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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 64 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

museum). In der Praxis kommt dieser Weg aber nur für<br />

ausgewählte Sammlungen in Betracht.<br />

Einrichtungen, die ein sogenanntes Langzeitarchiv betreiben<br />

– eine davon ist die Deutsche Nationalbibliothek – müssen<br />

also die Speicherung der Objekte auf professionellem Niveau<br />

absichern und auch in der Lage sein, Verfahren wie<br />

die Migration oder die Emulation im Massenverfahren<br />

einzusetzen und zu beherrschen. Die entsprechenden Systeme<br />

selbst müssen kontinuierlich den Entwicklungen<br />

und aktuellen Erkenntnissen der Langzeitarchivierungsforschung<br />

angepasst werden. Eine große Bedeutung neben<br />

den technischen Vorkehrungen, zu denen insbesondere<br />

die Organisation der Einspielprozesse inklusive der<br />

Analyse und Validierung der eingehenden digitalen Objekte<br />

gehört, hat die Risikoabschätzung auf Objektebene.<br />

Diese erfolgt idealerweise in Kooperation mit anderen<br />

Einrichtungen, so dass gewonnenes Wissen ausgetauscht<br />

und Anstrengungen geteilt werden können. Ein wesentlicher<br />

Baustein in der nationalen Landschaft ist das von der<br />

Deutschen National Bibliothek mit Partnern begründete<br />

und heute von ihr als offene Plattform getragene Kompetenznetzwerk<br />

Langzeitarchivierung NESTOR (www.lang<br />

zeitarchivierung.de).<br />

In der Bilanz ist die digitale Bestandserhaltung eine Aufgabe<br />

von schnell wachsender Bedeutung. Sie gewinnt<br />

ihre Brisanz auch dadurch, dass einmal gespeichertes Material<br />

aus den dargestellten Gründen kontinuierlich weitere<br />

Aufwände generiert. Das technische und organisatorische<br />

Umfeld hierzu steht – insbesondere was die<br />

Bewältigung großer Mengen von Objekten angeht – noch<br />

am Anfang. Ohne Zweifel kann aber für die kommenden<br />

Jahre mit einem schnell wachsenden Ressourcenbereich<br />

gerechnet werden, der nicht nur generell Sach- und Personalmittel,<br />

sondern vor allem auch Aktivitäten zur verbesserten<br />

professionellen Absicherung durch Forschung und<br />

Entwicklung sowie geeignete Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten<br />

beinhalten sollte.<br />

3.2.2 Urheberrechtliche Rahmenbedingungen<br />

der Langzeitarchivierung<br />

Durch die Entwicklung neuer digitaler Technologien und<br />

die Tatsache, dass sich mit der Verbreitung des Internet<br />

kulturell und wissenschaftlich bedeutsame Informationen<br />

in neuen, schnelllebigen Formaten entwickelt haben, bewegen<br />

sich Gedächtnisorganisationen wie beispielsweise<br />

die Deutsche National Bibliothek zunehmend in urheberrechtlich<br />

relevanten Bereichen: Dazu gehören etwa der<br />

Sammelauftrag von unkörperlichen Medienwerken, die<br />

Langzeitarchivierung, die Erhaltung von gefährdeten Beständen,<br />

der um die digitalen Medien erweiterte Zugang<br />

für die Nutzer (zum Beispiel durch Kataloganreicherung<br />

mittels Digitalisierung der Inhaltsverzeichnisse), aber<br />

auch die Erschließung von elektronischen Publikationen.<br />

Hier besteht ein Bedürfnis für die Vornahme von Formatänderungen<br />

und unter Umständen die Entfernung<br />

technischer Schutzmaßnahmen. Zudem bedarf es gegebenenfalls<br />

der Schaffung von Rechtssicherheit und einer<br />

Balance zwischen urheberrechtlichem Schutz einerseits<br />

und dem gesetzlichen Auftrag der Gedächtnisorganisation<br />

andererseits.<br />

Rechtssicherheit zu schaffen wird umso dringlicher, als mit<br />

zunehmender Globalisierung und Internationalisierung einerseits,<br />

technologischem Fortschritt und wachsender<br />

Konvergenz von Medien und Vernetzung andererseits die<br />

Bewahrung kulturellen Erbes nicht an nationalen Grenzen<br />

Halt macht. Schließlich muss ein modernes Urheberrecht<br />

den veränderten technologischen Gegebenheiten und damit<br />

auch veränderten Nutzergewohnheiten entsprechen. In einer<br />

vernetzten globalen Internetwelt ist dem Umstand zu<br />

genügen, dass nicht mehr geographische beziehungsweise<br />

nationale Gesichtspunkte oder Formate und deren Absicherung<br />

im Vordergrund stehen. Moderne Lehr- und Lernmethoden<br />

etwa müssen der digitalen Welt Rechnung tragen.<br />

Auch das Urheberrecht muss mit den Entwicklungen<br />

Schritt halten. Ebenso sind Forschung und Lehre nicht länger<br />

an einen geographischen Ort gebunden.<br />

3.2.3 Deutsche Digitale Bibliothek<br />

Die Bewahrung des nationalen Erbes ist eine genuin öffentliche<br />

Aufgabe. Damit ist zugleich das wichtige medienpolitische<br />

Ziel verknüpft, die Chancen der Digitalisierung<br />

möglichst für jede Bürgerin sowie jeden Bürger<br />

zu öffnen und so die Meinungs- und Willensbildung in<br />

der Demokratie als auch die kulturelle Bildung in<br />

Deutschland zu stärken. Einen wesentlichen Beitrag dazu<br />

leistet die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB), ein Gemeinschaftsprojekt<br />

von Bund, Ländern und Kommunen.<br />

Die DDB ist ein zentrales, vollständig in öffentlicher Verantwortung<br />

betriebenes nationales Zugangsportal für Kultur<br />

und Wissenschaft in Deutschland. Sie ist zugleich der<br />

nationale Daten-Aggregator für die Europäische Digitale<br />

Bibliothek (Europeana). Auch schafft sie ein Netzwerk von<br />

Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland.<br />

Die Errichtung der DDB wurde von der Ministerpräsidentenkonferenz<br />

im Oktober 2010 und vom Bundeskabinett<br />

im Dezember 2010 beschlossen. Grundlage dafür bildeten<br />

gemeinsame Eckpunkte von Bund, Ländern und<br />

Kommunen sowie ein Verwaltungs- und Finanzabkommen<br />

zwischen Bund und Ländern. Für den Aufbau der Infrastruktur<br />

stellte der Bund bis Ende 2012 eine Vorhandfinanzierung<br />

von etwa 8,5 Mio. Euro zur Verfügung. Ein<br />

Aspekt der Entstehung der DDB war eine Aufforderung<br />

der Europäischen Kommission an die Mitgliedstaaten, im<br />

Rahmen des Projekts Europeana eigene Anstrengungen<br />

zur Digitalisierung und Bereitstellung kultureller sowie<br />

wissenschaftlicher Informationen zu unternehmen. Die<br />

DDB fungiert daher zugleich als zentraler nationaler Partner<br />

der Europeana und ermöglicht so eine umfassende<br />

Teilnahme deutscher Kultureinrichtungen an diesem<br />

europäischen Vorhaben.<br />

Die DDB unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von<br />

den gängigen Suchmaschinen. Anders als diese folgt die<br />

Bibliothek keiner kommerziellen Logik. Das mit ihr verbundene<br />

Anliegen ist nicht die Maximierung von Klickzahlen,<br />

sondern höchste Qualität, Seriosität und Verlässlichkeit<br />

der Inhalte. Damit ermöglicht die DDB auch den<br />

Zugang zu Inhalten jenseits des Mainstreams. Zugleich<br />

werden durch semantische Bezüge unerwartete Inhalte er-

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