Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Prof. Dr. A. 8. Se b.0 lt z 0: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Urkundenbeweise</strong>. 47<br />
der Echtheit' der besiegelten Urkunde; sondern auch sie hat<br />
juristisch die noch darüber hinausgehende Bedeutung eines<br />
Zeugnisses über die stattgehabte Abgabe einer Willenserklärung.<br />
Sie ist ein Zeugniss darüber, dass die Urkundenaussteller vor<br />
dein Siegelnden den Inhalt der Urkunde als ihren Willen verlautbart<br />
haben, und mithin ein Zeugniss über das Zustandekommen<br />
eines dem Inhalt der Urkunde entsprechenden Rechtsgeschäftes.<br />
Gerade deshalb liegen in ihr die Anfänge der heutigen<br />
öffentlichen Zeugnissurkunde; und wegen dieses Verlautbarungszeugnisses<br />
ist es auch hier das Siegel, welches der Urkunde<br />
»Kraft" gibt. 97')<br />
Diese Bedeutung des Siegels ergiebt sich insbesondere<br />
auch aus der alimäligen Entwicklung der Form dieser Urkunden<br />
Zwar findet sich die Form, dass unter die die Vertragsstipulationen<br />
referirende Urkunde einfach das Siegel des Bischofs<br />
oder der betreffenden Behörde gesetzt wird 98); aber schon früh<br />
wird der stattgehabte Abschluss des Geschäftes vor dem<br />
Bischof auch mit Worten bezeugt. 09) Für dieses ausdrückliche<br />
Zeugniss der Verlautbarung wird beim bischöflichen Hofgericht<br />
bald die Form üblich: MV. judea curie Arg. notamfncit, quod -<br />
folgt die Angabe der Stipulationen und der einfache Vermerk,<br />
(lass das Siegel angehängt sei. ioe) Diese Einleitungsform hat<br />
die Verlautbarungsurkunde des Rathes von Strassburg, die<br />
übrigens seit Mitte des 13. Jahrh. alimälig zu Gunsten der<br />
Hofgerichtsurkunde abstirbt, bis zuletzt behalten. Hier wird<br />
dann aber die ganze Bedeutung des Siegels in dem Siegelvermerk<br />
sehr vollständig angegeben; derselbe lautet:<br />
971) Schwabenspiegel, §. 139 elf, — In einer BeglaoibigungsurkundeMatth.<br />
duci q Lothar. a. 1245 lautet der Siegelvermerk; St 'O, ce Zetere am't creable<br />
these et fcnne, par kur priere je al 9noa Saat ?c sag keins en (esno9nage.<br />
Du Ca n g e, a. a. 0. S. 473. Eine cjeable eheste, ein rechtserzeugender<br />
Act wird die Urkunde nur durch das im Siegel liegende Verlautbarungszeugniss.<br />
Z. B. Strassh. U.-B. III, Nr. 1 (a. 1266); Nr. 8 (1267).<br />
99) So z. B. in der ältesten derartigen Strassb. Biseliofsurkunde, U.-B. 1,<br />
Nr. 57 (a 106!): acta socnt ltaec S1,aburc in ‚nonastcro sa,wte Mariac so,h<br />
prescnlia lleremanni episcopi cj9tsdem seelis. Dass solche Verlautbarung vor<br />
dem Siegelnden stattgehabt hat, beweisen auch die deutschen Ausztig« aus<br />
solchen Urkunden z. B. U.-B. lii, Nr. 7 (a. 1267) 01k e etc. — haben vor dem<br />
ehrwnrdigen meister, Ilillung dein Richter des helles zu Strassburg gelobt, dass etc.;<br />
das. Ne. 111.<br />
100)Z. B. Strassh. U.-B. Illi Nr. 23, Nr: 34.<br />
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