Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Prof. D. A. S.Schul(ze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> vorn <strong>Urkundenbeweise</strong>. 43<br />
r. Diese Formel bringt die ganze Bedeutung des Siegels zum<br />
Ausdruck: als Zeichen der inhaltlichen Echtheit (duz dis war<br />
Äi), als Zeihen der Hinausgabe der Willenserklärung (daz dis<br />
stete si unde blibe) und endlich, dass das Siegel für beides auch<br />
für die stattgehabte Hinausgabe der Erklärung Mn in alle<br />
Ewigkeit sichtbares Zeichen sei (zeime ewigen urkunde). Abweichungen<br />
in der Wortform sind natürlich häufig, aber gerade<br />
das „stete bube" ‚ also die Bedeutung des Siegels als Zeichen<br />
(1er abgegebenen Willenserklärung, findet sich, so viel ich sehe,<br />
regelmässig, wird öfter auch noch durch gehäufte Wendungen<br />
besonders betont. 83) Diese Bedeutung hat es z. B. auch, wenn<br />
in einer Urkunde des Bischofs von Naumburg (ohne Datum,<br />
etwa um 1150) das Siegel als das ‚Jirmäsimurn stabiitatis<br />
vinculum" bezeichnet wird. 84)<br />
Die Bedeutung der Siegelung als Act der Abgabe einer<br />
Willenserklärung tritt auch hervor in der Verbindung derselben<br />
mit der Verhängung des Bannes, wie sie in den BischM'surkunden<br />
so häufig vorkommt. 86) Beides ist Willenserklärung,<br />
die Siegelung die sachliche, der Bann ihre Strafclausel. Der<br />
Bann als Act blosser Beglaubigung der Echtheit eines Schriftstückes<br />
wäre nicht verständlich. Allerdings kommt die Bannformel<br />
auch da vor, wo der Bischof die Urkunde über ein<br />
83) So z. B. Straseb. U.-B. III, Nr. 30 (Art. 1270) ich brudere Burcurt -<br />
vergihe und gib urkunde, duz dirre wehssel bisehehen ist mit niinen willen unde<br />
mit mime gehelle unde wil daz er craft unde stctekeit habe von inluen woge.<br />
an der vorgenanten frowen stete und darumbe bau ich nils ingesigele au<br />
disen Brief gehenket zeime urkunde.<br />
54) Bei 1 ep sius, Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Nanmburg<br />
(1846), S. 251, Nr. 41. - Bemerkt mag hier noch werden, dass auch die beweiskräftige<br />
nordgermanische Urkunde nothwendig der Siegelring bedarf,<br />
und dass das Erforderaiss auch ihrer Verbindlichkeit und Beweiskraft die Begebung<br />
ist. v. Amira, Nordgerrn. Obligationsreclit, 1, S. 307 ff. Den Beweis der<br />
letzteren findet v. 1 in i r a in den Worten des Siegelvermerks: d ii tu in - Ruh<br />
sigillis dominorurn; da jedoch der Siegelvermerk ohne Siegel nichts beweist, wird<br />
das wohl dahin verstanden werden dürfen, dass eben das Siegel die Begehung<br />
beweist, dessen Bedeutung, wie ja auch sonst, im Siegelvernierk nur noch ausdrücklich<br />
hervorgehoben wird. Damit scheint in Einklang zu stehen, dass hach<br />
Norwegischem Iteelit die Cassation der Urkunde durch Abreissen des Siegels<br />
erfolgt. Daselbst, Band Ji, S. 343, Anm. 3.<br />
85) SiyiUo et banne coi,firrnare, ‚-oborare und ähnliche Wendungen. Vergl.<br />
bei Bresslau, S. 535.<br />
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