Zur Lehre vom Urkundenbeweise
Zur Lehre vom Urkundenbeweise
Zur Lehre vom Urkundenbeweise
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Prof. Dr. A. Schnitze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> voni Urknndeni,cWoi ge. 3<br />
durch. richterlichen 1 Augenschein, noch weit auseinandergehen,<br />
dürfte darin zu finden sein, dass man einestheils von einer<br />
ganz allgemeinen Bedeutung des Wortes „Urkunde" ausgeht,<br />
nach welcher darunter verstanden werden soll jeder körperliche<br />
Gegenstand, welcher Spuren menschlicher, auf Ueberlieferdng<br />
einer Kunde an den Beschauer beruhenden Thätigkeit darbietet,<br />
also .z. B. auch Kerbhölzer, Denkmäler, Grenzsteine., Münzen,<br />
Wappen, Siegel n. s. w., wobei -man dann allerdings sofort genöthigt<br />
ist, rücksichtlich der Anwendbarbeit der Re eh ts sätze<br />
über Urkundenbeweis auf diese „Urkunden" erhebliche Einschränkungen<br />
zu machen; oder dass -man andererseits einen<br />
gemeinsamen Urkundenbegriff zu finden sucht,- der für alle<br />
Rechtsmaterien, also insbesondere auch: für den Thatbestand<br />
der Urkundendeliete (St-G-.-B. §. 267, 92, 133, 348) massgebend<br />
zu sein habe. Der heutige civilprocessualische Begriff der Urkunde<br />
aber kann nur aus der Processgesetzgebung bestimmt<br />
werden; d. b. Urkunden in - diesem Sinne sind hur diejenigen<br />
Beweismittel, auf welche die Bestimmungen der Processgestze<br />
also der C.-P.-O; sich beziehen, ohne Rücksicht darauf, ob dent<br />
Wort in anderen Beziehungen und für andere Zeiten etwa eine<br />
andere Bedeutung beigemessen werden . kann undmuss. -. -<br />
Die mit besonderer Beziehung auf den Civilprocess gegebenen<br />
Begriffsbestimmungen - weichen von einander ab in Rücksicht<br />
sowohl der Art, als des Inhaltes, als auch des Zweckes der<br />
Anfertigung der hierher zu rechnenden Gegenstände.- Rücksichtlieb-.<br />
der Art nehmen Manche den oben angegebenen ganz all-<br />
Urkunde als Thatbestandsmoment der Urkundendelieta ist neuerdings mehrfach<br />
der Gegenstand ausführlicher Erörterungen gewesen. Vergl. ausser den Lehrbüchern -<br />
nA.: John in der z.f.&gstr.-R.-W. Bd.IY, S.tff.; Bd. vi, S.lff.<br />
v. Buri, Gerichtssaal, Ed. XXXVI, S. 173ff. Mominsen, das., S. 341!.<br />
v. Kries, Z. f. d. g.Str.-R.-W. Bd.VI, S. 143ff. Woismann, das., Bd.XI,<br />
S. 1 ff. - Ueber den eivilprocessualischen Urkundenbegriff und Urkundenbeweis<br />
aus der neueren Literatur ausser den Lehrbüchern von Fitting, H-ellmann,<br />
Planck, II, 8-213-261, noch hervorzuheben: nähr, in Ihering'sJährb. f.Dogm.,<br />
Bd.XIV, S.27ff.; Housler, Arch. f. eivil.Pr., Bd.LXIJ, S. WIE, bes. 8.280ff.<br />
Wendt, das., Ed. LXIII, S. 309 JE v. Canstein, Zeitschr. £ deutsch. Civ.-Pr.,<br />
Ed. II, S. 320, 333 lt.<br />
Mit Recht sagt Ecu sie r, a. a. 0. S. 296: »Keiner versteht unter Urkunde<br />
das Gleiche wie der Andere." Aber freilich trügt daran nicht die dentsche CI'.<br />
eine Mitschuld.<br />
72 1*