Bundestags- wahlkampf - Zahnärztekammer Niedersachsen
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Versorgungsformen wie Patientenbusse,<br />
Gemeinschafts- und Teilzeitpraxen<br />
oder Medizinische Versorgungszentren<br />
in öffentlicher Hand können die Arbeit<br />
im ländlichen Raum für junge Medizinerinnen<br />
und Mediziner wieder attraktiver<br />
machen, ebenso wie unterstützende<br />
Sozial- und Gesundheitsdienste mit<br />
nichtärztlichem Fachpersonal.«<br />
Daneben fordert die Partei, »dass<br />
die wohnortnahe und unmittelbar mit<br />
den Patientinnen und Patienten beschäftigte<br />
ärztliche Versorgung angemessen<br />
und nicht schlechter honoriert<br />
werden als weitere medizinische Leistungen.«<br />
Das gilt natürlich auch für<br />
den Kliniksektor. Zitat dazu: »Die Trennung<br />
von ambulanter und sta tionärer<br />
Versorgung muss aufgehoben und den<br />
Krankenhäusern muss erlaubt werden,<br />
eine Ambulanz oder Politklinik zu führen.«<br />
Es soll eine »solidarische Gesundheitsversicherung«<br />
entstehen (Titel:<br />
»Solidarische Bürgerinnen- und<br />
Bürgerversicherung«), die eine völlig<br />
veränderte Finanzgrundlage hat. Darin<br />
»zahlen alle Menschen, die in Deutschland<br />
leben, mit allen Einkommensarten<br />
solidarisch ein. Alle Einkommensarten<br />
werden beitragspflichtig.« Versicherte<br />
mit einem Einkommen oberhalb der<br />
bisherigen Beitragsbemessungsgrenze<br />
will die Partei »künftig gerecht mit dem<br />
gleichen Beitragssatz in die solidarische<br />
Finanzierung einbeziehen«. Damit ist<br />
klar, dass die private Vollversicherung<br />
überflüssig ist und abgeschafft wird.<br />
Weitere Teile des Wahlprogramms<br />
(Titel: »Solidarität und Qualität in<br />
der Gesundheitsversorgung stärken –<br />
Schluss mit der Zwei-Klassen-Medizin.<br />
Gesundheit ist keine Ware«), dem dann<br />
das Pflegekapitel (Titel: »Gute Pflege:<br />
Würde für Pflegbedürftige, Angehörige<br />
und Beschäftigte«) folgt, werden im Folgenden<br />
in einer subjektiven Auswahl<br />
präsentiert.<br />
Im Bereich der stationären Medizin<br />
darf es keine weiteren Privatisierungen<br />
mehr geben, »bereits privatisierte<br />
Krankenhäuser wollen wir in öffentliche<br />
und nichtkommerzielle Trägerschaft<br />
überführen«. Wobei sich die<br />
internen Machtstrukturen verändern<br />
Korruption »untergräbt<br />
auch das Vertrauens verhältnis<br />
zwischen den Medizinerinnen<br />
und Medizinern<br />
und den Menschen,<br />
die ihre Hilfe benötigen.<br />
Deswegen setzen wir uns<br />
dafür ein, dass korruptes<br />
Verhalten im Gesundheitswesen<br />
konsequent<br />
verfolgt und strafrechtlich<br />
geahndet wird.«<br />
sollen. Zitat: »Die Beschäftigten müssen<br />
zudem bei der Organisation und<br />
Planung ihrer Arbeit stärker mitbestimmen<br />
können.«<br />
Mehr Mitbestimmung ist auch das<br />
Rezept für den Bereich einschlägiger<br />
Körperschaften im Gesundheitswesen.<br />
Hier gilt: »Die Selbstverwaltungen im<br />
Gesundheitswesen sind demokratisch<br />
weiterzuentwickeln. Die Rechte der<br />
Versichertenvertretungen sind auszuweiten.«<br />
Interessant ist, dass die Linke davon<br />
ausgeht, dass es im Gesundheitswesen<br />
keinerlei Kostenexplosion<br />
gegeben habe. Ihr Ansatz: »Die<br />
Gesundheitsausgaben liegen seit 20<br />
Jahren konstant bei zehn bis elf Prozent<br />
des Bruttosozialprodukts.« Die Beiträge<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
seien in dieser Zeit nur aus einem<br />
Grund gestiegen: »Sie werden allein<br />
aus den Lohn- und Gehaltsanteilen gezahlt,<br />
und diese sinken. Die am schnellstens<br />
wachsenden Einkommen – Gewinne<br />
und Kapitalerträge, werden nicht<br />
herangezogen.« Das will die Linke mit<br />
ihrer Version der Bürgerversicherung<br />
ändern.<br />
Viel schärfer als im Leitantrag geht die<br />
Linke jetzt an das Thema elektronische<br />
Gesundheitskarte (eGK) heran. Zitat:<br />
»Die Elektronische Gesundheitskarte<br />
(E-Card) ist gescheitert. Die Speicherung<br />
von Gesundheitsdaten auf zentralen<br />
Servern bringt keine Vorteile für die<br />
Versorgung der Patientinnen und Patienten,<br />
sorgt für bürokratischen Aufwand<br />
in den Arztpraxen und ist aus<br />
Sicht des Datenschutzes riskant. Zudem<br />
kostet das System Milliarden an Versicherungsbeiträgen,<br />
ist unflexibel und<br />
muss alle paar Jahre erneuert werden.«<br />
Die Partei setzt sich stattdessen für<br />
die Entwicklung von IT-Lösungen im<br />
Gesundheitswesen ein, »die flexibel,<br />
preiswert und dezentral sind. Persönliche<br />
Gesundheitsdaten gehören ausschließlich<br />
in die Hand der Patientin<br />
oder des Patienten.«<br />
Auch zur Alimentierung des stationären<br />
Bereichs gibt es Vorgaben der<br />
Linken. Nach ihrer Vorstellung müssen<br />
Krankenhäuser »bedarfsgerecht und solide<br />
finanziert werden«. Bund und Länder<br />
haben insofern »ausreichend Mittel<br />
für eine flächendeckende Infrastruktur<br />
bereitzustellen. Krankenkassen sollen<br />
den Betrieb der Kliniken angemessen<br />
sichern.«<br />
An anderer Stelle will man kräftig<br />
Geld einsparen. Die Partei tritt<br />
»für eine effektive Begrenzung der<br />
Arzneimittelpreise ein«. Und: »Die verantwortlichen<br />
Behörden sollen diese<br />
Preise festsetzen. Die Einführung einer<br />
Positivliste ist überfällig.«<br />
Auch das Thema Korruption im<br />
Gesundheitswesen wird im Wahlprogramm<br />
jetzt angesprochen. Dergleichen<br />
schädige nicht nur die Krankenkassen<br />
finanziell, die Korruption »untergräbt<br />
auch das Vertrauensverhältnis zwischen<br />
den Medizinerinnen und Medizinern<br />
und den Menschen, die ihre<br />
Hilfe benötigen. Deswegen setzen wir<br />
uns dafür ein, dass korruptes Verhalten<br />
im Gesundheitswesen konsequent<br />
verfolgt und strafrechtlich geahndet<br />
wird.« _WWW.FACHARZT.DE, 25.6.2013<br />
420 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013