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BT-Drs 17/12542 - DIP21 Login Seite - Deutscher Bundestag

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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12542</strong> – 10 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />

1.1.1.2.2 Informationsfreiheit 6<br />

Die Informationsfreiheit schützt jeden, der sich selbst aus<br />

allgemein zugänglichen Quellen informieren will. Sie<br />

dient dem Schutz der freien Meinungsbildung, die der<br />

Meinungsäußerung und -verbreitung zwingend vorgelagert<br />

ist. Der Begriff der Quelle ist weit gefasst, so dass<br />

sämtliche Träger von Informationen berücksichtigt sind. 7<br />

Der Begriff der Information ist ebenso weit zu verstehen<br />

und umfasst alle Arten von Mitteilungen – eine Unterscheidung<br />

zwischen Meinung und Tatsache erfolgt gerade<br />

nicht. Allgemein zugänglich sind Informationsquellen,<br />

die geeignet und bestimmt sind, der Allgemeinheit, also<br />

einem individuell nicht bestimmbaren Personenkreis, Informationen<br />

zu verschaffen. Sie verliert diese Eigenschaft<br />

nicht durch rechtliche, gegen die Verbreitung gerichtete<br />

Maßnahmen. 8 Das Internet ist demzufolge eine klassische<br />

allgemein zugängliche Informationsquelle. 9<br />

1.1.1.2.3 Pressefreiheit<br />

Unter Presse versteht man klassischerweise jedes Druckerzeugnis,<br />

das geeignet und dazu bestimmt ist, verbreitet<br />

zu werden. Die Pressefreiheit hat zum einen eine subjektivrechtliche<br />

(individualrechtliche) und zum anderen eine objektiv-rechtliche<br />

Gewährleistungskomponente. 10 Die subjektiv-rechtliche<br />

gewährt den im Pressewesen tätigen<br />

Personen die freie Gründung und Gestaltung von Presseerzeugnissen.<br />

11 Geschützt wird demzufolge auch die Entscheidung<br />

darüber, welche Inhalte wie, also in welcher<br />

Form und an welcher Stelle, in dem Presseerzeugnis dargestellt<br />

werden. 12 Die objektiv-rechtliche Komponente gewährt<br />

das Institut der freien Presse insgesamt.<br />

Grundsätzlich werden die Kommunikationsfreiheiten<br />

demjenigen gewährt, der einen inhaltlichen Beitrag zum<br />

Kommunikationsprozess leistet. Dennoch beschränkt sich<br />

der Schutz nicht nur auf die unmittelbar inhaltsbezogenen<br />

Pressetätigkeiten. Vielmehr werden auch inhaltsferne beziehungsweise<br />

an sich inhaltsneutrale Hilfsfunktionen<br />

von Presseunternehmen erfasst (= presseinterne inhaltsneutrale<br />

Tätigkeiten). 13 Denn die Pressefreiheit gewährt<br />

einen sehr weiten Schutz, der von der Beschaffung der Informationen<br />

bis zu deren Verbreitung reicht 14 , so dass<br />

6 Vgl. auch: <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong>: Siebter Zwischenbericht der<br />

Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“/Demokratie<br />

und Staat. <strong>Bundestag</strong>sdrucksache <strong>17</strong>/12290 vom 6. Februar 2013,<br />

Kapitel 3.3 „Informationsfreiheit und Informationszugang“, S. 61 ff.<br />

Online abrufbar unter: http://www.bundestag.de/internetenquete/<br />

dokumentation/Demokratie_und_Staat/ZwischenberichtDuS/PGDuS<br />

_Zwischenbericht_<strong>17</strong>12290.pdf<br />

7 Vgl.: Herzog, Roman: Artikel 5 GG, Rn 87. In: Maunz, Theodor/<br />

Dürig, Günter: Grundgesetz-Kommentar. 64. Ergänzungslieferung,<br />

München: 2012.<br />

8 Siehe: BVerfGE 27, 71 (83) – Einfuhrverbot/Leipziger Volkszeitung.<br />

9 Vgl.: Bethge, Herbert: Artikel 5 GG, Rn 54. In: Sachs, Michael<br />

(Hrsg.): Grundgesetz Kommentar. 4. Aufl., München: 2007.<br />

10 Siehe: BVerfGE 77, 346 (354) – Presse-Grosso.<br />

11 Vgl.: Schemmer, Franz: Artikel 5 GG, Rn 44. In: Epping, Volker/<br />

Hillgruber, Christian (Hrsg.): Beck’scher Online-Kommentar Grundgesetz.<br />

Stand: 1. Juli 2012, Edition: 15.<br />

12 Vgl.: ebd.<br />

13 Siehe: BVerfGE 25, 296 (304) – Buchhaltung; BVerfGE 64, 108<br />

(114 f.) – Anzeigenaufnahme.<br />

14 Siehe: BVerfGE 10, 118 (121) – Berufsverbot I.<br />

also im Gegensatz zur Meinungsfreiheit auch die Verbreitung<br />

einer fremden Meinung gewährleistet wird. Der<br />

Grund für diesen weiten Schutz ist das Interesse an einer<br />

ungehinderten Meinungsverbreitung. Deshalb kommt es<br />

für die Definition des Schutzbereichs darauf an, ob eine<br />

Tätigkeit eine notwendige Bedingung für das Funktionieren<br />

einer freien Presse ist. 15 Nicht geschützt wird indes<br />

die Verbreitung der Inhalte durch einen Dritten (= presseexterne<br />

Person).<br />

1.1.1.2.4 Rundfunkfreiheit<br />

Die Rundfunkfreiheit umfasst den Schutz, Rundfunkprogramme<br />

zu veranstalten. 16 Rundfunk ist dabei jede an<br />

eine unbestimmte Vielzahl von Personen gerichtete drahtlose<br />

oder drahtgebundene Übermittlung von Gedankeninhalten<br />

mit Hilfe elektrischer Schwingungen. <strong>17</strong> Der<br />

Schutzbereich erstreckt sich – wie bei der Pressefreiheit –<br />

von der Beschaffung der Information bis zur Verbreitung<br />

der Sendung. 18 Ebenso umfasst sind im Interesse einer<br />

ungehinderten Meinungsverbreitung die dazu erforderlichen<br />

inhaltsneutralen Hilfstätigkeiten, die durch das<br />

Rundfunkunternehmen ausgeübt werden. 19 Steht eine inhaltsneutrale<br />

(Hilfs-)Tätigkeit in Rede, muss demzufolge<br />

unterschieden werden, ob es sich um eine inhaltsneutrale<br />

Tätigkeit eines Rundfunkveranstalters handelt oder um<br />

die eines externen Dritten. Denn da Schutzvoraussetzung<br />

ein inhaltlicher Beitrag zum Kommunikationsprozess ist,<br />

besteht grundsätzlich bei inhaltsneutralen Tätigkeiten<br />

kein Schutz aus Artikel 5 Absatz 1 GG. Aufgrund des organisatorischen<br />

Zusammenhalts wird jedoch bei inhaltsneutralen<br />

Tätigkeiten durch den Rundfunkveranstalter ein<br />

ausreichender Inhaltsbezug hergestellt, so dass im Ergebnis<br />

ein Schutz aus Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 GG gewährt<br />

wird. Anders jedoch bei inhaltsneutralen Tätigkeiten<br />

durch Dritte (also gerade keine Rundfunkveranstalter). 20<br />

1.1.1.2.5 Filmfreiheit<br />

Der verfassungsrechtliche Filmbegriff setzt voraus, dass<br />

die Inhalte mittels eines chemisch-optischen oder digitalen<br />

Bild- und Tonträgers durch Vorführung in der Öffentlichkeit<br />

verbreitet werden. 21 Bei Darstellungen der Inhalte<br />

im Internet mangelt es jedoch gerade an einem<br />

Trägermedium, von dem die Darstellung der Inhalte direkt<br />

am Ort des Abspielens erfolgt. 22 Daher wird die<br />

Filmfreiheit im Folgenden unberücksichtigt bleiben.<br />

15 Siehe: BVerfGE 66, 116 (134) – Springer/Wallraff.<br />

16 Vgl.: Schemmer, Franz: Artikel 5 Absatz 1 GG, Rn 62. In: Epping,<br />

Volker/Hillgruber, Christian (Hrsg.): Beck’scher Online-Kommentar<br />

Grundgesetz. Stand: 1. Juli 2012, Edition: 15.<br />

<strong>17</strong> Vgl.: Herzog, Roman: Artikel 5 GG, Rn 194 f. In: Maunz, Theodor/<br />

Dürig, Günter (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar. 64. Ergänzungslieferung,<br />

München: 2012.<br />

18 Siehe: BVerfGE 78, 101 (103).<br />

19 Siehe: BVerfGE 78, 101 (103) unter Verweis auf BVerfGE 77, 346<br />

(354) – Presse-Grosso.<br />

20 Vgl.: Gersdorf, Hubertus: Chancengleicher Zugang zum digitalen<br />

Fernsehen. Berlin: 1998, S. 69 ff.<br />

21 Vgl.: Bethge, Herbert: Artikel 5 GG, Rn 118. In: Sachs, Michael<br />

(Hrsg.): Grundgesetz Kommentar. 4. Aufl., München: 2007.<br />

22 Vgl.: Jarass, Hans D.: Artikel 5 GG, Rn 50. In: Jarass, Hans D./<br />

Pieroth, Bodo (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar. 10. Aufl., München:<br />

2009.

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