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Zur Lehre vom Urkundenbeweise

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Prof. Dr. A. S. 8 cli nitze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> <strong>Urkundenbeweise</strong>. 31<br />

ganges besteht, sofern es sich um urkundliche Uebertragung von<br />

Grundbesitz handelt, darin, dass die Urkunde, und zwar das<br />

unbeschriebene Pergament oder jedenfalls die noch nicht vollzogene<br />

Urkunde, auf den Grund und Boden niedergelegt und mit<br />

den Investitursynibolen (in Italien auch noch mit einem Tintenfass)<br />

belegt und sodann von dem Aussteller aufgenommen<br />

(levat(o chartae) und dem Urkundemlestinatär übergeben wird,68)<br />

Demnächst wird dieselbe dem Notar oder sonstigen Schreiber<br />

zum Schreiben, beziehungsweise zum Vollzuge übergeben und<br />

endlich von diesem dem Destinatär ausgehändigt. Diese tradz'teo<br />

chanae, unter welcher in allen Fällen, wie .Br unner nachgewiesen<br />

hat, nicht die Ausautwortung des vollzogenen Instruments<br />

seitens des Notars, sondern die Uebergabe seitens des<br />

Ausstellers an den 1 estinatär verstanden ist, ist der Act des<br />

Vertragsschlusses. Die Vertragsurkunde, so lange sie nicht in<br />

dieser Weise tradirt worden, ist nicht charta im rechtlichen<br />

Sinne. Sie hat für den Vertrag, von dein sie spricht, keine<br />

privatrechtliche Wirkung." 59)<br />

Der ganze Beurkundungsvorgang, welcher dieser traditio<br />

chortae folgt, hat nur den Zweck, den Beweis derselben . und<br />

damit des geschlossenen Vertrages zu sichern, „aus dem Per<br />

fectionsmittel des Vertrages auch ein Beweismittel zu schaffen ".60)<br />

Auch dieser Vorgang ist mit mannigfachen, in Einzelheiten bei<br />

den verschiedenen Stämmen von einander abweichenden Formen<br />

verknüpft. Den Zeugen wird die Urkunde zum Berühren hingehalten,<br />

demnächst erfolgt das Unterschreiben, beziehungs<br />

weise Signiren der Zeugen und endlich die Vollziehmig durch<br />

den Netar.°) In der Vollziehungsformel wird die stattgehabte<br />

Tradition der Urkunde noch besonders bezeugt durch das 5post<br />

traditoorn «. iii)<br />

") Inwieweit die Ausdrucke eine Urkunde aufnehmen, Protest leviren<br />

u. s. w., etwa mit jenem alten Brauch zusammenhängen ‚ mag auf sich beruhen<br />

bleiben.<br />

') Brunner, a. a. 0. S. 87 1?.<br />

60) A. a. 0. S. 97 ff.<br />

ei) Vgl. B r u an er, Carte und NotiNa, a. a-0. und Zeitschrift. für<br />

Handelsrecht, a. a. 0. S. 529 ff.<br />

02) Z. B. Ego Protasius, gui supra ‚ •aco'iptor ltwjus cartulac do,,utionis<br />

post traditam co-rnpievi et ded. Darüber, dass dieses früher verschieden gedeutete<br />

„post t,-oditane" weder von der Uejergabe des Vertragsgegenstandes,<br />

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