27.02.2014 Aufrufe

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 110 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

änderung kreativen Schaffens durch das Internet und<br />

seine stark zunehmenden Rolle im Alltagsgeschehen untersuchen<br />

und über die Folgen für die Wahrnehmung von<br />

Kunst in der Gesellschaft nachdenken.<br />

Dafür: 2 Dagegen: 0 Stimmen: 2<br />

Vorschlag wurde von bummelantin am <strong>17</strong>. August 2011<br />

angelegt.<br />

Vorschlag 5<br />

Freier Zugang zu staatlich finanzierter Wissenschaft<br />

Ziel und Beschreibung des Vorschlags:<br />

In Deutschland wird ein Großteil der Wissenschaft und<br />

Wissensproduktion durch die öffentliche Hand finanziert.<br />

Während die privatwirtschaftliche Aneignung und Nutzung<br />

des produzierten Wissens erwartet wird, sind die<br />

wissenschaftlichen Publikationen aber nur selten für den<br />

Steuerzahler frei verfügbar. Das muss sich ändern!<br />

Das ungewöhnliche Geschäftsmodell des<br />

wissenschaftlichen Publizierens<br />

Bildungseinrichtungen und ihre Bibliotheken stehen vor<br />

akuten finanziellen Herausforderungen. In Zeiten knapper<br />

öffentlicher Kassen sind sie mit einem Erlösmodell<br />

der Wissenschaftsverlage konfrontiert, das die Mission<br />

der wissenschaftlichen Einrichtungen konterkariert. Es<br />

basiert auf einem sehr ungewöhnlichen Geschäftsmodell<br />

mit drei Teilnehmergruppen:<br />

1. Die Wissenschaftler: Sie forschen nicht nur und verfassen<br />

wissenschaftliche Arbeiten, sie übernehmen<br />

auch nachgelagerte redaktionelle Dienstleistungen<br />

rund um das akademische Publizieren.<br />

2. Die Verlage: Sie agieren als Mittelsmann und veröffentlichen<br />

und vertreiben die Publikationen.<br />

3. Die wissenschaftlichen Einrichtungen: Sie erwerben<br />

diese Publikationen durch ihre Bibliotheken von den<br />

Verlagen käuflich (zurück), um sie anderen Wissenschaftlern<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Der Kreislauf für diese äußerst lukrative Wertschöpfungskette<br />

beginnt von vorn, wenn durch diese Publikationen<br />

wieder neuer wissenschaftlicher Inhalt entsteht, der erneut<br />

durch die Verlage vertrieben wird. Darüber hinaus kommt<br />

in vielen Ländern dazu, dass Wissenschaftler für Qualifikationsmaßnahmen,<br />

wie zum Beispiel eine Promotion, verpflichtet<br />

sind, ihre Arbeiten öffentlich zu publizieren.<br />

In diesen Fällen ist es nicht selten, dass der Verlag nicht<br />

nur für die Veröffentlichung der Arbeit des Wissenschaftlers<br />

Geld verlangt, sondern dabei auch ein alleiniges Nutzungsrecht<br />

für das Produkt beansprucht. Mit diesem Prinzip<br />

des geschlossenen Zugangs zur Forschungsliteratur<br />

(„alleiniges Nutzungsrecht“), geht auch das Prinzip der<br />

geschlossenen Bewertung der Wissenschaft und Forschung<br />

einher, da der Verlag durch die Veröffentlichungshoheit<br />

bestimmt, welche Forschung wichtig ist und welche<br />

nicht. Das kann weder im Interesse der Wissenschaft,<br />

noch im Interesse der Gesellschaft sein. Es ist nicht einmal<br />

im Interesse der gesamten Wirtschaft!<br />

Die Lösung heißt Open Access<br />

Schon seit einiger Zeit versuchen Wissenschaftler diesen<br />

Kreislauf zu durchbrechen und entwickelten alternative<br />

Modelle für das akademische Publizieren. Im Jahr 2002<br />

fasst die Budapest Open Access Initiative erstmals die Bemühungen<br />

um den freien Zugang zu wissenschaftlichen<br />

Publikationen zusammen. In ihrem Zentrum steht der<br />

freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open<br />

Access). Ziel ist, dass Peer-Review-Fachliteratur „(…)<br />

kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein<br />

sollte, so dass Interessenten die Volltexte lesen, herunterladen,<br />

kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf<br />

sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale<br />

Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche<br />

oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem<br />

Internet-Zugang selbst verbunden sind. In allen Fragen<br />

des Wiederabdrucks und der Verteilung und in allen Fragen<br />

des Copyrights überhaupt sollte die einzige Einschränkung<br />

darin bestehen, den Autoren Kontrolle über<br />

ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass<br />

ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird.“<br />

Nach dieser Erklärung soll das Recht des Urhebers gesichert<br />

und zugleich der Nutzer bestärkt werden: Jeder Nutzer<br />

soll nicht nur den reinen Zugang, sondern auch weitgehende<br />

Nutzungsrechte erhalten, ähnlich wie beim<br />

Modell der Open Source-Software. Eine Idee, die auf<br />

offene Ohren stieß. Deutsche und internationale Forschungsorganisationen<br />

haben die Budapest Open Access<br />

Initiative inzwischen unterzeichnet. Mit dem Ziel, Wissenschaft<br />

zu verbreiten und zu fördern, fordern sie in der<br />

Berliner Erklärung vom Jahr 2003 darüber hinaus, dass<br />

die Urheber und die Rechteinhaber solcher Veröffentlichungen<br />

ihnen erlauben, „diese Veröffentlichungen – in<br />

jedem beliebigen digitalen Medium und für jeden verantwortbaren<br />

Zweck – zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten,<br />

zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen<br />

davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die<br />

Urheberschaft korrekt angegeben wird.“<br />

Während selbst in Harvard oder Stanford Open Access<br />

als eine mögliche Lösung für den unhaltbaren Umstand<br />

betrachtet wird, dass private Wissenschaftsverlage über<br />

öffentlich finanzierte Wissenschaftlerkarrieren entscheiden,<br />

sehen die Verlage sich in die Enge gedrängt. Ihr<br />

lukratives Geschäftsmodell mit Gewinnmargen jenseits<br />

der 30 Prozent ist gefährdet, und so schüren sie öffentlich<br />

Angst vor großem Jobabbau in der Branche. Doch die<br />

Öffnung von wissenschaftlichen Publikationen für eine<br />

breite Masse bietet neue Chancen für Wissenschaft, Gesellschaft<br />

und auch für die Wirtschaft.<br />

Offenheit als Motor für Wissenschaft, Gesellschaft und<br />

Wirtschaft<br />

Eindrucksvoll haben Open Access- und Hybrid Publishing-Verlage<br />

im angelsächsischen Raum bewiesen: Of-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!