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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode – 29 – Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong><br />

Google verbindet Suchen explizit mit seinem eigenen sozialen<br />

Netzwerk Google+, das mit viel Energie zu etablieren<br />

versucht wird. Neben den „neutralen“ Webinhalten<br />

als Ergebnis einer Suche werden eingeloggten Google+-<br />

Nutzern für die Suche auch relevante Inhalte aus dem eigenen<br />

sozialen Umfeld dargestellt, was als Social search<br />

bezeichnet wird.<br />

Facebooks Antwort auf Social search wurde am 15. Januar<br />

2013 vorgestellt. Graph search soll neben der Timeline<br />

und dem News Feed einen dritten Pfeiler im System<br />

Facebook darstellen. Die durch die Nutzer öffentlich gemachten<br />

Informationen können durch Graph search gezielt<br />

nach bestimmten Orten oder Vorlieben durchsucht<br />

werden. Für externe Angebote hat Facebook eine Kooperation<br />

mit der Microsoft-Suchmaschine Bing angekündigt.<br />

Einerseits ist hier festzuhalten, dass potenziell denkbare<br />

Auswirkungen dieser Mechanismen, wie eine Homogenisierung<br />

von Interessen und Meinungen oder die Konzentration<br />

von Inhalten bislang kaum verstanden werden.<br />

Anderseits ist es so, dass es die Menschen selbst sind, die<br />

in sozialen Netzwerken maßgeblich beeinflussen, welche<br />

Informationen sie und ihre Freunde sehen. Dies geschieht<br />

nicht allein durch eine Technologie. Menschen vernetzen<br />

sich zudem in sozialen Netzwerken insbesondere mit Personen,<br />

die sie auch in der realen Welt kennen. Die Kommunikation<br />

in sozialen Netzwerken stellt daher eine Art<br />

Verlängerung der ohnehin stattfindenden Kommunikation<br />

dar. Die Meinungsvielfalt innerhalb der eigenen, real<br />

existierenden sozialen Strukturen bildet in der Regel<br />

ebenfalls nicht das volle Meinungsspektrum ab. Insofern<br />

stellt eine Übertragung dieser Strukturen auf soziale<br />

Netzwerke nicht notwendigerweise eine Einschränkung,<br />

sondern lediglich eine Ergänzung der Lebenswirklichkeit<br />

dar. Eine potenzielle Auswirkung der Nutzung sozialer<br />

Netzwerke kann darüber hinaus auch zur Heterogenisierung<br />

von Meinungen führen: Kontakte in sozialen Netzwerken<br />

gehen häufig über das engere persönliche Umfeld<br />

hinaus, wodurch eine größere Vielfalt an Meinungen<br />

kommuniziert wird.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass neben den<br />

Angeboten der klassischen Medienkonzerne im Internet<br />

auch die Kommunikations- und Koordinationsmechanismen<br />

der (sozialen) Internet-Plattformen die Informationsversorgung<br />

stark prägen.<br />

Es scheint, als ob sich die Rolle des Mediums Internet<br />

und insbesondere der interaktiven, sogenannten Web 2.0-<br />

Anwendungen im Hinblick auf Informationsversorgung<br />

und die Replikation sozialer Strukturen bereits ändert,<br />

noch bevor der Übergang von klassischen Massenmedien<br />

hin zum Internet hinreichend untersucht, verstanden und<br />

gesellschaftlich breit verarbeitet wurde.<br />

1.3.6 Digitale Endgeräte als neue Gatekeeper<br />

1.3.6.1 Problemlage<br />

Spätestens die Erfolgsgeschichte von Apple hat gezeigt,<br />

welche Bedeutung dem Endgerät bei der Verbreitung digitaler<br />

Angebote zukommt. Sicherlich ist es auch der Attraktivität<br />

der Geräte dieses Herstellers zuzurechnen, dass<br />

der digitale Musikvertrieb über den Apple iTunes-Store<br />

das Geschäftsmodell für den Verkauf von Tonträgern<br />

strukturell verändert hat. Auch in Deutschland ist iTunes<br />

klarer Marktführer im digitalen Musikvertrieb.<br />

Im Fernsehbereich hat unter den Stichworten Hybrid TV,<br />

Smart TV oder Connected TV der Markteintritt von Endgeräten<br />

begonnen, auf denen über das Fernsehsignal eingespielte<br />

Signale und aus dem Internet gewonnene Informationen<br />

zusammen auf einem Bildschirm für den Nutzer<br />

verfügbar sind. Solche Anwendungen können über eine<br />

große Palette verschiedener Endgeräte genutzt werden.<br />

Diese reichen von internetfähigen TV-Geräten, die direkt<br />

über LAN oder WLAN vernetztbar sind, über onlinefähige<br />

Set-Top-Boxen und Blu-ray-Player bis hin zu Videospielkonsolen.<br />

HbbTV-Dienste 146 sind aber nicht die einzige<br />

Form solcher TV-Anwendungen. Es existiert darüber<br />

hinaus auch die Möglichkeit, eine interaktive TV-Applikation<br />

(TV-App) in einem oder mehreren der unterschiedlichen<br />

herstellerspezifischen TV-Portale zu platzieren, die<br />

über die Geräte von Elektronikunternehmen verfügbar<br />

sind. Der Zuschauer erreicht auch die Herstellerportale<br />

über eine spezielle Taste der Fernbedienung und kann von<br />

hier aus die Apps nutzen. Einige Herstellerportale umfassen<br />

bereits mehrere hundert TV-Apps. Davon ist in der<br />

Regel ein kleiner Teil bereits vorinstalliert, weitere lassen<br />

sich über einen App-Store laden. Eine weitere entscheidende<br />

Entwicklungslinie ist in der Verknüpfung der TV-<br />

Geräte mit weiteren vor allem mobilen Endgeräten wie<br />

Tablets oder Smartphones zu sehen. Diese unter den<br />

Oberbegriffen „Multiscreen“, „Second Screen“ und<br />

„Social-TV“ laufenden Entwicklungen ermöglichen eine<br />

Reihe von neuen Anwendungsszenarien. 147<br />

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass TV-Apps nicht die<br />

einzige Möglichkeit sind, entsprechende Inhalte auf<br />

Smart TV zu empfangen. Selbst wenn Hersteller von<br />

Smart TV für bestimmte Inhalte keine Apps im Empfangsgerät<br />

bereithalten, können diese Inhalte gleichwohl<br />

durch drahtgebundene (HDMI etc.) oder funkgestützte<br />

(DLNA, Wi-Fi Direct etc.) Zugangstechnologien auf den<br />

Smart TV gelangen und vom Zuschauer empfangen werden.<br />

Die (drahtlose) Vernetzung der einzelnen Endgeräte<br />

(Smartphone, Tablet, Smart TV etc.) ist das erklärte Ziel<br />

der Computer- und Elektronikbranche.<br />

Diese Entwicklung hat wiederum die Hersteller und Vertreiber<br />

von Endgeräten in die kommunikationspolitische<br />

Diskussion gerückt, da sie über entsprechende Voreinstellungen<br />

die Darstellung von Inhalten auf dem Bildschirm<br />

beeinflussen können. Sie können beispielsweise technisch<br />

festlegen, welche der für das Fernsehbild optimierten<br />

Internetanwendungen auf ihren Geräten verfügbar<br />

sind und in welcher Anordnung. Auch diese Entwicklung<br />

zeigt die Bedeutung der Geräte an der Schnittstelle zwi-<br />

146 Anmerkung: HbbTV steht für Hybrid Broadcast Broadband Television<br />

(Smart TV).<br />

147 Vgl.: Goldmedia GmbH Strategy Consulting: Potenziale von Smart<br />

TV-Plattformen für lokale Fernsehsender. Erstellt für die Bayerische<br />

Landeszentrale für neue Medien. BLM e-Book Band 3, Mai 2012.

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