Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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4 Prof. Dij. A. 'S.S chu 1 tz e <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> vorn Urkundenbeweisc.<br />
gemeinen Begriff der Urkunde aieh als den des heutigen . Procesrechtes<br />
an, wonach Mso auch Bilder, Kerbhölzer ii. s. w.<br />
Urkunden seien. 4) Unter den Vertreten dieser Ansicht herrscht<br />
aber insofern Meinungsverschiedenheit, als Manähe aus dein<br />
Inhalt der Uebr1iefernng ein näher begren±endes Begriffsmoment<br />
entnehmen. So erachtet Heusler — wie für den Begriff des<br />
Beweismittels überhaupt, so auch für den der Urkunde .— den<br />
-Umstand für entscheidend, dass durch dieselbe eiiie 'für die<br />
Entscheidung dieses individuellen Processes erhebliche That<br />
-sache bewiesen werde. Wie Zeuge ihm nur Derjenige ist, der<br />
über eine erhebliche Thatsaehe' Auskii*ft geben kann, „welcher<br />
-eine 'Thatsache. beweist" ) ‚ so 'ist ihm ' auch Urkunde nur das-<br />
.jenige eine Thatsache Überliefernde körperliche Zeichen (Schrift,<br />
Bild etc.), welches eine für diesen individuellen Process erheb<br />
'liebe Thasache beweist. Consequent macht e1 daher sogar das<br />
persönliche Vertrauen, welches der Richter in deü Aussteller<br />
setzt, zum Kriterium des Urkundenbegriffs, welchen erin gleicher<br />
.Weise für das Strafrecht aufstellt. 0) - 1V e n 4 t 7), der sich mit -<br />
Recht gegen diesen relativen Begriff der Urkunde erklärt,<br />
sucht dagegen in Uebereinstimmung mit II. Mayer s) und<br />
anderen. Strafrechtslehrern ein wesentliches Kriterium in der<br />
'Zweckbestimmung des GegesÜindes; ihm ist Urkunde 'jeder<br />
Gegenstand, welcher durch irgend einen massgebenden Willen<br />
in erkennbarer Weise die Bestimmung erlangt hat, „zum Be-<br />
'weiie einer. Thatsache zu dienen". Planck dagegen entnimmt<br />
S . z. B. Linde, §. 272. Bayer, Vorträge, §. 250, 8.833. fleusler,<br />
a. a. S. 0. 278, nachihn, ist z. B. ein Haus mit einem "Wappen 'über der flur<br />
eine Urkunde. Wo " dt a. a. 0. 8.307ff. und 315. Hell mann, Lehrbuch, §. 85,<br />
8.528. Planck, Lehrbuch des deutsch. Civilproeessrechts, 11, §. 113, 8.215,<br />
erkennt jenen allgemeinen Begriff zwar als denjenigen des heutigen Processrechtcs<br />
an, aber mit dem Hinzufügen, dass die Reiehsciviiprocessordnnng einen engeren<br />
Begriff vor Augen habe, der das Moment des schriftlichen Ausdruckes in sieh<br />
begreife. -<br />
6)<br />
A. n. 0. 8.278ff, 280 ft<br />
6)' Erläuternde Beispiele a. a. 0. 8.280ff, 282, 234, Ein Schein, in welchem<br />
•X und V. den Inhalt eines von ihnen miütngeh'Ürtcn Kaufvertrages bezeug. U,<br />
ist' keine Urkunde, weil derselbe keine Beweiskraft lut; aber er wird Urkunde,<br />
wenn X. und Y. dem Richter als so zuverlässige Leute bekannt sind, dass er<br />
‚.a,if ihren Schein Mies zu hauen wagt".<br />
A. aM. 8.307ff. ' ‚<br />
6)<br />
Lehrbuch des Strafrechtes. (2. Aufl.), §. 170, S. 593. 3 Aufl: S. 619.<br />
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