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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 42 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

In der Breite der Bevölkerung sind Videopodcasts allerdings<br />

noch nicht sonderlich verbreitet, wie die Zahlen der<br />

ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 zeigen. Nur zwei Prozent<br />

aller Onliner rufen demnach mindestens einmal pro Woche<br />

Videopodcasts ab, wohingegen die Videonutzung insgesamt<br />

bei 37 Prozent liegt. Im Bereich der Nutzerinnen<br />

und Nutzer von Hybrid TV und/oder Tablets liegen die<br />

Zahlen etwas höher: Fünf Prozent nutzen mindestens einmal<br />

wöchentlich Videopodcasts, während die Videonutzung<br />

insgesamt bei 45 Prozent liegt. 206<br />

Die Zahlen zeigen aber auch ein Problem auf: Es liegen<br />

kaum valide Daten dazu vor, welche Internetmedien von<br />

welchen Benutzergruppen in welchem Umfang genutzt<br />

werden. Aus technischer Sicht mag es sinnvoll sein, zwischen<br />

On-Demand-Downloads, Streams und Podcasts zu<br />

unterscheiden. Aufgrund zunehmender Medienkonvergenz<br />

spielt diese Unterscheidung allerdings kaum eine<br />

Rolle im Hinblick auf die wahrgenommenen Inhalte. Dieselben<br />

Audio- und Videoinhalte stehen oftmals in vielen<br />

unterschiedlichen Angebotsformen zur Verfügung. Was<br />

als Stream live verfolgt werden kann, kann oft auch zum<br />

Nachhören heruntergeladen oder als Podcast abonniert<br />

werden. Ebenso wirkt die Unterscheidung zwischen Videoportalen<br />

im Internet und Live-Fernsehen im Internet<br />

zunehmend künstlich.<br />

Um die Bedeutung neuer Medien im Onlinebereich realistisch<br />

einschätzen zu können, bräuchte es verlässliche<br />

Daten, die weniger nach technischer Nutzungsart differenzieren,<br />

als vielmehr, der Konvergenz Rechnung tragend,<br />

nach der Art der jeweiligen Angebote. Ein erster<br />

Schritt könnte hierbei eine Unterscheidung zwischen<br />

Erst- und Zweitverwertungen sein: Inhalte, die originär<br />

für das Internet produziert werden, müssten von solchen<br />

unterschieden werden, die von öffentlich-rechtlichen oder<br />

privaten Anbietern lediglich als Kopie im Internet verfügbar<br />

gemacht werden. Sodann würde sich eine – zugegebenermaßen<br />

schwierige – Unterscheidung zwischen kommerziellen<br />

und nicht-kommerziellen Medienangeboten<br />

im Internet anbieten, vielleicht auch zwischen regional<br />

und überregional ausgerichteten.<br />

206 Vgl.: Eimeren, Birgit van/Frees, Beate: 76 Prozent der Deutschen<br />

online – neue Nutzungssituationen durch mobile Endgeräte. Ergebnisse<br />

der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012. In: Media Perspektiven 7–8<br />

(2012), S. 362–379, hier S. 374.<br />

207 Vgl.: http://www.ivw.eu Anmerkung: IVW steht für Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.<br />

Dass die Mediennutzung insbesondere jüngerer Menschen<br />

sich zunehmend ins Internet verlagert, ist nicht zuletzt<br />

am steigenden Altersdurchschnitt der Fernsehzuschauerinnen<br />

und -zuschauer abzulesen. Umso mehr fällt<br />

auf, dass es zwar viele Studien zur Internetnutzung gibt,<br />

jedoch nur wenige und unzureichende Daten zur Resonanz<br />

der konkreten journalistischen Angebotslandschaft<br />

im Internet. Die IVW-Zahlen 207 zu den monatlichen<br />

Klickraten publizistischer Angebote erfassen viele originär<br />

netzjournalistische Angebote erst gar nicht, zumal für<br />

eine Aufnahme in das Verzeichnis strenge Regeln gelten.<br />

Und während die Angaben für einzelne Medien verhältnismäßig<br />

ausdifferenziert sind – so lassen sich beispielsweise<br />

redaktionelle Inhalte von User Generated Content<br />

unterscheiden – fehlt es an einer systematischen Überblickauswertung<br />

dieser Zahlen.<br />

Die zunehmende Medienkonvergenz zeigt sich auch in<br />

der Beziehung zwischen Dominanz- und Leitmedien. Als<br />

Dominanzmedien werden dabei diejenigen Medien definiert,<br />

die die jeweils aktuelle Richtung des Medienwandels<br />

bestimmen und besonders in der Lage sind, Debatten<br />

zu neuen Themen anzustoßen, die dann breit geführt werden.<br />

Leitmedien hingegen sind führend in der Schaffung<br />

von breiter Öffentlichkeit. 208 In diesem Sinne bleibt das<br />

Fernsehen in Deutschland klares Leitmedium, Medienangebote<br />

im Internet hingegen fungieren als Dominanzmedien.<br />

Dies wird zum Beispiel an der TV-Liveberichterstattung<br />

zur Wahl des US-amerikanischen Präsidenten<br />

am 6. November 2012 deutlich, in der alle relevanten<br />

Fernsehsender mit sogenannten Internetexperten, mit<br />

Liveblogging und so weiter großen Aufwand betrieben,<br />

um darüber zu berichten, was parallel in den Online-Medien<br />

zur Präsidentschaftswahl veröffentlicht wurde. Hierbei<br />

handelt es sich insbesondere bei der Live-Berichterstattung<br />

meist um Äußerungen einzelner Individuen in<br />

sozialen Netzwerken wie Twitter, die zusammengenommen<br />

wiederum einen gewissen Nachrichtenwert haben<br />

oder ein Meinungsbild ergeben sollen.<br />

Die klassischen Medien – Fernsehen, Rundfunk und Print –<br />

haben weiterhin ungleich größere Nutzungszahlen als die<br />

weit ausdifferenzierten Online-Medien, greifen aber im<br />

Erstellen insbesondere ihrer Nachrichten- und Live-Inhalte<br />

stark auf Internet-Veröffentlichungen zurück. Hierbei<br />

zeigt sich auch, dass neben der letztlich geografisch<br />

bestimmten Unterscheidung in lokale, regionale, überregionale<br />

Medien durch das Internet verstärkt die publizistischen<br />

Tätigkeiten einzelner Individuen oder spezifischer<br />

Interessensgruppen mediale Bedeutung und diskursiven<br />

Einfluss erlangen.<br />

1.6 Folgen der Digitalisierung für den<br />

Journalismus<br />

Durch die Digitalisierung können mehr Informationen als<br />

je zuvor zeitgleich abgerufen werden. Journalisten sind<br />

gleichermaßen Nutzer dieser Information wie deren Produzenten<br />

(was Konsequenzen insbesondere für das Urheberrecht<br />

hat; dazu siehe weiter unten im Text). Aufgrund<br />

der mannigfaltigen Produktion von Informationsangeboten<br />

und dem stetig höheren Zeitdruck wird immer häufiger<br />

die Befürchtung laut, vertiefte journalistische Recherche<br />

werde zunehmend vernachlässigt und die Produktion<br />

hochwertiger sowie differenzierter Information sei gefährdet.<br />

„Es stimmt, dass die Anzahl und Vielfalt der<br />

publizierenden Plattformen im Zeitalter des Internet geradezu<br />

explodieren – und das ist eine gute Sache. Allerdings<br />

beschäftigen sich nur wenige davon mit der eigent-<br />

208 Vgl.: Schanze, Helmut.: Die Macht des Fernsehens. Leit- und/oder<br />

Dominanzmedium? In: Müller, Daniel (Hrsg.): Leitmedien. Konzepte<br />

– Relevanz – Geschichte. Medienumbrüche 32, Band 2, Bielefeld:<br />

2009, S. 53 ff.

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