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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 26 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

Dies zeigt etwa das Nutzungsverhalten am Beispiel von<br />

Online-Videoportalen (YouTube wird unter Google Sites<br />

gezählt): Das bedeutet, dass es für den Nutzer einen relevanten<br />

Unterschied macht, ob er über diese Plattform andere<br />

Nutzerinnen und Nutzer erreichen kann oder auf andere<br />

Plattformen ausweichen muss. An dieser Stelle zeigt<br />

sich auch, welche Auswirkungen etwa das Haftungsrecht<br />

auf Kommunikationsprozesse haben kann. So ist es aus<br />

Sicht von Plattformen-Anbietern rational (derart geschieht<br />

es auch meist), sich gegenüber den Nutzern vorzubehalten,<br />

bei Verstoß gegen die in der Regel weit gehaltenen<br />

Nutzungsbedingungen Inhalte zu entfernen.<br />

Gehen beispielsweise Beschwerden über kommunikative<br />

Inhalte ein, kann der Plattformanbieter diesen Inhalt entfernen<br />

und sich damit der Haftungsrisiken entledigen (das<br />

ist der Grundgedanke des sogenannten Notice-and-takedown-Verfahrens).<br />

Der entsprechende kommunikative Inhalt<br />

ist fortan über die jeweilige Plattform nicht mehr erreichbar.<br />

1.3.4.2 Suchmaschinen<br />

Derzeit sind allein mehr als 14 Millionen .de-Domains<br />

registriert. Auch wenn bei der Internetnutzung mit der<br />

Verbreitung diesen technischen Mediums eine Habitualisierung<br />

einhergeht, so dass es sein kann, dass viele Nutzerinnen<br />

und Nutzer <strong>Seite</strong>n direkt aufrufen und auf Suchhilfen<br />

nicht angewiesen sind, ändert dies nichts an dem<br />

Umstand, dass Suchmaschinen eine besondere Bedeutung<br />

für das Auffinden von Informationen im Netz haben.<br />

Die praktische Bedeutung der Suchmaschinen wird insbesondere<br />

dadurch deutlich, dass der Zugriff auf neue Internetseiten<br />

größtenteils nicht durch direkte Anwahl geschieht,<br />

sondern in mehr als 70 Prozent der Fälle über die<br />

Suchergebnisse eines Suchmaschinenanbieters vermittelt<br />

wird. 133<br />

Die am häufigsten genutzten Anwendungen im Internet<br />

sind die E-Mail-Funktion, Social Media und Suchmaschinen.<br />

82 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer verwenden<br />

beim Surfen mindestens einmal pro Woche Suchmaschinen.<br />

Studien anhand der Suchmaschine Google machen deutlich,<br />

dass die Position des Suchergebnisses das wichtigste<br />

Selektionskriterium für die Nutzer darstellt, also die Selektion<br />

und Priorisierung bedeutsam ist. In den unterschiedlichen<br />

Untersuchungsszenarien erfolgen 45 Prozent<br />

der Klicks auf den oberen Suchergebnissen, vier von zehn<br />

Klicks gehen auf die oberen, linken Anzeigen. Die oberen<br />

Suchergebnisse fallen dabei nicht nur schneller ins Auge,<br />

die Anordnung suggeriert den Nutzern auch, dass an<br />

oberster Stelle die Suchergebnisse mit der höchsten Relevanz<br />

stehen. 134<br />

133 Vgl.: ARD/ZDF-Onlinestudie 2003 und 2004.<br />

134 Vgl.: Google Eye-Tracking Studie 2009. Online abrufbar unter: http://<br />

googleblog.blogspot.com/2009/02/eye-tracking-studies-more-thanmeets.html<br />

Im Bereich linearer Medien können elektronische Programmführer<br />

(EPG: Electronic Program Guide) vergleichbare<br />

Orientierungsfunktion erhalten.<br />

Suchmaschinen haben Einfluss auf die Verbreitungsperspektive<br />

eines Inhaltes, also die Chance auf das Erreichen<br />

einer größeren oder kleineren Öffentlichkeit. Sie sollen<br />

gewichten, das heißt im Hinblick auf die gestellte Suchanfrage<br />

Relevantes von weniger Relevantem unterscheiden.<br />

Dies zeigt allerdings auch, dass – trotz aller sonstigen<br />

Funktionsunterschiede – das Thema Meinungsmacht<br />

oft ganz unabhängig von Missbrauch relevant ist. Der berühmt<br />

gewordene Satz von Nissenbaum „to exist is to be<br />

indexed by a search engine“ indiziert die Bedeutung. 135<br />

Mit den Massenmedien haben Suchmaschinen jedenfalls<br />

gemeinsam, dass sie als „Agenten“ des „Prinzipal“, das<br />

heißt des Nutzers, Informationen nach Relevanz selektieren<br />

und gewichten.<br />

Anders als Massenmedien, die ein eigenes soziales System<br />

bilden und entsprechende professionelle Regeln entwickelt<br />

haben, ist für den Bereich der Suchmaschinen<br />

nicht auf den ersten Blick klar, worin die Erwartung an<br />

die Auswahl- und Gewichtungsentscheidung besteht.<br />

Entsprechend ist zu definieren, worin ein Missbrauch<br />

durch einen Suchmaschinenanbieter liegen würde.<br />

In Kartellverfahren wird die Bevorzugung mit dem eigenen<br />

Unternehmen verbundener Unternehmen gegenüber<br />

Konkurrenten problematisiert. So haben konkurrierende<br />

Suchmaschinenbetreiber 2010 beim Bundeskartellamt,<br />

aber auch bei der Europäischen Kommission missbräuchliches<br />

Handeln des Suchmaschinenanbieters Google gerügt.<br />

136<br />

1.3.4.3 App-Portale<br />

Man kann mit gewisser Berechtigung sagen, dass sich mit<br />

Aufkommen des iPod der Musikmarkt vollständig gewandelt<br />

hat. Der Erfolg der attraktiven Endgeräte eines<br />

Herstellers hat den Markt für den körperlosen Verkauf<br />

von Musik grundlegend verändert. Der Großteil aller körperlos<br />

vertriebenen Musikstücke wird über iTunes verkauft.<br />

In den USA waren es 2009 mehr als 69 Prozent,<br />

was mehr als 25 Prozent aller Musikverkäufe überhaupt<br />

(körperlos und auf Trägermedien) ausmacht. 137<br />

Das Beispiel der Musikwirtschaft zeigt, dass Marktentwicklungen<br />

im Endgerätebereich Auswirkungen auf die<br />

gesamte Kette der Verbreitung von kommunikativen Inhalten<br />

haben können. (Zur Endgeräte-Problematik vgl.<br />

Kapitel 1.3.6 Digitale Endgeräte als neue Gatekeeper.)<br />

135 Vgl.: Introna, Lucas D./Nissenbaum, Helen: Shaping the Web. Why<br />

the Politics of Search Engines Matters. In: The Information Society<br />

16 (2000), S. 169–185 (hier: S. <strong>17</strong>1).<br />

136 Anmerkung: Zum aktuellen Sachstand: http://www.heise.de/news<br />

ticker/meldung/Google-macht-weitere-Zugestaendnisse-im-Streit-mit-<br />

EU-<strong>17</strong>95879.html<br />

137 Vgl.: NPD Group: Music Increases Share of Overall Music Sales Volume<br />

in the U. S. Pressemitteilung vom 18. August 2009. Online abrufbar<br />

unter: http://www.npd.com/press/releases/press_090818.html

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