Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Prof. Dr. Ä. S. Schultze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Urknndenbewpise.<br />
weder dem Inhalt, noch der. Zweckbestiinmung der Urkunde<br />
abgesehen-von der bei der Herstellung obwaltenden Willens-,<br />
richtung auf „Ueberlieferung einer Kunde an den Beschauer" -:<br />
ein begriffbestimmendes Moment. 9) .<br />
Aus den Bestimmungen der CPO. ‚. aus welchen den<br />
Begriff der Urkunde zu finden ist ergibt sich: 1. dass nur die<br />
schriftliche Fixirung von Gedanken - Schriftstücke im weiten<br />
Sinne — darunter begriffen sind, und 2. dass weder der Inhalt;<br />
noch die bei der Anfertigung derselben im Auge gehabte Zweck-,<br />
bestimmung von Bedeutung für den Begriff sind.<br />
Ad 1. Die Beschränkung des Urkundenbegriffes auf den.<br />
schriftlichen Gedankenausdruck ergibt sich aus dem neunten<br />
Titel der CPO., dessen Bestimmungen ein einheitliches .Ganzes<br />
darstellen, und welche von etwas Anderem als Schriftstücken<br />
aufzufassen unmöglich ist. 10) Wie will man z. B. die Bestimmungen<br />
über Unterschrift, Handzeichen, Beglaubigung, über,<br />
Anerkennung der Unterschrift und ihre Folgen, über Original<br />
und Abschriften, über Urk-undspersonen u. s. w. auf andere.<br />
Gegenstände als Schriftstücke anwenden? Wo in der CPO.,<br />
von Urkunden die Rede ist, liegt dieser Begriff zu Grunde.")<br />
Mir ist keine Bestimmung in der CPO. oder in einem anderen<br />
in Deutschland geltenden Processgesetz bekannt, wo unter Urkunde<br />
auch etwas anderes mitbegriffen würde. Alle übrigen,<br />
Gegenstände, mögen sie dem Beweise dienen und -selbst zum<br />
Zweck künftigen Beweises geschaffen sein, wie z. B. Kerbhölzer,<br />
Grenzsteine, Denkmäler, sind-Urkunden nur sofern der etwa in<br />
daraufj befindlichen Schriftzeichen ausgedrückte Gedanke (Sinn).<br />
- 0) Ebenso Hellmann, Lehrbuch a. 5. 0. - Ronaud, Lehrbuch,-<br />
§. 114, will als Urkunden zwar nur Schriftstücke gelten lassen, aber nur sofern<br />
ihr Inhalt ein Zeugniss, ein Geständuiss oder eine Disposition sei.<br />
15) Ucbrigens ist dies in der Begründung S. 261 f. unter Hervorhebung<br />
des Gegensatzes zu anderen Pmcessgesetzjtebungen auch ausdrücklich betont.<br />
11) So insbesondere: §. 122, 126 1itthäilung an den Gegner) 125, 399.<br />
376, .761, 815, 672, 133, 405 (Niederlegung auf der Gerichtsschreiberei); 319,<br />
493 (Erklärung über Urkunden); 543, Nr.2 uhd 7 Restitutionsk]age; 329 (Beweisaufnahme);<br />
551 (Beittgiing; 5555. (Urkundenprocess); 702, 705, E.-G. z.<br />
CPO. §. 22 (vollstreckbare Urk.). — Dass im §.. 835 pleonastisch von einer „schriftlichen<br />
Urkunde" über einen Schiedsvertrag die Rede ist, und dass im §. 133<br />
neben Urkunden auch noch Stammbämne aufgeführt werden ‚ ändert an dem<br />
feststehenden Begriff selbstredend nichts. - Auf Schriftstücke beschränkt auch<br />
Wetzell, §. 24, den „juristischen Begriff der Urkunde". . ....<br />
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