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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 20 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

Darin wird unter anderem auf den wachsenden Einfluss<br />

des Internet hingewiesen und empfohlen, das Problem<br />

des Hate Speech in alle Bereiche, die mit dem Thema Toleranz<br />

in Verbindung stehen, einzubeziehen. 72<br />

Bei einem Treffen 2010 in Warschau wurde eine erste Bilanz<br />

der von den Einzelstaaten ergriffenen Maßnahmen<br />

gezogen und festgestellt, dass hinsichtlich des Internet die<br />

Regulierung von Inhalten eine besondere Herausforderung<br />

darstelle. 73 Im Internet verfügbare Inhalte würden<br />

grenzüberschreitend verteilt, verbreitet und weitergegeben.<br />

Sie seien daher in Ländern mit unterschiedlichen<br />

Rechtssystemen gleichermaßen verfügbar. Vor diesem<br />

Hintergrund wurden vereinzelt dann auch Forderungen<br />

laut, dass legislative Maßnahmen gestärkt und präzisere<br />

Definitionen der zu verfolgenden Sachverhalte gefunden<br />

werden müssten. Insbesondere hinsichtlich der Fragen,<br />

wie weit die legislativen Maßnahmen gehen sollten und<br />

wie das Verhältnis von Regulierung und Meinungsfreiheit<br />

ausgestaltet sein könne, gibt es auf internationaler Ebene<br />

bislang keinen Konsens. 74<br />

Einigkeit indes besteht hinsichtlich der Ablehnung von<br />

Hate Speech im Internet. Für die Frage, wie gegen diesen<br />

Missbrauch des Internet vorgegangen werden soll, muss<br />

eine globale Lösung allerdings noch gefunden werden. Es<br />

existiert bislang nur eine Vielzahl von Aktivitäten auf supranationaler,<br />

europäischer und nationaler Ebene, die der<br />

Beobachtung, Analyse und Aufklärung dienen und die<br />

Entscheidungsträger entsprechend informieren.<br />

Zu den größeren Aktivitäten der OSCE im Zusammenhang<br />

mit Hate Speech gehören beispielsweise:<br />

– eine Konferenz in Skopje am 12. Mai 2012 zum Austausch<br />

über die besten Praktiken im Umgang mit Hate<br />

Speech und Hate Crime 75 ,<br />

– eine Analyse zu Hate Speech und Hate Crime in Georgia:<br />

We do not have time for silence: proliferation oft<br />

the hate speech and hate accidents in Georgia in years<br />

2009–2010 76 und<br />

– Konferenzen, auf denen über aktuelle Fälle von Hate<br />

Speech berichtet wird, wie beispielsweise auf dem<br />

OSCE Human Dimension Implemantation Meeting<br />

am 3. Oktober 2012 in Warschau 77 .<br />

72 Vgl.: http://minoritycentre.org/actuals/recommendations-osce-partici<br />

pating-states-concerning-hate-crimes<br />

73 Vgl.: OSCE/ODIHR (Office for Democratic Institutions and Human<br />

Rights): Report of OSCE-ODIHR activities on hate on the internet.<br />

27. October 2010. Online abrufbar unter: http://www.osce.org/odihr/<br />

73461<br />

74 Vgl.: OSCE: Report Freedom of Expression on the Internet. A study<br />

of legal provisions and practices related to freedom of expression, the<br />

free flow of information and media pluralism on the Internet in<br />

OSCE participation States. S. 51–64. Online abrufbar unter: http://<br />

www.osce.org/fom/80723<br />

75 Vgl.: OSCE: OSCE Mission to Skopje supports efforts in dealing<br />

with hate crime and hate speech cases. Pressemitteilung vom 22. Mai<br />

2012. Online abrufbar unter: http://www.osce.org/skopje/90753<br />

76 Vgl.: OSCE: We do not have time for silence: proliferation of the hate<br />

speech and hate accidents in Georgia in years 2009–2010. Tiflis:<br />

2010. Online abrufbar unter: http://www.osce.org/home/71997<br />

77 Vgl. in diesem Zusammenhang das Papier OSCE: Religious hate<br />

speech on the internet and in the public space in Russia. Warschau:<br />

2012. Online abrufbar unter: http://www.osce.org/odihr/94808<br />

Ein weiteres Bündnis zur Bekämpfung von Hate Speech<br />

im Internet ist das International Network Against Cyberhate<br />

(INACH), eine unter holländischem Recht am 4. Oktober<br />

2002 gegründete Organisation mit Sitz in Amsterdam.<br />

An der Gründung beteiligt waren auch die deutsche<br />

Kontrollinstanz Jugendschutz.net und die international tätige<br />

Magenta Foundation. Die INACH hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, Diskriminierungen im und durch das<br />

Internet wirksam zu bekämpfen. 78 Das Netzwerk besteht<br />

derzeit aus 19 Mitgliedern beziehungsweise Kandidaten<br />

aus Europa, Russland und den USA.<br />

Wie Jugendschutz.net auf seiner Internetseite berichtet,<br />

habe sich INACH zum Ziel gesetzt, durch die Schaffung<br />

verbindlicher Netzwerkstrukturen, ein Forum zur Entwicklung<br />

grenzüberschreitender Lösungsansätze zu<br />

schaffen. INACH solle zum kontinuierlichen Erfahrungsaustausch<br />

über Aktivitäten gegen Rassismus und Diskriminierung<br />

im Internet beitragen. Wesentlicher Bestandteil<br />

der Zusammenarbeit sei der gemeinsame Kampf gegen<br />

jegliche Hass-<strong>Seite</strong>n im World Wide Web. Die Partnerorganisationen<br />

gingen in konzentrierten Aktionen erfolgreich<br />

insbesondere gegen transnationale Fälle neonazistischer<br />

und rassistischer Hetze vor. Jugenschutz.net lobt<br />

hierbei die zukunftsweisende Kooperation im Rahmen<br />

von INACH. In den vergangenen Jahren seien die Partnerorganisationen<br />

vor allem auf Ebene der Organisation<br />

für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa aktiv gewesen<br />

und hätten die Mitglieder der Staatengemeinschaft<br />

auf Konferenzen in Berlin, Paris, Warschau oder Cordoba<br />

für das Problem von Rassismus und Diskriminierung im<br />

Internet sensibilisiert. 79<br />

2011 verfasste INACH im Rahmen der Jahreskonferenz<br />

in Paris eine Charta der sozialen Werte im Netz. Etwa<br />

80 Vertreterinnen und Vertreter der Industrie, der neuen<br />

Intermediäre (Google, Microsoft), der Presse, Strafverfolgung,<br />

internationaler Organisationen (EU-Kommission)<br />

und Nichtregierungsorganisationen waren daran beteiligt.<br />

Die Charta fordert von Usern und Providern mehr Verantwortung<br />

und Initiative gegen Hasspropaganda im Internet.<br />

Größtes Hindernis für die Fortentwicklung und Etablierung<br />

von Institutionen wie INACH bleibt die fehlende<br />

finanzielle Absicherung. Diese scheint im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit aber dringend geboten. 80<br />

Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Thematik<br />

Hate Speech im Internet und entsprechend weiterführende<br />

Literaturhinweise bietet die auf Antrag der<br />

Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft/<br />

Projektgruppe Kultur, Medien und Öffentlichkeit erstellte<br />

Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deut-<br />

78 Vgl.: http://www.inach.net/about.html. Der jüngste INACH-Bericht<br />

aus dem Jahr 2010, in dem auch auf einzelne Länder eingegangen<br />

wird, ist online abrufbar unter: http://www.inach.net/INACH_<br />

report_2010.pdf<br />

79 Vgl.: Lanzke, Alice: Der Kampf gegen Hass-Reden im Internet.<br />

INACH-Charta für soziale Verantwortung im Netz. Ohne Ort: 2012.<br />

Online abrufbar unter: http://www.ard.de/mensch-alltag/inach-konfe<br />

renz-hass-im-internet/-/id=918676/nid=918676/did=2641562/1mhp<br />

mbe/index.html<br />

80 Vgl.: Jugendschutz.net: Rechtsextremismus online – beobachten und<br />

nachhaltig bekämpfen. Bericht über Recherchen und Maßnahmen im<br />

Jahr 2011. Mainz: 2012, S. 15. Online abrufbar unter: http://<br />

www.hass-im-netz.info/fileadmin/dateien/pk2012/bericht2011.pdf

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