Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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Prof. Di'. A. Schultze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Uj'kundenbweisä.<br />
• Diese Bödeutung als Beweis des hinausgegebeiien Befehls'<br />
ist es auch, welche in einer jeden Urkunde in der bekannten<br />
Corroborationsformel dem Siegel ausdrücklich beigelegt wird.<br />
Es ist die Kraft, rohr, firmz'tas; stabiUtas etc., als deren Zeichen<br />
das Siegel der Urkunde angehängt wird, d. h. als Zeichen der<br />
Erklärung, der Einausgabe des Willens, welche allein dem Inhalt<br />
der Urkunde Rechtsverbindlichkeit und Kraft verleiht. 72) Namentlich<br />
ältere Urkunden sind unerschöpflich in gehäuften Wendungen,<br />
um dies zum Ausdruck zubringen. So heisst es z. B. iii einer<br />
Urkunde Otto III. a. 990 (Mon. Germ. Dipl. 11, 466):<br />
Frankreich unter Heinrich 11. und für Spanien unter Karl V. bezeugt: isnponatur<br />
cjuo, ton, snn#ptuose instru-cto, cc ei Rex ipse illurn conscens,rus<br />
sset, überdies mit königlichem Geleite. Hei nett isis, De ‚'eier. Gernianorurn<br />
aUarunique nationun. sigillis (Franko,f 1719), cap. 1, ». 11 €1 12. Verehrung<br />
des kaiserlichen Siegels durch Kuss wird nicht nur für Byzanz, sondern auch<br />
für Deutschland ebenduselbst bezeugt. - Ein spanischer Praeses Vcillisoletanus,<br />
als zufällig ein königliches Siegel ans einer Urkunde zur Erde Mut, hebt es<br />
ehrerbietig auf, küsst es und spricht, es über dem Haupte haltend: Hat<br />
est corpus ‚nysticurn ei figurativurn repis da mmi sso ei vi.<br />
Hein ee di u s, a. a. 0. - Fälschung des kaiserlichen Siegels wird als Majestätsbeleidigung<br />
bestraft, - Das Petschaft fränkischer Könige wird als Zeichen der<br />
erloschenen Herrscbcrgewnit mit ihnen begraben (Childcrich) oder bei ihrem<br />
Leichenbegänguiss zerschlagen. Bei dem Tode der Päpste geschieht letzteres<br />
regelmässig, wie auch bei der Absetzung Johann's XXIJL; und auch 'später,<br />
wenn ein weltlicher Fürst ohne Leibeserben verstirbt; so bei dem Begräbniss<br />
Moritz' von Sachsen zu Freiberg. Heineecius, 1. o. S. 14, 15. - So ist es auch<br />
aufzufassen, wenn Otto 1 (968) eine Urkunde Bcrengar's cassirt und nicht nur<br />
das Pergament zerschneiden, sondern durch den Erzkanzler auch noch das Siegel<br />
zerbrechen lässt (hei Dressier, S. 519); mit dem Pergament war der Inhalt<br />
vernichtet, das Zerbrechen des Siegels symbolisirt noch insbesondere die Cassation<br />
des hinausgegebenen Rechtsbefehls. -<br />
") Z, B. Stnssb. Urk.-B. III Nr. 70, a. 1275: in cidus rei testi,noniurn<br />
1wesens scriptum flostrae inaje8tati8 sigfflo fecimus cotn.nuniri; ood. Nr. 90:<br />
presens scriptum sibi dtnnus sigifli nosiri munisnine robaralum. Vgl. eod.<br />
Nr. 176, 177. Stumpf, Acta Nr. 377 a. 11.78: - it list autem rat« de cctcro<br />
ei inconcussa cident ecoleeje serventur, presentis privilegii paginarn fecirnus<br />
eonsGribi ei majestatis nostri sigillo roborani. Vgl eod. Nr. 377. - Mahl 1 Ion,<br />
a. a. 0. lib..11, cap. 14. § 1 unterscheidet sehr scharf diese duptex significatio<br />
des Siegels ei ad faciendarn fideni ei cd praestandam rebus seniptis auctoritatem<br />
- - neu tantum in argumentum fidei cd cham pubticac auctoritatis.<br />
Als Beweis seiner Auffassung des Siegels als Zeichen des Befehls führt er auch<br />
an - ob mit Recht ist hier gleichgiltig -‚ dass der Ring, durch dessen IJebergabe<br />
Pharn den Joscph. mit der Herrschaft über Egypten inveatirte (Genesis 41),<br />
ein Siegelring gewesen sei.<br />
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