27.02.2014 Aufrufe

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 36 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

aufgebaut, so dass die Deutsche Welle heute über Fernsehprogramme<br />

in den vier Sprachen Deutsch, Englisch,<br />

Spanisch und Arabisch verfügt. In den Ländern, in denen<br />

die technischen Grundlagen entsprechend vorhanden<br />

sind, wurde die Internetpräsenz in dreißig Sprachen massiv<br />

ausgebaut. Audio- und Videoinhalte werden aber<br />

nicht nur über diese Internetpräsenz, sondern auch über<br />

die 5 000 Partnerstationen der Deutschen Welle weltweit<br />

verbreitet. Die Deutsche Welle stellt längst einen zentral<br />

wichtigen Content-Lieferanten von Informationsinhalten<br />

dar.<br />

Zudem bildet die Deutsche-Welle-Akademie pro Jahr<br />

etwa 5 000 Medienschaffende insbesondere in Schwellenländern<br />

fort und betreibt einen Masterstudiengang für<br />

internationale Journalisten. Mit dem jährlich stattfindenden<br />

Global Media Forum in Bonn werden über 600 internationale<br />

Organisationen in das Kommunikationsnetz<br />

einbezogen.<br />

1.4.5 Presse<br />

Auch die Presseverlage sind im Internet außerordentlich<br />

präsent. Einige Verlage haben sogar eine Online-First-<br />

Strategie ausgerufen <strong>17</strong>9 und beschreiben die Situation<br />

heute als „Zeitungen in der Offensive“. Zahlreiche Internet-Angebote<br />

von Presseverlagen gehören hierzulande zu<br />

den meist genutzten Webinhalten.<br />

Dessen ungeachtet werden von vielen Presseverlagen das<br />

Wettbewerbsumfeld als schwierig und die traditionellen<br />

Geschäftsmodelle als gefährdet angesehen. Im September<br />

2012 hat der Bundesverband <strong>Deutscher</strong> Zeitungsverleger<br />

(BDZV) dazu aktuelle Zahlen vorgelegt: Danach kamen<br />

die Tageszeitungen im Jahr 2011 auf einen Gesamtumsatz<br />

von acht Mrd. Euro. Dem um 2,2 Prozent rückläufigen<br />

Anzeigengeschäft stand eine Steigerung der Vertriebsumsätze<br />

um 1,6 Prozent gegenüber. Bei den Wochen- und<br />

Sonntagszeitungen wuchsen die Vertriebserlöse um 3,1 Prozent,<br />

während die Anzeigen- und Beilagenumsätze um<br />

1,9 Prozent zurück gingen. Im Vertrieb hätten die Umsätze<br />

um 2,3 Prozent (Westdeutschland) beziehungsweise<br />

zwei Prozent (Ostdeutschland) gesteigert werden können.<br />

Die Anzeigen seien um 1,3 Prozent (West) beziehungsweise<br />

4,5 Prozent (Ost) zurückgegangen. 180<br />

Der BDZV hat mit der Bekanntgabe der Zahlen für das<br />

Jahr 2011 erklärt, dass das Internet – mit Blick auf die<br />

Verbreitung von Zeitungsinhalten – „ein Segen für die<br />

Verlage“ sei. Fast 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger<br />

über 14 Jahre (27,1 Millionen) seien auf den Webseiten<br />

der Verlage unterwegs. Weiter erklärt der BDZV: „Jetzt<br />

gehe es um die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle.<br />

Eine Refinanzierung der Online-Angebote ausschließlich<br />

über Werbung sei angesichts der Entwicklung<br />

der Werbepreise nicht gewährleistet. Zu Bezahlinhalten<br />

<strong>17</strong>9 Anmerkung: So zum Beispiel der Axel Springer Verlag.<br />

180 Zit. nach/vgl.: Bundesverband <strong>Deutscher</strong> Zeitungsverleger e.V.:<br />

„Zeitungen in der Offensive“. Pressemitteilung vom 16. Juli 2012.<br />

Online abrufbar unter: http://www.bdzv.de/aktuell/pressemitteilungen/<br />

artikel/detail/zeitungen_in_der_offensive<br />

(Paid Content) sähen die meisten Verlage keine Alternative“.<br />

181<br />

Auch der Umstand, dass viele große Presseverlage ausgesprochen<br />

profitabel arbeiten 182 , bedeutet keineswegs, dass<br />

die Refinanzierungsmöglichkeiten von journalistisch-redaktionellen<br />

Angeboten unproblematisch möglich wären,<br />

da Verlage sich stark diversifiziert haben und zum<br />

Teil mit anderen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen<br />

erfolgreich sind. In der Tat sind etwa im Bereich<br />

der Tageszeitungen die Abonnementzahlen kontinuierlich<br />

rückläufig. 183<br />

Was das Verhältnis von Internetnutzung und Zeitungsbeziehungsweise<br />

Zeitschriftenkonsum anbelangt, liegen<br />

mittlerweile erste wissenschaftliche Untersuchungen vor.<br />

Nach Auffassung der Sozial- und Kommunikationswissenschaftler<br />

Kolo und Meyer-Lucht sollen Online-Nachrichtenportale<br />

die gedruckten Tageszeitungen Schritt für<br />

Schritt substituieren. Für ihre Untersuchung haben die<br />

Autoren eine Zeitreihenanalyse der Mediennutzungsstudien<br />

Allensbacher Werbeträger-Analyse und Allensbacher<br />

Computer- und Technik-Analyse zwischen 2001<br />

und 2006 erstellt. Sie betrachteten die Nutzung von Nachrichtensites,<br />

die zum großen Teil von Zeitungsverlagen<br />

ins Internet gestellt werden, sowie die Nutzung gedruckter<br />

Zeitungen im Zeitraum von 2001 bis 2006. Dabei kamen<br />

sie zu dem Ergebnis, dass Tageszeitungen genau dort<br />

besonders viele treue Leser verlieren, wo eine starke Hinwendung<br />

zum Internet als Nachrichtenplattform zu beobachten<br />

ist. Das Internet bewirke eine schleichende<br />

„Erosion der Intensivleserschaft“ der Tagespresse, stellen<br />

die Autoren in ihrer Untersuchung mit dem gleichnamigen<br />

Titel fest. 184<br />

Besonders stark betroffen seien die Altersgruppen der<br />

25- bis 34-Jährigen und der 35- bis 44-Jährigen. Bei ihnen<br />

sei der Anteil der regelmäßigen Leserinnen und Leser von<br />

Abonnement-Tageszeitungen von 2001 bis 2006 von<br />

50,5 Prozent auf 37,4 Prozent und von 64,8 Prozent auf<br />

54,2 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum sei<br />

der Anteil der Intensivnutzer von Nachrichtensites von<br />

7,9 Prozent auf 14,2 Prozent und von sieben Prozent auf<br />

12,3 Prozent gestiegen. Online und Print entwickelten<br />

sich somit weder parallel noch ergänzten sie sich, sondern<br />

machten einander zunehmend Zuwendungsressourcen<br />

streitig. 185 Es zeichne sich der Übergang von einer „experimentellen<br />

Parallelnutzung“ hin zur „habitualisierten<br />

Entscheidung“ für Print oder Online ab. 186<br />

181 Vgl.: ebd.<br />

182 Anmerkung: So erzielte der Axel Springer Verlag im Jahr 2011 einen<br />

Gesamterlös von 3 184,9 Mio. Euro. Geschäftsbericht 2011 online<br />

abrufbar unter: http://www.axelspringer.de/dl/516392/Geschaefts<br />

bericht-2011_Axel-Springer-AG.pdf, S. 118.<br />

183 Vgl.: Goldhammer, Klaus: Zeitung für die Hosentasche? Zeitungshäuser<br />

kommen an neuem Vertriebsweg „eReader“ nicht mehr vorbei.<br />

In: Medientrends 2010, Goldmedia-Analysen.<br />

184 Vgl.: Kolo, Castulus/Meyer-Lucht, Robin: Erosion der Intensivleserschaft.<br />

Eine Zeitreihenanalyse zum Konkurrenzverhältnis von Tageszeitungen<br />

und Nachrichtensites. Medien & Kommunikationswissenschaft<br />

2007, S. 513 ff. Online abrufbar unter: http://www.neuekriminalpolitik.nomos.de/fileadmin/muk/doc/Aufsatz_07_04.pdf<br />

185 Vgl.: ebd., S. 523 ff.<br />

186 Vgl.: ebd., S. 528 f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!