dass Frauen in all diesen Berufsgruppen<br />
deutlich weniger verdienen: 12 108 Euro im Vergleich zu<br />
15 994 Euro bei den männlichen Versicherten. Im Musikbereich<br />
verdienten die Frauen durchschnittlich 10 802 Euro im<br />
Jahr (männliche Kollegen im Vergleich dazu 13 154 Euro). 351<br />
Das durchschnittliche Einkommen von Berufsanfängerinnen<br />
und Berufsanfängern liegt noch niedriger. Sie verdienen<br />
insgesamt im Schnitt nur 11 546 Euro im Jahr. Auch<br />
hier ist ein Unterschied zwischen Frauen und Männern zu<br />
konstatieren, die weiblichen Berufsanfänger verdienten<br />
insgesamt 10 714, die männlichen 12 750 Euro. 352<br />
Bei den Angaben der Künstlersozialkasse ist allerdings zu<br />
bedenken, dass es sich um Schätzwerte der Künstlerinnen<br />
und Künstler handelt, nach denen die monatliche Höhe<br />
ihrer Sozialabgaben berechnet wird. Deshalb waren die<br />
Angaben in der Vergangenheit mit Vorsicht zu interpretieren.<br />
Es ist zudem zu bemerken, dass die in der KSK vertretenen<br />
Künstlerinnen und Künstler nicht die Gesamtheit der<br />
hier relevanten Kreativen abbilden. Sowohl besser verdienende<br />
Künstler und solche, die über ein regelmäßiges<br />
Einkommen verfügen, als auch jene, die ein Einkommen<br />
von unter 3 900 Euro im Jahr haben, können laut Zugangsbedingungen<br />
nicht Mitglied der Künstlersozialkasse<br />
werden. 353<br />
Seit der Novelle des Künstlersozialversicherungsgesetzes<br />
im Jahr 2007 werden die Versicherten in Stichproben von<br />
mindestens fünf Prozent hinsichtlich ihres tatsächlichen<br />
Einkommens überprüft. Seitdem ist ein Anstieg der<br />
durchschnittlichen Jahreseinkommen in der Statistik der<br />
KSK zu verzeichnen (von rund 11 000 Euro im Jahre<br />
2007 auf etwa 14 000 Euro im Jahr 2012). Einen Grund<br />
für eine Entwarnung in Bezug auf die Einkommenssituation<br />
von in der KSK vertretenen Kreativen stellt dieser<br />
Anstieg allerdings nicht dar.<br />
3.3.4.7 Einkommenssituation in einzelnen<br />
Sparten – Daten aus Einzelstudien<br />
Aus allen einschlägigen Studien der letzten Jahre zur sozialen<br />
Situation in den verschiedenen Sparten geht hervor,<br />
dass ein großer Teil der selbstständigen Künstlerinnen<br />
und Künstler und anderen Kreativen von ihrer Arbeit<br />
im kulturellen Bereich allein nicht leben können. Als Beispiel<br />
sei hier zunächst auf die Situation der bildenden<br />
351 Vgl.: Künstlersozialkasse: Durchschnittseinkommen der aktiv Versicherten<br />
auf Bundesebene nach Berufsgruppe, Geschlecht und Alter<br />
zum 1. Januar 2012. Online abrufbar unter: http://www.kuenstler<br />
sozialkasse.de/wDeutsch/ksk_in_zahlen/statistik/durchschnittsein<br />
kommenversicherte.php<br />
352 Vgl.: Künstlersozialkasse: Durchschnittliches Jahresseinkommen der<br />
Berufsanfänger auf Bundesebene nach Berufsgruppe, Geschlecht<br />
und Alter zum 1. Januar 2012. Online abrufbar unter: http://www.<br />
kuenstlersozialkasse.de/wDeutsch/ksk_in_zahlen/statistik/durchschnitts<br />
einkommenberufsanfaenger.php<br />
353 Anmerkung: Zu den konkreten Bestimmungen siehe § 3 Absatz 1<br />
KSVG: http://www.kuenstlersozialkasse.de/wDeutsch/download/daten/<br />
gesetzeundverordnungen/KSVG_-_aktuell.pdf<br />
Künstlerinnen und Künstler und die Lage der Theaterund<br />
Tanzschaffenden verwiesen.<br />
3.3.4.7.1 Bildende Künstlerinnen und Künstler<br />
Die Gruppe der bildenden Künstlerinnen und Künstler<br />
verfügt über den höchsten prozentualen Anteil an Selbstständigen.<br />
354 Sie machen daher auch die größte Gruppe<br />
der in der KSK Versicherten aus. Der derzeitige durchschnittliche<br />
Jahresverdienst von bildenden Künstlerinnen<br />
und Künstlern, die in der Künstlersozialkasse versichert<br />
sind, beträgt 13 743 Euro. Frauen verdienen dabei deutlich<br />
weniger: 11 565 Euro im Jahr. Diese Werte der KSK<br />
liegen noch über den in den letzten Studien des Bundesverbandes<br />
Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK)<br />
ermittelten. Ein Grund dafür dürfte sein, dass durch die<br />
Einkommensgrenze von 3 900 Euro die Bezieher geringer<br />
Einkommen von der Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse<br />
ausgeschlossen sind. 355<br />
Nach Carroll Haak arbeitet fast die Hälfte der bildenden<br />
Künstlerinnen und Künstler in Deutschland für unter fünf<br />
Euro pro Stunde. Nur knapp über neun Prozent beziehen<br />
einen Nettostundenlohn von mehr als 15 Euro. Bildende<br />
Künstler stellen damit die Künstlergruppe mit dem niedrigsten<br />
Einkommen. 356<br />
Wie die letzte Studie des BBK zur wirtschaftlichen und<br />
sozialen Situation bildender Künstlerinnen und Künstler<br />
aus dem Jahre 2011 belegt, ist die Einkommenssituation<br />
dieser Berufsgruppe nach wie vor diffizil. Ausschließlich<br />
vom Verkauf ihrer Kunstwerke zu leben, ist für die Mehrzahl<br />
nur schwer möglich. Die durchschnittlichen Einkünfte<br />
der Befragten aus dem Verkauf von Kunstwerken<br />
betrugen im Jahr 2010 lediglich 5 347 Euro mit starken<br />
Unterschieden zwischen Künstlerinnen und Künstlern.<br />
Künstlerinnen erzielten durchschnittlich nur 3 325 Euro.<br />
Die mit Abstand größte Gruppe ist mit 68 Prozent insgesamt<br />
diejenige, die unter 5 000 Euro aus dem Verkauf ihrer<br />
Werke oder aus entsprechenden Aufträgen erwirtschaftet.<br />
Der Mittelwert des Verdienstes in dieser Gruppe<br />
liegt bei 1 362 Euro Jahreseinkommen. 357<br />
Bildende Künstlerinnen und Künstler sind deshalb auf zusätzliche<br />
Einnahmen, etwa aus Lehrtätigkeit oder anderen<br />
künstlerischen Aktivitäten angewiesen. In der Umfrage<br />
meldete mehr als jede beziehungsweise jeder Zweite,<br />
dass Einnahmen aus einer Lehrtätigkeit erzielt wurden,<br />
354 Vgl.: <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong>: Schlussbericht der Enquete-Kommission<br />
„Kultur in Deutschland“ 2007. A. a. O., S. 240. Dort wird der Selbstständigenanteil<br />
bei den bildenden Künstlerinnen und Künstlern mit<br />
94 Prozent angegeben.<br />
355 Vgl.: Fritz, Uwe: Wie wird die Kunst gesichert? In: Bundesverband<br />
Bildender Künstlerinnen und Künstler (Hrsg.): Dokumentation des<br />
BBK-Symposiums zur Umfrage über die wirtschaftliche und soziale<br />
Situation bildender Künstlerinnen und Künstler in Deutschland am<br />
12. November 2011 an der Akademie der Künste Berlin, S. 30.<br />
356 Vgl. Haak, Carroll: Prekäre Beschäftigung im kulturellen Bereich?<br />
Zur wirtschaftlichen und sozialen Situation von Kulturschaffenden.<br />
In: Musikforum 3/2012, S. 14.<br />
357 Vgl.: Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V.<br />
(Hrsg.): Die wirtschaftliche und soziale Situation Bildender Künstlerinnen<br />
und Künstler. Ergebnisse der BBK-Umfrage 2011, Berlin:<br />
2011, S. 11 und S. 31 ff.