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Was wir gemeinsam gescha en - Zahnärztekammer Niedersachsen

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Ausscheidung erforderlich<br />

● Verlust der Gerinnungshemmung<br />

bei mangelhafter Compliance des<br />

Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />

● sehr hohe Therapiekost<strong>en</strong> im Vergleich<br />

zu Vitamin-K-Antagonist<strong>en</strong><br />

(bei Dabigatran 20 mal höher geg<strong>en</strong>über<br />

Marcumar®).<br />

Bereits heute <strong>wir</strong>d der Einsatz des<br />

Thrombininhibitors Dabigatran bzw.<br />

der Faktor Xa-Hemmer bei Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />

mit inkonstanter INR-Einstellung (Osterspey<br />

u. Zylka-M<strong>en</strong>horn 2011; Born<br />

2012) und bei Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> mit stark<strong>en</strong> Neb<strong>en</strong><strong>wir</strong>kung<strong>en</strong><br />

(z. B. Alopezie) unter der<br />

bisherig<strong>en</strong> Antikoagulation mit Vit.-K-<br />

Antagonist<strong>en</strong> (Born 2012) empfohl<strong>en</strong>.<br />

Aus internistischer Sicht werd<strong>en</strong> die<br />

langjährig erprobt<strong>en</strong> Vitamin-K-Antagonist<strong>en</strong><br />

allerdings weiterhin so lange<br />

die Basis der orai<strong>en</strong> Antikoagulationstherapie<br />

darstell<strong>en</strong>, bis off<strong>en</strong>e Frag<strong>en</strong><br />

z. B. bezüglich unzureich<strong>en</strong>der Therapieadhär<strong>en</strong>z<br />

(Abbruchrate bis 20 Proz<strong>en</strong>t)<br />

oder existier<strong>en</strong>der Arzneimittelinteraktion<strong>en</strong><br />

der neu<strong>en</strong> Konkurr<strong>en</strong>zprodukte<br />

beantwortet sind (Völler et al.<br />

2010). Bei d<strong>en</strong> sognannt<strong>en</strong> direkt<strong>en</strong> Gerinnungshemmern<br />

ist die Aus<strong>wir</strong>kung<br />

auf das Gerinnungssystem nicht anhand<br />

eines einfach zu kontrollier<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Parameters zu erfass<strong>en</strong> und der INR-<br />

Wert nicht aussagekräftig (Vetter 2013).<br />

Wie muss der Zahnarzt mit dies<strong>en</strong><br />

Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> umgeh<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n sie sich<br />

in seine Behandlung begeb<strong>en</strong>?<br />

Zunächst sind die neu<strong>en</strong> Gerinnungshemmer<br />

aufgrund ihrer einfach<strong>en</strong><br />

Anw<strong>en</strong>dung sehr pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong>- und behandlerfreundlich.<br />

Diese Medikam<strong>en</strong>t<strong>en</strong>gruppe<br />

weist eine vorhersagbare<br />

Pharmakokinetik auf, d. h. die Plasmakonz<strong>en</strong>tration<br />

korreliert eindeutig mit<br />

dem Grad der Gerinnungshemmung<br />

(Abb. 2). Somit ist ein Gerinnungsmonitoring<br />

zur Dosiseinstellung nicht erforderlich<br />

(Zebuhr 2009; Eichinger 2012).<br />

Besondere Regeln gelt<strong>en</strong> für die<br />

zahnärztliche Chirurgie. Wird ein oralchirurgischer<br />

Eingriff mit niedrigem<br />

Blutungsrisiko (Tab. 1) erforderlich, sollte<br />

der Pati<strong>en</strong>t im Regelfall letztmalig<br />

am Ab<strong>en</strong>d vor dem Eingriff Dabigatran<br />

Tab. 1: Zahnärztliche Eingriffe (Beispiele) und Blutungsrisik<strong>en</strong> (Schindler 2006)<br />

(Pradaxa®) einnehm<strong>en</strong> (KBV 2013). Rivaroxaban<br />

(Xarelto®) sollte mindest<strong>en</strong>s 24<br />

h vor der Operation abgesetzt werd<strong>en</strong><br />

(N.N. 2013). 6 h nach dem Eingriff ist die<br />

erste Einnahme beider Wirkstoffe frühest<strong>en</strong>s<br />

wieder möglich (KBV 2013, N.N.<br />

2013). Andere Autor<strong>en</strong> empfehl<strong>en</strong> die<br />

Einnahme am erst<strong>en</strong> postoperativ<strong>en</strong><br />

Tag (Dübg<strong>en</strong> und Spannagl 2012). Bei<br />

eingeschränkter Nier<strong>en</strong>funktion und/<br />

oder älter<strong>en</strong> Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> ändert sich das<br />

Prozedere. So muss Dabigatran z. B. bei<br />

einer Kreatininclearance zwisch<strong>en</strong> 30<br />

und 50 ml/min (<strong>en</strong>tspricht einer mittelgradig<strong>en</strong><br />

Nier<strong>en</strong>insuffizi<strong>en</strong>z) zwei bis<br />

drei Tage vor einem oralchirurgisch<strong>en</strong><br />

Eingriff abgesetzt werd<strong>en</strong> (Cad<strong>en</strong>bach<br />

2012, KBV 2013). Bei hohem Blutungsrisiko<br />

(z. B. vorbesteh<strong>en</strong>der Leberfunktionsstörung),<br />

bei umfangreicher<strong>en</strong><br />

Eingriff<strong>en</strong> und/oder eingeschränkter<br />

Nier<strong>en</strong>funktion muss das Unterbrechungsintervall<br />

verlängert werd<strong>en</strong> (bis<br />

zu 4 Tage bei hohem Blutungsrisiko)<br />

(Grönheit u. Eyding 2012). In jedem Falle<br />

gilt: Die erste postoperative Gabe setzt<br />

immer eine erfolgreiche Blutstillung<br />

voraus! G<strong>en</strong>auere Information<strong>en</strong> sind<br />

d<strong>en</strong> <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Fachinformation<strong>en</strong><br />

zu <strong>en</strong>tnehm<strong>en</strong>.<br />

Bei akut<strong>en</strong> Eingriff<strong>en</strong> sollte die OP<br />

möglichst um 12 Stund<strong>en</strong> nach der letzt<strong>en</strong><br />

Medikation hinausgezögert werd<strong>en</strong><br />

(Cad<strong>en</strong>bach 2012). Ist dies nicht möglich,<br />

muss mit einem erhöht<strong>en</strong> Blutungsrisiko<br />

gerechnet werd<strong>en</strong>. Dies muss im<br />

Einzelfall geg<strong>en</strong> die Dringlichkeit des<br />

Eingriffs abgewog<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>.<br />

Weg<strong>en</strong> der kurz<strong>en</strong> Halbwertzeit der<br />

direkt<strong>en</strong> Gerinnungshemmer (Abb. 2)<br />

seh<strong>en</strong> verschied<strong>en</strong>e Autor<strong>en</strong> für das<br />

klassische »Bridging« (mit niedermolekular<strong>en</strong><br />

Heparin<strong>en</strong>) bei Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong>,<br />

die langfristig mit d<strong>en</strong> neu<strong>en</strong> Gerinnungshemmern<br />

behandelt werd<strong>en</strong>,<br />

keine Notw<strong>en</strong>digkeit mehr (Grönheit<br />

u. Eyding 2012, Strobel et al. 2012, Dübg<strong>en</strong><br />

u. Spannagl 2012). Besonders dieser<br />

Aspekt bedarf der <strong>en</strong>g<strong>en</strong> Absprache<br />

mit dem behandelnd<strong>en</strong> Hausarzt und/<br />

oder Kardiolog<strong>en</strong>, um die individuelle<br />

Risiko konstellation des Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> g<strong>en</strong>auer<br />

einschätz<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>. Es gibt<br />

auch für die neu<strong>en</strong> oral<strong>en</strong> Antikoagulanti<strong>en</strong><br />

Ausweise, aus d<strong>en</strong><strong>en</strong> das Medikam<strong>en</strong>t,<br />

die vorgeschrieb<strong>en</strong>e Dosierung,<br />

die Indikation und eine Kurzinformation<br />

über Maßnahm<strong>en</strong> währ<strong>en</strong>d der<br />

Therapie sowohl für Ärzte als auch Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />

ersichtlich sind. Der Pati<strong>en</strong>t soll<br />

Abb. 2: Pharmakokinetik von Rivaroxaban ähnelt niedermolekular<strong>en</strong> Heparin<strong>en</strong><br />

(hier Enoxaparin); das Wirkmaximum ist bereits nach 2–4 h erreicht und nach 18–24 h<br />

ist die Wirkung nur noch gering (nach Kubitza et al. 2005)<br />

320 · ZKN MITTEILUNGEN 6 | 2013

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