BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 31 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />
150 Anmerkung: Ende 2011 lag der Digitalisierungsgrad in Deutschland<br />
– laut Jahrbuch der Medienanstalten 2011/2012 – bereits bei<br />
71,4 Prozent. Das heißt, fast drei von vier deutschen Fernseh-Haushalten<br />
nutzten mit mindestens einem TV-Gerät einen digitalen Übertragungsweg.<br />
Beschleunigend dürfte sich hier auswirken, dass am<br />
30. April 2012 das analoge Satellitensignal endgültig abgeschaltet<br />
wurde.<br />
151 Anmerkung: Fernsehen via Internet gewinnt in Deutschland immer<br />
mehr an Beliebtheit. Einer ADR/ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr<br />
2011 zufolge, rufen zwölf Prozent der Internetnutzer mindestens einmal<br />
wöchentlich Videos im Internet ab, nutzen Videoportale oder sehen<br />
live beziehungsweise zeitversetzt Fernsehsendungen im Internet<br />
an. (Vgl.: Frees, Beate/Eimeren van, Birgit: Bewegtbildnutzung im<br />
Internet 2011: Mediatheken als Treiber. Ergebnisse der ARD/ZDF-<br />
Onlinestudie 2011. In: Media Perspektiven 7–8/2011, Zusammenfassungen,<br />
S. 379.) Rundfunkveranstalter können durch ihr expandierendes<br />
Online-Angebot die Wertschöpfungskette verlängern.<br />
152 Vgl.: BITKOM e.V.: Netzgesellschaft. Eine repräsentative Untersuchung<br />
zur Mediennutzung und dem Informationsverhalten der Gesellschaft<br />
in Deutschland. Berlin: 2011. Online abrufbar unter: http://<br />
www.bitkom.org/files/documents/bitkom_publikation_netzgesell<br />
schaft.pdf Anmerkung: Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass<br />
es sich beim Nutzungsverhalten der genannten Gruppen keinesfalls<br />
um einen linearen, sondern vielmehr einen dynamischen Prozess<br />
handelt. Die Nutzung klassischer und digitaler Medien verändert sich<br />
im Laufe des Lebens und ist von unterschiedlichen Lebenssituationen<br />
abhängig.<br />
153 Anmerkung: Plattformen bündeln Angebote und vermitteln diese an<br />
den Endkunden.<br />
1.4.1 Digitalisierung und Konvergenz<br />
Der Prozess der Digitalisierung 150 wirkt sich sowohl hinsichtlich<br />
der strukturellen Gegebenheiten im Mediensektor<br />
als auch auf das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer<br />
aus. Diese Entwicklung führt in gesellschaftlicher und regulatorischer<br />
Hinsicht zu neuen Herausforderungen.<br />
Der technische Fortschritt hat allgemein zu einem veränderten<br />
Nutzungsverhalten geführt: Neben einem stetig<br />
wachsenden Fernsehkonsum, wird gleichzeitig auch das<br />
Internet verstärkt genutzt 151 , wobei eine zunehmende<br />
Nachfrage nach einem individualisierten, interaktiven<br />
und sozialen Mediennutzungserlebnis zu erkennen ist.<br />
Ebenso steigt mit Blick auf den Meinungsbildungsprozess<br />
die Bedeutung von Online-Diensten und Web 2.0-<br />
Angeboten. Dieses gilt gerade für die sogenannten Digital<br />
Natives, also diejenigen Generationen, die mit dem Internet<br />
aufwachsen und weniger stark die klassischen Medien<br />
konsumieren. So ist das Internet inzwischen zur bedeutendsten<br />
Informationsquelle bei den 19- bis 24-Jährigen<br />
geworden. 152 Hinsichtlich der Rolle, die die digitalen Medien<br />
für die Meinungsvielfalt spielen, gewinnt die Frage<br />
des Zugangs von Programm- und Inhalteanbietern zu<br />
Netzen und Plattformen 153 sowie die Auffindbarkeit von<br />
Angeboten zunehmend an Bedeutung.<br />
Während früher Medien und Distribution, aber auch die<br />
verschiedenen Übertragungswege klar voneinander<br />
getrennt waren, führt die Digitalisierung zu einer verstärkten<br />
Konvergenz beider Bereiche. So lässt sich ein<br />
Zusammenwachsen der Netztechnologien und Übertragungswege<br />
konstatieren, was zur Folge hat, dass man beispielsweise<br />
über das Telefonnetz fernsehen, über das Kabelnetz<br />
telefonieren oder aber Fernsehen und Internet auf<br />
mobilen Endgeräten nutzen kann. Gleichzeitig ist eine zunehmende<br />
Verschmelzung von Anwendungen und Endgeräten<br />
erkennbar. 154 Die Hersteller der Geräte und Anbieter<br />
der entsprechenden Portale für Anwendungen und<br />
Inhalte sind bei diesen hybriden Geräten (wie Smart TV)<br />
oftmals identisch. Zu den klassischen Playern der Rundfunklandschaft<br />
– also den privaten und öffentlich-rechtlichen<br />
Sendern – treten vermehrt neue (internationale) Anbieter<br />
aus dem Bereich der Telekommunikationsindustrie,<br />
der Internet-Anbieter sowie der Endgerätehersteller. 155<br />
Diese neuen Marktteilnehmer bieten Mediendienste an,<br />
die die Vielfalt im Markt bereichern und gleichzeitig in<br />
Wettbewerb zu den etablierten Programmveranstaltern<br />
treten. Sie entwickeln neue Erlös- und Geschäftsmodelle<br />
und bedienen sich dabei verschiedener Verbreitungstechnologien.<br />
Hybride Endgeräteplattformen, mobile Plattformen<br />
und Internet-Plattformen sind nicht mehr zwingend<br />
an eine eigene Netzinfrastruktur gebunden. Sie sind davon<br />
vielmehr entkoppelt. Folglich lässt sich eine starke<br />
Marktposition heute auch ohne Netzinhaberschaft herausbilden.<br />
Das Auftreten dieser neuen Akteure hat zur Folge,<br />
dass sich das (Medien-)Ökosystem und mit ihm die Wettbewerbsstruktur<br />
verändert. Gleichzeitig hat das Internet<br />
zu einer globalen Vernetzung geführt, die dem Nutzer ein<br />
bis dahin unbekanntes Maß an Meinungs- und Angebotsfülle<br />
eröffnete.<br />
1.4.2 Privater Rundfunk<br />
Die Online-Angebote privater Rundfunkveranstalter gehören<br />
zu den erfolgreichsten Angeboten im Internet. 156<br />
Alle größeren privaten Rundfunkveranstalter verfolgen<br />
eine Mehr-Medien-Strategie, bei der lineare und nicht-li-<br />
154 Anmerkung: Die Nachfrage nach vernetzbarer Unterhaltungselektronik,<br />
Computern und Mobil-Geräten wächst. Die Vernetzung von<br />
klassischer Unterhaltungselektronik, Computern und mobilen Geräten<br />
verändert darüber hinaus auch die Art, wie Medien konsumiert<br />
werden. Fernsehen und Internet werden häufig parallel genutzt. Nach<br />
einer repräsentativen Umfrage des BITKOM e.V. surfen insgesamt<br />
77 Prozent der Internetnutzer in Deutschland mit Laptop, Smartphone<br />
und Ähnlichem, während sie gleichzeitig fernsehen. Das Web<br />
wird dadurch zum interaktiven Kanal des klassischen Fernsehens.<br />
(Vgl.: BITKOM e.V.: Heimvernetzung. Ein Milliardenmarkt. Berlin:<br />
2012. Online abrufbar unter: http://www.bitkom.org/de/presse/<br />
74532_72550.aspx) Laut einer aktuellen BITKOM-Studie (vgl.:<br />
BITKOM e.V.: Europaweiter Boom bei internetfähigen Flachbildfernsehern.<br />
Berlin: 2012. Online abrufbar unter: http://www.bit<br />
kom.org/de/presse/74532_72476.aspx) rechnet man allein in<br />
Deutschland bis Ende 2012 mit etwa zehn Millionen internetfähigen<br />
Fernsehgeräten. Mittlerweile ist fast jedes zweite (46 Prozent) neu<br />
verkaufte TV-Gerät mit Internetzugängen ausgerüstet. Nach Berechnungen<br />
des BITKOM e.V. verfügen am Jahresende 2012 etwa<br />
22 Prozent der bundesdeutschen Haushalte über einen Fernseher mit<br />
Internetanschluss. Nach aktuellen Schätzungen des BITKOM e.V.<br />
schließen derzeit etwas mehr als die Hälfte aller Besitzer von Connected<br />
TV ihren Fernseher auch tatsächlich ans Internet an. Über den<br />
neuen Standard HbbTV können programmbegleitende Informationen<br />
abgerufen werden. Im Trend sind überdies TV-Apps: wie bei einem<br />
Smartphone ermöglichen diese kleinen Programme beispielsweise<br />
Videotelefonie oder den Abruf von Wetterdiensten.<br />
155 Anmerkung: So ist zu beobachten, dass die Übertragungsnetzbetreiber,<br />
die in Deutschland durch das Telekommunikationsrecht auf Bundesebene<br />
reguliert werden, verstärkt auch als Inhalteanbieter auftreten.<br />
Dieses wirft die Frage auf, ob Netze und Inhalte getrennt<br />
voneinander reguliert werden sollen.<br />
156 Vgl.: IVW: Online-Nutzungsdaten 02/2013. Online abrufbar unter:<br />
http://ausweisung.ivw-online.de