Zur Lehre vom Urkundenbeweise
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16 Prof. Dr. A. S..S cl' ulf ze <strong>Zur</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Urkundcnbeweise<br />
erklärtdaher den Urkundenbeweis für eine besondere Art dös<br />
Auginscbeinbcweises, durch welchen die Abgabe der Erklirung<br />
durch eigene Wahrnehmung des. Richters festgestellt werde. -<br />
Besonders ausführlich protestirt B ä Ii r dagegen, das<br />
Manche geneigt seien, die Willensdisposition, den Vertrag alsetwas<br />
„Ideelles,, gleichsam in der Luft Schwebendes", als „etwas<br />
ausser ihr (der Urkunde) Liegendes" anzusehen, und „deshalb<br />
das geschriebene Wort, weiches den Vertrag schafft, nur als<br />
„Beweisinittel! gelten zu lassen". „) Vielmehr sei die -Urkunde<br />
‚der Reehtsact selbst"., seine „äussere Erscheinungsform", gleichsam<br />
sein »Körper' ; der Inhalt der Urkunde sei rJhh1'15t15Ch<br />
Thatsache. welcher Rechte begründet", und soweit dieses der<br />
Fall, „höre sie auf, Beweismittel zu sein; sie sei es ebensowenig;<br />
als z. B. die zum Abschluss eines Reehtsgeschäftes gesprochenen<br />
Worte Beweismittel dieses Rechtsgeschäftes seien". 23) Weil<br />
durch Augenscheineinnahme der Urkunde die Willensdisposition,<br />
„der Rechtsact selbst" durch Augenschein festgestellt werde, sei<br />
der Gegenbeweis dahin: „dass dieser Rechtsact nicht existire"<br />
ausgeschlossen. 24)<br />
Planck a. a. 0. ..bezeichnet die Urkunden, söfern mit<br />
ihrer Hilfe gerade bewiesen werden soll, dass die in ihnen zu<br />
„So wenig au der Existenz und dem Inhalte einer solchen Disposition zu zweifeln<br />
sein würde, wenn der Disponent dieselbe- mündlich in Gegenwart des Richters und<br />
des Gegners oder beider Personen getroffen hätte, so wenig kann daran gezweifelt<br />
werden - wenn die darüber errichtete Urkunde vorgelegt wird. - Die Urkunde<br />
„ist unmittelbar die Handlung selbst." — 'We tz eI 1, System, §. 24, S. 222.<br />
Renaud, Lehrbuch, §. 118, 121. Wendt, a. a. 0. S:311 f. Hellmann, Lehrbuch,<br />
S.532, 537f. H e u s) er, a. a. 0. 8.226ff„ 280f. v. Canstein, a. 1. 0 *<br />
s: 326ff. v. Krie g , Zeitsehr. f. d. g. St.-R.-W., Ed. VI, 5.171. Bahr, Die Anerkennung<br />
als Verpflichtungsgrund, §. 34. Der s.: Der Urkundenbeweis in den<br />
Ja],,b. f. Dogm., Ed. XIV, S. 27ff Planck, Lehrbuch, 11, . 115.<br />
) B Ii r, Anerkennung a a. 0. und Urknndenheweis, S. 27 ff., 37, 39.<br />
31)<br />
Urkundenbeweis, S. 37; Anerkennung, S. 123.<br />
34)<br />
Urkuudenbcweis, S. 28, 55. - Freilidh legt B uhr auch ihr Einbändigung<br />
der Urkunde eine gewisse Bedeutung bei, indem theils gelegentlich<br />
l,eigefügt wird, die eingehändigte Urkunde beweise den Reehtsaet, theils dudrucklich<br />
die Einhilndigung der Urkunde bei einseitigen Verfügungen als wesent'<br />
lieb bezeichnet wird (vgU a. a. 0. S. 41, 43, 47, 54 f.). Insofern stehen seine<br />
Ausführungen nicht im Einklang miteinander; denn dass, soweit die Einhändigong<br />
der Urkunde wesentlich ist:, die Urkunde selbst nicht der Rechtsact ist,<br />
wird sieh unten zeigen.<br />
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