BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 35 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />
nen rechtlich besteht und zur Erfüllung des öffentlichrechtlichen<br />
Auftrags sinnvoll ist, wird derzeit diskutiert.<br />
<strong>17</strong>5 Würde dies positiv beschieden, bestünde die<br />
Möglichkeit einer weiteren Verbreitung der Inhalte<br />
und gegebenenfalls auch der kreativen Auseinandersetzung<br />
mit ihnen. Auf der anderen <strong>Seite</strong> werden die<br />
Inhalte dann aus den öffentlich-rechtlichen Kontexten<br />
gelöst.<br />
1.4.4 Exkurs Auslandsrundfunk: Das Internetangebot<br />
der Deutschen Welle<br />
Das Internet ermöglicht eine grenzenlose Kommunikation.<br />
Es entsteht eine grenzüberschreitende, in Teilen sogar<br />
globale Kommunikationsgesellschaft. Politische Prozesse<br />
werden dadurch wesentlich mitbestimmt und<br />
Veränderungen häufig nicht mehr durch Entscheidungsträger,<br />
sondern über die Kommunikation von Bevölkerungsgruppen<br />
vorangetrieben. Ein Beispiel dafür sind die<br />
Veränderungsprozesse im arabischen Raum und in Asien.<br />
Die Geschwindigkeit der Kommunikation in diesem Rahmen<br />
übertrifft frühere Kommunikationsprozesse um ein<br />
Vielfaches. Parallel zu dieser Entwicklung werden auch<br />
die Finanzströme und wirtschaftlichen Zusammenhänge<br />
globalisiert. Nationale Schranken spielen zunehmend<br />
keine Rolle mehr.<br />
Die Deutsche Welle hat auch in einer durch die Digitalisierung<br />
noch einmal rasant internationalisierten Kommunikationsgesellschaft<br />
die Aufgabe, internationale Medienpräsenz<br />
für die Debatten und Anliegen der Bundesrepublik<br />
herzustellen. Diese Aufgabe wird durch das Deutsche-<br />
Welle-Gesetz genauer bestimmt. Insbesondere folgende<br />
Paragrafen sind dabei ausschlaggebend:<br />
„§ 4: Die Angebote der Deutschen Welle sollen Deutschland<br />
als europäisch gewachsene Kulturnation und freiheitlich<br />
verfassten demokratischen Rechtsstaat verständlich<br />
machen. Sie sollen deutschen und anderen Sichtweisen zu<br />
wesentlichen Themen vor allem der Politik, Kultur und<br />
Wirtschaft sowohl in Europa wie in anderen Kontinenten<br />
ein Forum geben mit dem Ziel, das Verständnis und den<br />
Austausch der Kulturen und Völker zu fördern. Die Deutsche<br />
Welle fördert dabei insbesondere die deutsche Sprache.<br />
[…]<br />
§ 5 (1): Die Deutsche Welle hat in ihren Sendungen die<br />
Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Die<br />
Vorschriften der allgemeinen Gesetze, die gesetzlichen<br />
Bestimmungen zum Schutz der Jugend und zur Gleichberechtigung<br />
von Frauen und Männern sowie des Rechts<br />
der persönlichen Ehre sind einzuhalten.<br />
<strong>17</strong>5 Vgl.: <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong>: Protokoll zum öffentlichen Expertengespräch<br />
der Projektgruppe Kultur, Medien und Öffentlichkeit am<br />
5. November 2012 im Deutschen <strong>Bundestag</strong>. Teil 1 und 2, a. a. O.<br />
§ 5 (2): Die Sendungen müssen eine unabhängige Meinungsbildung<br />
ermöglichen und dürfen nicht einseitig eine<br />
Partei oder sonstige politische Vereinigung, eine Religionsgemeinschaft,<br />
einen Berufsstand oder eine Interessengemeinschaft<br />
unterstützen. Die sittlichen, religiösen<br />
und weltanschaulichen Überzeugungen der Rundfunkteilnehmer<br />
sind zu achten.<br />
§ 5 (3): Die Berichterstattung soll umfassend, wahrheitsgetreu<br />
und sachlich sein sowie in dem Bewusstsein erfolgen,<br />
dass die Sendungen der Deutschen Welle die Beziehungen<br />
der Bundesrepublik Deutschland zu ausländischen Staaten<br />
berühren. Herkunft und Inhalt der zur Veröffentlichung<br />
bestimmten Nachrichten sind mit der gebotenen<br />
Sorgfalt zu prüfen. Kommentare sind deutlich von Nachrichten<br />
zu trennen und unter Nennung des Verfassers als<br />
solche zu kennzeichnen.“ <strong>17</strong>6<br />
Insbesondere die Aufgabe der Völkerverständigung und<br />
des kulturellen Austauschs hat die Deutsche Welle in jüngerer<br />
Vergangenheit mit den medialen Möglichkeiten des<br />
Internet und der Digitalisierung verknüpft. So vergibt die<br />
Deutsche Welle beispielsweise seit 2004 ihre internationalen<br />
Blog-Awards („Best of Blogs“). <strong>17</strong>7 Jährlich wird<br />
das weltweite Publikum der Deutschen Welle aufgefordert,<br />
für diese Preise herausragende Blogs in elf verschiedenen<br />
Sprachen zu nominieren. Der Schwerpunkt liegt<br />
dabei auf der Förderung der Presse- und Informationsfreiheit.<br />
2010 in Kairo sowie 2011 in Kairo und Tunis hat die<br />
Deutsche Welle darüber hinaus einen sogenannten Young<br />
Media Summit veranstaltet <strong>17</strong>8 , der vor allem dem Miteinander<br />
junger Medienmacher aus Deutschland und den<br />
arabischen sowie nordafrikanischen Ländern diente. Dabei<br />
ging es um den Austausch über länderspezifische Arbeitsbedingungen,<br />
praktische Workshops im Bereich der<br />
Medienproduktion on- wie offline sowie um Diskussionsoder<br />
Präsentationsformate zu Presse- und Informationsfreiheit.<br />
Aus diesen beiden Veranstaltungen entwickelten<br />
sich dauerhaft kleinere Austauschformate in den beteiligten<br />
Ländern.<br />
Wenn es darum geht, weltweit Zielgruppen im Ausland<br />
zu erreichen, genügt es nicht, dass über das Internet<br />
deutschsprachige Inhalte global verfügbar sind. Vielmehr<br />
müssen über soziale Netzwerke und zielgruppengerichtete<br />
Angebote die Menschen entweder in der meistverbreiteten<br />
Sprache Englisch oder in den jeweiligen meistgesprochenen<br />
Sprachen wie Russisch, Chinesisch,<br />
Brasilianisch, Spanisch, Arabisch angesprochen werden.<br />
Hinzu kommen die noch auf lange Sicht meist genutzten<br />
linearen Fernseh- und Audioprogramme, die auf die<br />
Online-Angebote hinführen und den zu verbreitenden<br />
Content enthalten. Eine mangelnde Präsenz Deutschlands<br />
in der weltweiten Kommunikationsgesellschaft würde<br />
sich langfristig gesehen politisch, wirtschaftlich und kulturell<br />
negativ auswirken.<br />
Die Deutsche Welle hat auf der Basis der im Deutschen<br />
<strong>Bundestag</strong> begrüßten Aufgabenplanung für die Jahre<br />
2010 bis 2013 ihre Programmangebote deutlich auf diese<br />
Bedürfnisse abgestellt und teilweise umfassend reformiert.<br />
Ein spanisch-sprachiges Fernsehprogramm wurde<br />
<strong>17</strong>6 Zit. nach: Deutsche-Welle-Gesetz. Online abrufbar unter: http://<br />
www.dw.de/popups/pdf/11930460/dw-gesetz-pdf.pdf<br />
<strong>17</strong>7 Vgl.: http://thebobs.com/deutsch/uber-die-bobs/219-2<br />
<strong>17</strong>8 Vgl.: http://youngmediasummit.org