Was wir gemeinsam gescha en - Zahnärztekammer Niedersachsen
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GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK:<br />
In der MDK-Welt dürfte nicht alles so goldig sein<br />
W<strong>en</strong>n es darum geht, die Leistungsanbieter im bundesdeutsch<strong>en</strong> Gesundheitswes<strong>en</strong><br />
an d<strong>en</strong> Pranger zu stell<strong>en</strong>, reitet der Spitz<strong>en</strong>verband Bund der Krank<strong>en</strong>kass<strong>en</strong><br />
(GKV-SV) gerne in der erst<strong>en</strong> Reihe der Schwadron mit<br />
So am 28. April 2013, als man<br />
aus der Berliner Mittelstraße<br />
ein<strong>en</strong> Bericht in einem Nachricht<strong>en</strong>magazin<br />
bestätigte,<br />
dass angeblich jede zweite<br />
Krank<strong>en</strong>hausrechnung an die 134<br />
Krank<strong>en</strong>kass<strong>en</strong> falsch sein soll. Das habe<br />
eine Auswertung der MDK-Gemeinschaft,<br />
also der Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>ste<br />
der Krank<strong>en</strong>versicherung (MDK<strong>en</strong>) ergeb<strong>en</strong>.<br />
Gekoppelt wurde der Vorwurf<br />
mit einer Forderung an die Politik, <strong>en</strong>tsprech<strong>en</strong>de<br />
Änderung<strong>en</strong> in d<strong>en</strong> gelt<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />
Gesetz<strong>en</strong> vorzunehm<strong>en</strong>. Schließlich<br />
werde im Reichstag die Einführung<br />
eines »Schlichtungsausschusses« zwisch<strong>en</strong><br />
Klinik<strong>en</strong> und Kass<strong>en</strong> berat<strong>en</strong>, mit<br />
»d<strong>en</strong><strong>en</strong> bürokratischer Aufwand und<br />
Interpretationsspielräume reduziert«<br />
würd<strong>en</strong>. <strong>Was</strong> der GKV-SV naturgemäß<br />
nicht kundtat, war sein Wiss<strong>en</strong>, dass<br />
es intern um die MDK-Gemeinschaft<br />
heftig rumort. Demnach sollte man<br />
künftig Zahl<strong>en</strong> und Fakt<strong>en</strong> aus dem<br />
MDK-Bereich mit Vorsicht g<strong>en</strong>ieß<strong>en</strong><br />
und verwert<strong>en</strong>.<br />
Die regional<strong>en</strong> Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>ste<br />
der Krank<strong>en</strong>versicherung (MDK<strong>en</strong>)<br />
sind sich nämlich untereinander nicht<br />
grün und streit<strong>en</strong> sich gründlich. Zudem<br />
gelingt es dem in Ess<strong>en</strong> angesiedelt<strong>en</strong><br />
Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>st des Spitz<strong>en</strong>verbandes<br />
(MDS) w<strong>en</strong>ig, auf die<br />
Streithähne kalmier<strong>en</strong>d einzu<strong>wir</strong>k<strong>en</strong>.<br />
Liest man interne Schreib<strong>en</strong>, dann hat<br />
man eher d<strong>en</strong> Eindruck, dass auf der<br />
Eb<strong>en</strong>e der Entscheidungsträger getäuscht,<br />
getrickst und getarnt <strong>wir</strong>d.<br />
So liegt der A + S-Redaktion ein Rundschreib<strong>en</strong><br />
der beid<strong>en</strong> alternier<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />
Vorsitz<strong>en</strong>d<strong>en</strong> des Verwaltungsrates des<br />
MDK Rheinland-Pfalz an ihre jeweilig<strong>en</strong><br />
Kolleg<strong>en</strong> in d<strong>en</strong> Ländern vom 11. Ap-<br />
Behandlungsfehler-Statistik<br />
MDK UND MDS LEGEN NEUE ZAHLEN VOR<br />
Die Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>ste der Krank<strong>en</strong>kass<strong>en</strong> (MDK)<br />
hab<strong>en</strong> im vergang<strong>en</strong><strong>en</strong> Jahr rund 12.500 Gutacht<strong>en</strong> zu<br />
vermutet<strong>en</strong> Behandlungsfehlern erstellt. Bei fast jedem<br />
dritt<strong>en</strong> Fall habe sich der Verdacht bestätigt. Das<br />
geht aus der aktuell<strong>en</strong> Behandlungsfehler-Statistik<br />
hervor, die die Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>ste zusamm<strong>en</strong> mit<br />
dem Medizinisch<strong>en</strong> Di<strong>en</strong>st des GKV-Spitz<strong>en</strong>verbands<br />
(MDS) am 15.5.2013 in Berlin vorgestellt hab<strong>en</strong><br />
Danach richtet<strong>en</strong> sich 3872<br />
Vorwürfe und somit rund<br />
ein Drittel der Fälle geg<strong>en</strong><br />
niedergelass<strong>en</strong>e Ärzte. 36<br />
Proz<strong>en</strong>t davon hätt<strong>en</strong> sich<br />
bestätigt. In 8607 Fäll<strong>en</strong> (rund zwei Drittel)<br />
beschwert<strong>en</strong> sich die Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> laut<br />
der Statistik über Krank<strong>en</strong>häuser. Bei 32<br />
Proz<strong>en</strong>t davon sei<strong>en</strong> die Beschwerd<strong>en</strong><br />
begründet gewes<strong>en</strong>.<br />
Die meist<strong>en</strong> Vorwürfe erhob<strong>en</strong> Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />
nach Angab<strong>en</strong> von MDK und<br />
MDS im Zusamm<strong>en</strong>hang mit Operation<strong>en</strong>.<br />
Die Fächer Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
und Allgemeinchirurgie sei<strong>en</strong><br />
besonders betroff<strong>en</strong>. Danach würd<strong>en</strong><br />
Zahnmedizin, Innere Medizin und Gynäkologie<br />
folg<strong>en</strong>. »Eine hohe Zahl von<br />
Vorwürf<strong>en</strong> ist aber nicht gleichzusetz<strong>en</strong><br />
mit einer hoh<strong>en</strong> Zahl tatsächlicher<br />
Fehler«, sagte Prof. Astrid Zobel, Leit<strong>en</strong>de<br />
Ärztin Sozialmedizin des MDK Bayern,<br />
der die Dat<strong>en</strong> aller Medizinisch<strong>en</strong><br />
Di<strong>en</strong>ste <strong>gemeinsam</strong> mit dem (MDS)<br />
ausgewertet hat. »Gemess<strong>en</strong> an der<br />
Zahl der Vorwürfe werd<strong>en</strong> die meist<strong>en</strong><br />
Fehler in der Pflege, in der Zahnmedizin<br />
und in der Gynäkologie bestätigt.«<br />
Bei der Interpretation der Zahl<strong>en</strong><br />
mahnte Zobel allerdings zur Zurückhaltung:<br />
»Wir könn<strong>en</strong> Fehlerhäufung<strong>en</strong><br />
in bestimmt<strong>en</strong> Fachgebiet<strong>en</strong> erk<strong>en</strong>n<strong>en</strong>.<br />
Dies erlaubt aber kein<strong>en</strong> Rückschluss<br />
auf die Behandlungsqualität<br />
insgesamt, da weder die Gesamtzahl<br />
der Behandlung<strong>en</strong> noch die Zahl aller<br />
Behandlungsfehler bekannt sind.« Laut<br />
MDK-Statistik trat<strong>en</strong> die meist<strong>en</strong> Fehler<br />
bei der Wurzelbehandlung der Zähne<br />
auf, gefolgt vom Hüft- und Kniegel<strong>en</strong>ksersatz.<br />
Angesichts der Zahl der Behandlungsfehlervorwürfe<br />
gebe es kein<strong>en</strong> Grund<br />
zur Entwarnung, sagte Dr. Stefan Gronemeyer,<br />
Leit<strong>en</strong>der Arzt und stellvertret<strong>en</strong>der<br />
Geschäftsführer des MDS. »Die<br />
nahezu unveränderte Zahl der Vorwürfe<br />
und bestätigt<strong>en</strong> Behandlungsfehler<br />
zeigt, dass nach wie vor Handlungsbedarf<br />
besteht.« Das kürzlich in Kraft getret<strong>en</strong>e<br />
Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong>rechtegesetz habe die<br />
Situation der Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> bei vermutet<strong>en</strong><br />
Behandlungsfehlern nur teilweise verbessert.<br />
»Aus Sicht der Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong> bleibt<br />
unbefriedig<strong>en</strong>d, dass das Gesetz keine<br />
neue Verteilung der Beweislast zwisch<strong>en</strong><br />
Behandler und Pati<strong>en</strong>t gebracht<br />
hat«, sagte Gronemeyer. Er sprach sich<br />
dafür aus, dass zumindest in j<strong>en</strong><strong>en</strong> Fäll<strong>en</strong>,<br />
in d<strong>en</strong><strong>en</strong> ein fachärztliches Gutacht<strong>en</strong><br />
d<strong>en</strong> Behandlungsfehler bestätigt, in<br />
Zukunft die Beweislast für d<strong>en</strong> Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />
erleichtert werd<strong>en</strong> sollte.<br />
_FVDZ NEWSLETTER, 16.5.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 6 | 2013 · 305