Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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26 Prof. Dr. A. S. Schultze; <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> vorn <strong>Urkundenbeweise</strong>.<br />
Ersatz der gewachsten Holztafeln durch den Papyrus vermindert<br />
sich wesentlich die Leichtigkeit und die Gefahr der Fälschung;<br />
das Zusiegeln der Urkunden kommt ab, und an Stelle des<br />
äusseren Verschlusses tritt allmalig die Sitte. dass der Contrahent<br />
und die Zeugen unter die offene Urkunde ihre Namensunterschrift<br />
setzen, um deren Echtheit zu beglaubigen. Rechtsregel<br />
war aber auch dieses nicht, wenn auch im fünften Jahrhundert<br />
bereits die allgemeine Sitte bestand, wie aus den Constitutionen<br />
der Kaiser Zeno '<strong>vom</strong> Jahre 478 (1. 31 Cod. 8, 53)<br />
und Leo <strong>vom</strong> Jahre 469 (1. 11 Cod. 8, 17) erhellt. Justinian<br />
hat dann die Namensunterschrift sowohl des Ausstellers, als<br />
der Zeugen für gewisse Geschäfte vorgeschrieben, namentlich<br />
für die Bürgschaft der Frauen, für die manumj qs(o per episttdam,<br />
für das behufs Erlangung des ben'fi invent"rii anzufertigende<br />
Inventar und für schriftlich geschlossene Verträge unter den<br />
gleich zu erörternden Voraüssetzungen, 41) Im Anschlusse hieran<br />
bildet sieh der Beweis der Echtheit der Urkunde durch Schriftvergleichung<br />
und Eid aus, welcher dem älteren Recht fremd<br />
war. Die römischen Urkunden aus der Zeit <strong>vom</strong> fünften<br />
bis siebenten Jahrhundert 42) tragen sämmtlich die Namensunterschrift<br />
oder das nach bezeugter gerichtlicher Vorlesung<br />
darunter gesetzte Kreuz des Ausstellers und der Zeugen.<br />
Wird nun in dieser Weise die Urkunde als Trägerin des<br />
Inhaltes einer Willenserklärung benutzt, so ist nicht das<br />
Schreiben der Urkunde, auch nicht des Namens, sondern die<br />
Begebung derselben aus der Hand des Ausstellers in die des<br />
Destinatärs der Act des Vertragsschlusses. Das wird ausdrücklich<br />
ausgesprochen namentlich in einem Rescript Diocletian's<br />
V. 28.5<br />
matrem tuam donationü instrument« in neptem suam<br />
f(„eisse nec ca tradidisse dicas, in dubium non vene, liberalitatern,<br />
guoniam adsgnatis instrumentis minime coepta est., inealidarn esse.<br />
Igitur ut quaestio quac inter vos ort« est cognita Causa Conprimatin-,<br />
a viva matre tua nequc in.strumenta nequc possessionern<br />
traditam esse ortende.<br />
4!)<br />
Die säinmflichen auf die Unterschrift bezüglichen Kaiserconstitutionen<br />
bei Bruns, a. a. 0. S. 106 11.<br />
") Pul,Iicirt von 3larin i, papiri i«plon,ouci ne 83-131.<br />
18)<br />
Magn. VerL 297.<br />
95.