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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 65 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />

schlossen, was ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der<br />

DDB darstellt.<br />

3.2.4 Förderung digitaler Kulturgüter<br />

3.2.4.1 Musik<br />

Die Förderung im Bereich der Rock-, Pop- und Jazzmusik<br />

durch die Bundesregierung ist im Gegensatz zum<br />

Filmbereich noch verhältnismäßig jung. Erst seit 2008<br />

gibt es hierfür die Programme der Initiative Musik. Der<br />

durch die Digitalisierung hervorgerufene große strukturelle<br />

Wandel und dramatische Umbruch in der Musikwirtschaft<br />

liegt länger zurück, als es diese Förderung durch<br />

den Bund gibt. Von Beginn an wurde die Förderung auf<br />

den aktuellen Ist-Stand abgestimmt. Heute können Gelder<br />

beantragt werden, die für die Produktion, Bewerbung,<br />

den Vertrieb und die Präsentation von Rock-, Pop- und<br />

Jazzmusik notwendig sind. Durch die Digitalisierung hat<br />

sich hier eine starke Veränderung ergeben hinsichtlich<br />

dessen, was und in welchen Höhen gefördert wird.<br />

Gerade in der Musik hat sich nicht nur das gesamte Aufnahme-<br />

und Distributionsverhalten durch die digitalen<br />

Strukturen und Möglichkeiten geändert, es hat sich<br />

ebenso die gesamte Wertschöpfungskette neu aufgestellt.<br />

Die Aufgaben der Unternehmen der Musikwirtschaft haben<br />

sich gewandelt, einige sind weggefallen und neue haben<br />

sich etabliert. Auch einzelne Kostenpositionen, die<br />

gefördert werden, im Produktionsbereich, im Bereich<br />

Presse- und Marketing inklusive des Vertriebs sind von<br />

den Auswirkungen der Digitalisierung stark betroffen.<br />

Was die Tour-Förderung betrifft, so sind die Kosten hier<br />

nach wie vor eher die klassischen geblieben (Reisekosten,<br />

Gagen etc.).<br />

Produktion:<br />

Statt Vinyl-Schallplatten und Tonbändern werden heute<br />

überwiegend Compact Discs und auch digitale Veröffentlichungen<br />

unterstützt. Statt für Miet- und Personalkosten<br />

sind Zuschüsse nun im Bereich der Technikausstattung<br />

notwendiger. Ebenso werden die Einzelstückzahlen der<br />

Produktionen geringer, die Bandbreite der Angebote indes<br />

wird größer.<br />

Presse- und Marketing:<br />

Neben Radio-, Fernseh- und Zeitschriftenpromotion<br />

spielt das Online-Marketing nun eine besondere Rolle.<br />

Dafür werden inzwischen pro CD-Veröffentlichung oft<br />

drei bis fünf Videoclips erstellt, die alle im internetüblichen<br />

MP3-Format produziert, aber nicht fernsehtauglich<br />

sind. Ein sogenanntes Electronic Press Kid (EPK) ist<br />

heute als elektronische Visitenkarte einer jungen Rockoder<br />

Pop-Band unerlässlich. Hinzu kommen eine eigene<br />

Internetpräsenz und Auftritte in Social Media-Umfeldern<br />

wie beispielsweise Facebook. Vor diesem Hintergrund<br />

wird der Aufbau eines Corporate Designs wichtig, der<br />

über die Identität auf der Bühne und auf dem Plattencover<br />

noch viel weitreichender die Botschaft der Band darstellen<br />

muss. Vom Banner bis zur Tour-Ankündigung muss<br />

alles gestylt und einheitlich präsentiert werden. Die Fanbase<br />

wird nicht mehr nur bei Konzerten, sondern auch<br />

über die Social Media-Plattformen als „Freunde“ aufgebaut<br />

und gepflegt. Die erfolgreiche US-amerikanische<br />

Sängerin und Songwriterin Lady Gaga beispielsweise unterrichtet<br />

ihre weltweit Millionen Fans auf Twitter nahezu<br />

im Stundentakt über ihr aktuelles Tun. Ebenso gehören<br />

heute neben der Musikpräsentation selbst begleitende<br />

Lightshows, häufige Promotion-Auftritte und Merchandising-Produkte<br />

zur Selbstverständlichkeit in der Musikbranche.<br />

Auch sie müssen in Teilen mitgefördert werden.<br />

Vertrieb:<br />

Die Umsätze aus dem digitalen Vertrieb steigen kontinuierlich.<br />

Dazu gehören der Aufwand der Überwachung<br />

beziehungsweise des Controlling und die Abrechnung<br />

über Systeme wie finetunes, Zebralution und so weiter.<br />

Junge Nachwuchsbands, die in anerkannten Digitalvertrieben<br />

nicht angenommen werden, bieten ihre Musik<br />

zum Teil über eigene Shopping- und Liefersysteme an.<br />

Förderung, Sponsoring und Mittelakquise:<br />

Die Förderanträge bei der Initiative Musik beispielsweise<br />

werden heute ausschließlich online gestellt. Das vereinfacht<br />

die Abwicklung sowie die Vergleichbarkeit und beschleunigt<br />

den Prozess (vom Antrag bis zur Bewilligung<br />

vergehen im Durchschnitt nur sechs Wochen; bei Förderungen<br />

bis etwa 5 000 Euro für Kurztouren kann dies sogar<br />

in drei Wochen entschieden werden). Auch die Entscheidungsfindung<br />

der Jury erfolgt rein digital. Dabei<br />

kann jedes Jurymitglied passwortgeschützt und ortsunabhängig<br />

seine Entscheidung papierlos treffen. Der<br />

Antrag, die Entscheidung sowie die Projektdokumentation<br />

und -abwicklung werden in einem System ohne<br />

Medienbrüche geführt. Diese digitale Förderabwicklung<br />

der Initiative Musik hat zu einem transparenten System,<br />

einer schnellen Umsetzung und einem papierlosen Büro<br />

geführt. Die dafür notwendigen technischen Voraussetzungen<br />

sind im Vergleich zur bisherigen Vorgehensweise<br />

allerdings um ein Vielfaches größer. Indes machen die<br />

vereinfachten Produktionsbedingungen aber dennoch<br />

nicht aus jedem Antragsteller einen Künstler, auch wenn<br />

sie oder er technisch gut ausgestattet ist. Der rein künstlerische,<br />

kreative Prozess kann zwar unterstützt, aber eben<br />

nicht ersetzt werden.<br />

Bezogen auf die Förderabwicklung ist eine digitale Verwaltung<br />

ohne Medienbrüche vorteilhaft: Sie ist transparenter,<br />

schneller und fehlerfreier. Es kann auch zeitnäher<br />

reagiert werden. Zudem erleichtert sie den Künstlern den<br />

Zugang, den Mittelabruf und ihre eigene Dokumentation.<br />

Die Auswahl der zu fördernden Künstlerinnen und Künstler<br />

anhand unterschiedlichster Kriterien ist ebenfalls ein<br />

kreativer Prozess – auf der Basis von Wissen, Erfahrung<br />

und Gespür der Jurymitglieder. Zwar kann der Ablauf der<br />

Auswahl eines Künstlers formal durch digitale Medien<br />

unterstützt werden, nicht aber der Prozess der Entscheidung,<br />

welche Künstlerin oder welcher Künstler letztlich<br />

gefördert wird.

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