Bundestags- wahlkampf - Zahnärztekammer Niedersachsen
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tut zu den Negativwirkungen, die der Kandidat<br />
selbst zu vertreten hat.<br />
Die Union tut unter Angela Merkel viel,<br />
um den Sozialdemokraten programmatisch<br />
das wegzunehmen, was der SPD nützen<br />
würde. Einziger wesentlicher Punkt, der<br />
die beiden Lager voneinander unterscheidet,<br />
sind die Steuererhöhungen, die die eine<br />
Seite recht umfangreich will und die die<br />
andere Seite total ausschließt. Damit ist<br />
immer mehr zum bestimmenden Faktor<br />
in den Umfragen die solide Gleichförmigkeit<br />
geworden, die viele Wähler mit Angela<br />
Merkel verbinden. Sie scheint wie eine<br />
Garantie darauf zu wirken, dass sie Halt in<br />
einer oft haltlosen Welt bietet.<br />
Was die Wählerschaft am Ende entscheidet,<br />
bleibt trotz allem ungewiss. Wenn eine<br />
Mehrheit am liebsten eine große Koalition<br />
sehen würde, ist das ein Zeichen dafür,<br />
dass sie sozialen Ausgleich wünscht statt<br />
Übertreibungen dieser oder jener Art, die<br />
mit anderen Bündnissen verbunden wären.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
_HELMUT RIEGER<br />
RUNDBLICK, 25.6.2013<br />
FÜLLHORN<br />
GIBT’S DEN<br />
ELTERNWILLEN?<br />
In jeder bildungspolitischen<br />
Diskussion<br />
taucht er auf, er<br />
sitzt in jeder Talkshow,<br />
Schulpolitiker/innen<br />
jeder Couleur, Stadt-<br />
Britta Grashorn<br />
und Land- kreisverwaltungen,<br />
Landes- und Bundesregierungen<br />
nehmen ihn gern und hemmungslos als<br />
Kronzeugen für ihre jeweiligen Positionen<br />
in Haft: der Elternwille. Er ist wie ein leeres<br />
Füllhorn, das nur darauf wartet, mit passendem<br />
Inhalt bestückt zu werden. Allein<br />
der Singular verrät: Es kann immer nur einen<br />
Elternwillen geben! Klingt absurd, ist<br />
aber lange geübte Praxis.<br />
Elternvertretungen in Schulen, auf kommunaler<br />
und Landesebene tun den jeweiligen<br />
Willen öffentlich kund. Viele Mütter<br />
und Väter fragen sich dann zwar oft, in<br />
wessen Namen diese Gremien eigentlich<br />
agieren. Denn zunehmend klingen Verlautbarungen<br />
der ehrenamtlichen Elternvertreter/innen<br />
wie Versatzstücke aus Parteiprogrammen<br />
oder der Verbandspresse.<br />
Wer spricht denn da: Grüne und SPD, CDU<br />
und FDP, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,<br />
Philologen- oder Realschullehrerverband?<br />
Es wäre schon schön, wenn<br />
der nicht organisierte Teil der Elternschaft<br />
vorher wüsste, ob Vertreter/innen gewählt<br />
werden sollen, die selbst Lehrer/innen oder<br />
Beamte/Angestellte einer Bildungsbehörde<br />
sind, einer Partei angehören und/oder<br />
eine aktive Rolle in einer Gewerkschaft und<br />
einem Bildungsberufsverband spielen bzw.<br />
entsprechende Partner/innen zu Hause haben.<br />
Diese Hintergrundinformationen sind<br />
natürlich tabu. Schließlich ist Deutschland<br />
das Land des Datenschutzes und der informationellen<br />
Selbstbestimmung.<br />
Für Kultusminister/innen und Schulträger<br />
ist der Elternwille dagegen der blanke<br />
Horror. Nehmen wir z. B. <strong>Niedersachsen</strong>:<br />
Hier dürfen sich Mütter und Väter einfach<br />
über die Schullaufbahnempfehlung der<br />
Grundschule hinwegsetzen und ihr Kind<br />
auf einer weiterführenden Schule ihrer<br />
Wahl anmelden. Das führt dazu, dass immer<br />
noch scharenweise Kinder in die Gymnasien<br />
strömen, die dort nichts zu suchen<br />
haben, gleichzeitig aber händeringend für<br />
die vielen neuen Gesamtschulen gebraucht<br />
werden, die im Land flächendeckend entstehen<br />
sollen, weil sie nach Überzeugung der<br />
rot- grünen Landesregierung – pardon: nach<br />
dem Willen der Eltern – einfach die besseren<br />
Schulen für die meisten Kinder sind.<br />
Zusätzlich bereitet es der Kultusverwaltung<br />
und den Schulen Kopfschmerzen,<br />
dass Eltern immer noch weitgehend<br />
wählen können, ob sie ihre Kinder an einer<br />
Regelschule oder an einer Förderschule<br />
anmelden. Wie soll man da planen? Am<br />
liebsten hätte Rot-Grün auf einen Streich<br />
sämtliche Förderschulen bereits zum kommenden<br />
Schuljahr geschlossen. Da sind<br />
aber der Landeshaushalt und der tatsächliche<br />
Elternwille davor.<br />
Jetzt hat das Kultusministerium einen<br />
eleganten Dreh gefunden, eben diesen indirekt<br />
zu brechen: Die Wahlmöglichkeit der<br />
Schulform könne für die Erziehungsberechtigten<br />
»nur dort bestehen, wo es verschiedene<br />
Schulformen zur Auswahl gibt«, heißt<br />
es in der Antwort des Ministeriums auf eine<br />
aktuelle Anfrage von CDU-Abgeordneten<br />
zur geplanten Abschaffung sämtlicher Förderschulen.<br />
Also, wenn es vor Ort nur noch<br />
die Schulen gibt, die politisch gewollt sind,<br />
kann der Elternwille sich auch nur auf diese<br />
erstrecken. Folgerichtig werden ab dem<br />
Schuljahr 2014/15 keine Kinder mehr in den<br />
Sekundarbereich der Förderschulen »Lernen«<br />
und keine mehr im Primar- und Sekundarbereich<br />
»Sprache« aufgenommen,<br />
und die Gesamtschule in <strong>Niedersachsen</strong><br />
firmiert nicht mehr unter »Ersatzschule«,<br />
sondern als »ersetzende« Schulform. Einfach<br />
genial.<br />
_BRITTA GRASHORN<br />
RUNDBLICK, 26.6.2013<br />
DEUTSCHE GEHEN SELTENER<br />
ZUM ARZT<br />
Die Bundesbürger gehen heute deutlich<br />
seltener zum Arzt als noch Mitte<br />
der 90er Jahre. Laut einem Bericht<br />
der »Bild«-Zeitung suchen die Bundesbürger<br />
im Durchschnitt zehn Mal im Jahr einen<br />
Arzt auf. Das seien durchschnittlich drei Besuche<br />
weniger als 1995, wie die Zeitung unter<br />
Berufung auf Daten des vom Deutschen<br />
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellten<br />
Sozioökonomischen Panels (SOEP)<br />
schreibt.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KBV), Andreas<br />
Köhler, zweifelte die Zahlen an. »Ob die<br />
Patienten in Deutschland mittlerweile tatsächlich<br />
deutlich weniger die Arztpraxen<br />
aufsuchen, bezweifle ich«, sagte Köhler in<br />
Berlin. »Die Arztkontakte sind innerhalb<br />
der bundesdeutschen Bevölkerung sehr<br />
ungleich verteilt.« Entscheidend sei, wer<br />
im Rahmen des sozioökonomischen Panels<br />
befragt worden ist.<br />
Ȇber 50 Prozent der Arztkontakte entfallen<br />
auf 16 Prozent der Patienten, also<br />
auf solche, die aufgrund einer schweren<br />
Erkrankung eine häufige und regelmäßige<br />
ärztliche Betreuung brauchen«, erläuterte<br />
Köhler. Diese Personengruppe lasse sich in<br />
Umfragen schwer erreichen.<br />
DIW-Fachleute sagten dem Blatt, es handele<br />
sich um einen »signifikanten Rückgang«<br />
der durchschnittlichen Arztbesuche.<br />
Das Minus resultiere unter anderem aus<br />
einer besseren Vorsorge beispielsweise bei<br />
Zahnärzten. Zudem müssten heute viele<br />
Medikamente von den Patienten selbst bezahlt<br />
werden. Ein Rezept vom Arzt sei daher<br />
überflüssig.<br />
446 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013