BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 61 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />
gegebenen Garantien zu ermöglichen. Im Bereich der digitalen<br />
Distribution müssen also, wie bei den klassischen<br />
Vertriebswegen, prognostizierbare und kalkulierbare Verkaufserlöse<br />
gewährleistet werden, die nur durch das Endkundengeschäft<br />
erreicht werden können, das heißt, durch<br />
die Bereitschaft der Kunden, für die Nutzung des Films<br />
auch in den Online-Diensten ein angemessenes Entgelt zu<br />
zahlen.<br />
Wie im Bereich der Filmproduktion eröffnet die Digitalisierung<br />
auch im Rahmen der Filmdistribution eine größere<br />
Flexibilität und neue Absatzchancen. Gleichzeitig<br />
sind die Umstellungs- und Umrüstungskosten immens.<br />
Um die Vielfalt der deutschen Kinolandschaft zu erhalten,<br />
unterstützt der Beauftragte der Bundesregierung für<br />
Kultur und Medien (BKM) seit 2011 mit einem Förderprogramm<br />
diejenigen Kinos, die die Umrüstung auf digitales<br />
Abspiel aus eigener Kraft nicht bewerkstelligen können,<br />
darunter zahlreiche Filmkunsttheater. 305 Neben dem<br />
BKM stellten auch die Filmförderungsanstalt (FFA) und<br />
die Länder Mittel für die Umrüstung der Kinos auf digitale<br />
Technik bereit. Schließlich sicherten auch die Filmverleiher<br />
zu, sich am Umrüstungsprozess derjenigen Kinos<br />
zu beteiligen, die zum Kreis der Förderberechtigten<br />
von BKM und FFA gehören. Im Jahr 2011 wurden erst<br />
68 Prozent aller Langfilme (Spiel- und Dokumentarfilme)<br />
neben der klassischen 35 mm-Kopie auch als Digitalkopie<br />
vorgeführt. 306 Dies hat für den Filmverleih zur Folge,<br />
dass er in einer Übergangzeit die Filmtheater-Auswertung<br />
zweigleisig – nämlich auf dem Wege der 35 mm- und zusätzlich<br />
auch der Digitalkopie – vornehmen muss. Zudem<br />
beteiligt sich der Verleih an der Erstumrüstung der<br />
Filmtheater auf digitale Technik. Auf diese Weise erhöhen<br />
sich für den Filmverleih in den nächsten Jahren aufgrund<br />
der Digitalisierung die Kosten der Filmveröffentlichung.<br />
Neue Absatzchancen der digitalen Filmdistribution ergeben<br />
sich vor allem durch legale Online-Angebote, sogenannte<br />
Video on Demand-Angebote, die die Filmnutzung<br />
sowohl im Wege der zeitlich begrenzten Nutzung, also<br />
auch zum endgültigen Verbleib der Filmdateien auf den<br />
Abspielgeräten der Kunden ermöglichen. Mittlerweile<br />
bieten über 30 deutsche Plattformen Film-, Serien- und<br />
Dokumentar-Inhalte auf Abruf aus dem Internet an. 307<br />
Im ersten Halbjahr 2012 konnte der Umsatz aus Onlinekauf-Angeboten<br />
gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um<br />
drei Mio. Euro auf insgesamt 18 Mio. Euro gesteigert<br />
werden. Währenddessen betrugen die Umsätze aus dem<br />
Verkauf von Bildträgern (DVD, Blu-Ray) im Vergleichszeitraum<br />
559 Mio. Euro. 308 Wesentlich besser sieht das<br />
305 Vgl.: Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien:<br />
Kinodigitalisierung kommt voran. 20. Dezember 2012. Online abrufbar<br />
unter: http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundes<br />
regierung/BeauftragterfuerKulturundMedien/medien/filmfoerderung/<br />
kinodigitalisierung/_node.html<br />
306 Vgl.: Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO): Filmstatistisches<br />
Jahrbuch 2012. Baden-Baden: 2012, S. 22.<br />
307 Anmerkung: Weitere Informationen online unter: www.was-istvod.de<br />
abrufbar.<br />
308 Vgl.: Bundesverband Audiovisuelle Medien: Deutsche Videomarktdaten<br />
1. Halbjahr 2012. Online abrufbar unter: www.bvv-medien.de<br />
Verhältnis mit Blick auf den Verleihmarkt aus. Im ersten<br />
Halbjahr 2012 konnten die Erlöse im Online-Bereich gegenüber<br />
dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um acht<br />
Mio. Euro auf insgesamt 23 Mio. Euro gesteigert werden.<br />
Damit hat sich der Anteil der Online-Distribution auf<br />
mehr als 18 Prozent am Gesamtverleihmarkt (insgesamt<br />
123 Mio. Euro) erhöht. 309<br />
3.1.3 Nutzung<br />
3.1.3.1 Musik<br />
Musik nimmt einen ungebrochen hohen Stellenwert im<br />
Leben der deutschen Bürgerinnen und Bürger ein. Insgesamt<br />
84 Prozent – bei den Frauen sogar 86 Prozent – geben<br />
an, dass ihnen Musik wichtig oder sehr wichtig ist.<br />
Die größte Bedeutung hat Musik bei Jugendlichen zwischen<br />
14 und 19 Jahren, aber auch mehr als drei Viertel<br />
der älteren Menschen messen der Musik einen hohen<br />
Stellenwert bei. 310<br />
Die fortschreitende Diversifizierung im Angebot von Musik<br />
hinterlässt bei der Nutzung jedoch Spuren. Knapp die<br />
Hälfte der täglich gehörten Musik sind individuell ausgewählte<br />
Songs, die per Tonträger (20 Prozent) oder digitaler<br />
Audiodatei (28 Prozent) abgespielt werden. Das Radio<br />
nimmt mit 34 Prozent am täglichen Musikhören ebenfalls<br />
eine wichtige Rolle ein. 311<br />
Internet-basierte Musikdienste haben einen wachsenden<br />
Anteil an der täglichen Musiknutzung. Vor allem Musikvideo-Portale<br />
verfügen mit acht Prozent über ein vergleichsweise<br />
großes Gewicht. Hingegen finden Abobasierte<br />
oder werbefinanzierte Streaming-Services mit einem<br />
Anteil von zwei Prozent in Deutschland noch immer<br />
kaum statt. 312<br />
Im Bereich der Abo-basierten Dienste stellen Napster und<br />
Musicload Nonstop die am stärksten verbreiteten Services<br />
dar. Mit dem Markteintritt weiterer Streaming-Services,<br />
darunter beispielsweise Spotify oder Deezer, hat diese<br />
Form der Musiknutzung weiter an Bedeutung gewonnen.<br />
Anders als in den skandinavischen Ländern, in denen das<br />
Streaming bereits eine Erfolgsgeschichte darstellt, werden<br />
diese Dienste von den deutschen Nutzerinnen und<br />
Nutzern gegenwärtig vor allem zum Stöbern oder „Vorhören“<br />
geschätzt. So kam eine Studie von media control<br />
in Zusammenarbeit mit der Pop-Akademie im Mai 2011<br />
zu dem Ergebnis, dass 68 Prozent der Nutzerinnen und<br />
Nutzer von Streaming-Services diese Plattformen verwenden,<br />
um neue Musik zu entdecken oder eine Kaufentscheidung<br />
zu fällen. 313<br />
Neben den spannenden neuen Konsumwelten bieten die<br />
neuen Services aber noch eine weitere Chance: Durch<br />
ihre Attraktivität für digital affine und webaktive Menschen<br />
haben sie das Potenzial, auch für diejenigen, die<br />
309Vgl.: ebd.<br />
310 Vgl.: Bundesverband Musikindustrie e.V.: Musikindustrie in Zahlen<br />
2011. Berlin: 2012, S. 28.<br />
311 Vgl.: ebd., S. 29.<br />
312 Vgl.: ebd., S. 29.<br />
313 Vgl.: ebd., S. 31.