Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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30 Prof. Dr. A, S. Schnitze: <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong>. vorn <strong>Urkundenbeweise</strong>.<br />
Begebung als selbstverständlich voraus „ ; uiid ebensowenig<br />
darf man sich darauf berufen, dass in den Quellen gelegentlich<br />
die Kaufbriefe über Grundstii&e empUones agrorura 64),<br />
die Vertragsurkunden<br />
pacta so) oder contracts "), Schenkungsurkunden<br />
donationes genannt werden. Auch heute bezeichnet die vulgäre<br />
Sprache die Erkunden, welche zur Uebermittlung einer Willenserklärung<br />
gedient haben und daher zum Beweise des Inhaltes<br />
einer solchen dienen können als „Kaufverträge", Schenkungen"<br />
Ii. s. w. Juristisch scharf und volbtändig ausgedrückt ist das<br />
ja nicht; aber eben deshalb kann aus solchen Abbreviaturen<br />
des Sprachgebrauches nicht auf die rechtliche Natur der Willenserklärungen<br />
und ihres Zustandekommens zuriickgeschlosseii<br />
werden.<br />
c) Die germanischen Stammesrechte.<br />
In den deutschen Stanime g rechten, deren Urkundenwesen<br />
bekanntlich auf römischen Ursprung zuriickzuführen ist,<br />
tritt der Satz, dass nicht das Schreiben, sondern die Begebung<br />
der Urkunde der Vertragsabschluss ist, und dass die Privaturkunde<br />
nicht ihre eigene Begebung und mithin auch nicht<br />
den stattgehabten Abschluss des Geschäftes beweisen kann,<br />
vermöge des das altgermanische Recht beherrschenden formalen<br />
Beweissystemes äusserlich noch schärfer hervor als in dem <strong>vom</strong><br />
Princip freier Beweiswürdigung beherrschten römischen Rechte.<br />
Die rechtsförmliche Uebergabe der Urkunde aus der Hand des<br />
Ausstellers in die Hand des Urkundendestinatärs, traditio eliartae,<br />
ist ein aus Rede und Handlungen zusammengesetztes formelhaftes<br />
Verfahren, welches, wenn auch mit Abweichungen in<br />
Einzelheiten, doch in den verschiedenen Stammesrcchten denselben<br />
Grundcharakter aufweist. 6 ) Das Wesentliche des Vor-<br />
') In anderen Wendungen tritt ja die Notliwendigkoit der Bogebung oft<br />
genug hervor, wie: TiI.ius eNstulani emisit, cd creditorenr epistulant ejusnodi<br />
jecit 1. 24, 26, D. 18, 5; 1. 81 eod. n. a. a. 0.<br />
b4) 1. 2 (,ad. 8, 16.<br />
Cip. L 7, §. 12, D. 2, 14.<br />
Z. 14, pr. Cod. 4, 80, 1. 14. ('od. 8, 37.<br />
07) Am auslührlichsten geregelt im cortulariu,n Langobardicaur; darüber<br />
I3runner, <strong>Zur</strong> Gochiehte der rüns.-germ. Urkunde, S. 97 it . über die tiaditio<br />
der laugob.-fränkisclien Urkunde, daselbst. S. 104 if. über das fränkische Recht«<br />
daselbst S. zGO ff, 104 iL