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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 58 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

Trotz der schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

und vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen<br />

im Musikgeschäft wurden von den Musikfirmen<br />

2011 weltweit rund 4,5 Milliarden US-Dollar in die<br />

Bereiche Artist und Repertoire (dieser beinhaltet die Vorschusszahlungen,<br />

Aufnahme- und Videokosten, Aufwendungen<br />

für den Tour-Support etc.) und das Marketing<br />

(unter anderem TV-Werbung, Kooperationen, Online-<br />

Marketing oder Promotion) investiert.<br />

Mit den neuen digitalen Möglichkeiten hat sich zwar die<br />

Art und Weise, wie Talente entdeckt werden, weiterentwickelt<br />

(unter anderem durch die Nutzung von Kanälen<br />

wie MySpace oder YouTube, Tape TV, MyVideo), am<br />

Aufbau nachhaltiger Künstlerkarrieren aber hat sich relativ<br />

wenig verändert. Das betrifft auch die <strong>Seite</strong> der Investitionen.<br />

Um einem Talent zu einem Durchbruch in einem<br />

großen Markt wie den USA zu verhelfen, bedarf es Investitionen<br />

von schätzungsweise 1,4 Mio. US-Dollar pro<br />

Künstler. Als Partner der Kreativen liefern die Musikfirmen<br />

hier eine wichtige Unterstützung, indem sie nicht nur<br />

in die professionelle Produktion und Vermarktung von<br />

Musik investieren und Anschubfinanzierungen leisten,<br />

sondern oftmals auch das Ausfallrisiko tragen.<br />

Insgesamt werden von Musikfirmen jährlich etwa<br />

2,7 Mrd. US-Dollar allein für den Bereich Artist und Repertoire<br />

(A&R) ausgegeben, was mehr als einem Sechstel<br />

(16 Prozent) der Einnahmen aus verkauften Musikaufnahmen<br />

weltweit entspricht. Im Branchenvergleich liegen<br />

die Ausgaben der Musikfirmen damit deutlich über den<br />

Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F&E) anderer<br />

Wirtschaftszweige. So betragen die F&E-Aufwendungen<br />

der Software- und Computerindustrie laut Industrial<br />

R&D Investment Scoreboard der Europäischen Kommission<br />

etwa 9,6 Prozent, die der Pharmazeutischen Industrie<br />

und der Biotechnologiebranche etwa 15,3 Prozent. Die<br />

Musikindustrie investiert zunehmend lokal, was sich auch<br />

in den Charts bemerkbar macht (gemessen an den Top 100<br />

Album-Charts sind 57,8 Prozent nationales Repertoire).<br />

291<br />

291 Vgl.: Offizielle deutsche Top 100 Longplay Charts, ermittelt von media<br />

control im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. In:<br />

Bundesverband Musikindustrie e.V.: Musikindustrie in Zahlen 2011.<br />

Berlin: 2012, S. 46.<br />

Die meisten Musiker mit Berufsambitionen wünschen<br />

sich sowohl eine finanzielle als auch eine professionelle<br />

Unterstützung der Musikfirmen – und suchen sich dabei<br />

ihre Partner frei am Markt. Bei einer Erhebung im September<br />

2012, die mit Unterstützung durch das Popbüro<br />

Region Stuttgart, die VW Sound Foundation, die Popakademie<br />

Baden-Württemberg, Local Heroes und Sound-<br />

GroundBerlin durchgeführt wurde, zeigte sich, dass<br />

insgesamt 80 Prozent der Befragten, die berufliche Ambitionen<br />

im Musikbereich verfolgen und noch keinen<br />

Vertrag mit einer Musikfirma haben, sich einen solchen<br />

Plattenvertrag wünschen. Als „sehr wichtig“ bei der Zusammenarbeit<br />

mit einem Label wurden die Unterstützung<br />

im Bereich Marketing und Promotion (71 Prozent), Kontakte<br />

zu Fernsehen und Radio (58 Prozent), die Möglichkeit,<br />

sich ganz auf den kreativen Prozess konzentrieren zu<br />

können (50 Prozent), Tour-Support (46 Prozent) und Vorschusszahlungen<br />

(45 Prozent) genannt. 292<br />

Große Veränderungen finden aktuell auch im Bereich des<br />

Marketings statt. Durch den gezielten Einsatz digitaler<br />

Medien konnten Marketingkosten reduziert werden<br />

(Rückgang der Ausgaben von 2,4 Mrd. US-Dollar in<br />

2008 auf 1,7 Mrd.US-Dollar in 2011). Zudem gelingt es<br />

den Musikfirmen zunehmend, Marketingkosten in neue<br />

Erlösmodelle für den Künstler umzumünzen, beispielsweise<br />

durch Markenpartnerschaften oder den Einsatz von<br />

Musik in Filmen, Games oder Werbung. 293<br />

3.1.1.2 Buch<br />

Autorinnen und Autoren stehen seit jeher zwei Wege zur<br />

Veröffentlichung ihrer Werke zur Verfügung – die klassische<br />

Publikation durch einen professionellen Verlagspartner<br />

oder die Selbstpublikation. Die digitale Informationstechnik<br />

und insbesondere das Internet haben die<br />

Selbstveröffentlichung technisch vereinfacht und eröffnen<br />

Autorinnen und Autoren neue Möglichkeiten, künstlerisch<br />

beziehungsweise publizistisch zu arbeiten. Autoren<br />

können über das Internet den direkten Kontakt zu<br />

ihren Lesern pflegen und ihre Werke eigenständig über<br />

Social Media-Plattformen bewerben. Dies kann vor allem<br />

für Kreative, die sich in den sozialen Medien zu Hause<br />

fühlen und wissen, wie sie diese (für ihre Zwecke) nutzen<br />

können, von Vorteil sein. Erkennbaren Erfolg haben aber<br />

eher die bereits bekannten Autoren, die diesen Weg zusätzlich<br />

nutzen.<br />

Nach wie vor jedoch ist die Verlagspublikation die gängigste<br />

Form der Buchproduktion, weil sie die Autoren in<br />

ihrem kreativen Schaffensprozess von der Finanzierung<br />

des Projekts, der optimalen Herstellung und der Vermarktung<br />

entlastet.<br />

Der erste Adressat für eine Autorin oder einen Autor ist<br />

das Lektorat. In dieser Abteilung wird an den Inhalten gearbeitet,<br />

erhält das Manuskript seine endgültige Form.<br />

Die Herstellung sorgt dafür, dass aus dem satzfertigen<br />

Manuskript ein Buch entsteht. Sie sorgt für eine entsprechende<br />

Ausstattung und koordiniert den eigentlichen Produktionsprozess<br />

– vom Einkauf des Papiers bis hin zur<br />

Buchbinderei. Der Vertrieb ist die Verkaufsabteilung des<br />

Verlages. Er ist erster Ansprechpartner für den Buchhandel.<br />

Die Marketingabteilung entwickelt Konzepte für<br />

Werbe- und Verkaufsmaßnahmen, der Presseabteilung<br />

obliegt der Versand von Rezensionsexemplaren. Zudem<br />

vermittelt sie Autoreninterviews und sorgt so für eine<br />

Wahrnehmung bei den Multiplikatoren, beispielsweise<br />

Literaturkritikern. Ob ein Manuskript zur Veröffentlichung<br />

angenommen wird, ob ihm also Chancen am Markt<br />

eingeräumt werden und wie es optimal gestaltet und vermarktet<br />

werden muss, das erarbeiten alle Abteilungen gemeinsam.<br />

Entscheidungen über Ausstattung, Ladenpreis,<br />

292 Vgl.: IFPI: Investing in Music. A. a. O.<br />

293 Vgl.: ebd.

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