Bundestags- wahlkampf - Zahnärztekammer Niedersachsen
Bundestags- wahlkampf - Zahnärztekammer Niedersachsen
Bundestags- wahlkampf - Zahnärztekammer Niedersachsen
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H 46427<br />
AUGUST 2013<br />
8|13<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
Das amtliche Mitteilungsblatt der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Stoppt die e-Card<br />
PRISM zeigt: nichts ist sicher _S. 412<br />
EMMA H.art-Ärzte-Band<br />
Im Einsatz für Kleine Herzen _S. 426<br />
Plattdeutsch für Mediziner<br />
Leve Kusenbreker, we snackt Platt _S. 428<br />
<strong>Bundestags</strong><strong>wahlkampf</strong><br />
Was die Parteien versprechen _S. 414
7. Zahnärztetag<br />
und Prophylaxe-Kongress<br />
14. September<br />
2013 in Bremen<br />
→ Jetzt anmelden unter www.zkn.de
Dr. Julius<br />
Beischer,<br />
Chefredakteur der<br />
ZKN Mitteilungen<br />
EDITORIAL<br />
Sommermärchen<br />
Von diesem Sommer werden unsere Kinder<br />
und Enkel sagen: »Ja, früher gab’s<br />
noch richtige Sommer; wochenlang<br />
Sonne! Wir waren jeden Tag im Freibad,<br />
haben auf dem Balkon geschlafen und<br />
im Garten gezeltet.«<br />
Rudi Carrells Frage »Wann wird’s mal wieder<br />
richtig Sommer – ein Sommer, wie er früher einmal<br />
war?«, hat in diesem Jahr eine Antwort gefunden:<br />
2013 mit seinem hartnäckigen Hoch über<br />
Mitteleuropa.<br />
Selbst der eine oder andere Gewitterregen wird<br />
gelassen hingenommen, gehört er doch zu einem<br />
richtigen Sommer dazu wie die Reifenpanne zum<br />
Fahrradausflug.<br />
Übrigens, Rudi Carrell spottete in seinem Lied,<br />
Schuld am fehlenden Sommer sei nur die SPD. Wer<br />
weiß, vielleicht kommt dieser herrliche Sommer<br />
ja tatsächlich der CDU zugute. So wie seinerzeit<br />
die Oderflut Gerhard Schröder ins Kanzleramt geschwemmt<br />
haben soll.<br />
Im alten Ägypten war es übrigens auch der Pharao<br />
selbst, der die Verantwortung für den geregelten<br />
Ablauf der alljährlich herbeigesehnten Nilfluten<br />
hatte, sein Draht zu den Göttern nahm ihn in<br />
die Pflicht, für geregelte Naturabläufe zu sorgen.<br />
Sollte das »Sommerfeeling pur« also noch etwas<br />
länger anhalten, bliebe dann aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach Tutanch-Merkel an der Macht?<br />
Immerhin, das Land blüht und bringt zurzeit<br />
reiche Ernte.<br />
Handel und Wandel florieren. Arbeitslosigkeit<br />
sinkt ständig. Ausbildungsplätze im Überangebot.<br />
Mehr Krippenplätze als in Bethlehem ...<br />
Und Herr Steinbrück steckt fest im Sommerloch<br />
eines Umfragen-Tiefdruck-Gebiets, welches<br />
vergeblich das Sommer-Hoch »Angie« zu verdrängen<br />
versucht.<br />
Wissen Sie schon, wem Sie Ihre Stimme bei der<br />
<strong>Bundestags</strong>wahl geben wollen?<br />
Wir haben auch in diesem Vor-<strong>Bundestags</strong>wahl-Heft<br />
zusammengetragen, worin sich – pardon<br />
– was die Parteien bezüglich der künftigen<br />
Gesundheitspolitik versprechen (ab Seite 414).<br />
Immerhin, den Grünen scheint plötzlich – angesichts<br />
der weltweiten Daten-Spionage – zu dämmern,<br />
was wir uns mit der E-Card für eine Zecke<br />
an den Hals holen. Das war’s aber auch schon ...<br />
Ach ja, noch was! Die Bürgerversicherung hat<br />
das Zeug, als Wahlkampf-Thema etwas Bewegung<br />
in die Sommer-Lethargie zu bringen.<br />
Auch wir Zahnäzte können – zusammen mit<br />
den Ärzten – gezielt in diese Suppe spucken mit<br />
zwei neuen Wechsel-Plakaten für das Wartezimmer.<br />
(Erneut aus der Heftmitte herauszutrennen.)<br />
Unsere Sommer-Märchen-Aktion könnte dabei zu<br />
den Wackersteinen werden, die den bösen Wolf<br />
in den Brunnen fallen lassen. Nichts für Ungut: in<br />
den meisten Märchen gibt’s ein happy end.<br />
Warum nicht auch nach diesem Sommermärchen?<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 405
ZKN MITTEILUNGEN<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />
Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN)<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Postfach 81 06 61, 30506 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91 – 0<br />
REDAKTIONSBÜRO<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MIT TEILUNGEN«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax: (05 11) 8 33 91-106<br />
E-mail: keigner@zkn.de<br />
REDAKTIONSLEITUNG<br />
Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),<br />
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />
Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />
MITGLIEDER<br />
Dr. Eckhard Jung (EJ)<br />
Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />
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Dr. Karl-Hermann Karstens (KHK)<br />
Burgberg 3A, 27283 Verden<br />
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STÄNDIGE MITARBEITERINNEN DER REDAKTION<br />
Kirsten Eigner, Melanie König<br />
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weidmueller.cc / Claus F. Weidmüller AGD<br />
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<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
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INHALT<br />
EDITORIAL<br />
Dr. Julius Beischer:<br />
Sommermärchen ..................... 405<br />
KURZ & BÜNDIG ................... 408<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
BZÄK-Klartext ............................... 410<br />
Zahnärzte bewerten Krankenkassen<br />
....................................... 411<br />
Aktion »Stoppt-die-e-Card« ......... 412<br />
• Grünen-Politiker stellt eGK<br />
in Frage ..................................... 412<br />
Heinrich: »Wir lernen von den Anderen,<br />
wo der Schuh drückt« .... 413<br />
• Sehr geehrter Herr Dr. Sundmacher,<br />
sehr geehrter Herr<br />
Lechthaler .................................. 413<br />
Wahlkampf:<br />
Ärzte unter Generalverdacht ... 414<br />
• SPD gibt Bahrs Anti-Korruptionsgesetz<br />
kaum Chancen ...... 414<br />
• Opfer der eigenen Fehler? ...... 415<br />
• Union setzt auf ein<br />
»Weiter so« ............................... 416<br />
• 14 Landeslisten<br />
der Parteien zur <strong>Bundestags</strong>wahl<br />
zugelassen ...................... 417<br />
• »Grüne Bürgerversicherung ist<br />
keine Einheitsversicherung« ... 418<br />
• änd Wahlbarometer:<br />
FDP verteidigt Spitzenplatz ..... 419<br />
• Die plötzliche Entdeckung<br />
der Arztpraxen ......................... 419<br />
• Gesundheitspolitische<br />
Perspektiven der FDP ............... 421<br />
• SPD Gesundheitsprogramm .. 422<br />
• AfD tritt in allen 16 Ländern<br />
zur <strong>Bundestags</strong>wahl an ........... 422<br />
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Die neue GOZ<br />
• FAL/FTL .................................... 423<br />
GOZ 2012 ....................................... 425<br />
Wer ist EMMA_H.art? ......................426<br />
»Kleine Herzen Hannover e.V. –<br />
Hilfe für kranke Kinderherzen«<br />
für Deutschen Engagementpreis<br />
2013 nominiert ......................... 426<br />
Aus der Arbeit des Fürsorge-<br />
Ausschusses der ZKN ................. 427<br />
REDAKTIONSHINWEISE<br />
Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Produkt informationen werden nach bestem Wissen veröffentlicht,<br />
jedoch ohne Gewähr. Alle Rechte des Nachdrucks<br />
und der fotomechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise,<br />
nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt<br />
eingesandte Texte, Fotos und Illustrationen wird keine<br />
Gewähr übernommen. Die Redaktion behält sich bei allen<br />
Beiträgen das Recht auf Kürzungen vor. – Das Editorial wird<br />
von den Autoren in Eigenverantwortung verfasst und unterliegt<br />
nicht der presserechtlichen Verantwortung der Redaktion.<br />
BEZUGSBEDINGUNGEN<br />
Der Bezugspreis für Mitglieder ist durch den Beitrag<br />
abgegolten. Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten<br />
das Jahresabonnement zu 60,00 €, Einzelheft 5,00 € EUR,<br />
inklusive Versandkosten Deutschland.<br />
Was sagen die Wa(h)lprogramme<br />
der Parteien zur Gesundheitspolitik?<br />
Die Antwort finden Sie<br />
ab Seite 414<br />
406 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
8|13<br />
Plattdeutsch für Mediziner ........... 428<br />
• Leve »Kusenbreker«, leve<br />
Kolleginnen un Kollegen ......... 428<br />
Ehrung für 50 Jahre Approbation . 429<br />
Kündigung des Rahmenvertrages<br />
mit der Firma Streit .................. 430<br />
Recht in der Praxis ......................... 435<br />
Kündigung in kleiner Zahnarztpraxis<br />
treuwidrig? .................... 436<br />
Geschäftsessen richtig absetzen .. 436<br />
Bundessozialgericht ..................... 437<br />
Badeverbot wegen Haiangriffen<br />
ist kein Reisemangel ................ 438<br />
Zahnersatz ist Vertrauenssache ... 439<br />
Landgericht Düsseldorf ................ 439<br />
WISSENSCHAFT<br />
Universität in Bern geht<br />
neue Wege bei Cochlea-<br />
Implantaten ............................. 440<br />
Ambulant implantierbares Gerät<br />
soll Hörvermögen verbessern . 440<br />
Antibiotikagabe bei Säuglingen<br />
erhöht offenbar das Übergewichtsrisiko<br />
.............................. 441<br />
Wissenschaftler entdecken<br />
24 Gene für Kurzsichtigkeit ...... 441<br />
Daten kanadischer Kollegen<br />
bestätigen: Deutschland bei<br />
TAVI einfach Spitze ................... 442<br />
Antimikrobielle Kupferwerkstoffe<br />
reduzieren nosokomiale Infektionen<br />
auf Intensivstationen<br />
um 58 Prozent .......................... 443<br />
Kein Medizindatenpool ist sicher.<br />
Das PRISM-Programm des<br />
US-Geheimdienstes zeigt das Dilemma.<br />
Davon ist Dr. Silke Lüder überzeugt.<br />
Lesen Sie<br />
auf Seite 412<br />
TERMINE · FORTBILDUNG<br />
Termine ........................................ 450<br />
Deutscher Ärztinnenbund e. V. .... 450<br />
11. Göttinger Symposium der<br />
Zahnmedizin am 30. 11.2013 ... 451<br />
Historienszenen in der Fassade .... 451<br />
ZAN-Seminarprogramm ............... 452<br />
Termine in den Bezirksstellen ...... 453<br />
Die »Schurken« einzementieren<br />
– mit Mafia-Methoden<br />
gegen Karies ............................. 454<br />
ZQP-Themen-Ratgeber<br />
»Mundgesundheit« .................. 456<br />
PERSONALIA<br />
Dr. Peter Rudolph 70 Jahre ............ 457<br />
Herzliche Glückwünsche<br />
zum Geburtstag! ...................... 458<br />
ZKN AMTLICH<br />
Hehlerware ................................... 458<br />
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
..................................... 459<br />
Wir trauern um unsere Kollegen .. 459<br />
KLEINANZEIGEN ................... 460<br />
IMPRESSUM ............................ 406<br />
DIES & DAS .............................. 445<br />
PRESSE UND MEDIEN<br />
Zweites Kind aus Bad Salzuflen<br />
stirbt an Masern ........................ 448<br />
Druck der Heilenden ..................... 448<br />
Geschützt ...................................... 448<br />
Ärzte warnen vor Gehirndoping<br />
bei Kindern ............................... 448<br />
Weltweit einzigartiges Röntgengerät<br />
steht in der MHH .............. 448<br />
NP Info ........................................... 449<br />
»Gegen die Bürgerversicherung<br />
kämpfen« ................................. 449<br />
Special<br />
Die Beilage für das zahnärztliche<br />
Fachpersonal<br />
Mona Lisa ...................................... 2<br />
Medienberichte können krank<br />
machen ....................................... 2<br />
Erste HIlfe bei Hitzschlag und<br />
Sonnenstich ................................ 3<br />
»Ihr spielt in der oberen Liga« ...... 4<br />
ZAN Seminarprogramm ............... 6<br />
Freisprechung der Zahn medi -<br />
zinischen Fachangestellten in<br />
Oldenburg ................................... 7<br />
Liebe Frau Standke ........................ 7<br />
Schon gewusst? ............................ 8<br />
Beilagenhinweis:<br />
Dieser Ausgabe liegen eineBeilage<br />
der IOS Hannover sowie eine Beilage<br />
zum Deutschen Zahnärztetag bei.<br />
Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />
Der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />
chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />
Titelgestaltung: Claus F. Weidmüller AGD<br />
Titelfoto: Hans Peter Dehn / PIXELIO.DE<br />
Redaktionsschluss ist jeweils<br />
der 10. des Vormonats.<br />
Verspätet eingegangene Manuskripte können<br />
nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax (05 11) 8 33 91-106<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 407
KURZ & BÜNDIG<br />
Koffein und Synephrin:<br />
Abnehmpillen sind gefährlich<br />
fürs Herz<br />
Radfahren, laufen, Hanteln stemmen<br />
– wer abnehmen will, muss<br />
Sport treiben. Schlankpillen aus<br />
dem Internet versprechen, den Sport-<br />
Effekt noch zu unterstützen. Mit den<br />
Wirkstoffen Koffein und Synephrin sollen<br />
sie den Stoffwechsel noch stärker<br />
ankurbeln und damit die gewünschte<br />
Fettverbrennung intensivieren.<br />
Das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
(BfR) aus Berlin warnte unlängst<br />
Übergewichtige und Bluthochdruckpatienten<br />
jedoch vor der Einnahme dieser<br />
vermeintlichen Abnehmwunder. Jost<br />
Henner Wirtz, stellvertretender Bundesvorsitzender<br />
des Bundesverbands<br />
Niedergelassener Kardiologen e.V.<br />
(BNK), bestätigt die Gefahr: »Koffein<br />
und Synephrin können Herzrhythmusstörungen<br />
in Form von Herzstolpern,<br />
Herzrasen oder sogar Vorhofflimmern<br />
auslösen.«<br />
In zu hoher Dosierung eingenommen,<br />
führen die Wirkstoffe zu einer<br />
Verengung der Gefäße und damit auch<br />
zu einem höheren Blutdruck. »Das Herz<br />
wird stärker gefordert und belastet,<br />
was besonders bei Menschen, die bereits<br />
an Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen<br />
leiden, zur großen Gefahr<br />
werden kann.« Gerade in Verbindung<br />
mit körperlicher Anstrengung<br />
durch Sport könne das dann für das<br />
Herz zur tödlichen Gefahr werden.<br />
_FVDZ NEWSLETTER, 17.6.2013<br />
Rot-Grün plant drastische<br />
Gehaltskürzung bei<br />
VW-Chef Winterkorn –<br />
Gehalt würde um mehr als<br />
80 % sinken<br />
VW-Chef Martin Winterkorn soll<br />
nach dem Willen von Rot-Grün<br />
nicht mal mehr 1/5 seines jetzigen<br />
Gehalts bekommen. Das hat FDP-<br />
Vize-Fraktionschef Jörg Bode im Landtag<br />
in der Debatte über Aktionärsrechte<br />
deutlich gemacht. Demnach würde das<br />
Gehalt des Vorstandschefs von Volkswagen<br />
von aktuell 14,5 auf 2,5 Millionen<br />
Euro sinken. »Durch den Antrag, um<br />
den es hier heute im Landtag geht, lässt<br />
sich das ausrechnen. Rot-Grün geht es<br />
nicht darum, die Rechte der Eigentümer<br />
zu stärken. Es geht wieder um den Einheitslohn.<br />
Die Politik soll offensichtlich<br />
nach unten wie nach oben die Gehälter<br />
festlegen. »Irgendwann bekommt auch<br />
noch der Mittelstand von Rot-Grün die<br />
Gehälter vorgeschrieben«, kritisierte<br />
Bode. Er sei gespannt, wann und wie<br />
die Aufsichtsratsmitglieder Weil und<br />
Lies dem Volkswagen-Gremium ihre<br />
Forderungen unterbreiten wollten.<br />
Auch die FDP-Fraktion sei dafür, Aktionärsrechte<br />
zu stärken. »Wir sehen die<br />
Entscheidung der Volksabstimmung<br />
in der Schweiz positiv. Die Eigentümer<br />
sollten einmal im Jahr selbst unter anderem<br />
über Gehälter und Gewinnbeteiligungen<br />
entscheiden«, sagte der stellvertretende<br />
FDP-Fraktionsvorsitzende.<br />
Und: »Sollte es den Wunsch nach einer<br />
Obergrenze geben, sollten das auch die<br />
Aktionäre entscheiden. Ansonsten gilt<br />
bei Rot-Grün vor Wahlen demnächst:<br />
Mindestlohn-Forderungen rauf, Obergrenzen<br />
runter. Populismus ersetzt<br />
aber keine gute Wirtschaftspolitik«, so<br />
Bode. _PRESSEINFORMATION DER FDP FRAKTION<br />
IM NIEDERSÄCHSISCHEN LANDTAG, 20.6.2013<br />
Debeka-Betriebsräte<br />
wettern gegen Bürgerversicherung<br />
Mehr als 600 Betriebsräte der<br />
Debeka-Versicherungen haben<br />
einstimmig eine Resolution<br />
gegen die Einführung der<br />
Bürgerversicherung verabschiedet. In<br />
dieser warnen sie unter anderem vor<br />
dem Verlust Tausender Arbeitsplätze in<br />
ihrer Versicherungsgruppe, sollte es zur<br />
Einheitsversicherung kommen.<br />
»Sollte eine Bürgerversicherung,<br />
wie sie von der SPD, den Grünen und<br />
den Linken in unterschiedlichen Ausprägungen<br />
gefordert wird, eingeführt<br />
werden, so bestünde die Gefahr eines<br />
massiven Arbeitsplatzabbaus«, sagte<br />
Debeka-Gesamtbetriebsratsvorsitzender<br />
Volker Lenhart. Die Existenz »mehrerer<br />
tausend Kolleginnen und Kollegen<br />
mitsamt ihren Familien« sei bedroht<br />
– »und das ohne Not und mit rein ideologischen<br />
Gerechtigkeitsargumenten,<br />
denn das deutsche Gesundheitssystem<br />
gilt zu Recht als eines der besten der<br />
Welt«, betonte Lenhart.<br />
»Eine Bürgerversicherung löst kein<br />
einziges Problem im deutschen Gesundheitswesen<br />
– sie schafft nur<br />
neue!«, heißt es in der Resolution. Und<br />
weiter: »Die Betriebsräte der Debeka-<br />
Versicherungsvereine fordern deshalb<br />
die politischen Entscheidungsträger<br />
auf, am dualen System festzuhalten<br />
und notwendige Reformen innerhalb<br />
dieses Systems vorzunehmen.«<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 25.6.2013<br />
Hausarztmangel:<br />
MH Hannover stärkt<br />
Allgemeinmedizin<br />
Mit Beginn des neuen Studienjahres<br />
baut die Medizinische<br />
Hochschule Hannover (MHH)<br />
die Lehre in der Allgemeinmedizin aus.<br />
Ab Herbst 2013 wird das Fach durchgängig<br />
vom ersten bis zum letzten Studienjahr<br />
in einem Modellstudiengang<br />
unterrichtet. Damit solle auf den Hausarztmangel<br />
reagiert werden, gab die<br />
Hochschule bekannt.<br />
Das Programm mit dem Namen<br />
Hannibal hat seinen Schwerpunkt vom<br />
dritten bis fünften Studienjahr. »Bislang<br />
lag der Fokus auf dem fünften<br />
Jahr, wodurch die Studentinnen und<br />
Studenten erst spät in Kontakt mit dem<br />
Fach kamen. Mit dem neuen Lehrkonzept<br />
reagieren wir sowohl auf Forderungen<br />
aus der Politik als auch auf den<br />
Wunsch vieler Studierender, das Fach<br />
Allgemeinmedizin früher und kontinuierlicher<br />
zu behandeln«, erklärte Prof.<br />
Nils Schneider (44), seit April neuer Direktor<br />
des Instituts für Allgemeinmedizin<br />
der MHH.<br />
Schneider möchte den angehenden<br />
Ärzten ein allgemeinmedizinisches<br />
Grundverständnis vermitteln und sie<br />
auch vor dem Hintergrund des erwarteten<br />
Hausärztemangels durch gute<br />
Lehre für das spätere Berufsfeld Allge-<br />
408 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
meinmedizin begeistern. »Ein Großteil<br />
der gesamten Patientenversorgung im<br />
deutschen Gesundheitswesen spielt<br />
sich im ambulanten Bereich ab. Studenten<br />
lernen jedoch vor allem die stationäre<br />
Seite kennen. Deshalb muss die<br />
ambulante Medizin im Studium mehr<br />
Beachtung bekommen«, erläuterte<br />
Schneider. _WWW.FACHARZT.DE, 25.6.2013<br />
Hamburger Zahnärzte lehnen<br />
Bürgerversicherung ab<br />
Zahl des Monats<br />
11,4<br />
Prozent Privatversicherte<br />
gibt es in Deutschland. Mit ihren<br />
Leistungen finanzieren sie ca. 1/4<br />
des Gesundheitssystems. Mit Ein-<br />
führung<br />
der sog. »Bürgerversicherung« dürften erhebliche<br />
Finanzierungsprobleme vorprogrammiert sein.<br />
_KHK<br />
Die Delegiertenversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> (ZÄK)<br />
Hamburg hat sich gegen die<br />
Bürgerversicherung ausgesprochen.<br />
Sie verabschiedete hierzu bei ihrer<br />
jüngsten Sitzung eine entsprechende<br />
Resolution. Darin sprechen sie sich für<br />
den Erhalt des dualen Systems aus gesetzlicher<br />
und privater Krankenversicherung<br />
aus.<br />
Weiter zählen die Delegierten einige<br />
negative Folge auf, die eine Einführung<br />
der Bürgerversicherung ihrer Meinung<br />
nach hätte. »Die Bürgerversicherung<br />
führt zu zwei Versorgungssystemen<br />
und mündet in eine Zweiklassenmedizin«,<br />
heißt es zum Beispiel. Außerdem<br />
warnt die Versammlung davor, dass es<br />
mit einer Bürgerversicherung keine innovative<br />
Spitzenmedizin mehr geben<br />
und sich die medizinische Versorgung<br />
insgesamt verschlechtern würde. Darüber<br />
hinaus würden durch die Abschaffung<br />
der privaten Krankenversicherung<br />
bis zu 100.000 Arbeitsplätze wegfallen,<br />
betonen die Delegierten in ihrer Resolution.<br />
_WWW.ZAEND.DE, 18.6.2013<br />
Manager wollen lieber Bahr<br />
als Lauterbach<br />
Ginge es nach deutschen Führungskräften,<br />
würde Daniel<br />
Bahr seinen Posten als Gesundheitsminister<br />
auch nach der Wahl behalten.<br />
In einer Umfrage der »Welt«<br />
stimmten 51 Prozent für den Liberalen.<br />
SPD-Gegenkandidat Karl Lauterbach<br />
wollten hingegen nur 12,3 Prozent<br />
an der Spitze des Bundes gesundheitsministeriums<br />
sehen. Jens Spahn<br />
(CDU) schaffte es auf 16,8 Prozent, Bärbel<br />
Höhn von den Grünen liegt mit 5,6<br />
Prozent noch weiter hinten. Schlusslicht:<br />
Martina Bunge (Linke) mit 0,5 Prozent.<br />
Knapp 14 Prozent konnten sich mit<br />
keinem der Vorschläge anfreunden.<br />
»Als Gesundheitsminister ist es<br />
schwer, beliebt zu sein«, kommentiert<br />
die Zeitung. »Zu groß sind die Interessengegensätze.«<br />
Doch Bahr sei der Spagat<br />
zwischen den einzelnen Gruppen<br />
offenbar sehr gut gelungen. Befragt<br />
wurden nach Angaben der Zeitung<br />
»wichtige Wirtschaftsführer« – welche<br />
und wie viele genau, dazu schweigt sich<br />
die »Welt« aus.<br />
_WWW.FACHARZT.DE<br />
Rauschtrinken<br />
bei Seni o ren verbreitet –<br />
Dyckmans fordert Hilfen<br />
Angesichts weit verbreiteter Suchtprobleme<br />
bei Senioren hat sich<br />
die Bundesdrogenbeauftragte<br />
Mechthild Dyckmans (FDP) für mehr<br />
Hilfe und Vorbeugung ausgesprochen.<br />
Denn mehr als jeder fünfte Mann und<br />
rund acht Prozent der Frauen zwischen<br />
65 und 79 Jahren betrinken sich regelmäßig<br />
bis zur Besinnungslosigkeit, wie<br />
das Bundesgesundheitsministerium<br />
am Mittwoch unter Berufung auf eine<br />
Studie des Robert-Koch-Instituts in<br />
Berlin mitteilte.<br />
Riskant viel Alkohol trinken 34 Prozent<br />
der Männer und 18 Prozent der<br />
Frauen in diesem Alter. Vor allem bei<br />
Frauen ab 60 Jahren steigt zudem der<br />
Konsum beruhigender und schmerzstillender<br />
Medikamente auf mehr als 11 Prozent.<br />
Anlässlich einer Tagung zum Thema<br />
sagte Dyckmans, solche Mittel erhöhten<br />
die Gefahr von Stürzen und Verletzungen.<br />
»Wir müssen Wege finden,<br />
wie wir diese Menschen besser mit präventiven<br />
Maßnahmen und Hilfsangeboten<br />
erreichen«, sagte die Politikerin.<br />
Ärzte, Apotheker, Krankenkasse,<br />
Kommunen und Kirchen müssten die<br />
Betroffenen verstärkt auf dieses Thema<br />
ansprechen. Schätzungsweise 14 Prozent<br />
der älteren Menschen, die ambulant<br />
oder in Heimen betreut würden,<br />
missbrauchten Alkohol oder Medikamente.<br />
Auch das Pflegepersonal müsse<br />
stärker darauf achten.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 19.6.2013<br />
Afrika: 12.000 Schüler<br />
jobben einen Tag<br />
Rund 12.000 Schüler aus Brandenburg<br />
haben am Dienstag einen<br />
Tag lang in verschiedenen Jobs<br />
Geld für Bildungsprojekte in Afrika verdient.<br />
Der Lohn der Aktion an 57 Schulen<br />
fließe in Vorhaben in Burundi, Ruanda<br />
und Südafrika, teilten die Organisatoren<br />
der Aktion »Dein Tag für Afrika«<br />
mit. In den vergangenen zehn Jahren<br />
hätten in Brandenburg insgesamt rund<br />
155.000 Schüler von 270 Schulen mitgemacht.<br />
Bundesweit beteiligten sich<br />
nach Angaben der Organisatoren in<br />
diesem Jahr rund 180.000 Schüler von<br />
mehr als 600 Schulen. Es wurde mit einem<br />
Gesamterlös in Höhe von 1,2 Millionen<br />
Euro gerechnet.<br />
_FVDZ NEWSLETTER, 19.6.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 409
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
KLARTEXT<br />
Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung<br />
(BMZ) koordiniert sich mit<br />
Zahnmedizinern<br />
Das Bundesministerium für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ)<br />
hat sich Anfang Juni mit der Bundeszahnärztekammer<br />
(BZÄK) zu einem informellen<br />
Gespräch über die internationalen<br />
Hilfsprojekte der Zahnmediziner<br />
getroffen. Staatssekretär Hans-Jürgen<br />
Beerfeltz begrüßte das bürgerschaftliche<br />
Engagement der Zahnärzteschaft in<br />
der Entwicklungszusammenarbeit. In<br />
den letzten Jahren wurden 100 Millionen<br />
Euro Spendengelder von den deutschen<br />
Zahnmedizinern für Hilfsprojekte<br />
eingesetzt. BMZ und BZÄK zeigten<br />
sich zuversichtlich, gemeinsam künftig<br />
noch mehr erreichen zu können, um<br />
den Menschen in unterprivilegierten<br />
Regionen helfen zu können.<br />
DKMS erweitert ihre<br />
Mission im Kampf gegen<br />
Blutkrebs – Neues DKMS-<br />
Logo und neuer Claim<br />
Die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei<br />
erweitert ihre<br />
Mission im Kampf gegen Blutkrebs<br />
durch eigene klinische Studien.<br />
Sie nimmt im Rahmen ihres internationalen<br />
Engagements die Arbeit in einem<br />
neuen Kompetenzzentrum für klinische<br />
Studien in Dresden auf. Schwerpunkt<br />
ist die Suche nach passenden<br />
Therapien für Menschen mit schweren<br />
Erkrankungen des blutbildenden Systems<br />
– über Blutkrebs hinaus. Dies teilte<br />
die gemeinnützige Gesellschaft am 28.<br />
Mai mit. Um die Ausweitung ihrer internationalen<br />
Aktivitäten symbolisch<br />
zu unterstreichen, lautet das neue Motto<br />
der DKMS ab sofort »Wir besiegen<br />
Blutkrebs«; ein Blutstropfen ist zentrales<br />
Element des neuen Logos. Für die<br />
Kooperation zwischen der BZÄK und<br />
der DKMS hat das keine unmittelbaren<br />
Auswirkungen. Alle vorhandenen<br />
Materialien bleiben weiterhin gültig,<br />
bestätigte die DKMS.<br />
Ankündigung:<br />
8. Europatag der Bundeszahn<br />
ärzte kammer<br />
Zum achten Mal wird am 18. September<br />
2013 der Europatag der<br />
BZÄK stattfinden. In Brüssel steht<br />
er unter dem Motto »Wege aus der Krise:<br />
Jobmotor Freie Berufe – Erfahrungen<br />
mit dem dualen Ausbildungssystem«.<br />
Ausgehend vom Berufsstand der<br />
Zahnärzteschaft möchte die BZÄK zeigen,<br />
welchen Beitrag Freie Berufe und<br />
ihre berufsständische Selbstverwaltung<br />
bei der Überwindung der Krise<br />
leisten können. In zwei Panels mit Vertretern<br />
der Europäischen Kommission,<br />
des Europäischen Parlaments und des<br />
Berufsstands sollen die Fragen diskutiert<br />
werden, welche Rolle das duale<br />
Ausbildungssystem bei der Stabilisierung<br />
des europäischen Arbeitsmarkts<br />
spielen kann und welchen speziellen<br />
Beitrag Freie Berufe zur Krisenbewältigung<br />
beitragen können.<br />
10 Jahre Aktionsforum<br />
Gesundheitsinformationssystem<br />
(afgis) e. V.<br />
Das Aktionsforum afgis ist ein<br />
bundesweiter Zusammenschluss<br />
von Verbänden, Unternehmen<br />
und Einzelpersonen, der sich<br />
als Qualitäts- und Qualifizierungsnetzwerk<br />
versteht. Ursprünglich vom Bundesministerium<br />
für Gesundheit initiiert,<br />
feierte afgis am 14. Juni 2013 sein<br />
10-jähriges Bestehen in den Räumen<br />
der Bundeszahnärztekammer in Berlin.<br />
afgis entwickelt und fördert qualitätsgesicherte<br />
und nutzergerechte<br />
Standards in allen Bereichen der Vermittlung<br />
von Gesundheitsinformationen<br />
im Internet. Es versteht sich als<br />
Qualitäts- und Qualifizierungsnetzwerk<br />
mit fest umrissenen Aufgaben.<br />
afgis hat beispielsweise die Übersicht<br />
»Mehr Qualität im Netz – Soziale Netzwerke<br />
brauchen Standards. 10 Regeln<br />
der Partnerschaft für soziale Netzwerke«<br />
entwickelt, weiterhin ein/e – Checkliste<br />
für medizinische Websites – Gesundheits-App<br />
Fact Sheet – Soziale<br />
Netzwerke transparent. Das von afgis<br />
vergebene Qualitätslogo kennzeichnet<br />
darüber hinaus Internetangebote, die<br />
qualitativ hochwertige Gesundheitsinformationen<br />
bereithalten. Auch die<br />
Bundeszahnärztekammer besitzt dieses<br />
Prüfsiegel. Weitere Informationen:<br />
www.afgis.de<br />
Revision der Berufsanerkennungsrichtlinie<br />
auf der Zielgeraden<br />
Die Unterhändler von Europäischem<br />
Parlament (EP) und irischer<br />
Ratspräsidentschaft haben<br />
in Kompromissverhandlungen am<br />
12. Juni 2013 in Straßburg eine Einigung<br />
über die Revision der Berufsanerkennungsrichtlinie<br />
erzielt. Das Ergebnis soll<br />
vor der Sommerpause vom federführenden<br />
Binnenmarktausschuss des EP<br />
gebilligt werden und im Oktober ins<br />
Parlamentsplenum gehen. Auch die<br />
Mitgliedstaaten müssen noch zustimmen.<br />
Wesentliche Neuerung ist die<br />
Einführung eines Europäischen Berufsausweises,<br />
der dazu beitragen soll, dass<br />
die Anerkennung im EU-Ausland einfacher<br />
und schneller erfolgen kann. Für<br />
die Gesundheitsberufe ist zudem ein<br />
besonderer Vorwarnmechanismus vorgesehen,<br />
der verhindern soll, dass Berufsangehörige,<br />
die aufgrund schwerer<br />
Verfehlungen ihren Beruf nicht mehr<br />
ausüben dürfen, ins Ausland ausweichen.<br />
Flankierend werden im Interesse<br />
des Patientenschutzes die Anforderungen<br />
an Sprachtests für Angehöri-<br />
410 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
ge der Gesundheitsberufe angehoben.<br />
Der insbesondere in Deutschland umstrittene<br />
Vorschlag, die schulischen Zugangsvoraussetzungen<br />
zum Beruf der<br />
Krankenschwester bzw. des Krankenpflegers<br />
von zehn auf zwölf Jahre zu<br />
erhöhen, wurde abgeändert. Künftig<br />
reicht eine zehnjährige Schulbildung<br />
plus der Nachweis einer berufsfachschulischen<br />
Ausbildung aus, um im EU-<br />
Ausland anerkannt zu werden.<br />
Ausschreibung des<br />
Care-for-Rare Wissenschaftlerpreises<br />
Die Care-for-Rare Foundation<br />
am Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />
der Ludwig Maximilian<br />
Universität München lobt erstmals<br />
den Care-for-Rare Wissenschaftlerpreis<br />
in Höhe von 50.000,00 Euro aus. Der<br />
Care-for-Rare Wissenschaftlerpreis, gestiftet<br />
von der Werner Reichenberger<br />
Stiftung, soll junge Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler in die Lage<br />
versetzen, ein Forschungsprojekt im<br />
Bereich der seltenen Erkrankungen zu<br />
initiieren. Als »selten« gilt eine Erkrankung,<br />
wenn nicht mehr als 5 von 10.000<br />
Menschen betroffen sind. Weitere Informationen<br />
zur Ausschreibung unter<br />
www.care-for-rare.org.<br />
_KLARTEXT DER BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER, 6/13<br />
TECHNIKER KRANKENKASSE TOP – AOK BAYERN FLOP<br />
Zahnärzte bewerten Kranken kassen<br />
Die Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung (KZBV)<br />
hat erste Zwischenergebnisse<br />
einer Online-Umfrage<br />
veröffentlicht. Seit<br />
etwa vier Monaten fordert die KZBV<br />
die Vertragszahnärzte auf, ihre Erfahrungen<br />
mit den rund 140 gesetzlichen<br />
Krankenkassen in Deutschland<br />
mitzuteilen. Abgefragt werden die<br />
Serviceorientierung, das Leistungsspektrum<br />
sowie die Bürokratielast, die<br />
Praxen bewältigen müssen. Die ersten<br />
Zwischenergebnisse zeigen, dass die<br />
Vertragszahnärzte die Krankenkassen<br />
ganz unterschiedlich bewerten. Mit<br />
einer 2,1 auf der Schulnoten-Skala<br />
schneidet die Techniker Krankenkasse<br />
am besten in den Bewertungen der<br />
Zahnärzte ab. Positiv hervorgehoben<br />
Schon die ersten Zwischenergebnisse<br />
zeigen, dass die<br />
Erfahrungen der Zahnärzteschaft<br />
mit den Krankenkassen ganz<br />
unterschiedlich sind<br />
wird vor allem die Bewilligungspraxis<br />
bei Antragsleistungen sowie die gute<br />
Erreichbarkeit der Kasse. Schlusslicht<br />
in der Zwischenauswertung, in der nur<br />
Krankenkassen mit mindestens 20 Bewertungen<br />
berücksichtigt wurden, ist<br />
die AOK Bayern mit der Gesamtnote<br />
4,1. Nach Ansicht der Vertragszahnärzte<br />
sind hier die über den gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Katalog hinausgehenden<br />
zahnmedizinischen Leistungen mangelhaft.<br />
Darüber hinaus werden die<br />
im Hinblick auf eine gute Versorgung<br />
bereitgestellten Finanzmittel als unzureichend<br />
bewertet. »Schon die ersten<br />
Zwischenergebnisse zeigen, dass die<br />
Erfahrungen der Zahnärzteschaft mit<br />
den Krankenkassen ganz unterschiedlich<br />
sind. Mit der Umfrageplattform<br />
haben wir eine seriöse Basis, die das<br />
Leistungs- und Service-Portfolio der<br />
Krankenkassen transparent macht.<br />
Und zwar nicht nur für uns Zahnärzte,<br />
sondern vor allem für die Patienten, die<br />
ihrem Zahnarzt auch in Fragen rund<br />
die Krankenversicherung vertrauen«,<br />
erläutert Dr. Jürgen Fedderwitz, Vorsitzender<br />
des KZBV-Vorstands, den Nutzen<br />
der Online-Befragung. »Natürlich<br />
sind die Zwischenergebnisse nur ein<br />
erster Eindruck. Gerade deshalb sind<br />
wir gespannt auf die weiteren positiven<br />
und negativen Erfahrungen,<br />
die uns die praktizierenden Zahnärzte<br />
über die Umfrage mitteilen.«<br />
Vertragszahnärzte können sich auch<br />
weiterhin an der Online-Umfrage beteiligen.<br />
Bisher haben 420 Zahnärzte<br />
ihre Erfahrungen mit den gesetzlichen<br />
Krankenkassen mitgeteilt.<br />
_PRESSEMITTEILUNG DER KASSEN ZAHN-<br />
ÄRZTLICHEN BUNDESVEREINIGUNG, 24.6.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 411
Aktion »Stoppt-die-e-Card«<br />
KEIN MEDIZINDATENPOOL IM INTERNET IST SICHER –<br />
STOPPT DIE ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE<br />
»Nicht nur der Nachrichtendienst der USA überwacht die halbe Welt, sondern<br />
auch der Bundesnachrichtendienst (BND) kontrolliert das Internet …<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Das e-Card-Projekt ist<br />
… welches Vertrauen also sollen<br />
die Bürger noch in das<br />
staatlich induzierte Projekt<br />
einer riesigen Internetstruktur<br />
für Medizindaten haben,<br />
in der die Krankheitsdaten<br />
der ganzen Bevölkerung gespeichert<br />
werden sollen?«,<br />
sagte Dr. Silke Lüder in Hamburg,<br />
Sprecherin der Aktion<br />
Dr. Silke Lüder »Stoppt die e-Card« und Allgemeinärztin.<br />
Seit sechs Jahren kämpft die bundesweite<br />
Initiative gegen die Sammelwut<br />
von Medizindaten im Internet. »Das<br />
PRISM-Programm des US-Geheimdienstes<br />
und die Aktivitäten des BND<br />
zeigen: Die Daten der Bürger sind nicht<br />
sicher«, betonte Kai-Uwe Steffens vom<br />
Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.<br />
Inzwischen haben fast alle Bundes<br />
bürger eine neue, teure Gesundheitskarte<br />
mit einem ungeprüften<br />
Foto in ihrem Portemonnaie. Weiter<br />
ist das Projekt »elektronische Gesundheitskarte«,<br />
kurz e-Card, trotz Milliardenausgaben<br />
seit fast zehn Jahren<br />
nicht gekommen. »Jede zentrale Mammut-Internetstruktur<br />
ist störanfällig,<br />
unsicher und verschlingt das Geld der<br />
Krankenversicherten. Eine neue Philosophie<br />
für die moderne Kommunikation<br />
im Gesundheitswesen ist notwendig«,<br />
erklärte die<br />
Bürgerinitiative<br />
heute in Hamburg.<br />
Weiter heißt es<br />
in ihrer Stellungnahme:<br />
»Nur die<br />
ausschließlich dezentrale<br />
Punkt-zu–<br />
Punkt-Kommunikation<br />
für Medizindaten<br />
ist wirklich<br />
sinnvoll. Die<br />
gescheitert<br />
Daten gehören allein<br />
in die Hand der Patienten oder der<br />
behandelnden Ärzte. Ob bei privaten IT-<br />
Firmen, unter Regie der Krankenkassen<br />
oder weiteren Körperschaften öffentlichen<br />
Rechts – die Medizindaten werden<br />
nirgendwo auf Dauer sicher sein.«<br />
Unabhängige IT-Sicherheitsspezialisten<br />
kritisieren das sogenannte Sicherheitskonzept<br />
des e-Card-Projektes<br />
und fordern bessere Alternativen. Dank<br />
kostengünstiger, erprobter Verschlüsselungsprogramme<br />
gibt es schon lange<br />
sicher verschlüsselte Mails. Beim Transfer<br />
von Patientendaten darf es immer<br />
nur eine Information zu einer Person<br />
mit deren Zustimmung geben. Jeder<br />
große Datenberg für Medizindaten ist<br />
abzulehnen.<br />
Das e-Card-Projekt ist in seinen anfänglich<br />
propagierten Zielsetzungen für<br />
in seinen anfänglich propagierten<br />
Zielsetzungen<br />
für bessere Medizin und<br />
Kosteneinsparungen in<br />
Milliardenhöhe längst<br />
bessere Medizin und<br />
Kosteneinsparungen<br />
in Milliardenhöhe<br />
längst gescheitert.<br />
Im nächsten Schritt<br />
sollen jetzt alle Arztund<br />
Zahnarztpraxen<br />
gezwungen werden,<br />
sich online an die geplante<br />
e-Card-Infrastruktur<br />
anzuschließen.<br />
Ein Plan, der<br />
bundesweit von den<br />
Ärzten in allen Beschlüssen ihrer Gremien<br />
konsequent abgelehnt worden ist,<br />
zuletzt von der KBV-Vertreterversammlung<br />
im Mai 2013 und vom Deutschen<br />
Ärztetag 2012.<br />
»Es bleibt dem Bundesministerium<br />
für Gesundheit also nur noch der Weg<br />
offener Zwangsmaßnahmen – und das<br />
unter dem Eindruck von weltweiten,<br />
sich immer mehr verselbstständigenden<br />
totalen Überwachungsstrukturen.<br />
Das werden wir nicht hinnehmen«, sagte<br />
Gabi Thiess, Patientenvertreterin in<br />
Hamburg. »Wir fordern die Politik auf,<br />
längst überfällige Konsequenzen zu<br />
ziehen und das e-Card-Projekt für immer<br />
auf Eis zu legen.«<br />
Dr. Silke Lüder, 21035 Hamburg<br />
_PRESSEMITTEILUNG DER AKTION<br />
»STOPPT-DIE-E-CARD«, 23.6.2013<br />
Grünen-Politiker stellt eGK in Frage<br />
Die Grünen äußern im Zusammenhang mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) datenschutzrechtliche<br />
Bedenken. Durch das britische Spähprogramm »Tempora« werden nach Ansicht des Grünen-Innenpolitikers<br />
Konstantin von Notz Neuerungen wie die eGK und die vertrauliche Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden<br />
über das Internet (»De-Mail«) in Frage gestellt. »So lange das Netz nicht sicher ist, sind diese Programme obsolet«,<br />
sagte Notz dem Berliner »Tagesspiegel«. _WWW.FACHARZT.DE, 1.8.2018<br />
412 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
Heinrich: »Wir lernen von den Anderen,<br />
wo der Schuh drückt«<br />
Ärzte, Zahnärzte und Apotheker wollen gemeinsam die Probleme des Gesundheits<br />
systems angehen – und haben dafür die »Allianz der Heilberufe« gegründet.<br />
Noch diesen Sommer will das Bündnis erste Projekte starten. Was sich die Allianz<br />
vorgenommen hat, darüber sprach der änd mit ihrem Sprecher Dr. Dirk Heinrich<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Sundmacher,<br />
sehr geehrter Herr Lechthaler,<br />
im Rahmen unserer täglichen Recherche zu aktuellen<br />
Themen der Gesundheitspolitik sind wir auf Ihre<br />
Homepage »Märchen Bürgerversicherung – glaubt<br />
da eigentlich jemand dran?« gestoßen. Im Namen<br />
der Landtagsabgeordneten Susanne Schneider,<br />
gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion<br />
NRW, darf ich Ihnen dafür ein großes Lob und<br />
unsere Anerkennung aussprechen. Mit dieser E-Mail<br />
erlauben wir es uns, Sie über zwei Kleine Anfragen<br />
sowie einen Antrag, der im nordrhein-westfälischen<br />
Landesparlament beraten wird, zu informieren. Sowohl<br />
die Kleinen Anfragen als auch der Antrag fokussieren<br />
die Frage, welche Auswirkungen die Einführung<br />
einer Bürgerversicherung hätte – vor allem<br />
für das Bundesland NRW. Sollten Sie konkrete Rückfragen<br />
zu unseren Initiativen haben, können Sie sich<br />
natürlich immer an uns wenden. Gerne lassen wir<br />
Ihnen auch die Antworten auf die Anfragen zukommen,<br />
sobald uns diese vorliegen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Julius Will, M.Sc.<br />
Persönlicher Referent<br />
der FDP-Landtagsabgeordneten<br />
Susanne Schneider<br />
Schon wieder hat sich ein Zusammenschluss<br />
gebildet, der<br />
sich um die Probleme des<br />
hiesigen Gesundheitssystems<br />
kümmern will. Warum sollte<br />
die »Allianz der Heilberufe« dafür besser<br />
geeignet sein als die ’zig anderen heilberuflichen<br />
Berufsverbände?<br />
Der qualitative Unterschied ist einfach<br />
die Tatsache, dass hier verschiedene<br />
Heilberufe zusammenarbeiten. Der<br />
Kern der freien Berufe im Gesundheitswesen<br />
– Ärzte, Zahnärzte und Apotheker<br />
– haben sich mit dieser Allianz<br />
zusammengeschlossen. Das hat es<br />
sehr lange Zeit nicht gegeben. Wir<br />
sind der Meinung, dass sich viele<br />
Probleme im Gesundheitswesen<br />
nur noch gemeinsam lösen lassen<br />
und dass man mit einzelnen Vorschlägen<br />
nur für den ärztlichen,<br />
nur für den zahnärztlichen, nur<br />
für den Apotheken-Bereich nicht<br />
mehr weiterkommt.<br />
Nun ist es ja schon schwierig, zwischen<br />
den ärztlichen Berufsver-<br />
bänden eine gewisse Harmonie<br />
herzustellen. In der Allianz der<br />
Heilberufe sind nun auch Apotheker<br />
und Zahnärzte dabei. Wie<br />
soll das funktionieren, die unterschiedlichen<br />
Interessen unter einen<br />
Hut zu bringen?<br />
Das funktioniert dadurch,<br />
dass wir uns auf die Themen beschränken,<br />
die alle drei Gruppen<br />
betreffen.<br />
Können Sie Beispiele nennen?<br />
Das Medikationsmanagement wäre<br />
so ein Thema. Wenn die verschiedenen<br />
Heilberufsgruppen gemeinsam daran<br />
arbeiten und sich Konzepte überlegen,<br />
wie das Medikationsmanagement besser<br />
funktionieren könnte, wird das zum<br />
Beispiel die Versorgung des Patienten<br />
verbessern und zugleich zu Einspareffekten<br />
führen.<br />
Aber es ist auch denkbar, dass wir<br />
uns gegenseitig bei Themen unterstützen,<br />
die nur eine Gruppe betreffen.<br />
Die Apotheker oder Zahnärzte können<br />
durchaus eine Forderung haben, die<br />
uns Ärzte nicht direkt betrifft, die wir<br />
aber berechtigt finden. Dann würden<br />
wir den anderen den Rücken stärken, so<br />
ähnlich, wie wir als NAV-Virchow-Bund<br />
Dr. Dirk Heinrich<br />
FOTO: NAV-VIRCHOW-BUND<br />
Der Kern der freien Berufe<br />
im Gesundheitswesen –<br />
Ärzte, Zahnärzte und<br />
Apotheker – haben sich<br />
mit dieser Allianz zusammengeschlossen<br />
zum Beispiel auch die Gehaltsforderungen<br />
des Marburger Bundes unterstützen.<br />
Insgesamt gibt es sicherlich viele<br />
Themen, die wir als unterschiedliche<br />
Heilberufsgruppen vereint in der<br />
Öffentlichkeit viel besser rüberbringen<br />
können, als wir es einzeln machen<br />
könnten.<br />
Ein schöner Nebeneffekt für die Gründer-Verbände<br />
der Allianz ist sicherlich<br />
auch, dass sie dadurch mehr Bedeutung<br />
bekommen. Welche Rolle spielt<br />
das für Sie beziehungsweise für den<br />
NAV-Virchow-Bund?<br />
Im vergangenen Jahr waren wir<br />
bei den Protesten zu den Honorarverhandlungen<br />
die Koordinierungsstelle<br />
von 30 Ärzteverbänden. Hier sahen wir<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 413
uns als Vermittler zwischen den Verbänden.<br />
Wir sind damals angesprochen<br />
worden, ob wir das nicht auch für eine<br />
größere, heilberufsübergreifende Allianz<br />
übernehmen könnten. Und da haben<br />
wir gesagt, ja, das ist sinnvoll, das<br />
machen wir gern.<br />
Wer hat Sie angesprochen?<br />
Ich glaube, dass der- oder diejenige<br />
nicht möchte, dass ich das bekannt<br />
gebe. Man unterhält sich und überlegt<br />
sich Strategien, was man tun könnte,<br />
um manche Probleme zu lösen. Und<br />
dann kommt man eben auf eine solche<br />
Idee und setzt sie um.<br />
Die Allianz hat angekündigt, im Sommer<br />
mit ersten Projekten zu starten. Welche<br />
werden das sein?<br />
Genau kann ich das noch nicht sagen.<br />
Wir bereiten zurzeit etwas vor.<br />
Das ist natürlich bei unterschiedlichen<br />
Heilberufen ein größerer Koordinierungs-<br />
und Diskussionsaufwand, als<br />
wenn es nur um eine Berufsgruppe gehen<br />
würde. Wir lernen jetzt von den anderen<br />
Gruppen, wo sie der Schuh drückt<br />
und wo sie Probleme sehen. Das ist ein<br />
längerer Prozess.<br />
Versteht sich die Allianz auch als Gegengewicht<br />
zu den Krankenkassen beziehungsweise<br />
zum GKV-Spitzenverband?<br />
Der GKV-Spitzenverband ist nun mal<br />
der Geldgeber auf der anderen Seite.<br />
Logischerweise hat jede Allianz von Berufsverbänden,<br />
sei es von den Ärzten,<br />
von den Zahnärzten oder von den Apothekern,<br />
immer mit den Krankenkassen<br />
und der Politik zu tun.<br />
In Ihrer Pressemitteilung haben Sie verkündet,<br />
dass bereits weitere Verbände<br />
ihren Beitritt signalisiert haben. Welche<br />
sind das?<br />
Das werden wir dann in einer weiteren<br />
Pressemitteilung verkünden, wenn<br />
es soweit ist.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 21.6.2013<br />
Dr. Thomas<br />
Schlegel<br />
Wahlkampf:<br />
Ärzte unter Generalverdacht<br />
AUSWIRKUNGEN AUF INNOVATIONEN, PATIENTEN-<br />
VERSORGUNG UND FREIBERUFLICHKEIT<br />
Auf Politiker ist Verlass: pünktlich zum Wahlkampf werden Ärzte und<br />
Krankenhäuser kriminalisiert<br />
FOTO: VINCENTZ NETWORK GMBH & CO. KG<br />
Dies scheint ein<br />
probates Mittel<br />
zu sein, um mit<br />
der im Gesundheitswesen<br />
eigenen<br />
Behauptungskultur auf<br />
Stimmenfang zu gehen. Dabei<br />
sind Superlative zum »Fehlverhalten<br />
im Gesundheitswesen«<br />
bereits ausgereizt: Krankenhäuser<br />
erbringen unnötige<br />
Operationen, Ärzte sind alle<br />
bestechlich (Die Welt vom 17.4.13: »Wie<br />
sich deutsche Ärzte schmieren lassen«),<br />
Pharma»konzerne« tragen die Schuld<br />
an der Arzneimittelpreisexplosion und<br />
Zahnärzte betrügen über Privatabrechnungen.<br />
Insgesamt wird der Eindruck<br />
erweckt, dass Heilberufler im Gesundheitswesen<br />
vorsätzlich Krankenkassen<br />
und damit die Solidargemeinschaft<br />
schädigen, in der Absicht, sich zu bereichern<br />
und den Zweit-Porsche zu finanzieren.<br />
Dies gipfelt in ideologischen Aussagen<br />
beispielsweise von Karl Lauterbach,<br />
der den »Patienten als Ware«<br />
verkommen sieht. Tatsächlich stehen<br />
mit solchen Kampagnen ganze Berufsstände<br />
am Pranger, welche sich dafür<br />
rechtfertigen müssen, dass Sie bei der<br />
Erbringung ärztlicher/medizinischer<br />
Leistungen tatsächlich Geld als Gegenleistung<br />
erhalten. Damit steht eine solche<br />
Kampagne in dem Verdacht, eine<br />
latente Neiddiskussion anzuzetteln.<br />
Bedauerlich ist, dass mit einer solchen<br />
Politik Kollateralschäden in Kauf genommen<br />
werden, welche insbesondere<br />
das Vertrauen des Bürgers und Patienten<br />
in die Gesundheitsversorgung<br />
beschädigen.<br />
Dabei erstaunt es, wie wirksam solche<br />
Kampagnen funktionieren: hat<br />
sich eine ganze Nation in Betroffenheit<br />
ergeben, als Opel damit drohte,<br />
den Standort Rüsselsheim zu schließen,<br />
so löst die Ankündigung, den Standort<br />
des »Lilly«Konzerns in Hessen zu schließen,<br />
ein Arzneimittel aufgrund der AM-<br />
SPD gibt Bahrs Anti-Korruptionsgesetz<br />
kaum Chancen<br />
Wenige Tage vor der geplanten<br />
Verabschiedung der Regeln<br />
gegen Korruption im Gesundheitswesen<br />
gibt die SPD den Plänen des<br />
Gesundheitsministers Daniel Bahr (FDP)<br />
kaum noch eine Chance. »Ich bin selbst<br />
von diesem Gesetz nicht überzeugt«,<br />
sagte der gesundheitspolitische Sprecher<br />
der SPD, Karl Lauterbach, am Mon-<br />
tag in Berlin. Er sei sehr pessimistisch,<br />
dass in der laufenden Wahlperiode<br />
noch ein Gesetz für diesen Bereich verabschiedet<br />
werde.<br />
Der Gesundheitsminister will die<br />
neuen Regeln im Sozialgesetzbuch ver-<br />
ankern. Dazu sagte Lauterbach: »Das<br />
Strafgesetzbuch wäre hier der richtige<br />
Platz gewesen.« Das Gesetz über-<br />
zeuge auch die Länder nicht, erklärte<br />
der SPD-Politiker. »Es ist auch nicht ent-<br />
sprechend verbessert worden.« Darum<br />
habe die SPD mehrfach gebeten. Das<br />
Gesetz, wie es von der Koalition ge-<br />
plant sei, würde an der tatsächlichen<br />
Korruptionsanfälligkeit einer kleinen<br />
Gruppe von Ärzten nichts ändern, sag-<br />
te Lauterbach. Die rot-grün geführten<br />
Länder können das Gesetz im Bundesrat<br />
faktisch stoppen.<br />
_WWW.ZAEND.DE, 24.6.2013<br />
414 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
NOG-Bepreisung nicht in Deutschland<br />
auf den Markt zu bringen, oder die Ankündigung<br />
Korruptionstatbestände in<br />
das SGB V statt im StGB aufzunehmen,<br />
keine solidarische Bürgerbetroffenheit<br />
aus. Dies ist bei dem einzigen Thema,<br />
das eine Nation verbindet, nämlich die<br />
Sicherstellung der individuellen Gesundheit,<br />
bedenklich.<br />
Dabei ist die Inkonsistenz der<br />
Korruptionsdebatte auch innerhalb<br />
der betroffenen Berufsgruppen im Gesundheitswesen<br />
seit Jahren erkennbar<br />
und trägt zu Innovations- und Qualitätsverlust<br />
in der Patientenversorgung<br />
bei. Gründen beispielsweise Ärzte gemeinsam<br />
mit Physiotherapeuten ein<br />
Bewegungszentrum, ist dies dann zulässig,<br />
wenn sie über einen Selektivvertrag<br />
mit einer Krankenkasse verfügen.<br />
Ohne einen solchen Vertrag wird<br />
es hingegen vielfach als unzulässig erachtet.<br />
Die »Spezialisierte Ambulante<br />
Palliativversorgung« (SAPV) hingegen<br />
ist berufsrechtlich eigentlich nur<br />
als medizinische Kooperationsgemeinschaft<br />
zulässig, jedoch ist sie im SGB V<br />
verankert und daher wird nicht hinterfragt,<br />
ob und wie sich Pflegekräfte<br />
und Ärzte die von den Krankenkassen<br />
gezahlten Entgelte untereinander aufteilen.<br />
Derer lassen sich viele Beispiele<br />
anführen, die zeigen, dass im Umgang<br />
mit Leistungen und Gegenleistung<br />
(Zahlungen) mit zweierlei Maß gemessen<br />
wird, obwohl es sich um denselben<br />
Sachverhalt handelt.<br />
Worum geht es wirklich?<br />
Inhalt dieser grundsätzlich notwendigen<br />
ethischen Debatte ist seit Jahren<br />
die Angst um die »Ökonomisierung<br />
des Arztberufes«, genauer: die Folgen<br />
dieser Ökonomisierung, die zum Verlust<br />
der Unabhängigkeit und damit<br />
der Therapiehoheit des Arztberufes<br />
führen kann. Nicht damit gemeint ist,<br />
dass Ärzte Geld verdienen – das wird<br />
häufig nicht sorgfältig getrennt. Es<br />
stellt sich die Frage, wer Fehlverhalten<br />
von Heilberufen definiert und sanktioniert.<br />
Gesetzlich und historisch ist es<br />
das Selbstverständnis des (ärztlichen/<br />
zahnärztlichen) Berufsstandes, welches<br />
Fehlverhalten definiert. denn es ist das<br />
Kommentar<br />
zur Behandlungsfehlerstatistik:<br />
Opfer der eigenen Fehler?<br />
Schon ein vom Patienten unterstellter Behand<br />
lungsfehler kann einen Arzt schwer unter<br />
Druck setzen. Fachleute sprechen sogar<br />
vom »Arzt als zweitem Opfer«, der für einen Fehler<br />
mit seiner psychischen und emotionalen Gesundheit<br />
bezahlt.<br />
Dass es zwei vorgerichtliche Instanzen – die der<br />
Krankenkassen und die der Ärztekammern – gibt,<br />
die von Patienten vorgetragene Verdachtsfälle auf<br />
Behandlungsfehler neutral prüfen, ist daher sowohl<br />
für möglicherweise geschädigte Patienten<br />
als für die betroffenen Ärzte gut.<br />
Die Verfahren machen nämlich deutlich, auch<br />
den Patienten und deren Angehörigen, dass Komplikationen<br />
und unerwünschte Behandlungsergebnisse<br />
oft Teil der Krankheit sind, und nicht<br />
zwingend der Diagnose und Therapie zuzuschreiben<br />
sind.<br />
Die Kassen haben erst vor Monatsfrist eingeräumt,<br />
dass auch die tatsächlich festgestellten<br />
Fehler oft das Ergebnis einer Kette von Versäumnissen<br />
in komplexen Mechanismen seien. Und in<br />
dieser Kette ist der Arzt nur ein Glied.<br />
Es ist realitätsfern, ein fehlerfreies System zu<br />
fordern. Dennoch sind alle Beteiligten aufgefordert,<br />
an der Fehlerminimierung – Stichworte Arbeitszeiten,<br />
Abläufe und Personalschlüssel – weiter<br />
zu arbeiten, um Patienten, aber auch die Ärzte<br />
vor Behandlungsfehlern zu schützen.<br />
_FVDZ NEWSLETTER, 19.6.2013<br />
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
Wesen des Berufsrechts, das Verhältnis<br />
zwischen richtig und falsch zu konkretisieren,<br />
um insbesondere den beruflichen<br />
Nukleus: das Arzt-Patienten-<br />
Verhältnis zu schützen. Es sind damit<br />
qua Gesetz (Heilberufsgesetz der Länder)<br />
die Ärzte-/<strong>Zahnärztekammer</strong>n zuständig,<br />
Regeln für die Berufsausübung<br />
aufzustellen. Regelungen zur aktuellen<br />
Korruptionsdiskussion bestehen schon<br />
seit vielen Jahren: Zuweisung gegen<br />
Entgelt ist berufsrechtlich verboten<br />
und wird sanktioniert; die Beeinflussbarkeit<br />
von Ärzten im Hinblick auf die<br />
Therapieentscheidungen ist verboten;<br />
die Beteiligung an Unternehmen mit<br />
nichtärztlichen Gesundheitsberufen ist<br />
jedoch ausdrücklich als medizinische<br />
Kooperationsgemeinschaft erlaubt.<br />
Die Fokussierung des Gesundheitswesens<br />
auf die gesetzliche Krankenversicherung<br />
GKV macht sich jedoch in Regelungen<br />
im SGB V bemerkbar, welche<br />
direkt in die Berufsausübung von Ärzten<br />
eingreifen, obwohl sie dort nichts zu<br />
suchen haben. Inhaltliche Redundanzen<br />
nimmt man dann offenbar in Kauf,<br />
wenn dadurch Ärzte noch eindrucksvoller<br />
kriminalisiert und unter Druck gesetzt<br />
werden können, damit sie sich dem<br />
finanziellen Willen der Krankenkassen<br />
beugen. So wurde das o.g. Verbot der<br />
Zuweisung gegen Entgelt 2012 im SGB<br />
V aufgenommen, sowie die Beteiligung<br />
an Unternehmen mit nichtärztlichen<br />
Gesundheitsberufen dann untersagt,<br />
soweit kein Direktvertrag mit einer<br />
Krankenkasse vorliegt.<br />
Besonders bedenklich ist, dass der<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 415
Gedanke, die Therapiefreiheit der Ärzte<br />
zu schützen, auch im Berufsrecht<br />
dem »Schutz« der Finanzen der<br />
Krankenkassen geopfert wird. Im Kern<br />
ist die Unabhängigkeit der ärztlichen<br />
Entscheidung zu schützen (§ 30 M-BO<br />
Ärzte), was nicht bedeutet, dass Ärzte<br />
keine Geschäftsbeziehung zu Dritten<br />
unterhalten dürfen, nur darf nicht der<br />
Eindruck entstehen, dass diese sie in der<br />
Entscheidung beeinflussen (§ 32 M-BO<br />
Ärzte). Erstaunlicherweise wird eine Beeinflussung<br />
dann nicht angenommen,<br />
wenn »sie einer wirtschaftlichen Behandlungs-<br />
oder Verordnungsweise auf<br />
sozialrechtlicher Grundlage dient...«.<br />
Mit anderen Worten: dient eine Beeinflussung<br />
dem Sparen der Krankenkassen,<br />
ist sie nicht mehr zu beanstanden.<br />
Dies erklärt sicherlich auch, warum<br />
Verträge der AOK BW nicht beanstandet<br />
werden, in denen Ärzte einen<br />
wirtschaftlichen Anreiz für die Verordnung<br />
von Rabattarzneimitteln in Form<br />
eines »Qualitätszuschlags« je Verordnung<br />
erhalten. Unerklärt bleibt allerdings,<br />
auf welcher ethischen und rechtlichen<br />
Grundlage derselbe Sachverhalt<br />
basiert, der eigentlich das Wohl des<br />
Patienten schützen sollte, indem Ärzte<br />
ihre Therapieentscheidung an primär<br />
wirtschaftlichen Anreizen ausrichten,<br />
wenn gleichzeitig eine gesetzliche<br />
Krankenkasse davon finanziell profitiert.<br />
Denn dasselbe Verhalten gegenüber<br />
einem Selbstzahler oder privat<br />
versicherter Patienten wäre im höchsten<br />
Maße rechtswidrig. Fünf Ärztekammern<br />
haben diese fragwürdige Regelung<br />
nicht in ihre Berufsordnung übernommen<br />
– dafür gebührt Respekt.<br />
Die von Politik und Krankenkassen<br />
angeprangerte Korruption wird gesetzlich<br />
legitimiert, wenn sie denn<br />
dem Sparen dient. Mit dem neuen, völlig<br />
unnötigen, weil vielfach bereits geregeltem<br />
Vorstoß der Politik, Korruptionstatbestände<br />
in das SGB V einzubringen,<br />
werden insbesondere folgende<br />
Trends erkennbar, denen Akteure des<br />
Gesundheitswesens entschlossen entgegen<br />
treten müssen: Der zunehmende<br />
Einfluss der Krankenkassen auf Politik<br />
im Hinblick auf die Ausgestaltung<br />
der Berufsausübung des Arztberufes<br />
muss der Kernkompetenz der Heilberufekammern<br />
weichen. Kostenüberlegungen<br />
und Begehrlichkeiten zu Preissenkungen<br />
der Krankenkassen sind gegenüber<br />
dem Patientenwohl, was seinen<br />
Schutz im ärztlichen Berufsrecht<br />
findet nachrangig zu behandeln. Das<br />
Anheizen einer subtilen Neiddiskussion<br />
durch Diskreditierung der medizinischen<br />
Berufe beschädigt das Gesundheitswesen<br />
und nimmt eine tatsächliche<br />
Innovationsfeindlichkeit durch<br />
Fehlsteuerung in Kauf. Die Verunsicherung<br />
der Heilberufe führt zu Sicherheitsdenken,<br />
was die Bereitschaft zu<br />
unternehmerischer Freiberuflichkeit<br />
senkt. Prof. Dr. Thomas Schlegel,<br />
Medizinrechtler<br />
_DER GELBE DIENST, NR. 10/2013,<br />
21.5.2013<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Union setzt auf ein »Weiter so«<br />
Bei einem gemeinsamen Kongress von CDU und CSU wurde in Berlin das gemein same Wahlprogramm der Union<br />
für die <strong>Bundestags</strong>wahl am 22. September vorgestellt. Das 128-Seiten-Papier setzt auf ein »Weiter so!« bezüglich<br />
der bisherigen Gesundheitspolitik. Details dazu: Die PKV soll eigenständig blieben, keine Änderung bei<br />
den Hausarztverträgen, Garantie der ärztlichen Freiberuflichkeit<br />
Es wäre auch relativ erstaunlich,<br />
würden die Unionsschwestern,<br />
der Supertanker in der derzeitigen<br />
Berliner Koalition, zu<br />
einem radikalen Umschwenken<br />
im Bereich der Gesundheitspolitik<br />
aufrufen. Zwar ist das Gesundheitsministerium<br />
mit Daniel<br />
Bahr in FDP-Hand. Klar ist aber<br />
auch, dass keinerlei Gesundheitsgesetz<br />
im ehemaligen Reichstag<br />
beschlossen werden kann, wenn die<br />
Union das nicht abnickt.<br />
So ganz nebenbei hat Angela Merkel<br />
auch noch die Richtlinienkompetenz<br />
und kann Schwerpunkte der gesundheitlichen<br />
Versorgung bestimmen.<br />
Und so steht am Anfang des Kapitels<br />
zur Gesundheitspolitik des Wahlpro-<br />
gramms der Union (Ordnungsziffer<br />
4.7, S. 74 bis 79, Zwischentitel: »Gesundes<br />
Land – gute Versorgung für alle«)<br />
denn auch diese Nachricht: »CDU und<br />
CSU wollen, dass auch in Zukunft jeder<br />
Deutsche Zugang zu einer guten<br />
medizinischen<br />
Versorgung hat,<br />
unabhängig von<br />
seinem Einkommen, Alter oder gesundheitlichem<br />
Zustand.«<br />
Trotz der Vorgabe »keine Experimente«<br />
kann man im gemeinsamen Wahlprogramm<br />
der Union (Titel: »Gemein-<br />
sam erfolgreich für Deutschland – Regierungsprogramm<br />
2013 – 2017«) interessante<br />
Details registrieren:<br />
Die Union will ein »freiheitliches<br />
Gesundheitswesen«, das freie Arztund<br />
Krankenhauswahl umfasst, »die<br />
Therapiefreiheit und die Unabhängigkeit<br />
der freien Gesundheitsberufe«.<br />
Weiter: »Die Beschäftigten in den Kliniken,<br />
Praxen und ambulanten Diensten,<br />
niedergelassene freiberufliche<br />
Haus-, Fach- und Zahnärzte, Apotheker,<br />
selbstständige Gesundheitshandwerker,<br />
Hebammen und Heilmittelerbringer<br />
stehen für eine qualitativ hochwertige,<br />
patientennahe Versorgung.«<br />
Eine »staatliche Einheitsversicherung«<br />
(sprich: Bürger versicherung)<br />
lehnt die Union erwartungsgemäß ab.<br />
416 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
Dabei bekommt die PKV eine Überlebensgarantie:<br />
»Die private Krankenversicherung<br />
mit ihren individuellen Kapitalrücklagen,<br />
um steigende Kosten<br />
im Alter abzudämpfen, leistet einen<br />
wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />
und Umsetzung von Neuerungen im<br />
Gesundheitswesen.«<br />
Am System der (gemeinsamen)<br />
Selbstverwaltung will die Union nicht<br />
rütteln. Sie setzt darauf, »dass die Beteiligten<br />
in der Selbstverwaltung unseres<br />
Gesundheitssystems verantwortungsvoll<br />
und partnerschaftlich handeln<br />
und dabei unnötige Bürokratie<br />
vermeiden.« Wer die aktuellen Grabenkämpfe<br />
beispielsweise beim EBM<br />
oder in der Gematik (Stichwort: elektronische<br />
Gesundheitskarte) zwischen<br />
Ärzten und Kassen mitbekommen hat,<br />
wird ziemlich gespannt sein, wie die<br />
Union in diesem Bereich eine neues<br />
Miteinander initiieren will.<br />
Zunächst einmal sollen die GKV-Assekuranzen<br />
an die Kandare genommen<br />
werden. Zitat: »Krankenkassen, deren<br />
Rücklagen die gesetzliche Mindestreserve<br />
um ein Mehrfaches übersteigen,<br />
sollen in Zukunft zur Prämienrückerstattung<br />
an ihre Mitglieder verpflichtet<br />
werden.« Die Union bekennt sich<br />
weiter ganz klar zum Wettbewerb der<br />
Krankenkassen.<br />
Gleichzeitig soll auch der Wettbewerb<br />
zwischen den sogenannten<br />
Leistungserbringern angeregt werden.<br />
Deshalb will die Union, dass Patienten<br />
und Versicherte gut informiert werden,<br />
»um selbstbestimmte Entscheidungen<br />
treffen zu können«. Deshalb soll es über<br />
entsprechende Portale im Internet unabhängige,<br />
verlässliche und verständliche<br />
Informationen ȟber Versicherungsund<br />
Behandlungsmöglichkeiten« geben.<br />
Denn: »Hinweise zu Leistung, Qualität<br />
und Preis tragen dazu bei, Kosten,<br />
Nutzen und Risiko besser einschätzen<br />
zu können.«<br />
Bei den Hausarztverträgen nach Paragraf<br />
73b Sozialgesetzbuch V (SGB V)<br />
sieht die Union offenbar keinen ausformulierten<br />
legislativen Handlungsbedarf.<br />
Die entsprechende Passage<br />
lautet so: »CDU und CSU wollen eine<br />
gut erreichbare Versorgung durch Ärzte<br />
und Krankenhäuser, vor allem in<br />
ländlichen Regionen, sichern und dafür<br />
zum Beispiel die Attraktivität des<br />
Hausarztberufs steigern. Wir wollen,<br />
dass überall in unserem Land Ärzte<br />
jederzeit erreichbar sind. Mit dem<br />
Versorgungsstrukturgesetz haben wir<br />
wichtige Anreize gesetzt, die es für Ärztinnen<br />
und Ärzte attraktiver machen,<br />
sich an der Versorgung von Regionen<br />
mit zu wenigen Ärzten zu beteiligen«.<br />
Von Belang ist insofern, dass die kleine<br />
Unionsschwester, die CSU, hier bis<br />
dato ganz anders tickt. Sie will die Refinanzierungsklausel<br />
im Paragrafen 73b<br />
möglichst umgehend generell streichen.<br />
Eine entsprechende Bundesratsinitiative<br />
der bayerischen Staatsregierung,<br />
wohlwollend vom Hausärzteverband<br />
begleitet, scheiterte unlängst schon in<br />
der Ausschussphase der Länderkammer.<br />
Was die eher nebensächliche Erwähnung<br />
der Attraktivität des Hausarztb<br />
erufs im Unions-Wahlprogramm<br />
bedeutet, werden CSU-Granden alsbald<br />
erklären müssen. In Bayern ist am<br />
15. September, also eine Woche vor der<br />
<strong>Bundestags</strong>wahl, Landtagswahl.<br />
_WWW.ZAEND.DE,<br />
24.6.2013<br />
14 Landeslisten der Parteien zur<br />
<strong>Bundestags</strong>wahl zugelassen<br />
Der Landeswahlausschuss hat am Freitag unter Leitung von Landeswahlleiterin<br />
Ulrike Sachs die Landeslisten von 14 Parteien mit<br />
insgesamt 248 Bewerber/innen für die <strong>Bundestags</strong>wahl zugelassen.<br />
Demnach geht die CDU mit 43 Kandidat/innen ins Rennen,<br />
darunter 25,6 Prozent Frauen, bei der SPD sind es 60 (46,7 Prozent<br />
Frauen), bei der FDP 24 (12,5 Prozent) und bei den Grünen 20 (55 Prozent); zwölf<br />
Bewerber/innen stehen auf der Liste der Linken und 16 bei den Piraten. Zugelassen<br />
wurden außerdem die Landeslisten der Alternative für Deutschland (AfD) mit<br />
20 Kandidat/innen, die Freien Wähler (13), die NPD (zehn), die Partei Bibeltreuer<br />
Christen (neun), die Republikaner (sechs) sowie die Tierschutzpartei, die Marxistisch-Leninistische<br />
Partei und die Bürgerbewegung pro Deutschland mit jeweils<br />
fünf Bewerber/innen. Fünf weitere Parteien konnten die notwendige Anzahl von<br />
2000 Unterstützungsunterschriften nicht beibringen und wurden deshalb vom<br />
Landeswahlausschuss nicht zugelassen: die Ökologisch-Demokratische Partei, die<br />
»Nein!-Idee«, die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und<br />
basisdemokratische Initiative, die Rentner Partei Deutschlands und die Partei der<br />
Vernunft. Alle fünf können beim Bundeswahlausschuss Beschwerde gegen die<br />
Ablehnung einlegen, der bis zum 1. August abschließend entscheidet. Nach Angaben<br />
der Landeswahlleiterin waren zur vorigen <strong>Bundestags</strong>wahl im Jahr 2009 in<br />
<strong>Niedersachsen</strong> zwölf Parteien mit Landeslisten angetreten, auf denen insgesamt<br />
249 Bewerber/innen kandidierten. _RUNDBLICK, 29.7.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 417
BUNDESTAGSWAHLPROGRAMM DER GRÜNEN:<br />
»Grüne Bürgerversicherung ist<br />
keine Einheitsversicherung«<br />
Dass die Grünen ebenso wie die SPD und die Linke den Umbau des dualen<br />
Krankenversicherungs systems zu einer Bürgerversiche rung favorisieren,<br />
ist bekannt. Seit der Ordentlichen Bundes delegiertenkonferenz von<br />
Bündnis 90 / Die Grünen Ende April in Berlin steht es nun auch offiziell im<br />
<strong>Bundestags</strong>wahlprogramm 2013 der Partei<br />
Ob das Kalkül der<br />
Grünen, durch ihr Wahlprogramm<br />
bei ihrer Klientel<br />
zu punkten und ausreichend<br />
Stimmen für<br />
eine Regierungsbeteiligung<br />
einzuwerben, aufgeht,<br />
bleibt abzuwarten<br />
Die »grüne Bürgerversicherung«<br />
wird dort als Alternative<br />
zur derzeitigen<br />
»Zwei- Klassen-Medizin in<br />
unserem Gesundheitswesen«<br />
propagiert, frei nach dem Motto<br />
der »Drei Musketiere«: »Eine für Alle,<br />
statt jeder für sich«.<br />
Zur Begründung wird an landläufigen<br />
Klischees nicht gespart. Die Solidargemeinschaft<br />
sei nicht »vollständig«,<br />
heißt es im Beschluss der<br />
Bundesdelegiertenkonferenz, das<br />
Gesundheitssystem sei in »Schieflage«<br />
geraten. Damit ist nicht etwa die finanzielle<br />
Situation der Krankenversicherung<br />
gemeint – darüber, dass die Geldtöpfe<br />
der GKV derzeit gut gefüllt sind,<br />
können wohl auch die Grünen nicht<br />
hinwegsehen. Aber: »Privatversicherte<br />
sind häufig privilegiert und erhalten<br />
Vorzugsbehandlungen. Gut verdienende<br />
Angestellte, BeamtInnen, viele Abgeordnete<br />
und die meisten Selbstständigen<br />
gehören der privaten Krankenversicherung<br />
an. Als Privatversicherte<br />
versichern sie nur ihr eigenes, meist<br />
unterdurchschnittliches Krankheitsrisiko.<br />
Zum Solidarausgleich tragen sie<br />
so nicht bei.«<br />
Das wollen die Grünen nun ändern:<br />
Um mehr »Solidarität« zu erreichen,<br />
sollen nach ihrem Willen künftig alle<br />
Bürgerinnen und Bürger in die »Solidargemeinschaft«<br />
einbezogen werden.<br />
Gleichzeitig wollen die Grünen auch die<br />
paritätische Finanzierung zwischen Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern wieder<br />
herstellen. Zuzahlungen sind im grünen<br />
Gesundheitswesen nicht mehr vorgesehen.<br />
Die »grüne Bürgerversicherung«<br />
sorge jedoch nicht nur für eine Stärkung<br />
der »Solidarität«, sie trage durch<br />
eine »Verbreiterung der finanziellen<br />
Basis« auch zu einer »soliden Finanzierung<br />
des Gesundheitswesens«<br />
bei, heißt<br />
es weiter. Dazu sollen<br />
künftig alle Einkommensarten<br />
»gleich behandelt«<br />
und zur Finanzierung<br />
herangezogen<br />
werden, also nicht nur Arbeitseinkommen<br />
und Renten, sondern auch Kapitaleinkommen,<br />
etwa durch Aktiengewinne,<br />
Zinsen, Spekulationsgewinne und<br />
Mieteinnahmen. Die kostenlose Mitversicherung<br />
von Kindern soll erhalten<br />
bleiben, zeitlich begrenzt werden in<br />
der »grünen Bürgerversicherung« auch<br />
nicht erwerbstätige Verheiratete bzw.<br />
Lebenspartner, die Kinder erziehen<br />
oder Pflegeleistungen erbringen, kostenlos<br />
mitversichert. Für alle anderen<br />
Ehepaare und eingetragenen Lebensgemeinschaften<br />
planen die Grünen ein<br />
»Beitragssplitting«: »Damit wird die<br />
Bevorzugung von Alleinverdienerpaaren<br />
mit einem überdurchschnittlichen<br />
Haushaltseinkommen beendet und die<br />
negativen Erwerbsanreize für Ehefrauen<br />
abgeschafft«. Gleichzeitig wollen die<br />
Grünen die Beitragsbemessungsgrenze<br />
auf das in der Rentenversicherung geltende<br />
Niveau heben.<br />
Überraschen wird so manchen<br />
die Behauptung, die »grüne Bürgerversicherung«<br />
sei »keine Einheitsver -<br />
sicherung«. Die Begründung: Schließlich<br />
können nach dem Willen der Grünen<br />
sowohl die gesetzlichen als auch<br />
die privaten Krankenversicherer die<br />
Bürgerversicherung anbieten. Allerdings<br />
wird dafür eine gemeinsame<br />
Honorarordnung gelten. Dabei wollen<br />
die Grünen sicherstellen, »dass die<br />
höheren Honorare, die heute über die<br />
Privatversicherten an die Ärzteschaft<br />
und an die anderen Gesundheitsberufe<br />
fließen, insgesamt erhalten bleiben«<br />
– aber »gerechter verteilt« sollen<br />
sie werden. Wie genau man sich<br />
das wohl vorzustellen hat, wird nicht<br />
ausgeführt. Ebenso wenig wird im<br />
Übrigen thematisiert,<br />
was in einer »grünen«<br />
Bürgerversicherung<br />
mit den Altersrückstellungen<br />
der PKV geschehen<br />
soll.<br />
Klar jedoch ist, dass<br />
die Grünen die Krankenversicherungen<br />
als »Interessenvertreter« der Patienten<br />
sehen. Der Wettbewerb unter den<br />
Anbietern der Bürgerversicherung dürfe<br />
nicht über den Beitragssatz, sondern<br />
müsse vor allem über die Qualität und<br />
die Patientenorientierung geführt werden,<br />
heißt es im Wahlprogramm. Keinesfalls<br />
dürfe es eine »Risikoselektion«<br />
geben.<br />
Die »wohnortnahe Versorgung«<br />
wollen die Grünen laut Wahlprogramm<br />
»weiter verbessern« und den »Zugang«<br />
unabhängig von »Alter, Einkommen,<br />
Geschlecht, Herkunft, Behinderung, so-<br />
418 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
zialer Lage und Wohnort« sichern. Kern<br />
müsse eine »Primärversorgung« sein.<br />
Dafür seien u.a. die Aufwertung der<br />
Hausärzte und der Pflegeberufe, eine<br />
»veränderte Aufgabenverteilung zwischen<br />
den Gesundheitsberufen« und<br />
ein Vergütungssystem erforderlich, das<br />
die »besonderen Leistungen« der Primärversorgung<br />
berücksichtige.<br />
Eine »Kurskorrektur« soll es auch in<br />
der Krankenhauspolitik geben. Krankenhäuser<br />
als Teil des »regionalen Versorgungssystems«<br />
müssen, so bekunden<br />
die Grünen, »bedarfsgerecht« finanziert<br />
werden, wobei auch die steigenden<br />
Personal- und Sachkosten<br />
»angemessen« berücksichtigt werden<br />
sollen. »Fehlerhafte ökonomische Anreize<br />
im derzeitigen Finanzierungssystem,<br />
die zu unangebrachten oder<br />
ethisch fragwürdigen Therapieentscheidungen<br />
führen können, wollen wir<br />
beheben.« Für fachärztliche Leistungen<br />
streben die Grünen ein einheitliches<br />
änd Wahlbarometer: FDP<br />
verteidigt Spitzenplatz<br />
Die Liberalen bleiben an der Spitze:<br />
Beim Hippokranet-Wahlbarometer<br />
haben sich am vergangenen<br />
Mittwoch 31,3 Prozent der 859<br />
teilnehmenden Ärzte (296 Stimmen)<br />
für die FDP ausgesprochen. Dicht dahinter<br />
landete die »Alternative für<br />
Deutschland« (AFD) mit 26,3 Prozent<br />
(226 Stimmen).<br />
Damit konnte die FDP ihren Spitzenplatz<br />
vom Vormonat verteidigen.<br />
Die CDU verschlechterte sich dagegen<br />
leicht auf 20,41 Prozent. Auch die Sozialdemokraten<br />
rutschten ab: 20 Stimmen<br />
(2,33 Prozent) ist Rekord-Tiefstwert.<br />
Lediglich Piraten, ÖDP und Linke<br />
liegen noch darunter.<br />
Kurz vor der 5-Prozent-Hürde stehen<br />
dagegen die CSU (39 Stimmen –<br />
4,54 Prozent), die Freien Wähler (37<br />
Stimmen – 4,31 Prozent) und die Grünen<br />
(41 Stimmen – 4,77 Prozent).<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 18.7.2013<br />
Vergütungssystem an, gleichgültig, ob<br />
sie im Krankenhaus oder in der Facharztpraxis<br />
erbracht werden.<br />
Wenig verwunderlich ist es nach den<br />
Diskussionen der letzten Wochen und<br />
Monate, dass die Grünen in ihrem Wahlprogramm<br />
auch zum Thema »Korruption<br />
im Gesundheitswesen« Stellung<br />
nehmen: »Die Bekämpfung von Korruption<br />
braucht klare Gesetzgebung mit<br />
konsequenter Durchsetzung, um die<br />
Manipulation im Gesundheitssystem<br />
durch nicht am Patientenwohl orientierte<br />
Einflüsse, u. a. Bestrebungen von<br />
Pharma- und MedzinprodukteherstellerInnen,<br />
endlich zu beenden. Hierzu<br />
gehört die Einführung eines Straftatbestandes<br />
für Korruption durch die Leistungserbringerlnnen<br />
im Gesundheitswesen,<br />
der Ausbau unabhängig finanzierter<br />
medizinischer Forschung und<br />
ein Weiterbildungswesen frei von wirtschaftlicher<br />
Beeinflussung.«<br />
Ob das Kalkül der Grünen, durch ihr<br />
Wahlprogramm bei ihrer Klientel zu<br />
punkten und ausreichend Stimmen<br />
für eine Regierungsbeteiligung einzuwerben,<br />
aufgeht, bleibt abzuwarten.<br />
Fakt ist, dass die Partei sich immer<br />
weiter von ihren ureigenen Themen<br />
»Umwelt«, »Frieden« und »Kampf gegen<br />
die Atomkraft« abwendet, um sich<br />
dafür ausführlich mit Steuererhöhungen,<br />
Ehegattensplitting, Vermögensabgaben<br />
und höheren Krankenkassenbeiträgen<br />
zu beschäftigen. Das dürfte<br />
auch der eigenen Wählerschaft nicht<br />
verborgen bleiben.<br />
Massive Kritik am Wahlprogramm<br />
gab es nach der Berliner Delegiertenkonferenz<br />
vor allem für die Steuerpläne<br />
der Grünen. Gesundheitspolitik ist<br />
für die breite Masse der Bevölkerung<br />
derzeit offenbar kein übermäßig interessantes<br />
Thema – was wiederum an<br />
der guten Finanzlage der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung, aber sicherlich<br />
auch an der Komplexität der Materie<br />
liegen mag. Die Konsequenzen der von<br />
den Oppositionsparteien geplanten<br />
Bürgerversicherung für den Einzelnen<br />
sind vermutlich tatsächlich schwer abzuschätzen,<br />
vor allem dann, wenn sie<br />
auch noch mit grundsätzlich positiv belegten<br />
Begriffen wie »Solidarität« oder<br />
»sozial« beworben wird.<br />
WAHLPROGRAMM DER LINKEN:<br />
Die plötzliche Entdeckung der<br />
Arztpraxen<br />
_KIRSTEN BEHRENDT<br />
»100 Prozent sozial« – so heißt die finale Version des Wahlprogramms der Linkspartei<br />
für die <strong>Bundestags</strong>wahl im September. Im Bereich der Gesundheitspolitik<br />
hat die Partei ihre bisherige Total-Fixierung auf die Kliniken abgemildert und sich<br />
mit der Versorgungsform Arztpraxis angefreundet<br />
Der Blick durch die Klinikbrille<br />
wurde im ersten Entwurf<br />
der Partei zu einem<br />
Programm<br />
für die September-Wahl<br />
so weit<br />
perfektioniert, dass die<br />
Begriffe Ärztin oder Arzt<br />
auf den fast 100 Seiten<br />
Text nicht vorkam. Dies hat die Linke<br />
zunächst einmal sprachlich korrigiert,<br />
in dem man in Sachen gesundheitlicher<br />
Versorgung in Stadt und Land folgende<br />
sektorenübergreifende Perspektive<br />
beschloss: » Alle Gesundheitsberufe<br />
müssen in die Bedarfsplanung einbezogen<br />
werden, nicht<br />
nur Ärztinnen und<br />
Ärzte.«<br />
Die plötzliche Entdeckung<br />
der ambulanten<br />
Medizin geht<br />
aber noch weiter. Folgende Textpassage<br />
ist dafür Beleg: »Wir treten für eine gute<br />
flächendeckende und barrierefreie<br />
Versorgung mit Arztpraxen ein. Neue<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 419
Versorgungsformen wie Patientenbusse,<br />
Gemeinschafts- und Teilzeitpraxen<br />
oder Medizinische Versorgungszentren<br />
in öffentlicher Hand können die Arbeit<br />
im ländlichen Raum für junge Medizinerinnen<br />
und Mediziner wieder attraktiver<br />
machen, ebenso wie unterstützende<br />
Sozial- und Gesundheitsdienste mit<br />
nichtärztlichem Fachpersonal.«<br />
Daneben fordert die Partei, »dass<br />
die wohnortnahe und unmittelbar mit<br />
den Patientinnen und Patienten beschäftigte<br />
ärztliche Versorgung angemessen<br />
und nicht schlechter honoriert<br />
werden als weitere medizinische Leistungen.«<br />
Das gilt natürlich auch für<br />
den Kliniksektor. Zitat dazu: »Die Trennung<br />
von ambulanter und sta tionärer<br />
Versorgung muss aufgehoben und den<br />
Krankenhäusern muss erlaubt werden,<br />
eine Ambulanz oder Politklinik zu führen.«<br />
Es soll eine »solidarische Gesundheitsversicherung«<br />
entstehen (Titel:<br />
»Solidarische Bürgerinnen- und<br />
Bürgerversicherung«), die eine völlig<br />
veränderte Finanzgrundlage hat. Darin<br />
»zahlen alle Menschen, die in Deutschland<br />
leben, mit allen Einkommensarten<br />
solidarisch ein. Alle Einkommensarten<br />
werden beitragspflichtig.« Versicherte<br />
mit einem Einkommen oberhalb der<br />
bisherigen Beitragsbemessungsgrenze<br />
will die Partei »künftig gerecht mit dem<br />
gleichen Beitragssatz in die solidarische<br />
Finanzierung einbeziehen«. Damit ist<br />
klar, dass die private Vollversicherung<br />
überflüssig ist und abgeschafft wird.<br />
Weitere Teile des Wahlprogramms<br />
(Titel: »Solidarität und Qualität in<br />
der Gesundheitsversorgung stärken –<br />
Schluss mit der Zwei-Klassen-Medizin.<br />
Gesundheit ist keine Ware«), dem dann<br />
das Pflegekapitel (Titel: »Gute Pflege:<br />
Würde für Pflegbedürftige, Angehörige<br />
und Beschäftigte«) folgt, werden im Folgenden<br />
in einer subjektiven Auswahl<br />
präsentiert.<br />
Im Bereich der stationären Medizin<br />
darf es keine weiteren Privatisierungen<br />
mehr geben, »bereits privatisierte<br />
Krankenhäuser wollen wir in öffentliche<br />
und nichtkommerzielle Trägerschaft<br />
überführen«. Wobei sich die<br />
internen Machtstrukturen verändern<br />
Korruption »untergräbt<br />
auch das Vertrauens verhältnis<br />
zwischen den Medizinerinnen<br />
und Medizinern<br />
und den Menschen,<br />
die ihre Hilfe benötigen.<br />
Deswegen setzen wir uns<br />
dafür ein, dass korruptes<br />
Verhalten im Gesundheitswesen<br />
konsequent<br />
verfolgt und strafrechtlich<br />
geahndet wird.«<br />
sollen. Zitat: »Die Beschäftigten müssen<br />
zudem bei der Organisation und<br />
Planung ihrer Arbeit stärker mitbestimmen<br />
können.«<br />
Mehr Mitbestimmung ist auch das<br />
Rezept für den Bereich einschlägiger<br />
Körperschaften im Gesundheitswesen.<br />
Hier gilt: »Die Selbstverwaltungen im<br />
Gesundheitswesen sind demokratisch<br />
weiterzuentwickeln. Die Rechte der<br />
Versichertenvertretungen sind auszuweiten.«<br />
Interessant ist, dass die Linke davon<br />
ausgeht, dass es im Gesundheitswesen<br />
keinerlei Kostenexplosion<br />
gegeben habe. Ihr Ansatz: »Die<br />
Gesundheitsausgaben liegen seit 20<br />
Jahren konstant bei zehn bis elf Prozent<br />
des Bruttosozialprodukts.« Die Beiträge<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
seien in dieser Zeit nur aus einem<br />
Grund gestiegen: »Sie werden allein<br />
aus den Lohn- und Gehaltsanteilen gezahlt,<br />
und diese sinken. Die am schnellstens<br />
wachsenden Einkommen – Gewinne<br />
und Kapitalerträge, werden nicht<br />
herangezogen.« Das will die Linke mit<br />
ihrer Version der Bürgerversicherung<br />
ändern.<br />
Viel schärfer als im Leitantrag geht die<br />
Linke jetzt an das Thema elektronische<br />
Gesundheitskarte (eGK) heran. Zitat:<br />
»Die Elektronische Gesundheitskarte<br />
(E-Card) ist gescheitert. Die Speicherung<br />
von Gesundheitsdaten auf zentralen<br />
Servern bringt keine Vorteile für die<br />
Versorgung der Patientinnen und Patienten,<br />
sorgt für bürokratischen Aufwand<br />
in den Arztpraxen und ist aus<br />
Sicht des Datenschutzes riskant. Zudem<br />
kostet das System Milliarden an Versicherungsbeiträgen,<br />
ist unflexibel und<br />
muss alle paar Jahre erneuert werden.«<br />
Die Partei setzt sich stattdessen für<br />
die Entwicklung von IT-Lösungen im<br />
Gesundheitswesen ein, »die flexibel,<br />
preiswert und dezentral sind. Persönliche<br />
Gesundheitsdaten gehören ausschließlich<br />
in die Hand der Patientin<br />
oder des Patienten.«<br />
Auch zur Alimentierung des stationären<br />
Bereichs gibt es Vorgaben der<br />
Linken. Nach ihrer Vorstellung müssen<br />
Krankenhäuser »bedarfsgerecht und solide<br />
finanziert werden«. Bund und Länder<br />
haben insofern »ausreichend Mittel<br />
für eine flächendeckende Infrastruktur<br />
bereitzustellen. Krankenkassen sollen<br />
den Betrieb der Kliniken angemessen<br />
sichern.«<br />
An anderer Stelle will man kräftig<br />
Geld einsparen. Die Partei tritt<br />
»für eine effektive Begrenzung der<br />
Arzneimittelpreise ein«. Und: »Die verantwortlichen<br />
Behörden sollen diese<br />
Preise festsetzen. Die Einführung einer<br />
Positivliste ist überfällig.«<br />
Auch das Thema Korruption im<br />
Gesundheitswesen wird im Wahlprogramm<br />
jetzt angesprochen. Dergleichen<br />
schädige nicht nur die Krankenkassen<br />
finanziell, die Korruption »untergräbt<br />
auch das Vertrauensverhältnis zwischen<br />
den Medizinerinnen und Medizinern<br />
und den Menschen, die ihre<br />
Hilfe benötigen. Deswegen setzen wir<br />
uns dafür ein, dass korruptes Verhalten<br />
im Gesundheitswesen konsequent<br />
verfolgt und strafrechtlich geahndet<br />
wird.« _WWW.FACHARZT.DE, 25.6.2013<br />
420 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
Gesundheitspolitische Perspektiven der FDP<br />
Wir wollen, dass Wahlfreiheit<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
Hand in Hand gehen<br />
mit der notwendigen<br />
Solidarität. Bis 2009 wurde in den<br />
Sozialsystemen der Mangel verwaltet.<br />
Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
fehlten damals Milliarden. Wir<br />
haben die Trendwende geschafft und<br />
die Sozialkassen wieder auf feste Beine<br />
gestellt. Dafür haben wir im Gesundheitsbereich<br />
für mehr Wettbewerb zwischen<br />
den Krankenkassen und auf dem<br />
Arzneimittelmarkt gesorgt. Gleichzeitig<br />
sparen wir allein durch niedrigere<br />
Kosten für Medikamente derzeit bis zu<br />
zwei Milliarden Euro.<br />
Um die Gesundheitsversorgung<br />
im ländlichen Raum zukunftsfest zu<br />
machen, haben wir Anreize für Ärzte<br />
gesetzt. Mit der Reform des Transplantationsgesetzes<br />
haben wir die Abläufe<br />
in den Krankenhäusern bei der<br />
Organspende verbessert und Organ-<br />
Lebendspender besser abgesichert.<br />
Schließlich ist es uns mit der Abschaffung<br />
der Praxisgebühr erneut gelungen,<br />
einer Überbürokratisierung entgegenzutreten<br />
und den Patienten zu<br />
entlasten.<br />
Wir stehen für ein freiheitliches<br />
Gesundheitssystem, das Solidarität<br />
und Eigenverantwortung verbindet.<br />
Wir sind gegen eine zentralistisch gelenkte<br />
Staatsmedizin, die nur zu Bevormundung,<br />
Mangelverwaltung und<br />
Wartelisten führt und den Patienten<br />
zum Bittsteller macht.<br />
Wahlfreiheit für den Bürger bleibt<br />
die Maxime liberaler Gesund heitspolitik.<br />
Deshalb setzen wir uns weiter<br />
für die freie Wahl des Arztes, für<br />
Therapiefreiheit, für die freie Wahl bei<br />
der Krankenversicherung, bei Versicherungsschutz<br />
und Krankenhaus ein.<br />
Dazu gehört eine starke private Krankenversicherung.<br />
Dazu gehört auch im<br />
Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
die Abschaffung der Budgetmedizin<br />
und die Einführung des Kostenerstattungsprinzips.<br />
Dafür soll jeder Patient eine Rechnung<br />
erhalten, in der die Kosten der<br />
in Anspruch genommenen Leistungen<br />
aufgezeigt werden. Einer Einheitskasse<br />
mit Einheitsversorgung für den<br />
Einheitspatienten erteilen wir eine<br />
Absage.<br />
Für ein starkes duales Kranken versicherungssystem<br />
ist es auch wichtig,<br />
die private Krankenversicherung zukunftsfest<br />
zu machen. Dazu gehören<br />
unter anderem Transparenz<br />
bei den Basistarifen<br />
und Konzepte sowohl zur<br />
Beitragsentwicklung als<br />
auch zur Portabilität von<br />
Altersrückstellungen.<br />
Wir wollen die Beitragsautonomie<br />
der Krankenkassen weiter<br />
ausbauen und die Umverteilung durch<br />
den Gesundheitsfonds zurückführen.<br />
Unser Gesundheitswesen<br />
ist trotz vieler Fortschritte<br />
in vielen Bereichen noch<br />
nicht hinreichend auf die<br />
immer längere Lebenszeit<br />
der Menschen eingestellt.<br />
Notwendig ist zum Beispiel<br />
geriatrische Kompetenz<br />
in allen Gesundheitsberufen.<br />
Gleichzeitig<br />
wollen wir durch eine umfassende<br />
Präventionsstrate<br />
gie die Menschen dabei<br />
unterstützen, möglichst<br />
gesund alt zu werden<br />
Der Einstieg in die Abkopplung der<br />
Krankenversicherungsbeiträge von den<br />
Löhnen und Gehältern war richtig. Der<br />
notwendige Sozialausgleich für diejenigen,<br />
die ihre Beiträge nicht bezahlen<br />
können, soll weiterhin aus Steuermitteln<br />
finanziert werden.<br />
Die Freiberuflichkeit ist ein Garant<br />
für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen.<br />
Wir werden daher an der<br />
Freiberuflichkeit der Heilberufe festhalten.<br />
Die Bürokratie<br />
muss im Gesundheitswesen<br />
auf allen Ebenen abgebaut<br />
werden (z. B. überbordende<br />
Dokumentationspflichten<br />
bei den<br />
Leistungserbringern, bei<br />
öffentlichen Körperschaften und bei<br />
den Krankenkassen).<br />
Eine Politik der Budgetierung wird<br />
im demographischen Wandel zu einem<br />
Mangel an Ärzten, Pflegekräften<br />
und anderen Leistungsangeboten führen.<br />
Um auch in Zukunft eine gute Versorgung<br />
im Krankheits- oder Pflegefall<br />
zu gewährleisten, brauchen wir leistungsgerechte<br />
Vergütungen und gute<br />
Arbeitsbedingungen. Dazu gehören<br />
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
ebenso wie effiziente Arbeitsabläufe.<br />
Dazu gehört auch der Abbau von bürokratischer<br />
Regulierung, die Qualifizierung<br />
möglichst vieler Menschen, die<br />
gezielte Gewinnung von Rückkehrern<br />
in die Gesundheitsberufe und die gesteuerte<br />
Einwanderung von Menschen<br />
aus dem Ausland, die in Deutschland im<br />
Gesundheitsbereich arbeiten möchten.<br />
Unser Gesundheitswesen ist trotz<br />
vieler Fortschritte in vielen Bereichen<br />
noch nicht hinreichend auf die<br />
immer längere Lebenszeit der Menschen<br />
eingestellt. Notwendig ist zum<br />
Beispiel geriatrische Kompetenz in allen<br />
Gesundheitsberufen. Gleichzeitig<br />
wollen wir durch eine umfassende<br />
Präventionsstrategie die Menschen<br />
dabei unterstützen, möglichst gesund<br />
alt zu werden.<br />
AUSZÜGE AUS DEM WAHLPROGRAMM<br />
_DER HESSISCHE ZAHNARZT 5 – 6, 2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 421
SPD-Gesundheitsprogramm<br />
PROF. DR. KARL LAUTERBACH (SPD) FÜR BÜRGERVERSICHERUNG<br />
wir brauchen<br />
ist ein<br />
systematisches<br />
und für<br />
»Was<br />
alle Bürger<br />
annehmbares Ende der Zwei-Klassen-<br />
Medizin. Der Weg dazu ist die von der<br />
SPD beim Parteitag am 6.12.2011 beschlossene<br />
Bürgerversicherung, die auf<br />
eine unbürokratische<br />
und transparente<br />
Art<br />
das System<br />
sichert. Die<br />
Bürgerversicherung<br />
ersetzt die<br />
gesetzliche<br />
Krankenversicherung<br />
als Versicherung für alle Neuversicherte<br />
und die jetzt gesetzlich<br />
Versicherten. Zusätzlich können sich<br />
alle jetzt privat Versicherten für den<br />
Wechsel in die Bürgerversicherung<br />
freiwillig entscheiden, so dass niemand<br />
zum Wechsel gezwungen wird.<br />
Auch private Versicherungen sollen die<br />
Lauterbach: »Natürlich<br />
kann es nicht nur darum<br />
gehen, das Gesundheitssystem<br />
zu finanzieren,<br />
sondern wir wollen es<br />
auch besser machen«<br />
Bürgerversicherung anbieten können.<br />
In der Bürgerversicherung werden<br />
die Beiträge paritätisch und einkommensabhängig<br />
von Arbeitnehmern<br />
und Arbeitgebern erhoben, so<br />
dass wieder gilt, dass sich alle an der<br />
Finanzierung unseres<br />
Gesundheitssystems einkommensabhängig<br />
beteiligen<br />
und die Endsolidarisierung<br />
hier beendet<br />
wird. Damit auch die demographischen<br />
Herausforderungen<br />
der Zukunft<br />
geschultert werden können, soll das<br />
System um eine dritte Säule, einen<br />
moderat ansteigenden Steueranteil,<br />
ergänzt werden. Dazu soll die Kapitalertragssteuer<br />
mit Augenmaß angehoben<br />
werden, so dass auch Kapitaleigner<br />
sich neben Arbeitnehmern und Betrieben<br />
an der Finanzierung unseres<br />
Gesundheitssystems gerechter beteiligen.<br />
Die SPD will eine bürokratiearme,<br />
wettbewerbsoffene und gerechte<br />
Form der Bürgerversicherung, die gute<br />
Gesundheitsversorgung unabhängig<br />
vom Einkommen für jeden auch in<br />
Zukunft garantiert.<br />
Natürlich kann es nicht nur darum<br />
gehen, das Gesundheitssystem zu finanzieren,<br />
sondern wir wollen es auch<br />
besser machen.<br />
Daher werden wir die Versorgung<br />
mit Hausärzten verbessern, indem<br />
wir die Kassen wieder verpflichten<br />
Hausarztverträge<br />
anzubieten. Wir werden<br />
die richtigen Anreize<br />
für die Niederlassung auf<br />
dem Land und in den Problembezirken<br />
der Städte geben,<br />
wo es jetzt schon an<br />
Ärzten mangelt.<br />
Damit die Pflege besser wird, unterstützen<br />
wir eine Reform der Ausbildung<br />
in der Pflege und werden finanzielle Anreize<br />
für eine bessere Pflegequalität geben.<br />
In der Pflegeversicherung werden<br />
wir das System deutlich entbürokratisieren<br />
durch die Einführung eines neuen<br />
Pflegebegriffs, der den Menschen<br />
stärker in den Vordergrund stellt.«<br />
_FREIER VERBAND<br />
DEUTSCHER ZAHNÄRZTE, BONN<br />
AfD tritt in allen 16 Ländern zur <strong>Bundestags</strong>wahl an<br />
Die im Februar gegründete<br />
Alternative für Deutschland<br />
(AfD) wird sich am 22.<br />
September in allen sechzehn<br />
Bundesländern zur<br />
Wahl stellen. Parteigründer und AfD-<br />
Sprecher Bernd Lucke<br />
gab sich am Montag in<br />
Berlin bei der Präsentation<br />
von inhaltlichen<br />
Leitlinien optimistisch,<br />
den Einzug in den Bundestag zu schaffen.<br />
Auch zur Gesundheitspolitik hat<br />
die Partei eigene Positionen.<br />
Beim Thema Gesundheit will die AfD<br />
den Gesundheitsfonds abschaffen und<br />
für mehr Wettbewerb unter den gesetzlichen<br />
Krankenkassen eintreten. Auch<br />
soll der Bürokratieabbau im Gesundheitswesen<br />
vorangehen. Sparen will die<br />
Partei bei der stationären Versorgung.<br />
Der Bundeswahlausschuss hatte die<br />
AfD, die in den nächsten<br />
Wochen noch weitere<br />
thematische Inhalte<br />
vorstellen will, bereits<br />
Ende Juni als Partei zugelassen.<br />
Um aber in den Ländern mit<br />
Landeslisten anzutreten, muss eine<br />
Partei in jedem Bundesland mindestens<br />
2000 sogenannte Unterstützungsunterschriften<br />
sammeln. In Bayern sei<br />
mit 7000 Unterschriften die Unterstützung<br />
am größten gewesen, so Lucke.<br />
Am Montag endete die Frist für das Einreichen<br />
der Kreiswahlvorschläge und<br />
Landeslisten für die <strong>Bundestags</strong>wahl.<br />
Auch soll der<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 15.7.2013<br />
Bürokratieabbau im<br />
Gesundheitswesen<br />
vorangehen …<br />
422 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
GESUNDHEITSPOLITIK ●<br />
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Die neue GOZ<br />
informiert<br />
über<br />
FAL/FTL<br />
Funktionsanalytische-/funktionstherapeutische<br />
Leistungen (FAL/FTL) können<br />
angezeigt sein zur Diagnostik des<br />
Funktionszustandes des stomatognathen<br />
Systems und/oder als begleitende<br />
oder vorbereitende Maßnahme neben<br />
anderen, gesondert berechnungsfähigen<br />
zahnärztlichen Leistungen.<br />
Beispielhaft sind in diesem Zusammenhang<br />
prothetische Rehabilitationen,<br />
kieferorthopädische Behandlungen<br />
oder die Versorgung mit okklusal<br />
adjustierten Aufbissbehelfen zu nennen.<br />
Die Aufzählung ist nicht abschließend.<br />
Der Umfang der zu erbringenden<br />
FAL/FTL bestimmt sich nach der medizinischen<br />
Notwendigkeit im Einzelfall.<br />
Geb.-Nr. 8000 GOZ<br />
Klinische Funktionsanalyse einschließlich<br />
Dokumentation<br />
Die Leistung nach dieser Gebührennummer<br />
dient der Untersuchung des<br />
stomatognathen Systems in funktioneller<br />
Hinsicht unter Einbeziehung<br />
prophylaktischer, prothetischer und<br />
parodontologischer Befunde. Feststellungen<br />
zu okklusalen Beziehungen in<br />
unterschiedlichen Unterkieferpositionen<br />
sind ebenso Leistungsbestandteil<br />
wie die Erhebung klinischer Reaktionstests<br />
(z.B. Resilienztest oder Provokationstest).<br />
Spezielle funktionsdiagnostische<br />
Auswertungen von Röntgenaufnahmen<br />
des Schädels und der Halswirbelsäule<br />
sind Bestandteil der Analyse.<br />
Ziel der Untersuchung ist, den Funktionszustand<br />
des stomatognathen Systems<br />
zu erfassen und unter Umständen<br />
Art und Ursache von Normabweichungen,<br />
die ggf. eine craniomandibuläre<br />
Dysfunktion (CMD) bewirken können,<br />
aufzudecken.<br />
Die Dokumentation in Form eines<br />
Funktionsstatus ist Leistungsbestandteil.<br />
Als geeignetes Formular kann hierfür<br />
u.a. der klinische Funktionsstatus<br />
der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik<br />
und -therapie (DGFDT) in<br />
der DGZMK Anwendung finden.<br />
Die darin enthaltenen Befunde sind<br />
jedoch in ihrer Gesamtheit nicht Berechnungsvoraussetzung<br />
der Geb.-Nr.<br />
8000 GOZ, der Umfang der zu erhebenden<br />
Befunde richtet sich vielmehr<br />
ausschließlich nach der medizinischen<br />
Notwendigkeit im Einzelfall.<br />
Die Geb.-Nr. 8000 GOZ ist im Verlauf<br />
einer Behandlung mehrfach<br />
berechnungsfähig, wenn z.B. durch einen<br />
Aufbissbehelf vorgenommene Veränderungen<br />
der okklusalen Relation im<br />
Hinblick auf ihre Auswirkung auf den<br />
Funktionszustand untersucht werden<br />
müssen.<br />
Die Leistung ist auch berechnungsfähig,<br />
wenn im Ergebnis eine<br />
krankhafte Abweichung des funktionellen<br />
Zustandes nicht festgestellt wird.<br />
Die Leistungserbringung der Geb.-<br />
Nr. 8000 GOZ ist nicht Berechnungsvoraussetzung<br />
der nachstehenden Geb.-<br />
Nrn. 8010 ff. GOZ.<br />
Geb.-Nr. 8010 GOZ<br />
Registrieren der gelenkbezüglichen Zentrallage<br />
des Unterkiefers, auch Stützstiftregistrierung,<br />
je Registrat<br />
Der Leistungsinhalt dieser Gebühren<br />
nummer umfasst die Bestimmung<br />
der Lagebeziehung von Unter- zu Oberkiefer,<br />
wobei sich die Gelenkkondylen<br />
in einer retralen und kranialen, nicht<br />
seitenverschobenen Position befinden.<br />
Der Leistungsinhalt wird u.a. sowohl<br />
durch eine patientenaktive (Stützstift)<br />
als auch durch eine behandleraktive<br />
(Zentrikbiss) Registrierung erfüllt.<br />
Die Gebührennummer ist je Sitzung<br />
höchstens zweimal, in getrennten Sitzungen<br />
auch erneut, berechnungsfähig.<br />
Material- und Laborkosten sind gemäß<br />
§ 9 GOZ gesondert berechnungsfähig,<br />
auch das Material für das Bissregistrat<br />
und ein ggf. verwendetes Stützstiftbesteck.<br />
Geb.-Nr. 8020 GOZ<br />
Arbiträre Scharnierachsenbestimmung<br />
(eingeschlossen sind die arbiträre Scharnierachsenbestimmung,<br />
das Anlegen eines<br />
Übertragungsbogens, das Koordinieren<br />
eines Übertragungsbogens mit<br />
einem Artikulator)<br />
Die arbiträr (»nach Ermessen, willkürlich«)<br />
durch den Zahnarzt vorgenommene<br />
Bestimmung der Scharnierachse<br />
dient der Feststellung der räumlichen<br />
Lagebeziehung zwischen dem<br />
Kiefergelenk und dem Oberkiefer.<br />
Die Festlegung der Scharnierachse<br />
erfolgt in Anwendung anatomischer<br />
Kenntnisse mittels eines auf einen halbindividuellen<br />
Artikulator abgestimmten<br />
Gesichtsbogens. Durch Anlegen des<br />
Gesichtsbogens unter Orientierung an<br />
schädelbezüglichen Referenzpunkten/-<br />
ebenen wird der Transfer der Lagebeziehung<br />
in den Artikulator ermöglicht.<br />
Die Positionierung und Justierung<br />
des Übertragungsbogens am Artikulator<br />
ist Leistungsbestandteil.<br />
Erfolgt bei der Erstellung des Registrates<br />
eine Abformung z.B. von Kauflächen,<br />
so ist das verwendete Material<br />
auf Grundlage der Allgemeinen Bestimmungen<br />
des Abschnitts A, Nr. 2 GOZ, gesondert<br />
berechnungsfähig. Die Modellmontage<br />
ist nicht Leistungsbestandteil,<br />
vielmehr besteht Anspruch auf Auslagenersatz<br />
als zahntechnische Leistung.<br />
Geb.-Nr. 8030 GOZ<br />
Kinematische Scharnierachsenbestimmung<br />
(eingeschlossen sind die kinema-<br />
* LEISTUNGSBESCHREIBUNGEN VERKÜRZT/<br />
SINNERHALTEND WIEDERGEGEBEN<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 423
tische Scharnierachsenbestimmung, das<br />
definitive Markieren der Referenzpunkte,<br />
das Anlegen eines Übertragungsbogens,<br />
das Koordinieren eines Übertragungsbogens<br />
mit einem Artikulator)<br />
Im Unterschied zur Geb.-Nr. 8020<br />
GOZ erfolgt die Bestimmung der Scharnierachse<br />
nicht anhand von Erfahrungswerten,<br />
sondern durch die grafische<br />
Auswertung der Kondylenbewegungen<br />
in der initialen, rein rotatorischen<br />
Öffnungs- und Schließbewegung<br />
der Kiefergelenke.<br />
Der Transfer in den halb- oder vollindividuellen<br />
Artikulator erfolgt sinngemäß<br />
wie unter der Geb.-Nr. 8020 GOZ<br />
beschrieben.<br />
Das Koordinieren des Übertragungsbogens<br />
mit dem Artikulator<br />
ist Leistungsbestandteil, die Modellmontage<br />
und ggf. verwendetes<br />
Abformmaterial jedoch gesondert<br />
berechnungsfähig.<br />
Geb.-Nr. 8035 GOZ<br />
Kinematische Scharnierachsenbestimmung<br />
mittels elektronischer Aufzeichnung<br />
(eingeschlossen sind die kinematische<br />
Scharnierachsenbestimmung, das<br />
definitive Markieren der Referenzpunkte,<br />
ggf. das Anlegen eines Übertragungsbogens,<br />
ggf. das Koordinieren eines Übertragungsbogens<br />
mit einem Artikulator)<br />
Die Geb.-Nr. 8035 GOZ unterscheidet<br />
sich von der Geb.-Nr. 8030 GOZ in<br />
der Art der Aufzeichnung der terminalen<br />
Scharnierachse. An die Stelle der<br />
zeichnerischen Darstellung von initialen<br />
Kondylenbewegungen bis zum Stillstand<br />
tritt die Verwendung von z.B. gelenknahen<br />
Sensoren, die in Verbindung<br />
mit entsprechender Software die EDVgestützte<br />
Festlegung der Scharnierachse<br />
gestatten.<br />
Der Transfer in den halb- oder vollindividuellen<br />
Artikulator mittels Positionierung<br />
und Justierung des Gesichtsbogens<br />
ist Leistungsbestandteil.<br />
Die Modellmontage und ggf. verwendetes<br />
Abformmaterial ist gesondert<br />
berechnungsfähig.<br />
Geb.-Nr. 8050 GOZ<br />
Registrieren von Unterkieferbewegungen<br />
zur Einstellung halbindividueller Artikulatoren<br />
und Einstellung nach den gemessenen<br />
Werten, je Sitzung<br />
Diese Gebührennummer beschreibt<br />
die Erstellung von Bissregistraten in exzentrischen<br />
Unterkieferpositionen (z.B.<br />
Protrusion, Laterotrusion) zur Verwendung<br />
in halbindividuellen Artikulatoren.<br />
Die Einstellung von Bennettwinkel<br />
und sagittalem Kondylenbahnneigungswinkel<br />
am Artikulator mittels der<br />
Registrate ist Leistungsbestandteil.<br />
Unabhängig von der Anzahl der<br />
erstellten Registrate ist die Leistung<br />
nur einmal je Sitzung berechnungsfähig.<br />
Im Behandlungsverlauf ist die<br />
Geb.- Nr. 8050 GOZ auch mehrfach<br />
berechnungsfähig, z.B. vor der Herstellung<br />
einer prothetischen Rekonstruktion<br />
und zur Remontage vor der Eingliederung.<br />
Für Material- und Laborkosten, die<br />
für die Einstellung des Artikulators erforderlich<br />
sind, besteht Anspruch auf<br />
Auslagenersatz gemäß § 9 GOZ.<br />
Geb.-Nr. 8060 GOZ<br />
Registrieren von Unterkieferbewegungen<br />
zur Einstellung voll adjustierbarer<br />
Artikulatoren und Einstellung nach den<br />
gemessenen Werten, je Sitzung<br />
Diese Gebührennummer beinhaltet<br />
die grafische Aufzeichnung von Exkursionsbewegungen<br />
des Unterkiefers<br />
zur Einstellung eines individuellen<br />
Artikulators. Die Programmierung<br />
des voll adjustierbaren Artikulators ist<br />
Leistungsbestandteil. Material- und Laborkosten,<br />
die hierfür notwendig werden,<br />
sind gesondert berechnungsfähig.<br />
Die Leistung ist je Sitzung einmal, im<br />
Behandlungsverlauf jedoch mehrfach<br />
berechnungsfähig.<br />
Geb.-Nr. 8065 GOZ<br />
Registrieren von Unterkieferbewegungen<br />
mittels elektronischer Aufzeichnung<br />
zur Einstellung voll adjustierbarer Artikulatoren<br />
und Einstellung nach den gemessenen<br />
Werten, je Sitzung<br />
An die Stelle der von der Geb.-Nr.<br />
8060 GOZ umfassten grafischen Aufzeichnung<br />
von Unterkieferbewegungen<br />
tritt bei der Geb.-Nr. 8065 GOZ deren<br />
elektronische Registrierung durch<br />
gelenknahe oder gelenkferne Sensoren.<br />
Die Programmierung des individuellen<br />
Artikulators nach den gemessenen<br />
Werten ist Leistungsbestandteil. Hiermit<br />
im Zusammenhang stehende Material-<br />
und Laborkosten sind gesondert<br />
berechnungsfähig.<br />
Die Leistung ist je Sitzung einmal, im<br />
Behandlungsverlauf jedoch mehrfach<br />
berechnungsfähig.<br />
Geb.-Nr. 8080 GOZ<br />
Diagnostische Maßnahmen an Modellen<br />
im Artikulator einschließlich subtraktiver<br />
oder additiver Korrekturen,<br />
Befundauswertung und Behandlungsplanung,<br />
je Sitzung<br />
Die Leistung beinhaltet sowohl aufals<br />
auch abtragende Veränderungen<br />
der Morphologie von Funktionsflächen<br />
an Modellen.<br />
Aus fachlicher Sicht setzt die Leistungserbringung<br />
in der Regel gelenkbezüglich<br />
in einem Artikulator montierte<br />
Modelle voraus. Die Leistung hat<br />
diagnostischen Charakter, sie dient der<br />
Befundauswertung und als Vorbereitung<br />
von am Patienten oder an vorhandenem<br />
Zahnersatz vorzunehmenden<br />
Veränderungen im Sinne einer Behandlungsplanung.<br />
Weitere Stellungnahmen des<br />
GOZ-Ausschusses der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> zu der<br />
seit dem 1.1.2012 geltenden<br />
Gebührenordnung für Zahnärzte<br />
(GOZ) finden Sie auf unserer<br />
Internetseite www.zkn.de<br />
424 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
GOZ 2012 DOMESTIZIERUNG IST, WENN FREIWILLIGKEIT ZUM<br />
VORAUSEILENDEN GEHORSAM WIRD (ANLAGE 2 GOZ)<br />
Bei Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) wurde vom Gesetzgeber festgelegt,<br />
dass seit 1. Juli 2012 alle privat zahnärztlichen Rechnungen auf einem genormten und maschinenlesbaren<br />
Formular nach Anlage 2 GOZ erstellt werden müssen<br />
Nach derzeitigem Stand soll der Zahnarzt noch wählen<br />
dürfen, ob er den Rechnungsinhalt auch mit einem<br />
zweidimensionalen Strichcode oder einer dreidimensionalen<br />
Matrix auf die Rechnung aufdruckt.<br />
Die Maschinenlesbarkeit soll, so das Bundesministerium<br />
für Gesundheit (BMG), zur Vereinfachung der Verwaltungsarbeit<br />
bei Versicherungen und Beihilfestellen führen. Durch<br />
Kontrolle mit einer Automatisierungssoftware lassen sich so neben<br />
der rein gebührenrechtlichen Prüfung auch fachliche Fragen<br />
prüfen. Gleichzeitig steigt durch das Zusammenführen der elektronischen<br />
Daten die Gefahr des Missbrauchs durch Erstellung von<br />
Risikoprofilen über den Gesundheitszustand des Patienten, aber<br />
auch von Profilen über den abrechnenden Zahnarzt.<br />
Die Länderzahnärztekammern fordern geschlossen die Abschaffung<br />
des maschinenlesbaren Rechnungsformulars. Dementsprechend<br />
hat die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) bereits mehrfach<br />
beim BMG die Rücknahme der Anlage 2 zur GOZ gefordert.<br />
Dr. K. Ulrich Rubehn, der Vorsitzende des GOZ-Ausschusses<br />
der BZÄK, sieht die Gefahr, dass in der zahnärztlichen Öffentlichkeit<br />
eine Zusammenarbeit mit dem BMG in dieser Sache unter<br />
dem Motto »Schlimmeres verhütet zu haben«, gedeutet werden<br />
würde.<br />
Der für die zahnärztliche Abrechnung zuständige Abteilungsleiter<br />
der ERGO Versicherungsgruppe, Dr. Dr. Kiesel sieht dagegen<br />
aus seiner Sicht die Anlage 2 GOZ weniger problematisch, da die<br />
Rechnungsauswertungen durch Einscannen seit 2007 Standard<br />
seien. Durch das maschinenlesbare Formular würden lediglich<br />
die Nachbearbeitungszeiten sinken. Dementsprechend plädiert<br />
er für die verbindliche Einführung eines Barcodeaufdrucks.<br />
In § 15 des Zahnheilkundegesetzes (ZHKG) wurde festgelegt,<br />
dass in der zahnärztlichen Gebührenordnung lediglich die Interessen<br />
des Zahnarztes und die der zur Zahlung der Entgelte<br />
Verpflichteten zu berücksichtigen sind. Durch Anlage 2 GOZ<br />
wird also eindeutig geltendes Recht negiert. Ein Zahnarzt aus<br />
Baden-Württemberg hat deshalb gegen dieses Formular Klage<br />
beim Bundesverfassungsgericht erhoben, die von seiner<br />
Landeszahnärztekammer und der BZÄK juristisch begleitet wird.<br />
Cui bono? Der Verband der Privatärztlichen Verrechnungsstellen<br />
(PVS Verband) propagiert derzeit den Barcode-Aufdruck. Aber<br />
auch über die Patienten soll Druck für den Barcode aufgebaut werden.<br />
So hat die Barmenia Versicherung eine kostenlose App entwickelt,<br />
die – so die Barmenia – ihren Versicherten Zeit und Portokosten<br />
ersparen würde, indem sie für die Erstattung nur noch<br />
den Barcode ihrer Rechnung scannen und absenden müssten.<br />
Bitte bedenken Sie: Vor allem wegen der datenschutzrechtlichen<br />
Problematik ist der Verzicht auf den Aufdruck des Barcodes eine<br />
Chance, der ungehinderten Datensammlungswut einen Riegel<br />
vorzuschieben, die nicht durch Aktivitäten des Berufsstands<br />
oder der Abrechnungsgesellschaften unterlaufen werden sollte.<br />
Vorauseilender Gehorsam kann auch eine Eigendynamik entwickeln!<br />
_DR. ROLAND KADEN<br />
VORSTAND GEBÜHRENRECHT ZAHNÄRZTEBLATT SCHLESWIG-HOLSTEIN, 6/2013<br />
Unabhängig vom Umfang der erfolgten<br />
Maßnahmen ist die Gebührennummer<br />
nur einmal je Sitzung, in<br />
getrennter Sitzung bei z.B. sukzessiv<br />
erfolgenden Veränderungen jedoch<br />
im Behandlungsverlauf auch mehrfach<br />
berechnungsfähig.<br />
Geb.-Nr. 8090 GOZ<br />
Diagnostischer Aufbau von Funktionsflächen<br />
am natürlichen Gebiss, am festsitzenden<br />
und/oder herausnehmbaren<br />
Zahnersatz, je Sitzung<br />
Der diagnostische Aufbau von Funktionsflächen<br />
dient der Überprüfung<br />
von Veränderungen der okklusalen Relation.<br />
Die Leistung hat keinen therapeutischen<br />
Charakter, sondern dient<br />
ausschließlich diagnostischen Zwecken.<br />
Sie kann angezeigt sein im Vorfeld<br />
von prothetischen Rekonstruktionen<br />
zur prospektiven Überprüfung der endgültig<br />
angestrebten neuen okklusalen<br />
Relation.<br />
Die Höhe der gebührenmäßigen Bewertung<br />
und die gebührordnungssystematische<br />
Betrachtung gestatten nur<br />
den Schluss, dass die Leistung je Region<br />
eines Zahnes und Sitzung zu berechnen<br />
ist. Auch der Aufbau von mehreren<br />
Funktionsflächen in der Region<br />
eines Zahnes in einer Sitzung berechtigt<br />
nur zum einmaligen Ansatz der<br />
Gebührennummer.<br />
In getrennter Sitzung ist die Gebührennummer<br />
für dieselbe Zahnregion<br />
erneut berechnungsfähig.<br />
Die Leistung kann an natürlicher Bezahnung,<br />
festsitzendem und/oder herausnehmbaren<br />
Zahnersatz erfolgen.<br />
Geb.-Nr. 8100 GOZ<br />
Systematische subtraktive Maßnahmen<br />
am natürlichen Gebiss, am festsitzenden<br />
und/oder herausnehmbaren Zahnersatz,<br />
je Zahnpaar<br />
Diese Gebührennummer beschreibt<br />
die Feinjustierung okklusaler Verhältnisse<br />
an natürlichen Zähnen, festsitzendem<br />
und/oder herausnehmbaren<br />
Zahnersatz. Die Beseitigung grober Vorkontakte<br />
fällt nicht unter die Geb.-Nr.<br />
8100 GOZ. Die Leistung ist auch nicht<br />
berechnungsfähig im Zusammenhang<br />
mit der Eingliederung von Zahnersatz<br />
für Einschleifmaßnahmen am zahntechnischen<br />
Werkstück.<br />
Die Leistung ist einmal je Zahnpaar,<br />
das in okklusaler Beziehung steht, berechnungsfähig,<br />
unabhängig davon,<br />
ob an einem oder beiden Antagonisten<br />
Einschleifmaßnahmen erfolgen.<br />
_DR. MICHAEL STRIEBE<br />
VORSITZENDER DES GOZ-AUSSCHUSSES<br />
DER ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 425
Wer ist EMMA_H.art?<br />
IM EINSATZ FÜR GUTE LAUNE: NEUE ÄRZTE-BAND BEGEISTERTE GÄSTE AUF DEM<br />
LISTER MEILE FEST 2013<br />
Musik als<br />
Ausgleichssport<br />
für gestresste<br />
Mediziner<br />
Die neue Ärzte- Band »EMMA_H.art« auf dem Lister Meile Fest 2013.<br />
Von links: Guntram Schwörer, Andy Greiter, Christoph Happel, Trixi Eberlein,<br />
Alexander Horke, Katharina Ehrenberg und Nico Schwerk<br />
Stimmgewaltig überzeugt Kinderherzchirurg Dr. Alexander Horke auf<br />
dem Lister Meile Fest 2013. Rechts: Kinderkardiologin Dr. Katharina Ehrenberg<br />
singt Lieder, die zu Herzen gehen<br />
Auf dem Transparent im<br />
Hintergrund bewegen<br />
sich Frauen in bekannter<br />
Bondgirl-Manier. Davor,<br />
auf der Bühne, sind sie<br />
zu Zweit, aber ihre »Waffen« sind die<br />
Stimmbänder, und statt der Doppelnull<br />
tragen sie ein Dr. vor dem Namen:<br />
Trixi Eberlein und Katharina Ehrenberg<br />
sind Ärztinnen an der MHH-Kinderklinik.<br />
Dr. Alexander Horke, Chef der Chirurgie<br />
für angeborene Herzfehler der<br />
HTTG an der Medizinischen<br />
Hochschule<br />
Hannover, hatte die<br />
Idee, zusammen mit<br />
anderen jungen Kollegen<br />
eine Band zu<br />
gründen. In deren<br />
Namen EMMA_H.art<br />
klingt das Kürzel »MHH« an. Die Kinderkardiologen<br />
Dr. Christoph Happel<br />
und Dr. Guntram Schwörer sowie der<br />
Pulmologe Dr. Nicolaus Schwerk und<br />
Andy Greiter, Lebensgefährte einer Ärztin,<br />
sind das musikalische Rückgrat der<br />
Gruppe.<br />
Ihren ersten Einsatz hatten die heftigen<br />
Sieben auf dem Hannoverschen<br />
Lister-Meile-Fest. Mit chirurgischer Fingerfertigkeit<br />
wurden Saiten angeschlagen,<br />
das Schlagzeug machte Alarm. Und<br />
diese Stimmen! Katharina Ehrenberg ist<br />
mehr für die weichen, jazzigen Töne zuständig,<br />
Trixi Eberlein fürs Rockige. Und<br />
Alexander Horke lässt den Punk raus.<br />
Rau und fröhlich. Musik als Ausgleichssport<br />
für gestresste Mediziner.<br />
Weil sie ihr humanitäres Engagement<br />
aber nicht im Gitarrenkoffer eingeschlossen<br />
haben, machte die Band<br />
auf der Lister Meile auch Werbung für<br />
den Verein »Kleine Herzen«, der sich für<br />
die Betreuung herzkranker Kinder und<br />
ihrer Angehörigen an der MHH einsetzt.<br />
_PRESSEINFORMATION<br />
»KLEINE HERZEN HANNOVER E. V.« VOM 11.6.2013<br />
»Kleine Herzen Hannover e.V. – Hilfe für kranke Kinderherzen«<br />
für Deutschen Engagementpreis 2013 nominiert<br />
Der Verein »Kleine Herzen<br />
Hannover – Hilfe für kranke<br />
Kinderherzen« ist für den<br />
Deutschen Engagementpreis<br />
2013 nominiert. Der<br />
Einsatz für Menschen mit angeborenem<br />
schwerem Herzfehler erfährt durch diese<br />
Nominierung eine besondere Anerkennung.<br />
Dies erfreut nicht nur die<br />
Vereinsvorsitzende Ira Thorsting und<br />
ihr engagiertes »Herzteam«, sondern<br />
zeigt auch, dass das Thema öffentlich<br />
wahrgenommen und als preiswürdig<br />
eingeschätzt wird. »Jedes Jahr kommen<br />
allein in Deutschland 7000 Kinder mit<br />
einem Herzfehler zur Welt. Die häufigste<br />
Fehlbildung bei Neugeborenen überhaupt.<br />
Aber eine Lobby haben sie nicht.<br />
426 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
» D i e<br />
Nomi-<br />
nierung<br />
für den Deutschen<br />
Engagementpreis<br />
hilft uns sehr«, sagt<br />
Ira Thorsting. Kleine Herzen Hannover<br />
dankt allen Unterstützern und freiwilligen<br />
Mitarbeitern!<br />
Der Deutsche Engagementpreis<br />
macht freiwilliges Engagement in<br />
Deutschland sichtbarer und verhilft<br />
ihm zu mehr Anerkennung. Er wird<br />
verliehen vom Bündnis für Gemeinnützigkeit,<br />
einem Zusammenschluss<br />
von großen Dachverbänden und unabhängigen<br />
Organisationen des Dritten<br />
Sektors. Förderer sind das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend und der Generali Zukunftsfonds.<br />
Seit 2009 wird der Deutsche Engagementpreis<br />
jährlich in den Kategorien<br />
Gemeinnütziger Dritter Sektor, Einzelperson,<br />
Wirtschaft sowie Politik &<br />
Verwaltung ausgelobt. Mit der Schwerpunktkategorie<br />
»Gemeinsam wirken –<br />
mit Kooperationen Brücken bauen«<br />
würdigt der Deutsche Engagementpreis<br />
in diesem Jahr insbesondere Kooperationen<br />
unterschiedlicher Initiativen,<br />
die gemeinsam gesellschaftliche<br />
Herausforderungen bewältigen wollen.<br />
Eine Experten-Jury wählt im September<br />
die Preisträger und die 15 Finalisten<br />
für den Publikumspreis. Den<br />
Gewinner des mit 10.000 Euro dotierten<br />
Publikumspreises wählen die Bürgerinnen<br />
und Bürger im Oktober unter<br />
www.deutscher-engagementpreis.de.<br />
Alle Preisträger des Deutschen Engagementpreises<br />
werden im Rahmen einer<br />
feierlichen Preisverleihung am 5. Dezember<br />
2013, dem internationalen Tag<br />
des Ehrenamtes, in Berlin bekanntgegeben<br />
und ausgezeichnet.<br />
_PRESSEINFORMATION »KLEINE HERZEN<br />
HANNOVER E. V.« UND BUNDESVERBAND<br />
DEUTSCHER STIFTUNGEN E. V., 27.6.2013<br />
Weitere Informationen zum Verein »Kleine Herzen<br />
Hannover e.V.« erhalten Sie unter www.<br />
kleineherzen.de. Spenden sind immer willkommen;<br />
auch Altgoldspenden.<br />
Spendenkonto bei der Sparkasse Hannover,<br />
BLZ 250 501 80, Kto.-Nr. 900 450 401<br />
Aus der Arbeit des Fürsorge-<br />
Ausschusses der ZKN<br />
Nur wenige Landeszahnärztekammern leisten sich – so wie die<br />
ZKN – satzungs gemäß einen Fürsorgeausschuss, der in seiner Besetzung<br />
während der jeweiligen konstituierenden Versammlung<br />
aus Mitgliedern der Kammerver samm lung gewählt wird<br />
Den Vorsitz wählen sich die Mitglieder<br />
des Ausschusses selbst.<br />
Gleich zu Beginn der laufenden<br />
Legislatur (2010- 2015) wurde<br />
Frau Dr. Maria Kaschner als<br />
Vorsitzende von den Mitgliedern Dr. Uwe<br />
Herz und Dr. Klaus Winter gewählt, der der<br />
»Dienstälteste« (seit 2001) in diesem Ausschuss<br />
ist.<br />
Das Gremium befasst sich bei Anwesenheit<br />
des zuständigen Referenten des Vorstandes,<br />
Dr. Jürgen Reinstrom, in der Regel<br />
zweimal im Jahr, mit der zentralen Frage:<br />
Inwieweit kann die ZKN aus den Kammerbeiträgen<br />
ihrer Mitglieder die existenziellen<br />
Mindestleistungen für in Not geratene<br />
Kolleginnen/Kollegen sowie für Hinterbliebene<br />
und Waisen in Form einer einmaligen<br />
oder laufenden finanziellen Zuwendung sichern<br />
helfen.<br />
Dafür müssen die Hilfesuchenden bei der<br />
ZKN zunächst einen Antrag stellen, der ihre<br />
tiefgreifenden Einschnitte in die Lebensführung<br />
darstellen soll. Zusätzlich sind Belege<br />
über die Vermögensverhältnisse und über<br />
etwaig gezahlte Zuwendungen von anderen<br />
Versorgungseinrichtungen beizufügen.<br />
Die Verpflichtungs- und Gerechtigkeitsethik,<br />
der sich die Ausschussmitglieder bei der<br />
Beurteilung der Anträge selbst unterworfen<br />
haben, bilden die Grundlage einer individuellen<br />
Entscheidung. Sie sehen es nicht als »freiwillige<br />
Barmherzigkeit« an, sondern als Erfüllung<br />
einer sozialen Pflicht, die die ZKN den Hilfesuchenden<br />
gegenüber zu leisten hat. Dabei<br />
ist die Verhinderung/Vermeidung jeder Form<br />
von Beschämung des einzelnen Hilfsbedürftigen<br />
garantiert. Fürsorge bedeutet nicht die<br />
Ausübung von »Gnadenakten«, sondern soziale<br />
Verantwortung in der Erfüllung von gesellschaftlichen,<br />
kollegialen Pflichten, denen<br />
sich unsere Kammer nicht entziehen will. Der<br />
Ausschuss kann sich immer erst dann mit den<br />
sozialen Problemlagen ( Ernährung, Unterkunft,<br />
Kleidung, Körperpflege, Hausrat, Heizung,<br />
persönliche Bedürfnisse<br />
des täglichen<br />
Bedarfs, außerordentliche<br />
finanzielle Belastungen)<br />
der Betroffenen<br />
beschäftigen, wenn ein<br />
Antrag auf Zuwendung<br />
Dr. Klaus<br />
Winter<br />
vorliegt. Deshalb sollten Bezirks- und Kreisstellenvorstände<br />
der ZKN, in ihrem persönlichen<br />
Aktionsradius möglichst frühzeitig mitwirken,<br />
um einen eventuell notwendigen Beistand<br />
rechtzeitig zu vermitteln.<br />
Neben dieser mitmenschlichen, solidarischen<br />
Aufgabe hat der Fürsorgeausschuss<br />
auch über viele Anträge auf Stundung, Ermäßigung<br />
oder Erlass des Kammerbeitrages<br />
zu entscheiden. Grundlage sind hierfür<br />
die Beitragsordnung und die Richtlinien,<br />
deren Entscheidungen sich jeweils auf das<br />
laufende Haushaltsjahr beziehen. Detaillierte<br />
Begründungen und geeignete Nachweise<br />
für die eingeschränkte wirtschaftliche<br />
Lage sind vorzulegen. Die Anträge auf<br />
Beitragsermäßigung werden vorwiegend<br />
durch die Verwaltung bearbeitet. Ein vorläufiger,<br />
ermäßigter Beitragsbescheid wird<br />
erlassen, wenn beim Antragsteller die Einkünfte<br />
schwanken ( z.B. durch Umsatzbeteiligung<br />
oder Tätigkeit nach Bedarf ). Zur<br />
Mitteilung ist der Antragsteller grundsätzlich<br />
verpflichtet, wenn Umstände, die die<br />
Grundlagen für die Beitragsermäßigung<br />
verändern ( wie Gehaltserhöhung, Arbeitgeber-<br />
oder Statuswechsel), eintreten, da in<br />
diesem Falle die Ermäßigung endet. Hierbei<br />
ist auch zu beachten, ob die Zahnärzte eine<br />
eigene KZV-Zulassung haben oder ein Budget<br />
als Assistenten.<br />
Frau Sabine Koch (Tel. (05 11) 8 33 91-144),<br />
eine hierfür kompetente Mitarbeiterin der<br />
ZKN, beantwortet gern Fragen zu diesem<br />
Thema. Ihr gebührt bei der Vorbereitung<br />
und Aufarbeitung der Anträge an dieser<br />
Stelle ein besonderer Dank.<br />
_DR. KLAUS WINTER<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 427
Plattdeutsch für Mediziner<br />
WI SNACKT OK PLATT<br />
Dr. Karl-<br />
Hermann<br />
Karstens<br />
Die niederdeutschen<br />
Sprachen<br />
sind in ganz<br />
Norddeutschland<br />
verbreitet, von<br />
Usedom bis Borkum und von<br />
Flensburg bis Hannoversch-<br />
Münden. Während der Hansezeit<br />
war Nedderdütsch (auch<br />
Plattdütsch genannt) als lingua<br />
franca die gebräuchliche<br />
Amtssprache in den nordeuropäischen<br />
Hafenstädten an<br />
Nord- und Ostsee.<br />
Heute ist sie in der Sprachencharta<br />
des Europarates offiziell als eigenständige<br />
Sprache anerkannt und geschützt.<br />
In Schleswig-Holstein hat sie weiterhin<br />
den Status einer Amtssprache und auch<br />
bei uns in <strong>Niedersachsen</strong> darf sie neben<br />
dem Saterfriesisch entsprechend<br />
benutzt werden. Schätzungsweise 10<br />
Millionen Bürger gelten als Passivsprecher,<br />
verstehen also Plattdeutsch und<br />
können es lesen; für ca. 1,5 Millionen<br />
ist sie die Muttersprache. Allerdings beschränkt<br />
sich der alltägliche Gebrauch<br />
auf einige Regionen, vor allem auf die<br />
Inseln in Nord- und Ostsee, wo es vorwiegend<br />
von der älteren Generation<br />
ständig gesprochen wird. Mit zahlreichen<br />
Initiativen bemüht man sich, dieses<br />
Sprachgut zu pflegen und den nachwachsenden<br />
Generationen zu vermitteln.<br />
In vielen Schulen unseres Landes<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
werden entsprechende<br />
Sprachkurse für die<br />
Kinder angeboten. In<br />
landesweit ausgetragenen<br />
Lesewettbewerben<br />
können die Schüler<br />
ihr Können unter<br />
Beweis stellen, womit<br />
man den Anreiz zum<br />
Lernen der Sprache<br />
fördert.<br />
Der Verband der Asklepios-Kliniken,<br />
Hamburg<br />
hat jetzt eine Aktion<br />
gestartet, um den<br />
Gebrauch in seinen<br />
Krankenhäusern zu<br />
verstärken. Um vor allem<br />
den Patienten im<br />
fortgeschrittenen Alter,<br />
die gewohnheitsmäßig<br />
Plattdeutsch<br />
sprechen, fröhlich und freundlich entgegen<br />
zu treten, werden Sprachkurse<br />
für Ärzte und Personal angeboten, damit<br />
man entsprechend mit ihnen kommunizieren<br />
kann. Bekanntermaßen<br />
ist diese Sprache sehr metaphernreich,<br />
vieles wird sehr bildhaft umschrieben.<br />
Dadurch wirkt die Ansprache viel persönlicher<br />
und intimer als im Hochdeutschen.<br />
Die Hinwendung zum Patienten<br />
wird damit deutlich unterstützt. Hierzu<br />
wurde ein kleines Wörterbuch entwickelt,<br />
das man im Internet kostenlos<br />
abrufen kann (www.asklepios.de).<br />
Hilfestellung bekamen die Organisatoren<br />
vom Zentrum für Niederdeutsch,<br />
Ratzeburg, einer vom Land<br />
Schleswig-Holstein geförderten Einrichtung<br />
zur Pflege dieser Sprache. Mit<br />
Unterstützung des Leiters dieser Einrichtung<br />
wollen wir in den nächsten<br />
Ausgaben der ZKN Mitteilungen eine<br />
Ergänzung dieses Plattdeutsch Wörterbuches<br />
»Wi snackt og Platt« für den Gebrauch<br />
in den Zahnarztpraxen verbreiten.<br />
_KHK<br />
Leve »Kusenbreker«, leve Kolleginnen un Kollegen,<br />
in ganz Neddersassen gifft dat Lüüd, de snacken plattdüütsch. Ob wi in’n Harz sünd oder in Oostfreesland, ob wi inne Grafschaft<br />
Bentheim sünd oder in dat Wendland, vele von unse Patienten bruukt düsse Spraak. Dorüm is dat goot, wenn wi uns up düsse Wies<br />
mit se ünnerholen könnt un dormit ehr Tovertruun finnen doot.<br />
De Asklepios Kliniken in Hamborg hebbt dorför en Akschoon in Gang sett, dormit de Minschen in’t Krankenhuus mit ehre Mudderspraak<br />
ansnackt warrn könnt. Mit en lütten Spraakföhrer könnt ji en beten dorvun lehrn. Ji könnt dat in’t Internet nalesen ünner<br />
www.asklepios.de. Dormit ok dat, wat in uns Rebeet an Wöör un Snacks bruukt ward, von jo anbrocht warrn kann, wöllt wi in<br />
de tokamen Utgaven von de ZKN-Mitdelen de wichtigsten Utdrücke för jo tohopen stellen un afdrucken. Wi deit dat mit de Stütten<br />
von dat Zentrum för Nedderdüütsch in Ratzeburg. Baas von dat Zentrum is Volker Holm, de uns dorbi hölpen deit.<br />
_KHK<br />
428 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
Ehrung für 50 Jahre<br />
Approbation<br />
Im Rahmen einer Feierstunde<br />
begrüßte der Präsident der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Dr. Michael Sereny, am 3. Juli<br />
2013 in der <strong>Zahnärztekammer</strong> fünf<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzten, die im<br />
Jahre 1962 bzw. 1963 ihre Approbation<br />
erhalten haben. Neben den diesjährigen<br />
Jubilaren wurden auch die des<br />
vorigen Jahres eingeladen, da wegen<br />
zu weniger Anmeldungen im letzten<br />
Jahr die Feierstunde nicht stattfand.<br />
Wie es schon seit vielen Jahren Tradition<br />
ist, werden die Mitglieder der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> aus<br />
Anlass ihres 50jährigen Berufsjubiläums<br />
eingeladen, um ihnen Dank und<br />
Anerkennung für ihre langjährige zahnärztliche<br />
Tätigkeit auszusprechen.<br />
Die Feierstunde wurde von den Jubilaren<br />
gern genutzt, um in einer gemütlichen<br />
Kaffeerunde mit den ehemaligen<br />
Kolleginnen und Kollegen Erinnerungen<br />
auszutauschen, die von<br />
den Anfängen des Studiums und der<br />
Berufstätigkeit über familiäre Entwicklungen<br />
bis in den Ruhestand hineinreichten.<br />
Herr Dr. Sereny stellte<br />
den Jubilaren und Gästen die heutige<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> mit ihren vielfältigen<br />
Aufgaben und dem weitreichenden<br />
Dienstleistungsbetrieb für die Mitglieder<br />
in allen Fragen der zahnärztlichen<br />
Berufsausübung vor. Die Fragen zum<br />
Altersversorgungswerk konnte Herr Dr.<br />
Schirbort, Vorsitzender des AVW, der<br />
auch zu den Jubilaren gehörte, kompetent<br />
beantworten. Besonderes Interesse<br />
fand am Ende der Veranstaltung<br />
die Führung durch die Verwaltungsetagen<br />
der Kammer und die Zahnärztliche<br />
Akademie.<br />
Zum Abschluss der Feierstunde<br />
überreichte der Präsident den Jubilaren<br />
die Urkunden zur 50jährigen Approbation,<br />
den Mitgliedern, die nicht<br />
teilnehmen konnten, wurde die Urkunde<br />
zugesandt.<br />
_HEIDRUN KÖNIG<br />
ASSISTENTIN DES VORSTANDES<br />
FOTOS: H. KÖNIG<br />
Dr. Karl-Horst Schirbort, Dr. Julius Niemann, Dr. Christa Braun, Dr. Michael Sereny, Dr.<br />
Harro Brix, Dr. Wolfgang Deutschmann<br />
Dr. Sereny im Gespräch mit den Jubilaren<br />
Wie es schon seit vielen Jahren Tradition ist, werden<br />
die Mitglieder der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
aus Anlass ihres 50jährigen Berufsjubiläums eingeladen,<br />
um ihnen Dank und Anerkennung für ihre<br />
langjährige zahnärztliche Tätigkeit auszusprechen<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 429
Kündigung des Rahmenvertrages mit der Firma Streit<br />
KEINE AUSWIRKUNGEN AUF DIE EINZELVERTRÄGE MIT DEN ZAHNARZTPRAXEN<br />
In dem seit 1996 geltendem Arbeitsschutzgesetz ist die Verantwortung des Arbeitgebers für seine Mitarbeiter<br />
beschrieben. Sobald der Praxisinhaber nur einen Arbeitnehmer beschäftigt, ist er für dessen Arbeitsschutz verantwortlich,<br />
d. h. er muss eine Gefährdungsbeurteilung für seine Beschäftigten erstellen.<br />
Um eine Gefährdungsbeurteilung<br />
in<br />
Kleinbetrieben<br />
flächendeckend<br />
zu erreichen, hat die Berufsgenossenschaft<br />
für<br />
Gesundheit und Wohlfahrtspflege<br />
(BGW) die Unfallverhütungsvorschrift<br />
Dr. Jürgen<br />
BGV A2 »Betriebsärzte und<br />
Reinstrom<br />
Fachkräfte für Arbeitssicherheit«<br />
erlassen. Zur Unterstützung<br />
und Betreuung ihrer Mitglieder<br />
schloss die <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
einen Rahmenvertrag mit<br />
der Firma Streit, Bensheim, der am<br />
1.6.1998 in Kraft trat. Die Firma Streit<br />
ist ein Dienstleistungsunternehmen<br />
in den Bereichen Arbeitsmedizin und<br />
Arbeitssicherheit. Eine Vielzahl von<br />
Zahnarztpraxen in <strong>Niedersachsen</strong> trat<br />
diesem Rahmenvertrag bei, und sie<br />
sind vielfach auch heute noch Partner<br />
der Firma Streit.<br />
Im Jahr 2004 schloss die ZKN einen<br />
Vertrag mit der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
Westfalen-Lippe zur Einführung<br />
des Präventionskonzeptes der<br />
Bundeszahnärztekammer, das sogenannte<br />
»Kleine Kammermodell«. Hier<br />
wird der Arbeitgeber zum Sicherheitsverantwortlichen<br />
geschult, kennt er<br />
doch am besten seine Praxisstruktur<br />
und die Praxisabläufe. Fachliche Beratung<br />
zu etwaigen auftretenden Fragen<br />
erfährt er durch die BuS-Dienst Stelle<br />
in Münster. Somit bietet die ZKN seit<br />
2004 ihren Mitgliedern zwei Modelle,<br />
um den gesetzlichen Vorgaben des Arbeitsschutzes<br />
Rechnung zu tragen.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Am 1.1.2011 löste die DGUV Vorschrift<br />
2, die Unfallverhütungsvorschrift »Betriebsärzte<br />
und Fachkräfte für Arbeitssicherheit«,<br />
die BGV A2 ab. Damit wurde<br />
eine gemeinsame Vorschrift für alle Berufsgenossenschaften<br />
und Unfallversicherungsträger<br />
geschaffen zur Konkretisierung<br />
des Arbeitssicherheitsgesetzes<br />
(ASIG). Insbesondere seit der Veröffentlichung<br />
der DGUV Vorschrift 2 war<br />
die Zusammenarbeit der ZKN mit der<br />
Firma Streit nicht zufriedenstellend.<br />
Die <strong>Zahnärztekammer</strong> konnte ihre<br />
Mitglieder über den Rahmenvertrag<br />
nicht mehr ausreichend betreuen. Dieses<br />
führte dazu, dass der Vertrag der<br />
ZKN mit der Firma Streit zum 7.5.2013<br />
gekündigt wurde.<br />
Was bedeutet das für die Teilnehmer<br />
am Rahmenvertrag mit der Firma<br />
Streit? Der Einzelvertrag, den der<br />
Praxisinhaber mit der Firma Streit geschlossen<br />
hat, gilt mit einer im Dienstleistungsvertrag<br />
vereinbarten Kündigungsfrist<br />
weiter. Die Firma Streit hat<br />
zugesichert, die bisherigen Einzelverträge<br />
mit den Zahnarztpraxen wie bisher<br />
weiter zu führen. Sollten von Ihrer<br />
Seite trotzdem Fragen zu Ihrem Vertrag<br />
vorhanden sein, können sie uns gern<br />
kontaktieren (Frau Balke, Tel. (05 11) 8 33<br />
91-109, E-Mail cbalke@zkn.de).<br />
Abschließend möchten wir Sie darauf<br />
aufmerksam machen, dass anlässlich<br />
des 7. Zahnärztetages am 14. September<br />
2013 in Bremen die <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
Westfalen-Lippe gemeinsam<br />
mit der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
über die verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten<br />
der betriebsärztlichen<br />
und sicherheitstechnischen Betreuung<br />
in der Zahnarztpraxis informieren<br />
wird.<br />
_DR. JÜRGEN REINSTROM<br />
MITGLIED DES VORSTANDES<br />
BuS-Dienst<br />
Kleines Kammermodell<br />
Betriebsärztliche und sicherheitstechnische<br />
Betreuung<br />
Es sind noch Plätze frei<br />
Nächste Schulung am Mittwoch,<br />
4. September 2013,<br />
14:30 bis 19:00 Uhr<br />
Anmeldung unter (0511) 8 33 91-109 oder cbalke@zkn.de<br />
430 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
Recht in der Praxis<br />
WENN DER AZUBI NACH HAUSE GESCHICKT WIRD<br />
Der Ausgangsfall<br />
Eigentlich begann die Situation ganz<br />
entspannt. In der Praxis Dr. Tina Müller<br />
war infolge der Sommerferien wenig<br />
zu tun und auch die nicht verreisten<br />
Patienten schienen es anscheinend<br />
vorzuziehen, am örtlichen Baggersee<br />
zu liegen, anstatt die Praxis aufzusuchen.<br />
Aus diesem Grunde schickte die<br />
Praxisinhaberin ihre Auszubildende<br />
an drei Tagen nachmittags vorzeitig in<br />
den Feierabend. Anstelle der im Ausbildungsvertrag<br />
vorgesehenen 8 Stunden<br />
täglich, arbeitete die Auszubildende an<br />
diesen Tagen nur jeweils 5 Stunden.<br />
Zu Beginn des nächsten Monats<br />
spannte sich die Lage jedoch merklich<br />
an. Die Ferienzeit war vorbei und das<br />
Patientenaufkommen stieg spürbar<br />
an. Aus diesem Grunde informierte<br />
die Praxisinhaberin die Auszubildende<br />
darüber, dass sie nunmehr die 9 Minusstunden,<br />
die durch den vorzeitigen<br />
Dienstschluss in der Ferienzeit verursacht<br />
wurden, nacharbeiten solle. Die<br />
Auszubildende war von dieser Idee jedoch<br />
wenig begeistert und lehnte ein<br />
Nacharbeiten kategorisch ab, da sie die<br />
Minusstunden nicht verursacht habe.<br />
Die Praxisinhaberin verwies darauf,<br />
dass die Auszubildende ihre vertraglich<br />
geschuldete Leistung an den betreffenden<br />
Tagen nicht erbracht habe<br />
und somit zur Nachleistung verpflichtet<br />
sei, schließlich sei die Ausbildungsvergütung<br />
auch nicht gekürzt worden.<br />
Wie ist die Rechtslage?<br />
Zwischen den Parteien besteht ein Ausbildungsverhältnis<br />
im Sinne des Berufsbildungsgesetzes<br />
(BBiG). Hierbei handelt<br />
es sich um ein Rechtsverhältnis der<br />
besonderen Art. Auszubildende werden<br />
– im Gegensatz zu Angestellten –<br />
nicht beschäftigt, um eine konkrete Arbeitsleistung<br />
zu erbringen, sondern um<br />
sich die in der Ausbildungsverordnung<br />
vorgeschriebenen Fertigkeiten, Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse anzueignen. Der<br />
Ausbildungsbetrieb hat sich zur Ver-<br />
mittlung dieser Kompetenzen im Ausbildungsvertrag<br />
verpflichtet. Der Aus-<br />
bildungsvertrag regelt ferner auch die<br />
Dauer der täglichen Ausbildungszeit. In<br />
dieser Zeit ist die Auszubildende nicht<br />
nur verpflichtet, in der Praxis zu Aus-<br />
bildungszwecken anwesend zu sein, sie<br />
hat vielmehr einen Rechtsanspruch darauf,<br />
in dieser Zeit auch tatsächlich ausgebildet<br />
zu werden.<br />
Im obigen Fall hat die Praxisinhaberin<br />
ausdrücklich darauf verzichtet, die<br />
Auszubildende nachmittags zu beschäftigen.<br />
Diese war zur Ausbildung bereit<br />
und hätte ohne das Eingreifen der Ausbildenden<br />
auch bis zum Dienstschluss<br />
gearbeitet. Der Umstand, dass die Ausbildung<br />
an den betreffenden Nachmittagen<br />
ausgefallen ist, liegt somit eindeutig<br />
im Verursachungs- und Verantwortungsbereich<br />
des Ausbildungsbetriebes.<br />
Für diese Fälle bestimmt der §<br />
19 Abs. 1 Nr. 2a BBiG, dass die Auszubildenden<br />
ihren Vergütungsanspruch behalten<br />
und nicht zur Nachleistung verpflichtet<br />
sind. Folglich darf die Auszubildende<br />
aus unserem Beispielfall daher<br />
das Nachholen der Überstunden verweigern,<br />
ohne dass der Betrieb berechtigt<br />
wäre, die Ausbildungsvergütung<br />
zu kürzen. Es entspricht dem ausdrücklichen<br />
gesetzgeberischen Willen, dass<br />
das Beschäftigungsrisiko ausschließlich<br />
beim Ausbildungsbetrieb liegt.<br />
Variante<br />
Anders wäre jedoch die Rechtslage,<br />
wenn die Minusstunden auf Wunsch<br />
der Auszubildenden entstanden wären,<br />
weil diese z. B. aus privaten Gründen<br />
an den betreffenden Tagen eher<br />
gehen wollte. In diesem Falle hätte sich<br />
kein Beschäftigungsrisiko realisiert.<br />
Vielmehr hat die Auszubildende ihre<br />
vertraglich geschuldete Leistung aus<br />
Gründen nicht erbracht, die sie selbst<br />
zu vertreten hat. Somit muss sie die<br />
von ihr verursachten Minusstunden gegen<br />
sich gelten lassen. Ein Ausgleich des<br />
Arbeitszeitdefizites könnte z. B. durch<br />
Mehrarbeit an anderen Tagen erfolgen.<br />
Denkbar wäre auch, dass die Par-<br />
teien im gegenseitigen Einvernehmen<br />
eine entsprechende Kürzung der Aus-<br />
bildungsvergütung vereinbaren und so<br />
einen Ausgleich herbeiführen.<br />
Vorgaben des Gesetzgebers<br />
Sind die Minusstunden auf Wunsch der<br />
Auszubildenden entstanden und will<br />
diese die Minusstunden nacharbeiten,<br />
so müssen jedoch die arbeitszeitrechtlichen<br />
Vorgaben beachtet werden. Für<br />
Volljährige bestimmt der § 3 des Arbeitszeitgesetzes,<br />
dass die maximale<br />
tägliche Arbeitszeit bei 8 Stunden liegt.<br />
Ausnahmsweise können auch bis zu 10<br />
Stunden pro Tag gearbeitet werden,<br />
wenn innerhalb von 6 Kalendermonaten<br />
oder innerhalb von 24 Wochen im<br />
Durchschnitt 8 Stunden werktäglich<br />
nicht überschritten werden.<br />
Im Falle von minderjährigen Auszubildenden<br />
sind jedoch die weitaus<br />
strengeren Vorgaben des Jugendarbeitsschutzgesetzes<br />
(JArbSchG) zu beachten.<br />
Dieses legt verbindlich fest,<br />
dass Minderjährige grundsätzlich nur<br />
an maximal 5 Tagen in der Woche (montags<br />
bis freitags 1 ) arbeiten dürfen (§§ 15,<br />
16, 17 JArbSchG). Ferner dürfen minderjährige<br />
Auszubildende grundsätzlich<br />
nur 8 Stunden pro Tag bzw. 40 Stunden<br />
wöchentlich beschäftigt werden. Sollte<br />
an einzelnen Werktagen die Arbeitszeit<br />
auf weniger als 8 Stunden verkürzt<br />
sein, können Jugendliche an den übrigen<br />
Werktagen derselben Woche maximal<br />
8,5 Stunden beschäftigt werden<br />
(§ 8 JArbSchG).<br />
Ein rechtskonformer Ausgleich von<br />
Minusstunden bei minderjährigen<br />
Auszubildenden ist daher nur in sehr<br />
engen Grenzen möglich.<br />
_MICHAEL BEHRING, LL.M.<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
1<br />
AUSNAHMEN GELTEN FÜR DEN NOTDIENST (§§ 16<br />
ABS. 2 NR. 10, 17 ABS. 2 NR. 7 JARBSCHG)<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 435
LANDESARBEITSGERICHT MAINZ:<br />
Kündigung in kleiner Zahnarztpraxis treuwidrig?<br />
Interessant ist eine Entscheidung<br />
des Landesarbeitsgerichtes<br />
Mainz (LAG)<br />
vom 18.04.2013 (10 Sa 10/13),<br />
die sich mit der Frage befasst,<br />
ob auch in einer kleinen<br />
Zahnarztpraxis mit nur wenigen<br />
Mitarbeitern eine fristgemäß<br />
erklärte Kündigung treuwidrig<br />
sein kann.<br />
RA Michael<br />
Lennartz<br />
Der Fall:<br />
Ein Zahnarzt, der regelmäßig nicht<br />
mehr als fünf Arbeitnehmer beschäftigte,<br />
kündigte einer Rezeptionsmitarbeiterin<br />
fristgemäß zum 31.8.2012. Die<br />
Mitarbeiterin erhob gegen die Kündigung<br />
Klage vor dem Arbeitsgericht<br />
Mainz, wobei sie die Sozialwidrigkeit<br />
der Kündigung geltend machte und<br />
zumindest einen Verstoß gegen den<br />
Grundsatz von Treu und Glauben anführte.<br />
Das Arbeitsgericht Mainz wies die<br />
Klage in der Vorinstanz mit Urteil vom<br />
31.10.2012 (1 Ca 1221/12) ab. Auf das Arbeitsverhältnis<br />
der Parteien finde aufgrund<br />
der Kleinbetriebsklausel des § 23<br />
Abs. 1 KSchG das Kündigungsschutzgesetz<br />
keine Anwendung. Zudem habe der<br />
Zahnarzt für die Kündigung auch einleuchtende<br />
Gründe im Sinne einer unternehmerischen<br />
Entscheidung aufgeführt,<br />
die selbst bei Anwendbarkeit des<br />
Kündigungsschutzgesetzes von den Gerichten<br />
für Arbeitssachen nur auf Willkür<br />
zu überprüfen wären.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Die Entscheidung:<br />
Auch das LAG Mainz konnte keine Unwirksamkeit<br />
der Kündigung ersehen.<br />
Die Vorschriften des Kündigungsschutzgesetzes<br />
fänden auf das Arbeitsverhältnis<br />
nach § 23 Abs. 1 KSchG keine<br />
Anwendung. Der Beklagte beschäftigt<br />
in seiner Zahnarztpraxis unstreitig<br />
nicht mehr als fünf Arbeitnehmer. Auch<br />
die Annahme des Arbeitsgerichts, die<br />
ordentliche Kündigung des Beklagten<br />
verstoße nicht gegen Treu und Glauben<br />
(§ 242 BGB), sei nicht zu beanstanden.<br />
Keine Willkür<br />
Wie das Arbeitsgericht bereits zutreffend<br />
ausgeführt habe, sei die Vorschrift<br />
des § 242 BGB auf Kündigungen neben<br />
§ 1 KSchG nur in beschränktem Umfang<br />
anwendbar. Eine Kündigung verstoße<br />
deshalb in der Regel nur dann gegen<br />
§ 242 BGB, wenn sie Treu und Glauben<br />
aus Gründen verletze, die von § 1 KSchG<br />
nicht erfasst sind. Es gehe vor allem<br />
darum, Arbeitnehmer vor willkürlichen<br />
oder auf sachfremden Motiven<br />
beruhenden Kündigungen zu schützen.<br />
Der Vorwurf willkürlicher, sachfremder<br />
oder diskriminierender Ausübung des<br />
Kündigungsrechts scheide aus, wenn<br />
ein irgendwie einleuchtender Grund<br />
für die Rechtsausübung vorläge.<br />
Soziale Rücksichtnahme<br />
Wenn bei einer Kündigung eine Auswahl<br />
unter mehreren Arbeitnehmern<br />
zu treffen sei, müsse auch der Arbeitgeber<br />
im Kleinbetrieb, auf den das Kündigungsschutzgesetz<br />
keine Anwendung<br />
finde, ein durch Art. 12 GG gebotenes<br />
Mindestmaß an sozialer Rücksichtnahme<br />
wahren. Dies bedeute jedoch nicht,<br />
dass damit im Kleinbetrieb die Grundsätze<br />
des § 1 KSchG über die Sozialauswahl<br />
entsprechend anwendbar wären.<br />
Sei allerdings auf den ersten Blick erkennbar,<br />
dass der Arbeitgeber einen<br />
erheblich weniger schutzbedürftigen,<br />
vergleichbaren Arbeitnehmer weiterbeschäftige,<br />
so spreche dies dafür, dass<br />
er das erforderliche Mindestmaß an sozialer<br />
Rücksichtnahme außer Acht gelassen<br />
habe und deshalb die Kündigung<br />
treuwidrig sei.<br />
In dem konkreten Fall verneinte das<br />
LAG eine treuwidrige Kündigung. Es sei<br />
Teil der unternehmerischen Freiheit des<br />
Beklagten, darüber zu entscheiden, ob<br />
und in welchem Umfang er seine zukünftige<br />
Berufstätigkeit als Zahnarzt<br />
altersbedingt einschränken bzw. inwieweit<br />
er künftig mit weniger Personal arbeite.<br />
Der Arbeitgeber im Kleinbetrieb<br />
müsse zur Begründung der Kündigung,<br />
die er auf betriebsbedingte Gründe<br />
stütze, nur so viel vortragen, dass der<br />
Vorwurf der Treuwidrigkeit ausscheide.<br />
Der Zahnarzt dürfe sich daher damit begnügen,<br />
vorzutragen, dass er die bisherigen<br />
Aufgaben der Klägerin unter den<br />
verbleibenden Mitarbeitern aufteilt.<br />
_RA MICHAEL LENNARTZ<br />
KAZEMI & LENNARTZ RECHTSANWÄLTE, BONN<br />
WWW.MEDI-IP.DE<br />
NEWSLETTER, I-06-13<br />
DER FISKUS GIBT SICH STRENG<br />
Geschäftsessen richtig absetzen<br />
Bekanntermaßen können Bewirtungskosten für ein Geschäftsessen im<br />
Restaurant vom Bewirtenden von der Steuer abgesetzt werden. Unternehmer<br />
oder Selbstständige dürfen in der Regel bis zu 70 Prozent des Rechnungsbetrages<br />
als Betriebsausgaben gewinnmindernd geltend machen<br />
Der Fiskus schaut bei Bewirtungsrechnungen<br />
allerdings<br />
sehr genau hin<br />
und prüft u. a., ob eine<br />
betriebliche Veranlassung<br />
gegeben ist, die Aufwendungen angemessen<br />
sind und deren Höhe nachgewiesen<br />
wurde. Der Rahmen für die<br />
Absetzbarkeit von Bewirtungskosten<br />
ist eng und auch der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) gibt sich streng formalistisch.<br />
Kleinbetragsrechnungen<br />
Für Kleinbetragsrechnungen mit einem<br />
Gesamtbetrag bis zu 150 Euro einschließlich<br />
Umsatzsteuer gelten reduzierte<br />
Angabepflichten für den Bewirtenden.<br />
Hier genügen der vollständige<br />
436 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
Name und die vollständige Anschrift<br />
des dienstleistenden Restaurants, das<br />
Ausstellungsdatum, Teilnehmer und<br />
Anlass der Bewirtung, Menge und Art<br />
der gelieferten Speisen und Getränke<br />
sowie das Bruttoentgelt. Auch ist der<br />
darauf entfallende Steuerbetrag in einer<br />
Summe sowie der anzuwendende<br />
Steuersatz zu vermerken. Bei Bewirtungen<br />
in einer Gaststätte kann die Vorlage<br />
der Rechnung nicht durch einen so<br />
genannten Eigenbeleg ersetzt werden.<br />
Was gehört auf eine anerkennungsfähige<br />
Rechnung?<br />
Um bei Bewirtungsrechnungen über<br />
150 Euro der Nachweispflicht in vollem<br />
Umfang gerecht zu werden, hat<br />
der Steuerpflichtige schriftlich detailliertere<br />
Informationen abzugeben. Zu<br />
den unverzichtbaren Angaben für eine<br />
steuermindernde Anerkennung der<br />
entstandenen Kosten gehören: Ort, Tag,<br />
Teilnehmer und Anlass der Bewirtung<br />
sowie die Höhe der Aufwendungen. Die<br />
Rechnung der Gaststätte muss grundsätzlich<br />
auf den Namen des steuerpflichtigen<br />
Unternehmers ausgestellt<br />
sein, um anerkannt zu werden, wie der<br />
Bundesfinanzhof in einem Urteil vom<br />
18. April 2012 nachdrücklich klarstellte<br />
(Az. X R 57/09).<br />
Aktuelles Urteil belegt die strenge<br />
Handhabung der Vorschriften<br />
Im obigen Streitfall ging es um einen<br />
Unternehmer, der in erheblichem Umfang<br />
Geschäftsfreunde in Gaststätten<br />
bewirtet hatte. Dabei hatte er sehr<br />
sorgfältig und nahezu in jedem Einzelfall<br />
die gesetzlich geforderten Angaben<br />
zum Anlass und zu den Teilnehmern<br />
der zahlreichen Bewirtungen gemacht.<br />
Außerdem konnte er per Kreditkartenabrechnung<br />
nachweisen, dass<br />
er die Kosten tatsächlich getragen hat.<br />
Dennoch wurden diese Aufwendungen<br />
letztendlich nicht zum steuermindernden<br />
Abzug zuge lassen. Der Grund:<br />
In keiner derjenigen Gaststättenrechnungen,<br />
die nicht als Kleinbetragsrechnungen<br />
zu qualifizieren waren, war der<br />
Name des bewirtenden Unternehmers<br />
genannt.<br />
Der BFH hat nach Aufhebung des<br />
anderslautenden Urteils des Finanzgerichts<br />
die Entscheidung wie folgt<br />
begründet: Es geht hier um zwei getrennt<br />
zu würdigende Voraussetzungen<br />
für den Abzug der Aufwendungen<br />
in Gaststätten. Zunächst muss der Steuerpflichtige<br />
den Anlass und die Teilnehmer<br />
nennen. Hierfür können Angaben<br />
auf der Gaststättenrechnung selbst<br />
oder auf einem gesonderten Beleg<br />
gemacht werden. Zum Zweiten aber<br />
muss die Rechnung der Gaststätte beigefügt<br />
werden. Diese jedoch hat – soweit<br />
es keine Kleinbetragsrechnung ist<br />
– den Namen und die Adresse des bewirtenden<br />
Steuerpflichtigen zu enthalten.<br />
Und diese Angaben dürfen wiederum<br />
nur durch den Gaststätteninhaber<br />
oder seinen Bevollmächtigten auf der<br />
Rechnung vermerkt werden. Eine Namenseinfügung<br />
durch den Bewirtenden<br />
selbst ist unwirksam.<br />
Bewirtung von Arbeitnehmern<br />
Zu beachten ist, dass die Bewirtung<br />
von Mitarbeitern steuerlich prinzipiell<br />
anders als die hier beschriebene Bewirtung<br />
von Geschäftspartnern einzuordnen<br />
ist. Für den bewirteten Arbeitnehmer<br />
kann gegebenenfalls ein geldwerter<br />
Vorteil vorliegen, der dann zu<br />
versteuern wäre. Mahlzeiten allerdings,<br />
die ein Arbeitnehmer im Rahmen einer<br />
geschäftlich veranlassten Bewirtung<br />
erhält, zählen nicht zu seinem Lohn, da<br />
hier das eigenbetriebliche Interesse des<br />
Arbeitgebers überwiegt.<br />
Fazit<br />
Bei Geschäftsessen ist penibel darauf<br />
zu achten, welche Belege korrekt<br />
ausgefüllt vorliegen müssen, damit<br />
die Ausgaben als gewinnmindernde<br />
Aufwendungen anerkannt werden. Es<br />
empfiehlt sich deshalb, generell bei anfallenden<br />
Bewirtungskosten, bei Unsicherheiten<br />
oder Grenzfällen einen qualifizierten<br />
Berater einzuschalten. Diese<br />
sind zu finden im Steuerberater-Suchdienst<br />
auf der Website der Steuerberaterkammer<br />
<strong>Niedersachsen</strong> unter www.<br />
stbk-niedersachsen.de.<br />
_PRESSEMELDUNG DER STEUERBERATERKAMMER<br />
NIEDERSACHSEN, JUNI 2013<br />
»WOHLVERHALTENSRECHTSPRECHUNG«<br />
BEI ZULASSUNGSENTZIEHUNG REVIDIERT<br />
Bundessozialgericht<br />
Eine grobe Verletzung der vertrags(zahn-)ärztlichen Pflichten kann<br />
bekanntlich existenzbedrohende Konsequenzen haben – vor allem dann,<br />
wenn der Verstoß mit einem Entzug der Zulassung geahndet wird.<br />
Bisher allerdings war es in bestimmten Fällen möglich, die Zulassung<br />
durch nachträgliches »Wohlverhalten« doch noch zu »retten«<br />
Nun aber hat das Bundessozialgericht<br />
(BSG) anlässlich<br />
eines Urteils vom Oktober<br />
2012, das inzwischen auch<br />
im Wortlaut vorliegt, seine<br />
diesbezügliche Rechtsprechung bei<br />
Zulassungsentziehungen aufgegeben.<br />
Ging ein Arzt gerichtlich gegen die<br />
Entziehung seiner Zulassung vor, war<br />
bislang über die Dauer des gerichtlichen<br />
Verfahrens – das ja durchaus mehrere<br />
Jahre in Anspruch nehmen kann –<br />
ein sogenanntes »Wohlverhalten« zu<br />
Gunsten des betroffenen Vertragsarztes<br />
zu berücksichtigen: Das Gericht<br />
musste prüfen, ob durch ein »Wohlverhalten«<br />
des Arztes eine »erneuteVertrauensbasis<br />
zwischen dem Betroffenen<br />
und den vertragsarzt-rechtlichen<br />
Institutionen wieder aufgebaut worden<br />
ist und damit eine Entziehung<br />
nicht mehr als angemessen erscheint«.<br />
»Wohlverhalten« erforderte also nicht<br />
nur eine Verhaltensänderung, sondern<br />
auch eine »positive Prognose«.<br />
Grundsätzlich hat ein Gericht bei seiner<br />
Entscheidung zwar von der Sachund<br />
Rechtslage zum Zeitpunkt des letz-<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 437
Einer Pressemitteilung<br />
des Amtsgerichts<br />
München<br />
vom 06.05.2013<br />
zufolge, entschied<br />
dieses bereits im letzten<br />
Jahr (Urt. d. AG München v.<br />
14.12.12, AZ 242 C 16069/12),<br />
dass ein Badeverbot wegen<br />
möglicher Haiangriffe keinen<br />
Mangel darstellt.<br />
Juliane Kazemi<br />
Die Kläger buchten einen Pauschalurlaub<br />
auf den Seychellen. Noch vor der<br />
Anreise wurde aufgrund eines Haiangriffs<br />
ein Badeverbot ausgesprochen<br />
durch die örtlichen Sicherheitsbehörden,<br />
welches auch noch während der<br />
Reise der Kläger aufrechterhalten wurde.<br />
Nach ihrer Rückkehr wollten die Kläger<br />
die Hälfte des gezahlten Reisepreises<br />
wegen entgangener Urlaubsfreude<br />
zurückerhalten.<br />
ten Verwaltungsaktes, d. h. in diesem<br />
Fall der Entscheidung des Berufungsausschusses,<br />
auszugehen, so dass eine<br />
nachträgliche Verhaltensänderung<br />
unerheblich ist. Die Berücksichtigung<br />
des Verhaltens des Arztes während der<br />
Dauer des Verfahrens stellte also eine<br />
vom Bundessozialgericht »normierte«<br />
Ausnahme dar, die häufig dazu führte,<br />
dass ein anfänglich zwar rechtmäßiger<br />
Zulassungsentzug wegen langjährigen<br />
Wohlverhaltens unverhältnismäßig<br />
wurde.<br />
Dem zugrunde lagen Überlegungen,<br />
dass ein Vertragsarzt mit der Entziehung<br />
seiner Zulassung »in der Regel«<br />
auch seine Praxis verliere und vielfach<br />
keine Chance habe, diese neu aufzubauen<br />
– oft auch dann nicht, wenn<br />
nach einer »Zeit der Bewährung« eine<br />
erneute Zulassung für den ehemaligen<br />
Ort der Niederlassung erfolge.<br />
Der erneuten Zulassung am bisherigen<br />
Ort der Praxis stünden, so hatte<br />
das BSG bisher argumentiert, zudem<br />
oftmals rechtliche Hindernisse wie die<br />
Sperrung des betreffenden Planungsbereichs<br />
wegen Überversorgung und/<br />
oder eine Überschreitung der Altersgrenze<br />
für Vertragsärzte entgegen: Ärzte<br />
und Zahnärzte erhielten bis 2006<br />
nur bis zum Alter von 55 Jahren überhaupt<br />
eine Zulassung; bis Oktober 2008<br />
musste ein (Zahn-)Arzt außerdem mit<br />
Vollendung des 68. Lebensjahres seine<br />
vertrags(zahn)ärztliche Tätigkeit aufgeben.<br />
Diese Argumentation hält das Bundessozialgericht<br />
nun inzwischen für<br />
hinfällig. Im vertragsärztlichen Bereich,<br />
so stellt es fest, hätten sich die »beruflichen<br />
Chancen« für Ärzte in den letzten<br />
Jahren »so deutlich verbessert«, dass<br />
die Erwägung, eine Zulassungsentziehung<br />
komme »zumindest faktisch einer<br />
Beendigung der ärztlichen Tätigkeit im<br />
Sinne einer wirtschaftlich tragfähigen<br />
beruflichen Betätigung gleich«, nicht<br />
mehr gerechtfertigt sei. Schließlich habe<br />
der Gesetzgeber alle einer (Wieder-)<br />
Zulassung entgegenstehenden Altersgrenzen<br />
aufgehoben.<br />
Zudem, so meint das BSG, hätten<br />
sich die Neu- oder Wiederzulassungsmöglichkeiten<br />
in Deutschland »erheblich<br />
gebessert«. Zu nennen seien da etwa<br />
Zulassungsmöglichkeiten außerhalb<br />
der »Ballungsräume« oder »besonders<br />
attraktiver Landkreise«, die<br />
Möglichkeit der Anstellung in Praxen<br />
bzw. Medizinischen Versorgungszentren<br />
oder die Möglichkeit der Übernahme<br />
»hälftiger Versorgungsaufträge«.<br />
Dadurch seien die Aussichten von Ärzten,<br />
auch im »fortgeschrittenen Lebensalter«<br />
neu oder wieder vertragsärztlich<br />
tätig zu werden, selbst ohne eine eigene<br />
Praxis eröffnen zu müssen, »deutlich<br />
erweitert«.<br />
Im vertragszahnärztlichen Bereich<br />
seien die für die »Wohlverhaltens-<br />
Rechtsprechung« angeführten Gesichtspunkte<br />
ohnehin seit längerem bedeutungslos,<br />
da der Gesetzgeber hier<br />
im Zuge des »Wettbewerbsstärkungsgesetzes«<br />
auf eine Steuerung durch<br />
»zwingende Zulassungsbeschränkungen«<br />
verzichtet habe, so dass ein Zahnarzt<br />
nach »Wiedergewinnung seiner<br />
Eignung im Anschluss an eine Zulassungsentziehung«<br />
sogar in seinem bisherigen<br />
Planungsbereich neu zugelassen<br />
werden könne.<br />
Zusätzlich führt das BSG aus, die Berücksichtigung<br />
nachträglichen Wohlverhaltens<br />
habe zu nicht beabsichtigten<br />
Fehlentwicklungen geführt. Was<br />
vom BSG zunächst als Ausnahme angenommen<br />
wurde – die nicht vollzogene<br />
sofortige Entziehung der Zulassung<br />
etwa auch in gravierenden Fällen<br />
von Abrechnungsbetrug –, habe sich<br />
letzendlich als »Regel« erwiesen. Daher<br />
werde das »Wohlverhalten«, das ursprünglich<br />
»ganz seltenen, besonders<br />
gelagerten Fällen« vorbealten sein sollte,<br />
»faktisch zum regelmäßigen Prüfungsgesichtspunk<br />
bei Zulassungsentziehungen.<br />
Das jedoch widerspreche<br />
der Intention des Gesetzgebers.<br />
»Wohlverhalten« soll nach der neuen<br />
Rechtsprechung nun nur noch in einem<br />
eventuellen Verfahren auf Wiederzulassung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Dabei könne der Arzt den Antrag auf<br />
Wiederzulassung bereits während des<br />
laufenden gerichtlichen Verfahrens<br />
Badeverbot wegen Haiangriffen<br />
ist kein Reisemangel<br />
FOTO: KAZEMI & LENNARTZ, RECHTSANWÄLTE<br />
Diese Forderung lehnte das<br />
Amtsgericht jedoch ab. Die<br />
Reise sei nicht mangelhaft, da<br />
der Strand als solcher nutzbar<br />
war und den Reiseveranstalter<br />
keine Pflicht treffe, den Urlaubern<br />
ein ungefährliches<br />
Schwimmen zu ermöglichen.<br />
Etwas anderes könnte sich<br />
meines Erachtens nur dann<br />
ergeben, wenn das Badeverbot<br />
dauerhaft gelte oder zumindest besonders<br />
häufig ausgesprochen würde.<br />
Dann müsste zumindest ein Hinweis<br />
an die Reisenden erfolgen, dass die erhöhte<br />
Gefahr eines Badeverbotes möglich<br />
sei.<br />
_RAIN JULIANE KAZEMI<br />
KAZEMI & LENNARTZ RECHTSANWÄLTE, BONN<br />
WWW.MEDI-IP.DE<br />
NEWSLETTER, I-06-13<br />
438 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
BERUFSSTÄNDISCHES ●<br />
auf Zulassungsentziehung<br />
stellen, führte das BSG aus.<br />
Aus Gründen des Vertrauensschutzes<br />
findet die alte<br />
Rechtsprechung allerdings<br />
noch Anwendung auf alle<br />
Verfahren, in denen bereits<br />
vor Veröffentlichung des<br />
neuen BSG-Urteils eine Entscheidung<br />
des Berufungsausschusses<br />
ergangen ist<br />
und bei denen die Berücksichtigung<br />
von Wohlverhalten<br />
im Hinblick auf die Dauer<br />
des gerichtlichen Verfahrens<br />
in Betracht kommt.<br />
_KIRSTEN BEHRENDT, ZAHNÄRZTEBLATT<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN, 6/2013<br />
Zahnersatz ist<br />
Vertrauenssache<br />
DR. JÜRGEN FEDDERWITZ ZUR<br />
ZAHNERSATZCARD VON TCHIBO<br />
Tchibo startet heute den Verkauf<br />
einer Zahnersatzcard<br />
und verspricht den Kunden<br />
für einen begrenzten Zeitraum<br />
preiswerten Zahnersatz<br />
des Anbieters Novadent, der in Manila<br />
auf den Philippinen fertigt. Dazu erklärt<br />
Dr. Jürgen Fedderwitz, Vorsitzender des<br />
Vorstandes der Kassenzahnärztlichen<br />
Bundesvereinigung:<br />
»Zahnersatz ist Vertrauenssache.<br />
Die Herstellungskosten von Zahnersatz<br />
sind in Südostasien in der Tat deutlich<br />
günstiger als in Deutschland. Daher hat<br />
sich hier ein Markt entwickelt, auf dem<br />
Novadent mit vielen Wettbewerbern<br />
konkurriert. Auch eine Vielzahl von Kolleginnen<br />
und Kollegen hat schon Erfahrungen<br />
mit preisgünstigem Zahnersatz<br />
von ausländischen Laborpartnern gesammelt.<br />
Dennoch schätzen die meisten<br />
Zahnärzte die vertrauensvolle Kooperation<br />
mit einem wohnortnahen Labor<br />
höher ein. Letztlich trägt der Zahnarzt<br />
die volle Verantwortung für den<br />
einzugliedernden Zahnersatz – auch<br />
für den Teil, der im Labor gefertigt und<br />
in die Praxis geliefert wird. Denn allein<br />
der Zahnarzt entscheidet, ob der angelieferte<br />
Zahnersatz eingesetzt werden<br />
kann. Auch kann kein Zahnarzt verpflichtet<br />
werden, mit Novadent oder einem<br />
anderen Anbieter zu kooperieren.<br />
Das erklärt, warum Zahnärzte häufig<br />
über viele Jahre in gewachsenen Strukturen<br />
mit ihren Laborpartnern zusammenarbeiten.<br />
Die Kolleginnen und<br />
Kollegen wissen, je individueller und<br />
komplexer die prothetische Versorgung<br />
ausfällt, desto sinnvoller ist die qualitätsgesicherte<br />
und wohnortnahe Fertigung<br />
durch ein praxisnahes Labor.«<br />
_PRESSEINFORMATION DER KASSEN ZAHN-<br />
ÄRZTLICHEN BUNDESVEREINIGUNG, 16.7.2013<br />
Landgericht Düsseldorf:<br />
TCHIBO-WERBUNG FÜR BILLIGEN ZAHNERSATZ GESTOPPT<br />
In der vergangenen Woche startete<br />
Tchibo in seinen Filialen mit dem<br />
Verkauf einer ZahnersatzCard. Die<br />
Kaffeerösterkette war dazu eine<br />
Kooperation mit dem Hamburger<br />
Unternehmen Novadent Dentaltechnik<br />
eingegangen, das den Zahnersatz auf<br />
den Philippinen fertigen lässt, und hatte<br />
mit Kosteneinsparmöglichkeiten von<br />
bis zu 50 Prozent geworben. Doch damit<br />
ist einem Bericht des Nachrichtenmagazins<br />
»Der Spiegel« zufolge erstmal<br />
Schluss. Denn nachdem die Audentic<br />
AG, ein in Mühlheim ansässiges Dentallabor,<br />
vor Gericht gezogen war, hat<br />
dieses nun in einem Eilverfahren entschieden,<br />
dass Tchibo die Zahnersatz-<br />
Card in der bisherigen Form nicht mehr<br />
bewerben darf. Die Entscheidung, die<br />
von Dr. Robert Kazemi (Partner Kazemi<br />
& Lennartz Rechtsanwälte, Bonn)<br />
erstritten wurde, stützt sich auf die Bestimmungen<br />
des Wettbewerbsrechts.<br />
Tchibo kündigte daraufhin an, das Werbematerial<br />
zu überarbeiten. Der Verkauf<br />
der ZahnersatzCard solle jedoch<br />
fortgesetzt werden. _FVDZ FREI-FAX, 29.7.13<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 439
WISSENSCHAFT<br />
Universität in Bern geht neue Wege<br />
bei Cochlea-Implantaten<br />
Der Schweizerische Nationalfonds unterstützt ein vom Inselspital und der Universität Bern gemeinsam<br />
ge leitetes Forschungsprojekt zur minimalinvasiven Hörgerät-Implantation mit 2,6 Millionen Franken. Ziel ist,<br />
Hörgeräte besonders bei Kindern in ambulanten OPs einsetzen zu können<br />
Ein Viertel der Menschheit über<br />
45 Jahren leidet an substantiellen<br />
Hörverlusten und kann<br />
Flüstern oder leises Sprechen<br />
(
Antibiotikagabe bei Säuglingen erhöht offenbar<br />
das Übergewichtsrisiko<br />
GLEICH ZWEI NEUE STUDIEN SCHEINEN ZU BELEGEN, DASS ES EINEN ZUSAMMENHANG<br />
ZWISCHEN DER EINNAHME VON ANTIBIOTIKA IM FRÜHEN KINDESALTER UND SPÄTEREM<br />
ÜBERGEWICHT GIBT<br />
In der ersten Untersuchung konnte<br />
ein Forscherteam um den New<br />
Yorker Mikrobiologen Martin Blaser<br />
zeigen, dass Kinder im Alter von drei<br />
Jahren eher zu Übergewicht neigen,<br />
wenn sie schon vor ihrem sechsten Lebensmonat<br />
mit antimikrobiellen Medikamenten<br />
behandelt wurden.<br />
Eine mögliche Erklärung dafür liefert<br />
die zweite Studie, ebenfalls unter<br />
Leitung von Blaser: Selbst geringe Dosen<br />
Antibiotika verändern die Darmflora<br />
und damit den Stoffwechsel junger<br />
Mäuse so drastisch, dass diese in ihrem<br />
späteren Leben deutlich mehr Fett einlagern<br />
als ihre unbehandelten Artgenossen.<br />
Der Zusammenhang erkläre außerdem,<br />
warum Antibiotika dabei helfen,<br />
Nutztiere zu mästen, schreibt das<br />
Team im Fachblatt »Nature«. Die andere<br />
Studie ist im »International Journal<br />
of Obesity« erschienen.<br />
Für ihre statistische Untersuchung<br />
werteten Blaser und sein Team die Daten<br />
von mehr als 11.000 Kindern aus, die<br />
in den Jahren 1991 und 1992 in Großbritannien<br />
geboren worden waren. Erfasst<br />
wurde, ob die Kinder im Alter bis zu fünf<br />
Monaten, zwischen sechs und 14 Monaten<br />
oder zwischen 15 und 23 Monaten<br />
mit Antibiotika behandelt worden waren.<br />
Zudem registrierten die Forscher<br />
die Körpermaße der Kinder zu verschiedenen<br />
Zeitpunkten ihres Lebens.<br />
Das Ergebnis: Hatten die Kinder vor<br />
ihrem sechsten Lebensmonat ein Antibiotikum<br />
bekommen, war ihr Übergewichtsrisiko<br />
im Alter zwischen<br />
zehn Monaten und drei Jahren um<br />
bis zu 22 Prozent erhöht. Erfolgte die<br />
Medikamenteneinnahme später, ließ<br />
sich kein solcher Zusammenhang mehr<br />
nachweisen. Der Effekt sei zwar nicht<br />
besonders groß, statistisch aber eindeutig<br />
gewesen, kommentieren die<br />
Forscher. Allerdings zeigten die Ergebnisse<br />
nicht, dass Antibiotika Übergewicht<br />
verursachen, sondern nur, dass<br />
ein Zusammenhang besteht, betonen<br />
sie.<br />
Wie dieser Zusammenhang zustande<br />
kommen könnte, zeigt die zweite<br />
Studie unter Blasers Leitung. Darin<br />
hatten er und seine Kollegen jungen<br />
Mäusen direkt nach der Entwöhnung<br />
verschiedene Antibiotikavarianten verabreicht,<br />
darunter die Wirkstoffe Penicillin,<br />
Tetracyclin und Vancomycin. Die<br />
Tiere bekamen jedoch nicht die Dosen,<br />
die für die Behandlung von Infektionen<br />
nötig sind, sondern sehr viel geringere<br />
Mengen, wie sie in den USA typischerweise<br />
in der Tierzucht eingesetzt<br />
werden.<br />
Anschließend beobachteten die<br />
Forscher, wie sich die Mäuse im Vergleich<br />
zu einer unbehandelten Kontrollgruppe<br />
entwickelten. Auch hier zeigte<br />
sich recht schnell eine Folge der<br />
Medikamenteneinnahme: Bereits nach<br />
sieben Wochen hatten die mit den Antibiotika<br />
behandelten Tiere mehr Körperfett<br />
eingelagert als ihre unbehandelten<br />
Artgenossen, auch wenn ihr Körpergewicht<br />
zu diesem Zeitpunkt noch keine<br />
Auffälligkeit zeigte.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 24.8.2012<br />
Wissenschaftler entdecken 24 Gene<br />
für Kurzsichtigkeit<br />
Kurzsichtigkeit liegt in der Familie. Ein internationales Wissenschaftler-Team vom Erasmus Medical Center<br />
in Rotterdam hat herausgefunden, warum das so ist: Die Wissenschaftler identifizierten 24 Gene, die offenbar<br />
am Entstehen der Fehlsichtigkeit beteiligt sind. Wenn jemand gleich mehrere dieser Risikovarianten im<br />
Erbgut trägt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Kurzsichtigkeit um das Zehnfache<br />
Sie wollen nun genauer analysieren,<br />
wie die einzelnen Gene<br />
arbeiten und auf welche<br />
Weise sie die Entwicklung des<br />
Auges beeinflussen. Dadurch<br />
erhoffen sie sich neue Ansatzpunkte für<br />
Therapien, mit denen Kurzsichtigkeit<br />
verhindert oder ihr Fortschreiten gebremst<br />
werden könnte. Über die Arbeit<br />
berichten die Wissenschaftler um Virginie<br />
Verhoeven im Fachblatt »Nature<br />
Genetics«.<br />
Bekannt war bereits vor der Studie,<br />
dass sich Kurzsichtigkeit vererben kann<br />
– zwei beteiligte Gene galten als identifiziert.<br />
Da es jedoch ausgeschlossen<br />
ist, dass etwas so Komplexes wie das<br />
Wachsen des Augapfels lediglich von<br />
zwei Genen beeinflusst wird, suchten<br />
die Wissenschaftler nach weiteren potenziell<br />
beteiligten Genen. Dazu werteten<br />
sie zunächst Daten von mehr als<br />
37.000 Freiwilligen aus, die an 27 verschiedenen<br />
Studien in Europa, den USA<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 441
und Australien teilgenommen hatten.<br />
Die vielversprechendsten Gene<br />
prüften sie anhand von weiteren 8.000<br />
Probanden aus Asien. Schlussendlich<br />
werteten die Wissenschaftler die gesamte<br />
Gruppe nochmals aus. Auf diese<br />
Weise konnten sie nicht nur die Rolle<br />
der beiden bekannten Gene bestätigen,<br />
sondern auch 24 weitere entscheidende<br />
Erbgutabschnitte identifizieren. Von<br />
vielen dieser Gene kennen sie bereits<br />
die Funktion: Einige sind zuständig für<br />
die Signalweiterleitung vom Auge ins<br />
Gehirn oder von einem Teil des Auges<br />
zum nächsten. Andere beeinflussen die<br />
Struktur des Auges oder die Produktion<br />
von Substanzen, die beim Sehvorgang<br />
benötigt werden.<br />
Nun wollen die Wissenschaftler untersuchen,<br />
wie sich die Umwelt auf diese<br />
Gene auswirkt. Sie wollen außerdem<br />
die Genfunktionen besser untersuchen,<br />
um neue Therapieansätze zu finden.<br />
Auch die Suche nach weiteren potenziell<br />
entscheidenden Genen wird weitergehen<br />
– es sei nämlich durchaus möglich,<br />
dass es noch viel mehr Kurzsichtigkeitsgene<br />
gibt, resümieren die Wissenschaftler.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 11.2.13<br />
Daten kanadischer Kollegen bestätigen:<br />
Deutschland bei TAVI einfach Spitze<br />
Deutschland ist beim minimal-invasiven Aortenklappen-Ersatz mit großem Abstand Spitzenreiter in Europa,<br />
bestätigen nun Daten kanadischer Kollegen (siehe Internetportal der US-Kardiologen-Gesellschaften unter<br />
Verweis auf das »Journal of the American College of Cardiology«<br />
Hier die Zahlen für die drei Spitzenreiter in Europa und für die drei Schlusslichter:<br />
Land TAVI (%) –<br />
bezogen auf<br />
alle Implantate<br />
Die Zahlen der kanadischen<br />
Kollegen sind bekanntlich<br />
keine Überraschung. Seit<br />
2002 hat sich der kathetergestützte<br />
Aortenklappen-<br />
Ersatz – kurz TAVI – zu einer sinnvollen<br />
und beliebten Option bei Patienten mit<br />
Aortenstenosen entwickelt – insbesondere<br />
in Europa und hier vor allem in<br />
Deutschland. Über 6000 TAVI-Eingriffe<br />
seien 2012 allein in Deutschland vorgenommen<br />
worden, hieß es kürzlich beim<br />
Wiesbadener Internisten-Kongress. Ein<br />
Jahr zuvor waren es rund 5000, zwei<br />
Jahre vorher noch etwa 3600 Eingriffe<br />
dieser Art. Dass sich das minimal-invasive<br />
Verfahren gerade in Deutschland<br />
großer Zuneigung erfreut, wird immer<br />
wieder auf das DRG-System zurückgeführt.<br />
Die Indikationsstellung sei nicht<br />
selten stark ökonomisch gefärbt, wird<br />
TAVI-Zentren<br />
pro eine Million<br />
Einwohner<br />
(2011)<br />
TAVI pro<br />
Zen trum<br />
(2011)<br />
Deutschland 45,9 1,1 81<br />
Italien 14,9 1,4 22<br />
Frankreich 12,9 0,5 74<br />
Dänemark 1,9 0,5 80<br />
Portugal 0,6 0,3 22<br />
Irland 0,4 0,7 10<br />
behauptet. Kardiologen widersprechen<br />
diesem Vorwurf selbstverständlich,<br />
zuletzt etwa auf dem Mannheimer<br />
Kardiologen-Kongress die Professoren<br />
Christian Hamm (Gießen und Bad Nauheim)<br />
und Holger Reinecke (Münster).<br />
Reinecke: »Im Vergleich zur offenen<br />
Operation sind die Kosten einer TAVI<br />
um rund das Zweieinhalbfache höher;<br />
im Bundesdurchschnitt wird Kliniken<br />
der Eingriff mit 33.522 Euro entsprechend<br />
den diagnosebezogenen Fallpauschalen<br />
(DRG) abgegolten. Die hohen<br />
Kosten sind außer durch die größere<br />
Krankheitsschwere dieser Patienten<br />
auch dadurch zu erklären, dass für<br />
eine TAVI teurere Klappen verwendet<br />
werden müssen. Für Kliniken ergibt<br />
sich kein wirtschaftlicher Nutzen gegenüber<br />
der konventionellen Operation.«<br />
Und weiter: »Eine Aortenklappe<br />
zur Katheterimplantation ist modernste<br />
Medizintechnik und kann erst seit<br />
wenigen Jahren realisiert werden. Hinzu<br />
kommt, dass die älteren, kränkeren<br />
TAVI-Patienten häufiger eine aufwendige<br />
Nachsorge benötigen, was die Kosten<br />
ebenfalls in die Höhe treiben kann.«<br />
Die Zahlen der Fachgesellschaften<br />
sprechen nach Aussage von Hamm<br />
auch nicht dafür, dass Kliniken aus<br />
ökonomischen Gründen verstärkt den<br />
minimal-invasiven Klappenersatz der<br />
konventionellen Implantation vorziehen.<br />
Laut dem GARY-Register wird der<br />
minimal-invasive Eingriff auch überwiegend<br />
– wie empfohlen – bei Hochrisiko-Patienten<br />
vorgenommen, hieß es<br />
schon 2012 beim Europäischen Herzkongress<br />
in München. Die meisten Kliniken<br />
würden die derzeitigen Empfehlungen<br />
zur Indikation beachten, so auch<br />
beim diesjährigen Mannheimer Herz-<br />
Kongress: Über 80 Prozent der TAVI-Eingriffe<br />
werden in Deutschland wie empfohlen<br />
bei über 75 Jahre alten Patienten<br />
vorgenommen. Die Zahl der konventionell<br />
operativ behandelten Patienten<br />
liege zudem seit Jahren bei 11.000 bis<br />
12.000 pro Jahr, sei also konstant. Darüber<br />
hinaus werde nicht jeder über<br />
75-Jährige, für den TAVI eine Option sei,<br />
tatsächlich minimal-invasiv behandelt.<br />
Gleichwohl gebe es insgesamt bei<br />
TAVI einen Trend hin zu Patienten mit<br />
geringerem Risiko (gemäß dem logis-<br />
442 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
WISSENSCHAFT ●<br />
tischen EuroScore), hieß es vor wenigen<br />
Wochen beim Internisten-Kongress<br />
in Wiesbaden. »Natürlich gibt es junge<br />
Patienten mit eher geringem Operationsrisiko,<br />
die unbedingt eine TAVI<br />
möchten«, so laut Medienberichten<br />
auch Christian Hamm. Mit dem großen<br />
Erfolge der TAVI-Eingriffe werde<br />
die minimal-invasive Methode zunehmend<br />
auch bei Patienten mit mittlerem<br />
Risiko als Alternative zur klassischen<br />
Klappen-Operation gesehen, berichtete<br />
Professor Harald Darius (Vivantes<br />
Klinikum Neukölln) bereits letztes Jahr<br />
beim Europäischen Kardiologen-Kongress<br />
in München. Der Trend, TAVI nicht<br />
allein auf Hochrisiko-Patienten zu reduzieren,<br />
sei seiner Ansicht nach auch<br />
durchaus in Ordnung – angesichts der<br />
sehr guten Erfahrungen mit TAVI bei<br />
den Hochrisiko-Kranken. Aber solange<br />
es keine guten Überleben-Daten gebe,<br />
sollte das Verfahren nicht bei Patienten<br />
mit mittlerem bis geringem Risiko angewendet<br />
werden, mahnte Darius Ende<br />
August 2012.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 13.5.2013<br />
INTERNATIONALE STUDIE BELEGT NUTZEN ERGÄNZENDER HYGIENEMASSNAHMEN<br />
Antimikrobielle Kupferwerkstoffe reduzieren<br />
nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen<br />
um 58 Prozent<br />
Aktuelle Studienergebnisse der Medical University of South Carolina belegen, dass die Verwendung antimikrobieller<br />
Kupferlegierungen die Gefahr nosokomialer Infektionen auf Intensivstationen um 58 Prozent<br />
senken kann. Mit dieser Studie wurde erstmals in Klinikversuchen nachgewiesen, dass Kupferwerkstoffe<br />
die mikrobielle Last auf Kontaktflächen deutlich verringern. Denn Kupferoberflächen inaktivieren nicht nur<br />
Antibiotika-resistente Keime, sondern auch viele weitere Erreger und minimieren so die Infektionsübertragung<br />
in Gesundheitseinrichtungen<br />
In Europa erkrankt jeder 14. Patient<br />
während eines Krankenhausaufenthaltes<br />
an einer nosokomialen<br />
Infektion. Dies führt schätzungsweise<br />
zu 147.000 Todesfällen pro<br />
Jahr. Eine aktuell abgeschlossene Studie,<br />
deren Ergebnisse im Mai diesen Jahres<br />
im »Journal of Infection Control and<br />
Hospital Epidemiology« veröffentlicht<br />
werden, belegt, dass antimikrobielle<br />
Kupferwerkstoffe dauerhaft die Keimbelastung<br />
reduzieren und dadurch die<br />
Infektionsrate minimieren können.<br />
Denn Kupfer ist das einzige Material,<br />
welches nachhaltig Mikroorganismen<br />
inaktiviert.<br />
Somit stellen antimikrobielle<br />
Kupferoberflächen im Krankenhaussektor<br />
eine wichtige ergänzende Maßnahme<br />
zu der 4-Säulen-Strategie des<br />
Robert-Koch-Instituts dar.<br />
Die Studie wurde auf Intensivstationen<br />
von drei großen US-amerikanischen<br />
Krankenhäusern durchgeführt:<br />
Beteiligt waren die Medical University<br />
of South Carolina, das Memorial Sloan-<br />
Kettering Cancer Center in New York City<br />
und das Ralph H. Johnson Veterans<br />
Affairs Medical Center in Charleston,<br />
South Carolina. Finanziert wurde die<br />
Studie vom Verteidigungsministerium<br />
der Vereinigten Staaten.<br />
Mit der Fragestellung nach Senkung<br />
der Keimbelastung durch Nutzung von<br />
Kupferlegierungen im Krankenzimmer<br />
schloss die Studie an internationale<br />
Forschungen aus Deutschland, Japan,<br />
Chile und Großbritannien an. Als deutsche<br />
Referenz galt die Asklepios Klinik<br />
Wandsbek.<br />
Kupfer wirkt dauerhaft<br />
antimikrobiell<br />
»Massive Kupferlegierungen bieten eine<br />
Alternative, um die wachsende Zahl<br />
von nosokomialen Infektionen zu reduzieren,<br />
ohne dass es zu einem Mehraufwand<br />
für das Pflegepersonal und die<br />
Putzkräfte kommt«, erklärt Professor<br />
Dr. Michael Schmidt, Mitautor der Studie<br />
und stellvertretender Leiter der Abteilung<br />
für Mikrobiologie und Immunologie<br />
an der Medical University of South<br />
Carolina. »Aufgrund der kontinuierlichen<br />
und dauerhaften antimikrobielle<br />
Wirkung von Kupfer lässt sich zeigen,<br />
dass eine Vermehrung von Krankheitserregern<br />
auf diesen Flächen signifikant<br />
verringert ist. Die Nutzung von Kupfer<br />
bietet deshalb ein sichereres Umfeld<br />
insbesondere für bereits geschwächte<br />
Patienten.«<br />
Um die Wirksamkeit der massiven<br />
Kup fer legierungen in Bezug auf die Rate<br />
nosokomialer Infektionen bestimmen<br />
zu können, wurden häufig berührte<br />
Oberflächen mit antimikrobiellen<br />
Kupfer-Äquivalenten ersetzt. Für<br />
die Studie wurden Intensivstationen<br />
ausgewählt, da die hier behandelten<br />
Patienten ein insgesamt höheres Risiko<br />
an Infektionen aufweisen. Gründe<br />
hierfür sind die Schwere ihrer Erkrankung,<br />
die vielfach invasiven Verfahren<br />
und nicht zuletzt der häufig enge Kontakt<br />
mit dem Pflegepersonal.<br />
Die Patienten wurden randomisiert<br />
und in Zimmer mit oder ohne<br />
antimikrobielle Kupfer-Oberflächen<br />
aufgeteilt, um die Rate der nosokomialen<br />
Infektionen vergleichen zu können.<br />
An der Studie nahmen zwischen Juli<br />
2010 und Juni 2011 insgesamt 650 Patienten<br />
teil, die in 16 Zimmern (acht mit<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 443
Kupfer ausgestattete und acht Standardzimmer)<br />
betreut wurden.<br />
Unter den Ausstattungsgegenständen,<br />
die entweder aus Kupferwerkstoffen<br />
hergestellt worden waren oder zur<br />
Serienausstattung zählten, waren Bettgriffe<br />
und -gitter, Beistelltische, Infusionsständer,<br />
Klingelknöpfe sowie Türbeschläge.<br />
Das Reinigungsverhalten war<br />
in den Studien- und Standardzimmern<br />
gleich.<br />
Antimikrobielle Kupferlegierungen<br />
senken die Keimbelastung auf Oberflächen<br />
um 83 %<br />
Die Ergebnisse der ersten Studienphase,<br />
die im Juli 2012 im »Journal of Clinical<br />
Microbiology« erschienen sind,<br />
zeigten bereits, dass antimikrobielle<br />
Kupferlegierungen die Keimbelastung<br />
durchschnittlich um 83% über einen<br />
Zeitraum von 21 Monaten reduzieren.<br />
Hierbei verglich die Studie der Keimbelastung<br />
von Berührungsflächen mit<br />
und ohne Kupfer während der aktiven<br />
Patientenversorgung sowie zwischen<br />
der routinemäßigen Reinigung<br />
und Desinfektion. Es zeigte sich, dass<br />
zwei bedeutsame Antibiotika-resistente<br />
Keime, wie der Methicillin-resistente<br />
Staphylococcus aureus (MRSA) und<br />
der Vancomycin-resistene Enterococcus<br />
(VRE) mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit<br />
auf Kupferoberflächen<br />
nachzuweisen waren.<br />
Im Ergebnis der Studie entwickelten<br />
46 Patienten eine nosokomiale<br />
Infektion, darunter 26 Patienten mit<br />
einer Kolonisation durch MRSA oder<br />
VRE. Bei Patienten, die in Zimmern mit<br />
Gegenständen aus antimikrobiellen<br />
Kupferlegierungen untergebracht worden<br />
waren, konnte die Rate der nosokomialen<br />
Infektionen um 58 % gegenüber<br />
denjenigen Patienten in »Nicht-Kupferzimmern«<br />
gesenkt werden. Das Verhältnis<br />
von Patienten, die nosokomiale<br />
Infektionen und/oder eine Kolonisation<br />
mit MRSA oder VRE entwickelt haben,<br />
war unter Patienten in Zimmern<br />
mit Kupferoberflächen (7,1 %) im Vergleich<br />
zu Patienten in traditionellen<br />
Zimmern (12,3 %) bedeutsam niedriger.<br />
Das Verhältnis von Patienten, die<br />
nosokomiale Infektionen entwickelten,<br />
war unter denjenigen bedeutsam niedriger,<br />
die den »Kupferzimmern« (3,4 %)<br />
im Vergleich zu denjenigen in traditionellen<br />
Zimmern (8,1 %) zugeteilt worden<br />
waren.<br />
Synergieeffekte im Hygienemanagement<br />
fördern Qualität<br />
und mindern Kosten<br />
»Patienten, die an nosokomialen Erkrankungen<br />
leiden, bleiben länger<br />
im Krankenhaus, verursachen höhere<br />
Behandlungskosten und weisen eine<br />
höhere Sterbewahrscheinlichkeit durch<br />
Hospitalisierung auf«, so Dr. Kassandra<br />
D. Salgado, Leiterin der Studie und Assistant<br />
Professor an der Medical University<br />
of South Carolina. »Unsere Studie<br />
hat ergeben, dass die Ausstattung<br />
von Kontaktflächen mit antimikrobiellen<br />
Werkstoffen einen zusätzlichen<br />
Beitrag bei der Infektionsbekämpfung<br />
auf Intensivstationen darstellt. Zum einen<br />
konnten nosokomiale Infektionen<br />
eingedämmt, zum anderen auch die<br />
Kolonisation mit resistenten Erregern<br />
reduziert werden.«<br />
Auch in Deutschland rücken die Hot<br />
Spots des Infektionsgeschehens immer<br />
mehr in das Blickfeld der Hygieniker.<br />
Erste Referenzprojekte mit dem erweiterten<br />
Präventionsansatz und der<br />
Schaffung von Synergieeffekten im Hygienemanagement<br />
finden sich an Kliniken<br />
in Berlin, Hamburg, Hagen, Velbert<br />
und Apolda wie auch bundesweit in<br />
verschiedenen Arztpraxen.<br />
Wirkweise von Kupfer<br />
größtenteils enträtselt<br />
Warum Bakterien auf Kupfer oberflächen<br />
sterben, konnte zum Großteil<br />
jüngst von Biochemikern der Universität<br />
Bern gemeinsam mit Materialforschern<br />
der Universität des Saarlandes<br />
enträtselt werden. In Laborversuchen<br />
bewies das Team, dass die Bakterien<br />
nur dann verenden, wenn diese in direktem<br />
Kontakt mit der Kupferoberfläche<br />
stehen. Einzelne Kupferionen in einer<br />
Flüssigkeit reichen dafür oft nicht<br />
aus. Das Forschungsergebnis haben die<br />
Wissenschaftler jetzt gemeinsam in der<br />
Fachzeitschrift »Applied and Environmental<br />
Microbiology« der American<br />
Society for Microbiology veröffentlicht.<br />
Im Laborversuch nutzten die Forscher<br />
die Laserinterferenztechnologie<br />
am Steinbeis-Forschungszentrum für<br />
Werkstofftechnik (MECS) in Saarbrücken.<br />
Eine Kupferplatte wurde dort mit<br />
einer dünnen Kunststoffschicht überzogen.<br />
Mit pulsierenden Laserstrahlen<br />
schossen die Materialforscher winzige<br />
Löcher in diese Schicht und erzeugten<br />
so ein wabenartiges Muster. Die<br />
Löcher waren mit einem halben Mikrometer,<br />
einem Millionstel Meter,<br />
kleiner als der Durchmesser der Bakterien.<br />
»Das für uns überraschende<br />
Ergebnis war, dass die Bakterien auf<br />
dieser Oberfläche nicht abgestorben<br />
sind, obwohl Kupferionen freigesetzt<br />
wurden«, erläutert Professor Dr. Frank<br />
Mücklich vom MECS. Im Vergleichsversuch<br />
mit einer unbeschichteten Kupferplatte<br />
und der gleichen Konzentration<br />
von Kupferionen waren alle Bakterien<br />
nach wenigen Stunden vernichtet.<br />
»Dies zeigt, dass die Bakterien vor<br />
allem beim direkten Kontakt mit der<br />
Kupferoberfläche absterben. Offenbar<br />
wird dadurch erst die Zellhülle angegriffen<br />
und so die Voraussetzung dafür<br />
geschaffen, dass die Kupferionen die<br />
Zellen völlig zerstören können«, schlussfolgert<br />
das interdisziplinäre Forscherteam.<br />
Dies lässt vermuten, dass komplexe<br />
elektrochemische Prozesse zwischen<br />
Kupferplatte und Keimen auf der<br />
Oberfläche eine Rolle spielen.<br />
_PRESSEMELDUNG DES DEUTSCHEN KUPFERINSTITUTS<br />
BERUFSVERBAND E. V., DÜSSELDORF, 29.4.2013<br />
444 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
Jürgen<br />
Gansäuer<br />
FOTO: PRIVAT<br />
DIE DEUTSCHE<br />
VERGANGENHEIT<br />
HINRICH<br />
WILHELM KOPF<br />
Die Sozialdemo -<br />
kra tie in Deutschland<br />
hat viele<br />
Gründe, auf ihre<br />
Geschichte stolz zu<br />
sein. Der Kampf um<br />
die Rechte der Arbeiter,<br />
das Ringen um die Gleichstellung von<br />
Mann und Frau und der Widerstand gegen<br />
die Nationalsozialisten sind Marksteine,<br />
deren Bedeutung von keinem Demokraten<br />
bestritten werden sollte. Die Rede des<br />
SPD-Fraktionsvorsitzenden im Reichstag,<br />
Otto Wels, vom 23. März 1933, in der er an<br />
Hitler gewandt erklärte: »Freiheit und Leben<br />
kann man uns nehmen, die Ehre nicht«,<br />
bleibt über alle Parteigrenzen hinweg ein<br />
beeindruckendes Zeugnis für Demokratie<br />
und Freiheit. Vor dem Hintergrund dieser<br />
Vergangenheit neigen nicht ganz wenige<br />
Sozialdemokraten dazu, die Diskussion um<br />
die Enthüllungen über den ersten Ministerpräsidenten<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s, Hinrich Wilhelm<br />
Kopf, möglichst tief zu hängen. Sie<br />
sollten eigentlich wissen, dass man vor der<br />
Geschichte nicht davonlaufen kann, und<br />
zwar gerade dann nicht, wenn deren Erkenntnisse<br />
schmerzhaft sind.<br />
Hinrich Wilhelm Kopf, ein niedersächsisches<br />
Idol, ist von einer jungen Doktorandin<br />
aus Göttingen vom Sockel gestürzt<br />
worden, und Ministerpräsident Stephan<br />
Weil sah sich veranlasst zu erklären, dass<br />
Kopf gelogen hat. Nach allem was bisher<br />
bekannt geworden ist, hat er insbesondere<br />
zu Lasten von Juden mehr getan, als die Nationalsozialisten<br />
von ihm erwartet haben,<br />
persönliche Bereicherung eingeschlossen.<br />
Auch wenn man davon absieht, dass SPD<br />
und Grüne in der Vergangenheit in ähnlichen<br />
Fällen über andere immer außerordentlich<br />
stringent geurteilt haben, was<br />
im Kern nicht zu beanstanden ist, steht die<br />
Frage nach den Konsequenzen im Raum,<br />
und diese kann nicht ausgesessen, sondern<br />
sie muss beantwortet werden. Das<br />
sind wir weniger der Vergangenheit, sondern<br />
vielmehr unserer Zukunft schuldig.<br />
Denn die Frage, wie wir mit einem solchen<br />
Problem umgehen, wird zugleich auch ei-<br />
ne Antwort darauf sein, welche geistige<br />
Tiefenschärfe die demokratischen Strukturen<br />
im heutigen Deutschland besitzen.<br />
Dabei sollten gerade in der sogenannten<br />
Wahlkampfzeit die Zeigefinger unserer politischen<br />
Protagonisten untätig bleiben,<br />
denn es gibt nur wenig Unschuldige. Aus<br />
fast allen politischen Lagern hatte die NS-<br />
DAP Zulauf, und den tatsächlich Unschuldigen<br />
von heute ist vor allem ihr Geburtsdatum<br />
hilfreich.<br />
In den USA werden Straßen durch Ziffern<br />
und in Europa fast durchgängig durch<br />
Namen bezeichnet. Das hat seinen guten<br />
Grund, denn sie sollen uns an bedeutende<br />
Ereignisse und an verdiente Persönlichkeiten<br />
erinnern. Vor allem aber sollen sie<br />
den Lebenden als Vorbilder dienen. Die Frage,<br />
ob Hinrich Wilhelm Kopf vor dem Hintergrund<br />
dieser Enthüllungen auch künftig<br />
noch Vorbild gerade für die junge Generation<br />
sein kann, muss deshalb leider<br />
mit »nein« beantwortet werden. Da helfen<br />
auch alle unbestrittenen Verdienste nicht,<br />
denn zu welchem Kurs sollten diese mit<br />
dem Blick auf sein Versagen auf- und gegengerechnet<br />
werden? Und wenn wir sie<br />
bei ihm aufrechnen, warum nicht auch bei<br />
anderen? Natürlich ist das Durchwurschteln<br />
auf den ersten Blick bequemer; man<br />
braucht nichts zu ändern und sich nicht<br />
über neue Namen zu streiten. Aber ist es<br />
das, was die unselige Vergangenheit als<br />
Konsequenz von uns abfordert? Es hilft<br />
nichts: Nachsicht ist ein essentieller Bestandteil<br />
des demokratischen Umgangs<br />
miteinander, aber wo sollten ihre Grenzen<br />
markiert werden, wenn nicht in der Zeit<br />
zwischen 1933 und 1945?<br />
Der Hinweis, dass man im Falle einer<br />
Namensänderung im Zusammenhang mit<br />
Hinrich Wilhelm Kopf noch viele andere<br />
Straßennamen ändern müsse, ist inakzeptabel,<br />
denn er setzt die deutsche Geschichte<br />
im Allgemeinen mit der Geschichte des Nationalsozialismus<br />
gleich. Allein aber der Holocaust<br />
verbietet einen solchen Vergleich.<br />
Das, was in den zwölf Jahren des tausendjährigen<br />
Reiches an Unrecht und Grauen<br />
verübt wurde, ist singulär und deshalb mit<br />
nichts vergleichbar. Ja, das Problem ist unbequem,<br />
ja, wir müssen wieder über Zeiten<br />
reden, an die sich viele Deutsche ungern<br />
erinnern, ja, wir lassen uns als <strong>Niedersachsen</strong><br />
ungern einen bedeutenden Mann<br />
DIES & DAS<br />
»rauben«, den wir über alle Parteischattierungen<br />
hinweg bisher geschätzt und völlig<br />
anders beurteilt haben. Es hilft aber nichts,<br />
denn die Demokratie ist keine Wellnessveranstaltung.<br />
Es kann auch schon einmal eiskalt<br />
und ungemütlich werden. Wir müssen<br />
da durch und zwar mit Würde und Anstand.<br />
(Unser Gastkommentator war von 2003<br />
bis 2008 Präsident des Niedersächsischen<br />
Landtags)<br />
_JÜRGEN GANSÄUER<br />
BUNDESTAGSWAHL<br />
ZWISCHEN GEWISSHEIT<br />
UND FRAGEZEICHEN<br />
RUNDBLICK, 1.7.2013<br />
Alle Meinungsumfragen zeigen ein<br />
fast erschreckend konstantes Bild:<br />
Die Union hat eine Spitzenposi tion,<br />
die sich recht stark verfestigt hat. Die Sozialdemokraten<br />
sind in einem Abwärtstrend,<br />
der darauf aus zu sein scheint, den Nachweis<br />
zu führen, dass Peer Steinbrück der<br />
falsche Kandidat für seine Partei ist, die<br />
nicht die Seine zu sein scheint. Was der<br />
SPD fehlt, können die Grünen nicht wettmachen.<br />
Die Freien Demokraten sind auf<br />
dem Weg zur Erholung, was zusammen<br />
mit der Union für eine Mehrheit reichen<br />
könnte. Die Linke hat ihre Stabilität vor allem<br />
mit Hilfe der ostdeutschen Wähler. Ihr<br />
Programm schließt es aus, sie als Partner<br />
für ein Linksbündnis betrachten zu können.<br />
Aber längst ist nicht aller Tage Abend.<br />
Viele wissen nicht, ob sie wählen gehen<br />
und wen sie wählen sollten. Nicht absehbar<br />
in ihren Wirkungen auf die Wählerschaft<br />
sind Ereignisse, die noch bevorstehen<br />
könnten. Zur einzigen Konstanten, die<br />
einigermaßen gesichert ist, ist die Erkenntnis<br />
geworden, dass der Wahlkampf Peer<br />
Steinbrück zunehmend zu einer eher tragischen<br />
Figur macht, die sich nicht lösen<br />
kann aus der Summe der Urteile und Vorurteile,<br />
die sich geradezu klettenhaft an ihm<br />
festgemacht haben. Wenn Sigmar Gabriel<br />
geglaubt hat, ihm den Vortritt lassen zu<br />
sollen, weil er die Zeit für sich noch nicht<br />
gekommen gesehen hat, dann kann auch<br />
diese Rechnung zum Fehler werden; ein<br />
Misserfolg Steinbrücks könnte zum Menetekel<br />
für den Parteivorsitzenden werden.<br />
Schon jetzt erleidet er dadurch Schaden,<br />
dass er Steinbrück eher zusätzlich Abbruch<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 445
tut zu den Negativwirkungen, die der Kandidat<br />
selbst zu vertreten hat.<br />
Die Union tut unter Angela Merkel viel,<br />
um den Sozialdemokraten programmatisch<br />
das wegzunehmen, was der SPD nützen<br />
würde. Einziger wesentlicher Punkt, der<br />
die beiden Lager voneinander unterscheidet,<br />
sind die Steuererhöhungen, die die eine<br />
Seite recht umfangreich will und die die<br />
andere Seite total ausschließt. Damit ist<br />
immer mehr zum bestimmenden Faktor<br />
in den Umfragen die solide Gleichförmigkeit<br />
geworden, die viele Wähler mit Angela<br />
Merkel verbinden. Sie scheint wie eine<br />
Garantie darauf zu wirken, dass sie Halt in<br />
einer oft haltlosen Welt bietet.<br />
Was die Wählerschaft am Ende entscheidet,<br />
bleibt trotz allem ungewiss. Wenn eine<br />
Mehrheit am liebsten eine große Koalition<br />
sehen würde, ist das ein Zeichen dafür,<br />
dass sie sozialen Ausgleich wünscht statt<br />
Übertreibungen dieser oder jener Art, die<br />
mit anderen Bündnissen verbunden wären.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
_HELMUT RIEGER<br />
RUNDBLICK, 25.6.2013<br />
FÜLLHORN<br />
GIBT’S DEN<br />
ELTERNWILLEN?<br />
In jeder bildungspolitischen<br />
Diskussion<br />
taucht er auf, er<br />
sitzt in jeder Talkshow,<br />
Schulpolitiker/innen<br />
jeder Couleur, Stadt-<br />
Britta Grashorn<br />
und Land- kreisverwaltungen,<br />
Landes- und Bundesregierungen<br />
nehmen ihn gern und hemmungslos als<br />
Kronzeugen für ihre jeweiligen Positionen<br />
in Haft: der Elternwille. Er ist wie ein leeres<br />
Füllhorn, das nur darauf wartet, mit passendem<br />
Inhalt bestückt zu werden. Allein<br />
der Singular verrät: Es kann immer nur einen<br />
Elternwillen geben! Klingt absurd, ist<br />
aber lange geübte Praxis.<br />
Elternvertretungen in Schulen, auf kommunaler<br />
und Landesebene tun den jeweiligen<br />
Willen öffentlich kund. Viele Mütter<br />
und Väter fragen sich dann zwar oft, in<br />
wessen Namen diese Gremien eigentlich<br />
agieren. Denn zunehmend klingen Verlautbarungen<br />
der ehrenamtlichen Elternvertreter/innen<br />
wie Versatzstücke aus Parteiprogrammen<br />
oder der Verbandspresse.<br />
Wer spricht denn da: Grüne und SPD, CDU<br />
und FDP, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,<br />
Philologen- oder Realschullehrerverband?<br />
Es wäre schon schön, wenn<br />
der nicht organisierte Teil der Elternschaft<br />
vorher wüsste, ob Vertreter/innen gewählt<br />
werden sollen, die selbst Lehrer/innen oder<br />
Beamte/Angestellte einer Bildungsbehörde<br />
sind, einer Partei angehören und/oder<br />
eine aktive Rolle in einer Gewerkschaft und<br />
einem Bildungsberufsverband spielen bzw.<br />
entsprechende Partner/innen zu Hause haben.<br />
Diese Hintergrundinformationen sind<br />
natürlich tabu. Schließlich ist Deutschland<br />
das Land des Datenschutzes und der informationellen<br />
Selbstbestimmung.<br />
Für Kultusminister/innen und Schulträger<br />
ist der Elternwille dagegen der blanke<br />
Horror. Nehmen wir z. B. <strong>Niedersachsen</strong>:<br />
Hier dürfen sich Mütter und Väter einfach<br />
über die Schullaufbahnempfehlung der<br />
Grundschule hinwegsetzen und ihr Kind<br />
auf einer weiterführenden Schule ihrer<br />
Wahl anmelden. Das führt dazu, dass immer<br />
noch scharenweise Kinder in die Gymnasien<br />
strömen, die dort nichts zu suchen<br />
haben, gleichzeitig aber händeringend für<br />
die vielen neuen Gesamtschulen gebraucht<br />
werden, die im Land flächendeckend entstehen<br />
sollen, weil sie nach Überzeugung der<br />
rot- grünen Landesregierung – pardon: nach<br />
dem Willen der Eltern – einfach die besseren<br />
Schulen für die meisten Kinder sind.<br />
Zusätzlich bereitet es der Kultusverwaltung<br />
und den Schulen Kopfschmerzen,<br />
dass Eltern immer noch weitgehend<br />
wählen können, ob sie ihre Kinder an einer<br />
Regelschule oder an einer Förderschule<br />
anmelden. Wie soll man da planen? Am<br />
liebsten hätte Rot-Grün auf einen Streich<br />
sämtliche Förderschulen bereits zum kommenden<br />
Schuljahr geschlossen. Da sind<br />
aber der Landeshaushalt und der tatsächliche<br />
Elternwille davor.<br />
Jetzt hat das Kultusministerium einen<br />
eleganten Dreh gefunden, eben diesen indirekt<br />
zu brechen: Die Wahlmöglichkeit der<br />
Schulform könne für die Erziehungsberechtigten<br />
»nur dort bestehen, wo es verschiedene<br />
Schulformen zur Auswahl gibt«, heißt<br />
es in der Antwort des Ministeriums auf eine<br />
aktuelle Anfrage von CDU-Abgeordneten<br />
zur geplanten Abschaffung sämtlicher Förderschulen.<br />
Also, wenn es vor Ort nur noch<br />
die Schulen gibt, die politisch gewollt sind,<br />
kann der Elternwille sich auch nur auf diese<br />
erstrecken. Folgerichtig werden ab dem<br />
Schuljahr 2014/15 keine Kinder mehr in den<br />
Sekundarbereich der Förderschulen »Lernen«<br />
und keine mehr im Primar- und Sekundarbereich<br />
»Sprache« aufgenommen,<br />
und die Gesamtschule in <strong>Niedersachsen</strong><br />
firmiert nicht mehr unter »Ersatzschule«,<br />
sondern als »ersetzende« Schulform. Einfach<br />
genial.<br />
_BRITTA GRASHORN<br />
RUNDBLICK, 26.6.2013<br />
DEUTSCHE GEHEN SELTENER<br />
ZUM ARZT<br />
Die Bundesbürger gehen heute deutlich<br />
seltener zum Arzt als noch Mitte<br />
der 90er Jahre. Laut einem Bericht<br />
der »Bild«-Zeitung suchen die Bundesbürger<br />
im Durchschnitt zehn Mal im Jahr einen<br />
Arzt auf. Das seien durchschnittlich drei Besuche<br />
weniger als 1995, wie die Zeitung unter<br />
Berufung auf Daten des vom Deutschen<br />
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellten<br />
Sozioökonomischen Panels (SOEP)<br />
schreibt.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KBV), Andreas<br />
Köhler, zweifelte die Zahlen an. »Ob die<br />
Patienten in Deutschland mittlerweile tatsächlich<br />
deutlich weniger die Arztpraxen<br />
aufsuchen, bezweifle ich«, sagte Köhler in<br />
Berlin. »Die Arztkontakte sind innerhalb<br />
der bundesdeutschen Bevölkerung sehr<br />
ungleich verteilt.« Entscheidend sei, wer<br />
im Rahmen des sozioökonomischen Panels<br />
befragt worden ist.<br />
Ȇber 50 Prozent der Arztkontakte entfallen<br />
auf 16 Prozent der Patienten, also<br />
auf solche, die aufgrund einer schweren<br />
Erkrankung eine häufige und regelmäßige<br />
ärztliche Betreuung brauchen«, erläuterte<br />
Köhler. Diese Personengruppe lasse sich in<br />
Umfragen schwer erreichen.<br />
DIW-Fachleute sagten dem Blatt, es handele<br />
sich um einen »signifikanten Rückgang«<br />
der durchschnittlichen Arztbesuche.<br />
Das Minus resultiere unter anderem aus<br />
einer besseren Vorsorge beispielsweise bei<br />
Zahnärzten. Zudem müssten heute viele<br />
Medikamente von den Patienten selbst bezahlt<br />
werden. Ein Rezept vom Arzt sei daher<br />
überflüssig.<br />
446 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
DIES & DAS ●<br />
Im Auftrag des DIW werden jedes Jahr<br />
in Deutschland über 20.000 Personen aus<br />
rund 11.000 Haushalten zu den Themen<br />
Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und<br />
Gesundheit befragt.<br />
_FVDZ NEWSLETTER, 18.6.2013<br />
MEDIZINSTUDIERENDE SEHEN<br />
DEUTSCHE ARZTAUSBILDUNG IN<br />
GEFAHR<br />
Kritik an Brüssel: Dort würden realitätsferne<br />
Entscheidungen am Reißbrett<br />
getroffen, teilte Kristian Otte<br />
mit. Der Vorsitzende des Ausschusses der<br />
Medizinstudierenden im Hartmannbund<br />
zeigt sich besorgt über die aktuelle Vereinbarung<br />
zwischen Europäischer Kommission,<br />
Ministerrat und dem Parlament der<br />
Europäischen Union. Danach soll die Mindestausbildungszeit<br />
für das Medizinstudium<br />
europaweit von sechs auf fünf Jahre<br />
reduziert werden.<br />
Otte sieht dadurch die »hochwertige<br />
deutsche Arztausbildung gefährdet«, heißt<br />
es in der Erklärung. Die Befürchtungen der<br />
Medizinstudierenden seien somit eingetroffen.<br />
»Auch wenn es aus Brüssel heißt,<br />
es handele sich nicht um eine Regelstudiendauer,<br />
sondern nur um eine Mindestausbildungsdauer<br />
[...] ist nunmehr der Weg<br />
frei für eine Legalisierung des fünfjährigen<br />
Medizinstudiums«, schreibt Otte. »Damit<br />
unterstützt Brüssel auch die Befürworter<br />
einer nicht nur kürzeren, sondern auch<br />
kostengünstigeren Arztausbildung. Dem<br />
werden sich in Zukunft möglicherweise<br />
auch Länder anschließen, die heute noch<br />
von der Qualität ihrer sechsjährigen Ausbildungsdauer<br />
überzeugt sind«, so Ottes<br />
Prognose. »Am Ende stehe der ,Arzt in fünf<br />
Jahren‘, dessen theoretische wie praktische<br />
Ausbildung in ein Korsett gezwungen wird,<br />
das – einmal geschnürt – schwer wieder abzustreifen<br />
ist.«<br />
Wie der Hartmannbund auf seiner<br />
Internetseite am 24. Juni mitteilte, habe<br />
die EU das fünfjährige Medizinstudium legalisiert:<br />
»Der Text der Richtlinie über die<br />
Anerkennung von Berufsqualifikationen<br />
2005/36/EG soll künftig vorsehen, dass die<br />
Mindestausbildungsdauer für das Medizinstudium<br />
nur noch fünf Jahre beträgt,<br />
innerhalb derer mindestens 5500 Unter-<br />
richtsstunden zu absolvieren sind. Darauf<br />
einigten sich einem Bericht des Deutschen<br />
Ärzteblatts zufolge Unterhändler von Kommission,<br />
Ministerrat und Parlament der Europäischen<br />
Union (EU).« Seitdem die Pläne<br />
der EU im Herbst vergangenen Jahres<br />
bekannt geworden seien, habe sich der<br />
Hartmannbund gegen eine Verkürzung<br />
der Studiendauer ausgesprochen. Dem<br />
hätten sich 2000 studentische Mitglieder<br />
angeschlossen. _WWW.ZAEND.DE, 24.6.2013<br />
LAUMANN:<br />
WIR WOLLEN DEN ARZT VOR ORT<br />
Mehr Medizinstudienplätze und<br />
mehr Professuren für Allgemeinmedizin<br />
fordert die CDU<br />
in Nordrhein-Westfalen. Der drohende<br />
Ärztemangel, insbesondere bei Hausärzten,<br />
sei »eines der drängendsten Probleme<br />
in unserem Land«, warnt die Landtagsfraktion<br />
der Christdemokraten.<br />
»Wir wollen den Arzt vor Ort«, betont<br />
Fraktionschef Karl-Josef Laumann. »Wenn<br />
es nicht mehr genug Hausärzte gibt, dann<br />
liegt das auch daran, dass zu wenige Allgemeinmediziner<br />
an unseren Hochschulen<br />
ausgebildet werden.« Das liege nicht<br />
an mangelndem Interesse, sondern daran,<br />
dass es zu wenig Studienplätze gebe. Zudem<br />
müsse der Bereich der Allgemeinmedizin<br />
im Medizinstudium gestärkt werden.<br />
Dazu brauche es neue Professuren. Und:<br />
»In Ostwestfalen-Lippe muss eine zusätzliche<br />
Fakultät eingerichtet werden.«<br />
Zudem brauche es Anreize, damit<br />
junge Ärzte nach dem Studium eine<br />
Hausarztpraxis im ländlichen Raum übernehmen.<br />
Dazu schlägt die CDU-Landtagsfraktion<br />
ein Stipendienprogramm vor, das<br />
an eine zeitlich begrenzte Verpflichtung<br />
zur hausärztlich-ländlichen Tätigkeit gekoppelt<br />
wird.<br />
In Sachen flächendeckende Hausarztversorgung<br />
soll nach Ansicht der CDU die<br />
Politik mehr mitzureden haben. »Da die<br />
bestehenden Selbstverwaltungsstrukturen<br />
zu keiner zufriedenstellenden räumlichen<br />
Verteilung der hausärztlichen Versorgung<br />
geführt haben, muss die rechtliche<br />
und tatsächliche Grundlage dafür geschaffen<br />
werden, dass jetzt die Landesregierung<br />
die Verantwortung gemeinsam mit<br />
den Kassenärztlichen Vereinigungen, den<br />
Krankenkassen und den Hausarztverbänden<br />
übernimmt«, heißt es in dem Antrag.<br />
_WWW.FACHARZT.DE, 19.6.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 447
PRESSE & MEDIEN<br />
ZWEITES KIND AUS BAD<br />
SALZUFLEN STIRBT AN MASERN<br />
pps. FRANKFURT, 13. Juni.<br />
Vor 14 Jahren infizierten sich zwei<br />
Säuglinge im Wartezimmer eines<br />
Kinderarztes in Bad Salzuflen mit<br />
Masern. Mit in dem Raum saß ein elfjähriger<br />
Junge, der den Erreger übertrug, weil<br />
seine Eltern eine Impfung gegen die gefährliche<br />
Infektionskrankheit abgelehnt<br />
hatten. Die beiden Säuglinge, die noch zu<br />
klein für eine schützende Masernimpfung<br />
waren, schienen die Infektion zunächst folgenlos<br />
zu überstehen, Jahre später aber erkrankten<br />
sie schwer an einer chronischen<br />
Maserngehirnentzündung, der sogenannten<br />
subakuten sklerosierenden Panenzephalitis<br />
(SSPE). Das Mädchen starb 2011, nun<br />
ist auch das zweite, ein 14 Jahre alter Junge,<br />
an den Spätfolgen der Masern gestorben,<br />
wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte<br />
am Donnerstag mitteilte. Bei<br />
dem Jungen war es im Alter von fünf Jahren<br />
plötzlich zu immer größeren neurologischen<br />
und motorischen Ausfällen gekommen,<br />
er konnte schließlich nicht mehr laufen<br />
und sprechen und verfiel – ähnlich wie<br />
das infizierte Mädchen – in eine Art Wachkoma.<br />
Die Diagnose: SSPE. Bei der Erstinfektion<br />
vor 14 Jahren waren die gefährlichen<br />
Masernviren auch in ihre Gehirne gelangt,<br />
dort hatten sie sich vermehrt und Nervenzellen<br />
zerstört. Der Berufsverband der Kinder-<br />
und Jugendärzte rät dringend, Kinder<br />
und Jugendliche gegen die vermeintlich<br />
harmlosen Masern impfen zu lassen. Aktuell<br />
gibt es wieder in München und vor<br />
allem Berlin Masernausbrüche, in beiden<br />
Städten wurden bereits mehrere Säuglinge<br />
angesteckt. _FAZ, 14.6.2013<br />
DRUCK DER HEILENDEN<br />
Ärzte, Zahnärzte und Apotheker wollen<br />
vor der <strong>Bundestags</strong>wahl Druck<br />
machen und haben eine »Allianz<br />
der Heilberufe« gegründet, die nach eigenen<br />
Angaben eine Million Beschäftigte im<br />
Gesundheitswesen repräsentiert. » Noch<br />
im Sommer gibt es erste Projekte, bei denen<br />
wir auf negative Folgen für die Versorgung<br />
der Patienten hinweisen«, sagt der Chef<br />
des Ärzteverbands NAV Virchowbund, Dirk<br />
Heinrich. Er ist einer der Sprecher des neuen<br />
Bündnisses. Die einzelnen Berufsgruppen<br />
dürften sich nicht von der Politik gegeneinander<br />
ausspielen lassen. »Respekt und<br />
Wertschätzung« zwischen Heilberufen<br />
und Politik und Krankenkassen müssten<br />
wiederhergestellt werden. Weitere Mitglieder<br />
sind der Apothekerverband, der Spitzenverband<br />
der Fachärzte und der Freie<br />
Verband der Zahnärzte. Phn<br />
GESCHÜTZT<br />
GRIPPEIMPFUNG OFFENBAR<br />
NÜTZLICH<br />
_FOCUS, 17.6.2013<br />
Die Grippeimpfung hat in den USA<br />
einer Hochrechnung zufolge 13 Millionen<br />
Influenza-Fälle innerhalb von<br />
sechs Jahren verhindert. Dies berichten Forscher<br />
um Deliana Kostova von der amerikanischen<br />
Seuchenschutzbehörde CDC (Plos<br />
One, online). Sie geben an, keine finanzielle<br />
Unterstützung für die Studie erhalten<br />
zu haben; auch Interessenskonflikte gebe<br />
es keine. Die Autoren berücksichtigten die<br />
Erkrankungs- und Impfraten in den Jahren<br />
2005 bis 2011 sowie die jeweilige Wirksamkeit<br />
der Immunisierung. Diese kann von<br />
Jahr zu Jahr etwas schwanken, weil eine<br />
Grippeimpfung möglicherweise nicht gegen<br />
alle der kursierenden Virenstämme<br />
schützt. Den Autoren zufolge hätten sich<br />
in den untersuchten sechs Jahren durch die<br />
Impfungen 110.000 Grippe-bedingte Krankenhauseinweisungen<br />
verhindern lassen.<br />
In den USA wird ein sehr striktes Influenza-Impfprogramm<br />
empfohlen. Demnach<br />
soll sich jeder Mensch, der sechs Monate<br />
oder älter ist, jährlich gegen die Virusgrippe<br />
impfen lassen. In Deutschland wird die<br />
Immunisierung etwa chronisch kranken<br />
und älteren Menschen empfohlen sowie<br />
Mitarbeitern im Gesundheitswesen. kabl<br />
_SDZ, 20.6.2013<br />
MEDIZIN<br />
ÄRZTE WARNEN VOR GEHIRN-<br />
DOPING BEI KINDERN<br />
Das Streben nach maximalem Erfolg<br />
nimmt beunruhigende Formen an:<br />
Die Zahl der Eltern, die ihren Kindern<br />
mit leistungssteigernden Mitteln auf die<br />
Sprünge helfen wollen, nimmt zu.<br />
Saskia Nagel, Kognitionsforscherin der<br />
Uni Osnabrück, mahnt vor allem bei Minderjährigen<br />
zur Vorsicht. »Das Gehirn und<br />
der gesamte Organismus entwickeln sich<br />
noch. Wir wissen nicht, wie diese Medikamente<br />
auf die Dauer wirken.« Langzeitstudien<br />
zu Neuroenhancement-Mitteln gibt<br />
es nicht. Zu diesen gehört Methylphenidat<br />
(Ritalin), das Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen<br />
verschrieben wird. »Wenn<br />
kranke Kinder Medikamente erhalten, die<br />
helfen, ist das sicher gut«, sagt Nagel. Ihr<br />
gehe es um gesunde Minderjährige, die die<br />
Arzneien zur Leistungssteigerung nehmen.<br />
WELTWEIT EINZIGARTIGES<br />
RÖNTGENGERÄT STEHT IN<br />
DER MHH<br />
_DIE WELT, 11.6.2013<br />
Von Thomas Nagel<br />
Hannover. Das Gerät heißt »Artis Q«<br />
– der Name klingt relativ unspektakulär.<br />
Der Preis ist mit fast einer Million<br />
Euro schon etwas aufsehenerregender.<br />
Spektakulär ist hingegen, dass das Angiographiesystem<br />
weltweit einmalig ist und<br />
jetzt in der MHH steht.<br />
Der MHH-Direktor des Instituts für Diagnostische<br />
Und Interventionelle Radiologie,<br />
Professor Frank Wacker, schwärmt:<br />
»Dieses Gerät ist ein Quantensprung. Mit<br />
dem alten Gerat befanden wir uns im<br />
»Mittelalter«. Mittelalter bedeutet in der<br />
Hochschulmedizin zehn Jahre, so alt war<br />
das bisherige Angiographiesystem.<br />
Was macht »Artis Q« so besonders?<br />
Professor Wacker erklärt: »Dieses Gerät erzeugt<br />
sehr genaue, dreidimensionale Bilder.«<br />
Diese Röntgenröhre steigert die Erkennbarkeit<br />
kleiner Blutgefäße um bis zu<br />
70 Prozent. Und das bei geringerer Strahlenbelastung.<br />
»Das ist wichtig für die Patienten<br />
und die Ärzte«, so der MHH-Direktor.<br />
Auch wenn die Radiologen mit Bleischürzen<br />
geschützt neben dem Patienten<br />
ständen, seien auch sie einer Strahlenbelastung<br />
ausgesetzt. Bei rund 1000 Patienten<br />
jährlich in dem neuen Angiographielabor<br />
ist die Strahlenbelastung kein geringes<br />
Berufsrisiko für die Mediziner.<br />
Mit »Artis Q« behandeln die Ärzte über-<br />
448 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
wiegend Lebertumore, Aneurysmen (Arterienerweiterungen)<br />
im Körper und Gefäßverengungen<br />
in den Beinen, die aufgedehnt<br />
und mit einem Stent versorgt werden.<br />
Über die Leiste werden Katheter in<br />
den Körper eingeführt, deren Weg dank<br />
der neuen Technik noch exakter gesteuert<br />
werden kann. Nun können die Ärzte jetzt<br />
noch zielgenauer mit kleinen radioaktiven<br />
Kügelchen Lebertumore behandeln oder<br />
eine Chemotherapie besser verabreichen.<br />
»Artis Q« ist eine Entwicklung der Firma<br />
Siemens. »Es ermöglicht eine interventionelle<br />
Bildgebung in bislang unerreichter<br />
Qualität«, so Heinrich Kolern von Siemens.<br />
NP INFO<br />
_NEUE PRESSE, 12.6.2013<br />
BERLIN. Die Transplantation einer Lunge<br />
ist eine noch relativ junge Errungenschaft.<br />
Sie stellte die Ärzte von<br />
Beginn an vor große Herausforderungen.<br />
James D. Hardy aus den USA gelang 1963<br />
die erste Transplantation einer einzelnen<br />
Lunge, der Patient überlebte jedoch nur<br />
wenige Tage. Größere Verbreitung fand<br />
die Methode erst in den 80er Jahren, dank<br />
neuer Medikamente gegen die Abstoßung.<br />
Zudem setzte sich die Erkenntnis durch,<br />
dass es aussichtsreicher sei Herz und Lunge<br />
gleichzeitig zu verpflanzen.<br />
Ein Fünftel der Patienten stirbt im ersten<br />
Jahr, nach fünf Jahren lebt noch gut die<br />
Hälfte der Betroffenen. Etwa ein Drittel<br />
lebt länger als zehn Jahre mit einer neuen<br />
Lunge – deutlich weniger als etwa bei Herztransplantationen.<br />
_NEUE PRESSE, 14.6.2013<br />
Cuxhavener Kurier<br />
vom 3.7.2013<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 449
TERMINE · FORTBILDUNG<br />
14.9.2013 Bremen 7. Zahnärztetag der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11)<br />
8 33 91-303, email: azboron@zkn.de<br />
9. – 12.10.2013 Bonn Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte<br />
23.10.2013 Hannover Tag der Akademie, Infos: <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>, Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8<br />
33 91-303, email: azboron@zkn.de<br />
25./26.10.2013 Hannover Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
5./6.11.2013 Frankfurt Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />
7.11.2013 Frankfurt Deutscher Zahnärztetag<br />
8./9.11.2013 Frankfurt Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer<br />
22./.23.11.2013 Hannover Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung <strong>Niedersachsen</strong><br />
30.11.2013 Göttingen 11. Göttinger Symposium der Zahnmedizin, Infos: www.symposium-zahnmedizin.de<br />
Deutscher<br />
Ärztinnenbund e.V.<br />
Gruppe Braunschweig<br />
2. Halbjahr 2013<br />
Mittwoch, 11.9.2013, 14.30 Uhr s.t.<br />
Besuch der Privat-Nervenklinik Dr.<br />
Fontheim, Lindenstraße 15 – 17, 38704<br />
Liebenburg, Tel. (0 53 46) 81-0<br />
Führung mit unserer Kollegin<br />
Oberärztin Frau Georgia Wendling-<br />
Platz, Zertifizierungspunkte sind beantragt.<br />
Anmeldung erforderlich.<br />
Gäste sind herzlich willkommen.<br />
Wegen Fahrgemeinschaften bitte<br />
bei Frau Dr. Kriebel melden.<br />
Mittwoch, 9.10.2013, 15.30 Uhr s.t.<br />
Besuch des Georg-Eckert-Instituts<br />
für internationale Schulbuchforschung,<br />
Cellerstraße 3, 38114 Braunschweig,<br />
Tel. (05 31) 5 90 99-0<br />
Anmeldung erbeten.<br />
Gäste sind herzlich willkommen.<br />
Mittwoch, 13.11.2013, 14.30 Uhr s.t.<br />
Führung mit Besuch der Gedenkstätte<br />
für die Opfer des 3. Reiches,<br />
Justizvollzugsanstalt, Ziegenmarkt<br />
10, 38300 Wolfenbüttel, Tel. (0 53 31)<br />
8 07-0, nach einer Pause mit Kaffee/Tee<br />
und Kuchen: Kurzvortrag<br />
zum Strafvollzug heute, Unkostenbeitrag<br />
pro Person 4,00 Euro,<br />
Beschränkte Teilnehmerzahl.<br />
Anmeldung erforderlich.<br />
Gäste sind herzlich willkommen.<br />
Mittwoch, 4.12.2013, 15.30 Uhr<br />
»Adventskaffee « im Haus unserer<br />
1.Vorsitzenden Frau Dr. Dagmar Berkling.<br />
Eine gesonderte Einladung erfolgt<br />
rechtzeitig.<br />
Anmeldungen an die 1. Vorsitzende<br />
Frau Dr. med. Dagmar Berkling, Tel. (0<br />
53 31) 18 39, Fax (0 53 31) 92 57 02, E-Mail:<br />
dr.berkling@t-online.de oder die<br />
Schriftführerin Frau Dr. med. Ingeborg<br />
Kriebel, Tel. (05 31) 33 82 43, E-Mail: Kriebel.Ingeborg@t-online.de<br />
www.zkn.de<br />
Die informative Website Ihrer <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
Der interne Bereich ist nur für Mitglieder der ZKN zugänglich. Zum erstmaligen<br />
Einloggen geben Sie bitte in das erste Feld »Benutzername«<br />
Ihre Mitgliedsnummer ein (Sie finden diese auf dem ZKN-Gebührenbescheid;<br />
bei 4-stelliger Zahl stellen Sie dieser eine Null voran). In das freie<br />
Feld neben »Login« geben Sie Ihr Geburtsdatum in der Form: TT.MM.JJJJ ein.<br />
Alles Weitere wird Ihnen angezeigt.<br />
450 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
11. Göttinger Symposium<br />
der Zahnmedizin am 30.11.2013<br />
VORLÄUFIGES PROGRAMM<br />
»KARIOLOGIE 2013 – ÄTIOLOGIE, DIAGNOSTIK, THERAPIE UND PRÄVENTION«<br />
9.00 – 9.30 Uhr<br />
Begrüßung und Eröffnung<br />
des Symposiums:<br />
● PD Dr. Dirk Ziebolz, Vereinsvorsitzender: Göttinger<br />
Förderverein der Zahnmedizin<br />
● cand. med. dent. Mila Greiwe, Fachgruppensprecherin,<br />
Fachgruppe Zahnmedizin Göttingen<br />
Grußworte<br />
● Prof. Dr. Hajo Krömer, Dekan der Medizinischen<br />
Fak ul t ät Gö t t ingen<br />
● Dr. Michael Sereny, Präsident der LZÄK <strong>Niedersachsen</strong><br />
Wissenschaftliches Programm:<br />
9.30 – 11.00 Uhr<br />
● Ätiologie und Ätiologiemodelle in der Kariologie<br />
PD Dr. Sebastian Paris (Kiel)<br />
● Die Bedeutung der Ernährung in der Ätiologie und<br />
Prävention der Karies<br />
Prof. Dr. Stefan Zimmer (Witten-Herdecke)<br />
11.00 – 11.30 Uhr<br />
Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />
11.30 – 13.00 Uhr<br />
● Neue Erkenntnisse und Techniken aus der Kariesdiagnostik<br />
Prof. Dr. Rainer Haak (Leipzig)<br />
● Neue Erkenntnisse und Techniken in der Kariesexkavation<br />
Prof. Dr. Stefan Rupf (Homburg/Saar)<br />
13.00 – 14.00 Uhr<br />
Mittagspause,<br />
Besuch der Dental ausstellung<br />
14.00 – 15.30 Uhr<br />
● Kariesinfiltration – muss man wirklich nie mehr<br />
bohren?<br />
Prof. Dr. Hendrik Meyer-Lückel (Aachen)<br />
● Bedeutung und Funktion der Saliva in Prävention<br />
und Therapie<br />
PD Dr. Alexander Welk (Greifswald)<br />
15.30 – 16.00 Uhr<br />
Pause, Besuch der Dentalausstellung<br />
16.00 – 17.30 Uhr<br />
● Diagnostik und Therapie nicht-kariöser Zahnhartsubstanzdefekte<br />
PD Dr. Annette Wiegand (Zürich)<br />
● Bewerte und neue Präventionsstrategien in der<br />
Kariestherapie<br />
PD Dr. Nadine Schlüter (Giessen)<br />
17.30 – 18.00 Uhr<br />
Ausklang bei Gesprächen, Sekt und Musik<br />
Weitere Informationen und Anmeldungen unter:<br />
www.symposium-zahnmedizin.de<br />
VERANSTALTUNGS-TIPP FÜR BERLIN-BESUCHER<br />
Historienszenen in der Fassade<br />
Allabendlich präsentiert der Bundestag eine Film- und Lichtprojektion auf die Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses,<br />
die sich zu einer Attraktion entwickelt hat.<br />
Nach Sonnenuntergang werden hintereinander zwei halbstündige Vorführungen zur Geschichte Deutschlands gezeigt.<br />
Titel: Dem deutschen Volke. Eine parlamentarische Spurensuche. Vom Reichstag zum Bundestag.<br />
Die Sitzplätze befinden sich auf dem gegenüberliegenden Spreeufer. Die letzte Vorführung erfolgt am 3. Oktober d. J.;<br />
der Eintritt ist kostenfrei. _DAS PARLAMENT NR. 31<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 451
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGRAMM<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306<br />
Ansprechpartnerin: Marlis Grothe<br />
28.8.2013 Z 1345 5 Fortbildungspunkte<br />
Lachgas für Kinder und Erwachsene<br />
Neu<br />
Prof. Dr. Christian Splieth, Greifswald<br />
Mittwoch, 28.8.2013 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 155,– €<br />
31.8.2013 Z 1346 9 Fortbildungspunkte<br />
Bisshebung des Erosionsgebisses mit direkter<br />
Adhäsivtechnik<br />
Die Phase zwischen der Schiene und der permanenten<br />
Restauration – ein praktischer Übungskurs<br />
Prof. Dr. Thomas Attin, Zürich<br />
Dr. Uwe Blunck, Berlin<br />
Samstag, 31.8.2013 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 565,– €<br />
14.9.2013 Z 1350 5 Fortbildungspunkte<br />
Augmentation – fortgeschrittene Techniken<br />
Neu<br />
PD Dr. Dr. Arwed Ludwig, Kassel<br />
Samstag, 14.9.2013 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 220,– €<br />
9.10.2013 Z 1354 6 Fortbildungspunkte<br />
Dentalfotografie –<br />
praktische Übungen und Einstellungsoptimierung, Tipps und<br />
Tricks<br />
Neu<br />
Klaus-Dieter Fröhlich, Hannover<br />
Mittwoch, 9.10.2013 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 99,– €<br />
12.10.2013 Z 1355 4 Fortbildungspunkte<br />
Defizitäres Knochenangebot:<br />
Vom Nasen- bis zum Sinuslift<br />
Neu<br />
Dr. Dr. Georg Arentowicz, Köln<br />
Freitag, 12.10.2013 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 165,– €<br />
12.10.2013 Z 1357 6 Fortbildungspunkte<br />
Veneers von konventionell bis No Prep – Step by Step –<br />
Ein praktischer Demonstrations- und Arbeitskurs<br />
an Modellen<br />
Neu<br />
Dr. Jürgen Wahlmann, Edewecht<br />
Mittwoch, 16.10.2013 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 360,– €<br />
Quadrantensanierung mit vorbereitender<br />
Funktionsanalyse<br />
Seminar für Zahnärztinnen/Zahnärzte und<br />
Zahntechnikerinnen/Zahntechniker<br />
Kursablauf<br />
Ernst O. Mahnke<br />
Teil1:<br />
1. Patient<br />
→ Anamnese<br />
→ Abdrucktechnik für Provisorien<br />
→ Vorbereitung der Abdrucklöffel<br />
→ Ggf. Aufbaufüllungen unter Kofferdam<br />
→ Präparation nach funktionellen/ästhetischen Vorgaben<br />
→ Abformung<br />
→ Darstellung der Präparationsgrenze (Elektrotom)<br />
→ Retraktion der Gingiva (Fäden)<br />
→ Druckverband<br />
→ Abformung mit Hydrocolloid<br />
→ Gesichtsbogenübertragung (arbiträr)<br />
→ Bissnahme – habituell mit Bio-Feed-Back<br />
→ Protrusionsregistrat<br />
→ Provisorien – direkt<br />
→ Modellherstellung<br />
→ Sägemodell mit Pindex-System<br />
→ Montage der OK- und UK-Modelle<br />
Teil 2:<br />
2. Patient<br />
→ Einprobe der Guss- oder Keramikteile<br />
→ Zementieren der Gussteile<br />
→ Einkleben der Keramikteile unter Kofferdam<br />
→ Feinabstimmung der Funktionsflächen<br />
Referent: Ernst O. Mahnke, Nienburg<br />
Freitag, 25.10.2013, 14.00 – 18.00 Uhr/<br />
Samstag, 26.10.2013, 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 510,–<br />
Für Frühbucher bis zum 30.8.2013 € 460,-<br />
Max. 40 Teilnehmer<br />
Kurs-Nr.: Z 1362<br />
12 Fortbildungspunkte nach BZÄK<br />
NEU!<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
452 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
25./26.10.2013 Z 1362 12 Fortbildungspunkte<br />
Quadrantensanierung mit vorbereitender<br />
Funktionsanalyse<br />
Neu<br />
Ernst O. Mahnke, Nienburg<br />
Freitag, 25.10.2013 von 14.00 bis 18.00 Uhr/<br />
Samstag, 26.10.2013 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 510,– €<br />
Für Frühbucher bis zum 30.8.2013 € 460,-<br />
26.10.2013 Z 1363 8 Fortbildungspunkte<br />
Parodontitis aus ganzheitlicher Sicht –<br />
Einfluss von Ernährung, Vitaminen und Spurenelementen auf das<br />
Parodontium<br />
Neu<br />
Dr. Rudolf Meierhöfer, Roth<br />
Samstag, 26.10.2013 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 235,– €<br />
Für Frühbucher bis zum 30.8.2013 € 215,–<br />
TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />
Bezirksstelle Braunschweig<br />
Dr. Harald Salewski, Kattowitzer Str. 191, 38226 Salzgitter,<br />
Tel. (0 53 41) 8 48 30<br />
4.9.2013, 19:00 Uhr – ca. 21:30 Uhr<br />
Ort: Aula der Ostfalia Hochschule, Salzdahlumer Straße 46,<br />
38302 Wolfenbüttel<br />
Zahnmedizinscher Standard – zahnärztliche<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung: Ein Widerspruch?<br />
Referent: Dr. Dr. K. Oehler, Osnabrück<br />
20.11.2013, 19:00 Uhr – ca. 21:30 Uhr<br />
Ort: Aula der Ostfalia Hochschule, Salzdahlumer Straße 46,<br />
38302 Wolfenbüttel<br />
Moderne Praxissteuerung<br />
Referent: Prof. Dr. Johannes Georg Bischoff, Köln<br />
Bezirksstelle Göttingen<br />
Achtung: Geänderter Veranstaltungsort!<br />
Dr. Herbert Betke, Genfstr. 17a, 37079 Göttingen, Tel. (05 51) 63 943<br />
31.8.2013, 10:00 Uhr bis ca. 13:00 Uhr<br />
Ort: Universitätsmedizin Göttingen – Klinikum,<br />
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen, Hörsaal HS 552<br />
Altersabhängige Prophylaxe-Konzepte bei Kindern<br />
und Jugendlichen – Ein Update<br />
Referentin: Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni, Marburg<br />
Bezirksstelle Hannover<br />
Dr. Kai Petrik Worch, M.S. (USA), Waldstr. 1, 30823 Garbsen,<br />
Tel. (0511) 8 33 91 – 190/191<br />
4.9.2013, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr<br />
Ort: Hannover Congress Centrum, Theodor-Heuss-Platz 1 – 3,<br />
30175 Hannover<br />
Möglichkeiten und Grenzen der digitalen<br />
Volumentomographie – wissen wir jetzt wirklich mehr?<br />
Referent: PD Dr. Dirk Schulze, Freiburg i. Brsg.<br />
Bezirksstelle Hildesheim<br />
Dr. Ulrich Niemann, Almsstr. 1, 31134 Hildesheim,<br />
Tel. (0 51 21) 3 76 76<br />
28.8.2013, 16.00 Uhr – ca. 20:00 Uhr<br />
Ort: Uni Hildesheim, Hörsaal 2, Marienburger Platz 22,<br />
31141 Hildesheim<br />
Prothetische Versorgung im parodontal geschädigten<br />
Gebiß – Zähne, Implantate oder beides?<br />
Referent: Prof. Dr. Michael Naumann, Potsdam<br />
Bezirksstelle Oldenburg<br />
Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11, 27243 Harpstedt,<br />
Tel. (0 42 44) 16 71<br />
28.9.2013, 9:00 Uhr – ca. 12:00 Uhr<br />
Ort: Carl-von-Ossietzky-Universität, Ammerländer Heerstr. 114 –<br />
118, 26129 Oldenburg<br />
1. Vollkeramik in der Praxis: Was hat sich bewährt?<br />
Worauf ist zu achten? 2. Präparationsformen bei<br />
Frontzahnveneers – von non-prep bis rein dentingestützt<br />
Referent: Dr. Jan Hajtó, München<br />
Bezirksstelle Osnabrück<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Markus Firla, Hauptstr. 55,<br />
49205 Hasbergen-Gaste, Tel. (0 54 05) 6 99 88<br />
4.9.2013, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr<br />
Ort: Hotel / Restaurant Busch, Eikesberg 51,<br />
49076 Osnabrück / Atter<br />
Typische Rechtsfallen in der Zahnarztpraxis Teil 3 –<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung, sachlich-rechnerische<br />
Kontrolle und zielführende Dokumentation.<br />
Referent: Rechtsanwalt Frank Ihde, Hannover<br />
13.11.2013, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr<br />
Ort: Hotel / Restaurant Busch, Eikesberg 51,<br />
49076 Osnabrück / Atter<br />
Neues zur Adhäsivtechnik bei der<br />
direkten Füllungsversorgung mit Kompositen:<br />
Der Einsatz des SonicFill-Systems<br />
Referent: Dr. Gregor Thomas, Würzburg<br />
Bezirksstelle Ostfriesland<br />
Dr. Dr. Wolfgang Triebe, Rudolf-Eucken-Allee 17, 26603 Aurich,<br />
Tel. (0 49 41) 57 52<br />
30.10.2013, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr<br />
Ort: Seminarhotel Aurich, Grüner Weg 2, 26605 Aurich<br />
ERGONOMISCH ARBEITEN – DEN FEIERABEND GENIESSEN<br />
Referent: Manfred Just Forchheim<br />
ZKN MITTEILUNGEN 7 | 2013 · 453
Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf<br />
Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
– Alle Bezirksstellen –<br />
Termine der schriftlichen Abschlussprüfung:<br />
Mittwoch, 20.11.2013 –<br />
Behandlungsassistenz / Praxisorganisation<br />
und -verwaltung<br />
Donnerstag, 21.11.2013 –<br />
Abrechnungswesen / Wirtschafts- und<br />
Sozialkunde<br />
Anmeldeschluss<br />
9. September 2013<br />
bei der zuständigen Bezirksstelle<br />
gez. Dr. K.-H. Düvelsdorf<br />
Vorstandsreferent<br />
für das Zahnärztliche Fachpersonal<br />
Bezirksstelle Verden<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5,<br />
27356 Rotenburg/W., Tel. (0 42 61) 36 65<br />
28.8.2013, 18:00 Uhr – ca. 21:00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297,<br />
27283 Verden<br />
Homöopathie in der Zahnmedizin<br />
Referentin: Dr. Heidi Diamanti, Hamburg<br />
25.9.2013, 18:00 Uhr – ca. 21:00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297,<br />
27283 Verden<br />
Kofferdam und die Vitalerhaltung der Pulpa –<br />
Dreamteam oder übertriebener Aufwand?<br />
Referent: PD Dr. Till Dammaschke, Münster<br />
16.11.2013, 9:00 Uhr – ca. 13:00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297,<br />
27283 Verden<br />
Minimalinvasive Bisshebung mit palatinalen Plateaus<br />
Referent: Dr. Horst Landenberger, Bad Sode n<br />
Bezirksstelle Wilhelmshaven<br />
Dr. Andreas Hackenberg, Kleine Rosmarinstr. 4, 26441 Jever,<br />
Tel. (0 44 61) 22 18;<br />
16.10.2013, 15:00 Uhr – ca. 18:00 Uhr<br />
Ort: Hotel Upstalsboom Waldschlösschen, Mühlenteichstraße 78,<br />
26316 Varel<br />
Fotografie in der zahnärztlichen Praxis –<br />
Hilfe oder Notwendigkeit<br />
Referent: Dr. Peter Paul Zehner, Alsfeld<br />
Die »Schurken«<br />
einzementieren –<br />
mit Mafia-Methoden<br />
gegen Karies<br />
Dr. Dagmar<br />
Norden<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Die Zahnärztliche Akademie<br />
Hannover landete<br />
am 29. Mai einen großen<br />
Coup mit ihrer fünfstündigen<br />
Fortbildungsveranstaltung<br />
zur Aktualisierung der<br />
Kinderzahnheilkunde.<br />
Prof. Dr. Christian Splieth von der Abteilung<br />
für Zahnmedizinische Prävention<br />
und Kinderzahnheilkunde an der<br />
Universität Greifswald diskutierte die<br />
Möglichkeiten und Grenzen der minimal-invasiven<br />
Kariestherapie.<br />
Man hatte Gelegenheit, einen hochgradig<br />
kompetenten Referenten zu hören,<br />
der Klartext spricht.<br />
Durch seine internationale Tätigkeit<br />
sowohl im Vereinigten Königreich, in<br />
Skandinavien, Litauen, den USA, in den<br />
alten und jetzt in den neuen Bundesländern<br />
war sein Vortrag perspektivenreich<br />
und sprengte die Grenzen nationaler<br />
Bohrgewohnheiten.<br />
Mit griffigen Aussagen, aber ohne<br />
je die akademische Erdung zu verlieren,<br />
stellte Professor Splieth alte<br />
Dogmen in Frage. Unprätentiös<br />
und authentisch berichtete er von<br />
seiner Arbeit an der Uniklinik, die in<br />
Mecklenburg-Vorpommern auch reguläre<br />
kassenzahnärztliche Versorgungseinrichtung<br />
ist.<br />
Er brachte die Herausforderungen<br />
der Zukunft anhand von epidemiologischen<br />
Ausführungen explizit auf den<br />
Punkt. Dabei wurde klar, dass die Zukunft<br />
längst begonnen hat.<br />
Da sich der Kariesbefall stark polarisiert<br />
hat, sind vor allem »Kevin und Jaqueline«<br />
von Karies betroffen und werden<br />
eines Tages Zahnersatz nachfragen.<br />
Dabei gehen Bildungs- und Bürstenferne<br />
Hand in Hand. Problemkomplexe,<br />
die mit zerstörten Zähnen beginnen,<br />
enden oft ohne Schulabschluss<br />
und schlimmstenfalls als Rohheitsde-<br />
454 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
likt in der U-Bahn. Weniger provokant<br />
als pragmatisch konstatierte Professor<br />
Splieth, dass deswegen Öffentlicher Gesundheitsdienst<br />
und Kinderkrippen unverzichtbar<br />
sind und am Ende des Tages<br />
mit Sicherheit »besser als die Unterbringung<br />
im Knast für 4000 € im Monat«.<br />
Schwierige Kinder schwieriger Eltern<br />
aus schwierigen Umständen werden<br />
mit zerstörten Milchbezahnungen<br />
vorstellig.<br />
Hier vermittelte der Referent mit<br />
schlüssigen Argumenten das Management<br />
dieses sozial modifizierten medizinischen<br />
Problems. Bei allem ethischen<br />
Anspruch verzichtete er nicht darauf,<br />
die profitable Umsetzbarkeit in der Praxis<br />
auszuleuchten.<br />
Professor Splieth appelliert immer<br />
an Eigenverantwortlichkeit und Mündigkeit<br />
der erziehungsberechtigten Eltern,<br />
die in der Pflicht stehen, die Gesundheitsfürsorge<br />
bei ihrem Nachwuchs<br />
durchzusetzen. »Dort, wo Eltern<br />
jahrelang keine Bürste hineinbekommen,<br />
kann niemand erwarten, dass der<br />
Zahnarzt in wenigen Minuten die Spritze,<br />
den Bohrer und die Zange hineinbekommt«.<br />
Solange das Kind keine spontanen<br />
Schmerzen oder Abszesse hat, führt der<br />
Weg auch nicht in den OP. Stattdessen<br />
werden die Eltern angeleitet, dem auf<br />
dem Schoß liegenden Kind die Zähne<br />
zu putzen. Dabei findet eine Desensibilisierung<br />
statt, und das Kind lernt, die<br />
Instrumente auch in dieser Position zu<br />
tolerieren. Zwei Wochen später erfolgt<br />
die Kontrolle mit Anfärbung. Dafür entrichten<br />
alle Eltern einen Obolus von 15,–<br />
€, weil Verantwortung auch eine wirtschaftliche<br />
Dimension hat. Ohne Plaque<br />
arretiert die Karies, das Dentin sklerosiert<br />
und wird dunkelbraun, die weichen<br />
Anteile werden abradiert. Sechs<br />
bis neun Monate später kann ohne subtraktive<br />
Maßnahme nach Schmelzätzung<br />
eine Restauration erfolgen.<br />
Prof. Splieth betonte, dass Karies<br />
ein Prozess ist, bei dem der Zahn mehr<br />
Mineralien verliert, als er aufnimmt.<br />
An diesem Ungleichgewicht ändert<br />
auch die Füllung nichts. Mit ihr startet<br />
lediglich der restaurative Zyklus,<br />
und »die Füllung ist deswegen keine<br />
Therapie, sondern Sterbehilfe für den<br />
Zahn.«<br />
Darum gilt es, den Prozess umzukehren.<br />
Ausschlaggebend ist die Unterscheidung<br />
zwischen aktiver und inaktiver<br />
Karies. Der braune Schmelzfleck ist<br />
ein Erfolg non-invasiver auf Remineralisation<br />
ausgerichteter Therapie.<br />
Karies ist keine Fluoridmangelerkrankung,<br />
die supplementiert werden<br />
kann, Fluoridtabletten sind obsolet.<br />
Häufig niedrig dosierte und lokal<br />
in der Mundhöhle applizierte Fluoride<br />
lautet die Zauberformel, wobei zuvor<br />
die Plaque entfernt werden muss.<br />
Antimikrobielle Substanzen einschließlich<br />
des Chlorhexidindiglukonats bieten<br />
keinen Schutz, weil sie gegen Laktobazillen<br />
unwirksam sind.<br />
Ein diätetischer Substratentzug<br />
für die kohlehydrat-fixierten »Mastschweinchen<br />
in der Plaque« ist unrealistisch,<br />
da unsere Kost durchweg kariogen<br />
ist.<br />
Auch Früh- und Risikotests nützen allenfalls<br />
dem Hersteller, denn prädiktiv<br />
zuverlässig ist nur der geschärfte Blick<br />
für die inititalen Krankheitszeichen.<br />
In der Fortbildung wurden ergänzende<br />
apparative Diagnostik-Verfahren<br />
angesprochen. Dabei wurde deutlich,<br />
dass das beste Gerät zur Kariesdiagnostik<br />
nach wie vor zwischen den<br />
Ohren des Zahnarztes respektive der<br />
Zahnärztin sitzt. Statt in »teure piepende<br />
und blinkende Geräte« zu investieren,<br />
lohnt sich eher die Anschaffung einer<br />
guten Lupenbrille.<br />
Es ist wissenschaftlich gesichert,<br />
dass »der Kliniker durch Einzelinspektion<br />
in der Lage ist, die Läsionstiefe und<br />
-aktivität in Fissuren abzuschätzen und<br />
eine angemessene Therapie zu definieren«<br />
(Ekstrand et. al. 1998).<br />
Zur Erkennung approximaler Läsionen<br />
sind Bissflügelaufnahmen der<br />
unersetzliche Goldstandard. Ein Screening<br />
auf die Erkrankung ist auch bei<br />
Abwesenheit klinischer Zeichen mit der<br />
Strahlenschutzverordnung vereinbar.<br />
In Deutschland werden gemessen an<br />
internationalen Standards zu wenige<br />
Bissflügelaufnahmen gemacht.<br />
Professor Splieth empfiehlt die ersten<br />
Baseline-Bissflügel spätestens beim<br />
Gegen aktuellen Trend brach Professor Splieth außerdem<br />
eine Lanze für das Amalgam<br />
TERMINE · FORTBILDUNG ●<br />
Teenager, um Risikopatienten frühzeitig<br />
zu erkennen. Die Aufnahmen sollten<br />
individuell risikobezogen wiederholt<br />
werden, wobei die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
der Läsionen zu berücksichtigen<br />
ist. Initiale Läsionen sollten<br />
niemals in der ersten Sitzung eröffnet<br />
werden, denn Karies kann stagnieren,<br />
und die biologischste Füllung ist die Remineralisation.<br />
Neben Professioneller Zahnreinigung<br />
in risikobezogenen Intervallen,<br />
Fluoriden und häuslicher Mundhygiene<br />
spielt inzwischen auch die Versiegelung<br />
initialer Approximal- Läsionen eine<br />
Rolle.<br />
Interessant waren die alternativen<br />
Techniken, die Professor Splieth neben<br />
dem bekannten und von intensiver<br />
Vermarktung flankierten Produkt<br />
Icon® praktisch vorstellte.<br />
Hier erschlossen sich dem geneigten<br />
Teilnehmer durchaus interessante<br />
Wege der Zahnkonservierung außerhalb<br />
des »Drill-Fill-Bill« – Rahmens von<br />
BEMA und GOZ.<br />
Seine Tipps machten Lust auf mehr.<br />
Bei Progression oder Kavitation<br />
empfiehlt der Referent den Griff zum<br />
Bohrer. Für das Belassen pulpanaher<br />
Anteile kariös veränderten und sogar<br />
erweichten Dentins gibt es inzwischen<br />
gute Evidenz. MTA (Mineral Trioxid Aggregat)<br />
oder medizinischer Portland-Zement<br />
sind die erforderlichen Unterfüllungen,<br />
Calciumhydroxid-Paste ist out.<br />
Die Dentintubuli von Bakterien befreien<br />
zu wollen, ist eine Utopie. Ziel ist es<br />
stattdessen, den »Schurken« das Substrat<br />
zu entziehen und sie nach bewährter<br />
Mafia-Manier einzuzementieren.<br />
Für Milchzähne empfiehlt Professor<br />
Splieth als Füllungswerkstoff ein Compomer<br />
sowie eine großzügige Indikationsstellung<br />
zur Pulpotomie unter Benutzung<br />
von MTA. Für die bleibende<br />
Bezahnung bewährt sich Komposit mit<br />
Schmelzätzung.<br />
Gegen aktuellen Trend brach Professor<br />
Splieth außerdem eine Lanze für<br />
das Amalgam. Die Silberionen wirken<br />
bakterizid, und der schwarze Auslöser<br />
vergangener Massenhysterien funktioniert<br />
auch dann, wenn die Umstände<br />
schlecht sind. Amalgam funktioniert<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 455
eim limitiert kooperierenden Patienten<br />
mit Handicap genauso wie »in Afrika<br />
oder Albanien«, wo nicht jede Behandlungseinheit<br />
den perfekt Tropfwasser-<br />
dichten Luftbläser vorweisen<br />
kann.<br />
Deswegen hält Professor Splieth die<br />
Diskussion um ein Verbot des Werkstoffs<br />
durch die WHO für ethisch bedenklich.<br />
Ein technik-sensitiver Füllungswerkstoff,<br />
der nur für die »Schönen,<br />
Reichen und Guten« geeignet ist,<br />
funktioniert nicht in der Einen Welt.<br />
Dank der teuren Amalgamabscheider<br />
braucht hierzulande auch kein ökologisch<br />
bewegter Zeitgenosse wegen<br />
des Füllungswerkstoffes in Wallung zu<br />
geraten. Die Schwermetallbelastung<br />
durch sterbliche Überreste in den Krematorien<br />
stellt das einzige noch ungelöste<br />
Umweltproblem dar, was die<br />
Langlebigkeit des Werkstoffes und die<br />
Erfolge in der Zahnerhaltung ganz nebenbei<br />
unterstreicht.<br />
Es ist nicht übertrieben, Professor<br />
Splieth als einen vorausschauenden<br />
Denker und Praktiker zu bezeichnen,<br />
der dem Zeitgeist nicht unreflektiert<br />
folgt und sich hohen ethischen Standards<br />
verpflichtet fühlt.<br />
Seine Zweifel sind glaubhaft, wenn<br />
er die Frage in den Raum stellt, ob eine<br />
auf passive Inanspruchnahme ausgelegte<br />
Therapie und eine wirtschaftliche<br />
Entmündigung des Patienten wirklich<br />
so sozial sind, wie die Doktrin des<br />
Mainstream nur allzu gerne glauben<br />
machen will.<br />
Sein auf Eigenverantwortlichkeit<br />
und Selbstständigkeit abzielendes Gesundheitskonzept<br />
überzeugt und setzt<br />
einen Gegenpunkt zur invasiven Sanierung<br />
in Intubationsnarkose.<br />
Seine Protokolle des Karies- Monitoring<br />
und der Minimal- bzw. Non-Invasion<br />
entsprechen den Erkenntnissen über<br />
eine chronisch destruktive, aber auch<br />
reversible Verlaufserkrankung.<br />
Das in Altersstruktur und Praxisausrichtung<br />
heterogene Kollegen-Auditorium<br />
war von seinem Vortrag durchweg<br />
gefesselt, es entspannen sich in dynamischer<br />
Abwechslung zum Frontalunterricht<br />
interaktive Diskussionen, die<br />
auch in den Kaffeepausen weitergeführt<br />
wurden. Hier reichte die Akademie<br />
»all inclusive« eine leckere Auswahl<br />
an Kuchenstücken, über deren Kariogenität<br />
sich der fortbildungsnahe Kollege<br />
nicht mehr zu sorgen brauchte.<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten,<br />
dass die Akademie für Zahnärztliche<br />
Fortbildung in Hannover mal wieder<br />
ein Angebot gemacht hat, das man<br />
nicht ablehnen sollte.<br />
_DR. DAGMAR NORDEN<br />
ZQP-Themen-Ratgeber<br />
»Mundgesundheit«<br />
Das Zentrum für Qualität in der<br />
P fl e g e (ZQP) hat zu Beginn des Jahres<br />
2013 den Themen-Ratgeber<br />
»Mundgesundheit« zusammen mit<br />
der Bundeszahn ärztekammer entwickelt<br />
und stellt diesen sowohl als E-Book als auch<br />
als Printversion kostenlos<br />
zur Verfügung. Der<br />
Ratgeber bietet vor allem<br />
pflegenden Angehörigen<br />
nützliche Tipps<br />
zur Unterstützung bei<br />
der korrekten Zahn- und<br />
Prothesenreinigung.<br />
Die Druckauflage ist<br />
mittlerweile schon so<br />
gut wie vergriffen. Die<br />
Publikation ist nach wie vor als interaktives E-<br />
Book über die Internetseite des ZQP (www.zqp.de)<br />
einzusehen und dort auch kostenlos als PDF-Datei<br />
ausdruckbar.<br />
http://mundgesundheit.zqp.de<br />
_KATHRIN JUNGCLAUS<br />
PROJEKTLEITERIN ZENTRUM FÜR QUALITÄT IN DER PFLEGE<br />
456 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
Dr. Peter Rudolph<br />
70 Jahre<br />
PERSONALIA<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Am 15. Juli 2013 wird unser Kollege<br />
und ehemaliger Vorsitzender<br />
der Verwaltungsstelle<br />
Göttingen 70 Jahre alt.<br />
Als ich Peter Rudolph 1968<br />
während des Zahnmedizinstudiums im<br />
1. Semester kennenlernte, hatten wir<br />
allerdings an solche berufspolitische<br />
Tätigkeiten noch nicht gedacht. Wir<br />
entdeckten aber viele Gemeinsamkeiten:<br />
Das Eintreten für die damals kleine<br />
Gruppe von Zahnmedizinern, soziales<br />
Engagement und die Mitbegründung<br />
der Fachschaft ließen uns zusammenwachsen.<br />
Dr. Peter Rudolph, geboren am 15. Juli<br />
1943, in Landsberg (Warte), hatte schon<br />
früh seinen Vater verloren. Die Schulzeit<br />
erlebte er in der niedersächsischen<br />
Heimschule in Bederkesa. Aus dieser<br />
Zeit, weiß er manchen Schwank zu erzählen.<br />
Zum Studium standen ihm wenig<br />
Mittel zur Verfügung. Er arbeitete<br />
in den Semesterferien als Postzusteller<br />
und Eilbote, wenn andere noch schliefen<br />
oder im Urlaub waren. Das damals<br />
zum Studium notwendige »Kleine Latinum«,<br />
wurde in sechs Wochen in den<br />
Semesterferien auf einem Intensivkurs<br />
im »Ruhrlandheim« in Bochum<br />
durch einen motivierten Lateinlehrer<br />
Tag und Nacht eingetrichtert. Anschließend<br />
wurde die Prüfung innerhalb des<br />
Abiturs, des dortigen Gymnasiums bestanden.<br />
Das Studium war also harte<br />
Arbeit. Die Fachschaft organisierte aber<br />
auch Lustbarkeiten, wie z. B. eine Faschingsfete<br />
in dem alten Gebäude der<br />
Bürgerstraße, die allen unvergesslich<br />
ist. Anlässlich einer solchen Veranstaltung<br />
lernte Peter Rudolph seine Frau<br />
Gerda kennen. Die beiden sind bis heute<br />
unzertrennlich und mit zwei, jetzt<br />
erwachsenen und erfolgreichen, Töchtern<br />
gesegnet.<br />
Nach der Approbation 1973, begann<br />
Peter Rudolph an der Göttinger ZMK-<br />
Klinik seine Arbeit als wissenschaftlicher<br />
Assistent. Nach zweieinhalb Jahren<br />
Poliklinik und einem halben Jahr freier<br />
Praxis, folgte die Niederlassung in<br />
Göttingen am 1.7.76. Im selben Jahr Eintritt<br />
in die damals neu gegründete Akademie<br />
Praxis und Wissenschaft (APW),<br />
Organisation von Zahnärztestammtischen<br />
und schließlich Promotion 1978.<br />
Peter Rudolph war von Anfang an ein<br />
Verfechter einer qualitativ hochwertigen<br />
Zahnheilkunde, bei gleichzeitiger<br />
sozialer Einstellung zum Besten seiner<br />
Patienten. Dies führte schon früh zu<br />
Konflikten mit der Gesundheitspolitik<br />
damaliger Regierungen. Sein berufspolitisches<br />
Engagement ergab sich so wie<br />
von selbst. Es folgte der Eintritt in den<br />
Freien Verband Deutscher Zahnärzte<br />
und sein Einsatz in der Bezirksgruppe<br />
als Delegierter zur Hauptversammlung<br />
und auch als 1. Beisitzer des Vorstandes<br />
des Landesverbandes <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
Von Beginn der Niederlassung an,<br />
als Jugendzahnarzt der Bezirksstelle tätig,<br />
war er maßgeblich an der regionalen<br />
Organisation der Jugendzahnpflege<br />
in den Kindergärten und Grundschulen<br />
beteiligt, im Zusammenspiel von<br />
Krankenkassen, Gesundheitsamt und<br />
Bezirksstelle. Mit zunehmendem Druck<br />
der Politik auf die freie Berufsausübung,<br />
wuchs sein berufspolitisches Engagement.<br />
Ab 1989 bis 2010 ist er Mitglied der<br />
Kammerversammlung. Im selben Jahr<br />
beginnt seine Ausschusstätigkeit im<br />
Jugendzahnpflegeausschuss und dem<br />
Honorar- und Vermittlungsausschuss,<br />
dessen Vorsitz er später von 1993 bis 1997<br />
innehatte. Die KZV beruft ihn 1985 zum<br />
Gutachter für Zahnersatz (Ersatzkassen<br />
und Primärkassen). 1989 wird er Gutachter<br />
für die Begutachtung zahnärztlicher<br />
Leistungen und Gebührenberechnung<br />
bei der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>.<br />
Von 1993 bis 1997 und 2005<br />
bis 2010, führt er den Vorsitz im Fortbildungsausschuss.<br />
Mitglied der Sachverständigenkommission<br />
zur Überprüfung<br />
ausländischer zahnmedizinischer<br />
Ausbildung ist er seit 1993. Auch in der<br />
Vertreterversammlung ist er seit 1993<br />
drei Legislaturperioden lang engagiert<br />
und hatte eine Reihe von Aufgaben in<br />
verschiedenen Ausschüssen übernommen.<br />
Daneben finden wir ihn als ehrenamtlichen<br />
Richter von 1993 bis 1996. In<br />
dieser Zeit ist er schon Vorsitzender der<br />
Verwaltungsstelle Göttingen. Es würde<br />
zu weit führen, sämtliche Ausschusstätigkeiten<br />
in KZVN und ZKN sowie FVDZ,<br />
die Kollege Rudolph im Laufe der Jahre<br />
innehatte, aufzuführen. Trotzdem<br />
hat dieser berufspolitische Einsatz neben<br />
einer intensiven Praxistätigkeit bei<br />
Haus, Garten und Familienleben nicht<br />
alle Seiten seiner Persönlichkeit befriedigen<br />
können: Aufbau und lange Aktivität<br />
in einer Oldtime Jazzband »Jazz for<br />
Fun Society« und das Engagement in<br />
der Theatergruppe »Gasparone« müssen<br />
noch dazu addiert werden. Dieser<br />
Theaterclub tritt jeweils um den Jahreswechsel<br />
in Südniedersachsen in diversen<br />
Ortschaften auf und erfreut sich<br />
allergrößter Beliebtheit. Seit der Abgabe<br />
seiner Praxis 2009 an einen Kollegen<br />
ist er Spielleiter des Theaters.<br />
Wie nicht anders zu erwarten, ist<br />
Peter Rudolph aber auch als Pensionär<br />
zahnärztlich nicht untätig. Er fliegt<br />
jährlich ein bis zweimal auf die Insel<br />
La Palma (Canaren) um in einer zahnärztlichen<br />
Praxis zu arbeiten. Er hat auf<br />
der Insel die Implantologie (Curriculum<br />
Implantologie des DGI seit 2004) in das<br />
örtliche Behandlungsspektrum eingebracht.<br />
Er ist weiterhin Mitglied im Freien<br />
Verband Deutscher Zahnärzte und<br />
noch als Gutachter für die ZKN tätig.<br />
Bei soviel Engagement wünsche ich<br />
Dir, lieber Peter und Deiner Frau Gerda,<br />
von ganzem Herzen Gesundheit<br />
und mit Deiner neuen Band »Midnight<br />
Rumbler«, vornehmlich Oldtime, Swing,<br />
aber auch Schlager im Repertoire, ein<br />
frohes Musizieren durch das Rentnerleben.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
_DON ERZBERGER<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 457
H e r z l i ch e<br />
G l ü ck w ü n sch e<br />
zum Geburtstag!<br />
3.7.2013 Dr. Uwe Scheumer (70)<br />
Karl-Jaspers-Straße 8, 26129 Oldenburg<br />
3.7.2013 Dr. Heinz A. Tonn (85)<br />
Fliederweg 24, 38226 Salzgitter<br />
4.7.2013 Wolfgang Oelert (70)<br />
Große Straße 35, 49201 Dissen<br />
4.7.2013 Dr. Heinz Prasse (70)<br />
Beverbäkstraße 3, 26123 Oldenburg<br />
5.7.2013 Dr. Klaas Harders (87)<br />
Früchteburger Weg 23, 26721 Emden<br />
9.7.2013 Dr. Bernt Andorff (70)<br />
Madamenweg 24, 38118 Braunschweig<br />
11.7.2013 Dr. Irmela Kaschner (88)<br />
Danziger Straße 29, 26382 Wilhelmshaven<br />
11.7.2013 Dr. Heinz-Wilhelm Wick (87)<br />
Bremervörder Straße 20 A, 21682 Stade<br />
14.7.2013 Hubert Freitag (70)<br />
Bahnhofstraße 21, 28816 Stuhr<br />
14.7.2013 Dr. Wolf-Dietrich Hachmeister (70)<br />
Plantagenweg 15, 38448 Wolfsburg<br />
14.7.2013 Dr. Jürgen Behr (70)<br />
Parkstraße 21, 49808 Lingen<br />
15.7.2013 Dr. Peter Rudolph (70)<br />
Südring 71, 37079 Göttingen<br />
18.7.2013 Dr. Gerhard Kürbitz (86)<br />
Im Schildhof 7, 30853 Langenhagen<br />
19.7.2013 Dr. Sigrid Päßler (89)<br />
Blasiusstraße 8/9, 38114 Braunschweig<br />
19.7.2013 Dr. Hartwig Keil (70)<br />
Lärchenweg 31, 38644 Goslar<br />
22.7.2013 Norbert Gross (86)<br />
Am Knüppelbrink 16, 31137 Hildesheim<br />
22.7.2013 Helga Winter (70)<br />
Am Paradies 87, 37431 Bad Lauterberg<br />
25.7.2013 Dr. Iris Schönfelder (70)<br />
Steinbreite 12, 37085 Göttingen<br />
28.7.2013 Dr. Edith Melchers (91)<br />
Mainzer Straße 10, 30173 Hannover<br />
28.7.2013 Jürgen Graß (75)<br />
Berliner Straße 31 A, 31789 Hameln<br />
31.7.2013 Dr. Ottoheinrich Brennicke (88)<br />
Saßnitzer Weg 7, 26388 Wilhelmshaven<br />
31.7.2013 Rolf Lange (86)<br />
Mergenthalerweg 9, 30519 Hannover<br />
31.7.2013 Joachim Cebulla (85)<br />
Walmsburger Straße 24, 21354 Bleckede<br />
ZKN AMTLICH<br />
Hehlerware<br />
In der Nacht vom Dienstag (25.6.2013) zum Mittwoch (26.6.2013) wurde in Falkensee<br />
bei Berlin ein Audi TT (silbergrau metallic) gestohlen. Das Kennzeichen<br />
lautet TR EK 37. Der Wagen gehört dem Oberarzt des Centrums für Zahn-, Mundund<br />
Kieferheilkunde der Berliner Charité. Im Wagen befand sich ein Alu-Koffer<br />
mit einer mobilen zahnärztlichen Behandlungseinheit vom Typ transcare,<br />
Gerätenummer B3-1133 und der Inventarnummer 326317. Daneben wurden etliche<br />
zahnärztliche Geräte und Instrumente entwedet, u. a. eine Polymerisationslampe<br />
Elipar, sowie Mundsperrer und Wundhaken, Scheren, Zangen und Pinzetten sowie<br />
Winkelstücke (2x rot 2x grün 2x blau) und zwei Handstücke. Seien Sie also wachsam,<br />
falls Ihnen ein »verdächtiges« Angebot gemacht wird. Geben Sie gegebenfalls einen<br />
Hinweis an die Polizei. _FVDZ FREI-FAX, NR. 26/13, 1.7.2013<br />
Bitte<br />
vormerken!<br />
14.9.<br />
2013<br />
(FOTOS: FVDZ FREI-FAX<br />
458 · ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Wir sind gerne für Sie da!<br />
Telefon- und E-Mail-Verzeichnis<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Adresse:<br />
ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />
Zeißstrasse 11a<br />
30519 Hannover<br />
Postanschrift:<br />
ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN<br />
Postfach 81 06 61<br />
30506 Hannover<br />
■ Zentrale<br />
Rita Bartsch, Christina Illhardt<br />
Telefon: (05 11) 8 33 91 .......................... -0<br />
E-Mail: info(at)zkn.de<br />
■ Vorstand<br />
Präsident<br />
Dr. Michael Sereny, msereny(at)zkn.de<br />
Vizepräsident<br />
Dr. Michael Ebeling, mebeling(at)zkn.de<br />
■ Sekretariat<br />
Assistentin des Vorstandes<br />
Heidrun König, hkoenig(at)zkn.de .......... -102<br />
■ Geschäftsführung<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Jürgen Schwarz<br />
Sekretariat<br />
Christine Balke, cbalke(at)zkn.de ........... -10 9<br />
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ............... -110<br />
Geschäftsführer<br />
Michael Behring<br />
Sekretariat<br />
Rena Umlandt, rumland(at)zkn.de ......... -310<br />
■ GOZ<br />
Honorar- und Vermittlungsangelegenheiten<br />
Heike Fries, hfries(at)zkn.de ................... -115<br />
Birgit Weiss, bweiss(at)zkn.de ................ -181<br />
■ Berufsordnung, Rechtsabteilung<br />
Heike Nagel, hnagel(at)zkn.de ............... -110<br />
■ Pressestelle<br />
Kirsten Eigner, keigner(at)zkn.de ........... -301<br />
Melanie König, mkoenig(at)zkn.de ........ -3 0 4<br />
■ Personalstelle<br />
Julia Meins, jmeins(at)zkn.de .................. -176<br />
■ Technische Dienste<br />
Abteilungsleiter<br />
Wieland Speckmann,<br />
wspeckmann(at)zkn.de ........................ -361<br />
Sekretariat<br />
Yvonne Fülling, yfuelling(at)zkn.de ....... -3 6 6<br />
■ Mitgliederverwaltung<br />
Abteilungsleiterin<br />
Heike Hengen, hhengen(at)zkn.de ......... -143<br />
■ Zahnärzte A – He<br />
ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stellen Hannover, Oldenburg<br />
Holdine Schattschneider,<br />
hschattschneider(at)zkn.de ............... -141<br />
■ Zahnärzte Hi – Pl<br />
Weiterbildung Oralchirurgie<br />
Agnes Schuh, aschuh(at)zkn.de ............... -142<br />
■ Zahnärzte Po – Z<br />
ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stelle Braunschweig, Göttingen,<br />
Hildesheim, Lüneburg<br />
Christa Kohl, chkohl(at)zkn.de ................ -145<br />
■ ZFA-Ausbildung<br />
Bez.Stellen, Osnabrück, Ostfriesland,<br />
Stade, Verden, Wilhelmshaven<br />
Beitragsermäßigungen und<br />
Zuwendungen, Jobbörse<br />
Sabine Koch, skoch(at)zkn.de .................. -14 4<br />
■ Buchhaltung<br />
Abteilungsleiter<br />
Roland Gutsche, rgutsche(at)zkn.de ...... -121<br />
■ Zahnärztliche Stelle<br />
Hildegard Sniehotta,<br />
hsniehotta(at)zkn.de ......................... -117<br />
Dominic Hartwich,<br />
dhartwich(at)zkn.de ............................. -118<br />
■ Ausbildung / Fortbildung,<br />
Zahnärztliches Fachpersonal<br />
Leitung<br />
Michael Behring, mbehring(at)zkn.de .... -302<br />
Sekretariat<br />
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ....... -310<br />
Ausbildung<br />
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ......... -303<br />
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Seminarverwaltung (Referenten)<br />
Strukturierte Fortbildung<br />
Gabriele König, gkoenig(at)zkn.de ......... -313<br />
■ ZAN – Zahnärztliche Akademie<br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Seminarverwaltung (Teilnehmer)<br />
Marlis Grothe, mgrothe(at)zkn.de .......... -311<br />
■ Dezentrale Weiterbildung,<br />
Dezentrale Fortbildung der Bezirksstellen,<br />
Winterfortbildungskongress<br />
Ansgar Zboron, azboron(at)zkn.de ......... -303<br />
■ ZMV – Zahnmedizinische<br />
Verwaltungsassistentin<br />
Veronika Weissbach,<br />
vweissbach(at)zkn.de ......................... -331<br />
■ DH – Dentalhygienikerin<br />
Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .. -332<br />
■ ZMP – Zahnmedizinische<br />
Prophylaxeassistentin, ZMP-Schule<br />
Karen Schneider, kschneider(at)zkn.de .. -332<br />
Veronika Weissbach,<br />
vweissbach(at)zkn.de ........................ -331<br />
■ Jugendzahnpflege, Alterszahnmedizin<br />
Rena Umlandt, rumlandt(at)zkn.de ....... -310<br />
■ Praxisführung /RöV-Aktualisierung<br />
Helferinnen / Begabtenförderung<br />
Daniela Schmöe, dschmoee(at)zkn.de ... -319<br />
■ Sonderveranstaltungen<br />
Internet-Auftritt der ZKN, RÖV-Zahnärzte<br />
Christian Göhler, cgoehler(at)zkn.de ...... -315<br />
Wir<br />
trauern<br />
um<br />
unsere<br />
Kollegen<br />
Hans Richardt<br />
Kiebitzberg 15, 21394 Kirchgellersen<br />
geboren am 22.9.1934, verstorben am<br />
9.5.2013<br />
Dr. Liesel Münch-Klever<br />
Hansa-Ring 2 A, 26133 Oldenburg<br />
geboren am 1.2.1942, verstorben am<br />
22.6.2013<br />
Dr. Manfred Lemperle<br />
Rosental 16, 38114 Braunschweig<br />
geboren am 31.3.1940, verstorben am<br />
23.7.2013<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Der Vorstand<br />
ISTOCKPHOTO © DON SAUNDERSON<br />
ZKN MITTEILUNGEN 8 | 2013 · 459
Ihre Zuschriften auf Chiffre-Anzeigen richten Sie bitte an:<br />
Anzeigenredaktion der »ZKN Mitteilungen«, z. Hd. Frau Kirsten Eigner / Chiffre Nr. ................., Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
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BEILAGE ZU DEN ZKN MITTEILUNGEN<br />
8|13<br />
Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · August 2013<br />
Die Seitenangaben beziehen sich auf das Hauptheft.<br />
Stoppt die e−Card<br />
PRISM zeigt: nichts ist sicher _S. 412<br />
EMMA H.art−Ärzte−Band<br />
Im Einsatz für Kleine Herzen _S. 426<br />
Plattdeutsch für Mediziner<br />
Leve Kusenbreker, we snackt Platt _S. 428<br />
<strong>Bundestags</strong>−<br />
<strong>wahlkampf</strong><br />
Was die Parteien versprechen _S. 414
Editorial<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
Mona Lisa<br />
Wir haben eine Patientin, die schon von Kindesbeinen<br />
an – zusammen mit ihrer Schwester – in unsrer Praxis<br />
betreut wird. Inzwischen geht es in Richtung Erwachsenenalter<br />
und der Vater ist mächtig stolz auf seine<br />
beiden hübschen Töchter, die vom Typ her allerdings<br />
sehr unterschiedlich sind.<br />
Eine von den beiden ist eher der lebhafte Typ und zeigt<br />
beim Lachen ihre prachtvollen Zähne. Die andere lächelt<br />
eher ein zurückhaltendes Mona Lisa-Lächeln.<br />
Die berühmte Mona Lisa – wer kennt das Bild nicht?<br />
Es gibt keine 100 % gesicherte Angabe, wen das Portrait<br />
darstellt, aber es gibt tausend Interpretationen, was<br />
dieses Lächeln verbirgt.<br />
War das »Model« ein introvertierter Mensch? Ist es<br />
Schüchternheit? Oder Gelassenheit gepaart mit einer<br />
stillen Heiterkeit?<br />
Hat sie gerade in der Lotterie gewonnen und keiner weiß<br />
es außer ihr; denkt sie an einen Geliebten; ist sie<br />
schwanger?<br />
Wie gesagt, seit Jahrhunderten wird phantasievoll spekuliert,<br />
warum Mona Lisa so lächelt, wie sie lächelt.<br />
Dabei könnte es sein, dass die Antwort ganz banal ist:<br />
Sie lächelte mit geschlossenen Lippen, weil sie schlechte<br />
Zähne hatte.<br />
Dieser Gedanke ist deshalb gar nicht so abwegig,<br />
weil zu dieser Zeit fast jeder Portraitierte den Mund<br />
geschlossen hält – aus genau diesem Grunde.<br />
Mit der Zahngesundheit war es in der Renaissance sehr<br />
schlecht bestellt und das galt bis in die Neuzeit.<br />
Die berühmte österreichische Kaiserin Sissi, deren<br />
Schönheit gerühmt wurde, durfte ebenfalls nicht<br />
hemmungslos in das neue Medium Kamera lachen, weil<br />
ihre unansehnlichen Frontzähne das nicht zuließen.<br />
Zurück zu unserer jungen Patienten: Sie schmunzelt zwar<br />
lieber, aber sie darf auch herzhaft lachen.<br />
Das haben wir ihr mit unseren geduldigen Prophylaxebemühungen<br />
ermöglicht. Auch das ist profan – aber schöner.<br />
Dr. Julius Beischer<br />
Dr. Julius Beischer<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / PIXABAY<br />
NOCEBO-EFFEKT<br />
Medienberichte<br />
können<br />
krank<br />
machen<br />
Menschen können auf−<br />
grund von Medienbe−<br />
richten über vermeint−<br />
lich gesundheitsge−<br />
fährdende Substanzen<br />
Krankheitssymptome entwickeln.<br />
Das ergab eine Studie der Johan−<br />
nes Gutenberg−Universität Mainz un−<br />
ter Dr. Michael Witthöft. Man spricht<br />
hierbei vom sogenannten Nocebo−<br />
Effekt, in Anlehnung an den bekann−<br />
teren Placebo−Effekt. Witthöft: »Al−<br />
lein die Erwartung einer Schädigung<br />
kann Schmerzen oder Beschwerden<br />
auslösen, wie wir es umgekehrt im<br />
Bereich schmerzlindernder Wirkun−<br />
gen von Placebo−Effekten kennen.«<br />
Den Testpersonen wurde zu−<br />
nächst ein Fernsehbericht gezeigt.<br />
Ein Teil der Teilnehmer bekam einen<br />
Dokumentarfilm zu sehen, in dem<br />
teilweise drastisch über die Gesund−<br />
heitsgefahren von Mobilfunk− und<br />
WLAN−Signalen berichtet wurde. Der<br />
andere Teil schaute sich einen Bericht<br />
über die Sicherheit von Internet− und<br />
Handy−Daten an. Im Anschluss wur−<br />
den alle Probanden einem WLAN−<br />
Scheinsignal ausgesetzt. Obgleich<br />
tatsächlich überhaupt keinerlei<br />
Strahlung vorhanden war, entwi−<br />
ckelten einige Testpersonen die typi−<br />
schen Symptome wie etwa Beklem−<br />
mung oder Kribbeln in den Fingern.<br />
jt ⁄pm _ZM, NR. 11 A, 1.6.2013<br />
2 ZKN SPECIAL 8 | 2013
Gesundheit<br />
Erste Hilfe bei Hitzschlag und Sonnenstich<br />
An heißen Tagen richtig handeln<br />
Wer in den Süden in Urlaub fährt,<br />
sucht die Sonne und die Hitze. Doch<br />
dies kann tückisch sein. Bei Strandta−<br />
gen oder Wanderungen durch die Na−<br />
tur wird noch an den Sonnenschutz<br />
gedacht, doch die Gefahren von Hitz−<br />
schlag und Sonnenstich werden häu−<br />
fig unterschätzt. Daher sollten sich<br />
Reisende vor Urlaubsbeginn über<br />
Symptome, Behandlung und Vor−<br />
sichtsmaßnahmen informieren. Die<br />
Apothekerkammer <strong>Niedersachsen</strong><br />
erklärt, worauf Urlauber achten soll−<br />
ten.<br />
Symptome Hitzschlag<br />
Der Hitzschlag ist die Folge eines<br />
allgemeinen Hitzestaus im Körper.<br />
Durch starke Hitze und körperliche<br />
Belastung steigt die Körpertempe−<br />
ratur schnell auf über 39 Grad an. Ein<br />
Hitzschlag tritt insbesondere bei war−<br />
mer und gleichzeitig feuchter Luft auf,<br />
wenn die überschüssige Wärme nicht<br />
durch kühlenden Schweiß abgeleitet<br />
werden kann. Dies ist zum Beispiel<br />
bei Gewitterlagen oder bei Veran−<br />
staltungen in geschlossenen Räu−<br />
men mit schwüler, unbewegter Luft<br />
der Fall. Neben der erhöhten Körper−<br />
temperatur sind zunächst rote Haut,<br />
später zunehmende Blässe und asch−<br />
fahles Aussehen, sowie Kopfschmerz,<br />
Schwindel, Erbrechen mit Blutdruck−<br />
abfall und Bewusstseinsstörungen<br />
typische Symptome.<br />
Behandlung bei Hitzschlag<br />
Auch hier sollte der Patient an einen<br />
kühlen Ort gebracht, die Kleidung<br />
gelockert und ihm Luft zugefächelt<br />
werden, um die Körpertemperatur<br />
vorsichtig und langsam zu senken.<br />
Ist die Person ansprechbar, sollte ihr<br />
Oberkörper höher gelagert werden.<br />
Eine bewusstlose Person ist bis zur<br />
Ankunft des Notarztes in der stabi−<br />
len Seitenlage zu halten.<br />
Vorbeugung<br />
Für alle gilt: Viel trinken und insbe−<br />
sondere in der Mittagszeit die direk−<br />
te Sonneneinstrahlung meiden. Ge−<br />
rade Senioren vergessen häufig zu<br />
trinken. Es sollte immer ausreichend<br />
Wasser oder Saftschorle als Erinne−<br />
rung griffbereit in Sichtweite stehen.<br />
Eine Kopfbedeckung und luftige Klei−<br />
dung, die dem Körper ein leichtes<br />
Schwitzen ermöglicht, sind elemen−<br />
tar. Leichte Kost wie Obst und Gemüse<br />
entlastet den Körper. Bei Säuglingen<br />
Bei Strandtagen oder<br />
Wanderungen durch<br />
die Natur wird noch<br />
an den Sonnenschutz<br />
gedacht, doch die<br />
Gefahren von Hitzschlag<br />
und Sonnenstich<br />
werden häufig<br />
unterschätzt<br />
und Kleinkindern ist die Kopfbede−<br />
ckung ganz besonders wichtig, da<br />
der Kopf im Verhältnis zum Körper<br />
bei Kindern viel größer ist als bei Er−<br />
wachsenen. Ebenso fehlt schützen−<br />
des Haar. Schwere körperliche Be−<br />
lastungen gilt es zu vermeiden. Wer<br />
sich beruflich oder privat bei großer<br />
Hitze oder hoher Luftfeuchtigkeit<br />
viel bewegen muss, sollte sich die−<br />
ser besonderen Situation bewusst<br />
sein, sehr viel trinken und ausrei−<br />
chend Pausen einplanen. Als Faust−<br />
regel gilt: Der Urin sollte immer min−<br />
destens hellgelb sein. Bewährt hat<br />
sich warmer Tee, da er sowohl Flüs−<br />
sigkeit zuführt als auch den Körper<br />
schwitzen lässt. Sportler sollten auf<br />
eine gute Mineralstoffversorgung,<br />
insbesondere mit Magnesium, ach−<br />
ten. Hier hilft ein Gespräch mit dem<br />
Apotheker.<br />
_PRESSEMELDUNG APOTHEKERKAMMER<br />
NIEDERSACHSEN, 27.6.2013<br />
Behandlung bei Sonnenstich<br />
Zunächst muss der Patient natürlich<br />
aus der Sonne. Der Kopf sollte mit−<br />
hilfe nasser Tücher gekühlt werden.<br />
Niemals sollte der ganze Körper he−<br />
runtergekühlt werden, vielmehr ist<br />
es wichtig, die Körperwärme unbe−<br />
dingt zu erhalten. Weiterhin ist es<br />
sinnvoll, die Kleidung für eine bes−<br />
sere Durchblutung zu lockern. Ist der<br />
Patient bei Bewusstsein, sollte ihm<br />
Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee<br />
oder ISO−Drinks angeboten werden.<br />
Alkohol ist tabu.<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / INGUL<br />
ZKN SPECIAL 8 | 2013 3
Freisprechungen<br />
»Ihr spielt in der oberen Liga«<br />
ZAHNMEDIZINISCHE FACHANGESTELLTE IN DER BEZIRKSSTELLE OSTFRIESLAND<br />
ERHIELTEN IHRE ZEUGNISSE<br />
Die neuen Zahnmedizinischen Fachangestellten der BBS Papenburg erhielten in Flachsmeer ihre Zeugnisse.<br />
Das Bild zeigt die jungen Frauen zusammen mit Mitgliedern des Prüfungsausschusses und der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
Nieedersachsen<br />
Grundsätzlich dauert eine<br />
Ausbildung zur Zahnme−<br />
dizinischen Fachange−<br />
stellten 36 Monate − und<br />
davon kann auch nicht ab−<br />
gewichen werden, wenn das Schul−<br />
jahr wie in diesem Jahr recht kurz<br />
war: deshalb müssen nach den Som−<br />
merferien noch elf Auszubildende in<br />
die theoretischen und praktischen<br />
Prüfungen der Berufsbildenden<br />
Schulen Emden und der Bezirksstel−<br />
le Ostfriesland der Zahnärztekam−<br />
mer <strong>Niedersachsen</strong> (ZKN). 35 andere,<br />
neun schon Anfang des Jahres nach<br />
der Winter− und jetzt 26 nach der<br />
Sommerprüfung, konnten Mitte Juni<br />
während der Freisprechungsfeier im<br />
Bootshaus des Emder Rudervereins<br />
ihre Zeugnisse entgegennehmen.<br />
Mit teilweise 31 Schülerinnen war<br />
auch der Prüfungsjahrgang an den<br />
BBS Papenburg ungewöhnlich groß.<br />
Fünf von ihnen hatten bereits im Win−<br />
ter ihre Abschlussprüfung geschafft,<br />
25 in den vergangenen Wochen. An<br />
den BBS Papenburg konnte eine Aus−<br />
zubildende noch nicht zur Prüfung<br />
zugelassen werden, weil sie die ge−<br />
forderten 36 Monate Ausbildungszeit<br />
noch nicht nachweisen konnte.<br />
Nicht nur für die jungen Frauen<br />
war das ein besonderer Tag, son−<br />
dern auch für den Schulleiter der Be−<br />
rufsbildenden Schulen 1 in Emden,<br />
Oberstudiendirektor Hero−Georg<br />
Boomgaarden. Bei dieser Freispre−<br />
chung hielt er seine letzte Rede, zum<br />
Schuljahresende ging er in den wohl−<br />
verdienten Ruhestand. Damit haben<br />
die frischgebackenen Zahnmedizini−<br />
schen Fachangestellten noch einige<br />
Jahrzehnte Zeit. Und diese sollten<br />
FOTOS: ALEX SIEMER<br />
sie nutzen, um durch Fortbildungen<br />
»immer auf dem neuesten Stand zu<br />
bleiben«, mahnte Dr. Dr. Wolfgang<br />
Triebe, stellvertretender Vorsitzen−<br />
der der ZKN−Bezirksstelle Ostfries−<br />
land. Sie hätten aber einen interes−<br />
santen und zukunftssicheren Beruf,<br />
sagte Triebe: »Sie werden gebraucht<br />
in ihren Praxen« und »wir Zahnärzte<br />
brauchen ihre Unterstützung«.<br />
Dr. Peter Schuberth, Zahnarzt aus<br />
Hesel und Vorsitzender eines der Prü−<br />
fungsausschüsse, lobte das hohe Ni−<br />
veau des Prüfungsjahrganges. »Das<br />
sind alles gute Abschlüsse«, so Schu−<br />
berth und auf ihre Leistungen »kön−<br />
nen Sie stolz sein«.<br />
Voll des Lobes war auch Studien−<br />
direktor Wilfried Berssen von den<br />
Berufsbildenden Schulen Papenburg,<br />
Gewerbliche und Kaufmännische<br />
Fachrichtungen, für die jüngste Klas−<br />
se der Zahnmedizinischen Fachange−<br />
stellten, die in Flachsmeer ihre Zeug−<br />
nisse erhielten und ins Berufsleben<br />
verabschiedet wurden. »Ihr spielt in<br />
der oberen Liga«, betonte Berssen<br />
mit Blick auf die Prüfungsergebnisse.<br />
Das Durchschnittsergebnis der Prak−<br />
tischen Prüfungen lag bei 80 Prozent<br />
und entsprach einer Schulnote zwi−<br />
schen 2 und 3, viel wichtiger aber:<br />
»Alle Prüflinge haben bestanden«<br />
Als Jahrgangsbeste der Prüfungen in Papenburg wurden während der Freisprechungsfeier<br />
Stephanie Aden (2. von rechts), Brigitta Tämmerich (nicht im Bild) und<br />
Sarah Kaiser (rechts) von Wilfried Berssen (BBS Papenburg), Dagmar Wessels (Prüfungsausschuss)<br />
und Dr. Ulrich Keck (Bezirksstellenvorsitzender der ZKN) besonders<br />
ausgezeichnet<br />
4 ZKN SPECIAL 8 | 2013
und alle haben entweder eine Fest−<br />
anstellung als Zahnmedizinische Fa−<br />
changestellte oder die Zusage für ei−<br />
ne Weiterbildung in der Tasche.<br />
Dass die jungen Frauen einen<br />
»schönen Beruf« ergriffen hätten,<br />
bestätigte ihnen Wilhelm Schrand,<br />
Vorsitzender der ZKN−Kreisstelle<br />
Aschendorf−Hümmling. Sie könn−<br />
ten »auf Ihre Leistung stolz sein« und<br />
hätten »allen Grund, sich zu freu−<br />
en«. Wichtig sei aber auch, »ständig<br />
Fortbildungen zu besuchen, um mit<br />
der Entwicklung Schritt zu halten«,<br />
mahnte Schrand.<br />
ZKN−Bezirksstellenvorsitzender<br />
Dr. Ulrich Keck betonte in Flachsmeer,<br />
dass sich die Zahnheilkunde in den<br />
vergangenen Jahrzehnten sehr ge−<br />
wandelt habe. »Die Hauptaufgabe<br />
ist nicht der Zahnersatz, sondern der<br />
Zahnerhalt« und das stelle neue An−<br />
forderungen an die Zahnärzte, aber<br />
auch an deren Mitarbeiterinnen.<br />
Ihre Prüfung zur Zahnmedizi−<br />
nischen Fachangestellte haben in<br />
Papenburg schon im Rahmen der<br />
Winterprüfung bestanden: Jenni−<br />
fer Cordes, Westoverledingen (Aus−<br />
bildungsbetrieb Praxis Bernhardt⁄<br />
Meyer−Flotho, Westoverledingen);<br />
Olga Filontschik, Ostrhauderfehn<br />
(Kimmann, Leer); Kristina Siner, Ha−<br />
ren (Koopmann⁄Dr. Meyer, Haren);<br />
Vanessa Temmen, Ostrhauderfehn<br />
(Zuiderveld⁄Schönke, Rhauderfehn);<br />
Franziska Tjarks, Rhauderfehn (Jäne−<br />
ke, Ostrhauderfehn)<br />
In der Sommerprüfung bestan−<br />
den in Papenburg: Stephanie Aden,<br />
Westoverledingen (Bernhardt⁄Mey−<br />
er−Flotho, Westoverledingen); Lisa<br />
Albers, Neudersum (Gerdes, Börger);<br />
Insa Amelsberg, Rhauderfehn (Dres.<br />
Thomas, Leer); Kena Arends, Leer<br />
(Klemp⁄Bielefeld, Papenburg); Gali−<br />
na Bok, Surwold (Schrand⁄Schmees,<br />
Esterwegen); Kirsten Brink, Papen−<br />
burg (Dr. Tiedeken, Papenburg); Ju−<br />
lia Connemann, Heede (Dr. Schmidt,<br />
Dörpen); Lisa Dirks, Ditzum (Dr. Hin−<br />
ders, Leer); Tanja Falkenberg, Dörpen<br />
(Dickebohm, Surwold); Alina Harms,<br />
Neulehe (Dr. Simonyi, Klein Berßen);<br />
Mareike Jägers, Dersum (Dr. Fischo−<br />
Die neuen Zahnmedizinischen Fachangestellten erhielten in Emden ihre Zeugnisse<br />
eder, Papenburg); Patricia Janssen,<br />
Leer (Kuiper, Westoverledingen);<br />
Suzana Jasarevic, Westoverledin−<br />
gen (Klemp, Papenburg); Rika Jel−<br />
ken, Rhauderfehn (Kimmann, Leer);<br />
Sarah Kaiser, Wippingen (Dr. Spran−<br />
ger, Dersum); Melanie Kampen, Wal−<br />
chum (Gödicke, Lathen); Malin Kla−<br />
witter, Sögel (Klawitter⁄Dimler, Sö−<br />
gel); Svetlana Kremer, Papenburg<br />
Als Jahrgangsbeste wurden Svenja<br />
Förster (links) aus Detern und Ilka Sassen<br />
aus Norden bei der Feier in Emden<br />
besonders geehrt<br />
(Sanitätsstaffel, Leer); Fenna Loerts,<br />
Bunde (Dr. Eenboom⁄Hinrichs, Leer);<br />
Julia Maaß, Papenburg (Sharif, Bun−<br />
de); Sara Sinning, Ostrhauderfehn<br />
(Dr. Harders, Ostrhauderfehn); Julia<br />
Schendel, Dörpen (Dickebohm, Sur−<br />
wold); Brigitta Tämmerich, Papen−<br />
burg (Klemp⁄Bielefeld, Papenburg);<br />
Mandy Taubert, Rhauderfehn (Dr. Bo−<br />
ese, Ostrhauderfehn); Julia Wilbers,<br />
Meppen (Motz, Geeste).<br />
Als Prüfungsbeste wurden bei der<br />
Feier in Flachsmeer Stephanie Aden,<br />
Brigitta Tämmerich und Sarah Kaiser<br />
besonders ausgezeichnet.<br />
Ihre Prüfung als Zahnmedizini−<br />
sche Fachangestellte haben in der<br />
Sommerprüfung in Emden bestan−<br />
den: Sina Barkhoff, Marienhafe (Aus−<br />
bildungsbetrieb: Zahnarzt Tuan−Kiet<br />
Hoang, Südbrookmerland); Lisa Bo−<br />
kelmann, Filsum (Dr. Götz−Michael<br />
Haag, Filsum); Kristina Bunk, Aurich<br />
(Dr. Richard Smolka, Aurich); Tomke<br />
Engels, Moormerland (Dr. Edelt Pe−<br />
ters, Norden); Mona Fischer, Ostdorf<br />
(Dr. Klaus Wellmer, Norden); Tanja Fi−<br />
scher, Ochtersum (Za. Rüdiger Tant−<br />
zen, Esens); Svenja Förster, Detern<br />
(Dr. Dominik Rindermann, Detern);<br />
Rebekka Guder, Hinte (Za. Siegfried<br />
Lewitzke, Emden); Jasmin Immen,<br />
Upgant−Schott (Dr. Jan−Willms Har−<br />
ders, Emden); Ann Kathrin Janssen,<br />
Aurich (Dr. Dr. Wolfgang Triebe, Au−<br />
rich); Verena Janssen. Aurich (Dr. Ha−<br />
gen Vöhrs, Ihlow); Svenja Junior, Em−<br />
den (Dr. Insa Dietrich, Emden); Vere−<br />
na Kruse, Aurich (Za. Kai−Uwe Klün,<br />
Aurich); Marina Luitjens, Leezdorf (Dr.<br />
Andreas Dohle, Norden); Insa−Lena<br />
Rieken, Norden (Za. Enno Kramer,<br />
Norden); Rika Roolfs, Großheide (Dr.<br />
Henning Dengler, Hage); Ilka Sassen,<br />
Norden (Dr. Andreas Dohle, Norden);<br />
Nicole Schadewitz, Uplengen (Dr. Till<br />
Kreutzträger, Großefehn); Ilka Tom−<br />
ke Schipper, Norden (Dr. Edelt Peters,<br />
Norden); Rebekka Schönfeld, Emden<br />
(Za. Albert Zweers, Emden); Miriam<br />
Schwarz, Norden (Dr. Corinna Gem−<br />
pel, Norden); Verena Strauss, Leer<br />
(Dr. Immo Schild, Leer); Caren Uphoff,<br />
Norden (Za. Jürgen Hartmann, Nor−<br />
den); Christina de Vries, Pewsum<br />
(Dr. Klaus Strahmann, Emden); Sarah<br />
Weinert, Emden (Dr. Gerold Eilers,<br />
Emden) und Julia Wellmann, Pew−<br />
sum (Dr. Volker Vöhrs, Ihlow).<br />
Als Jahrgangsbeste wurden Sven−<br />
ja Förster aus Detern und Ilka Sassen<br />
aus Norden bei der Feier in Emden be−<br />
sonders geehrt.<br />
_ALEX SIEMER<br />
ZKN SPECIAL 8 | 2013 5<br />
FOTOS: ALEX SIEMER
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGRAMM<br />
für Zahnärztliches Fachpersonal und Praxiszahntechniker<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-311 · Telefax (05 11) 8 33 91-306<br />
Ansprechpartnerin: Marlis Grothe<br />
23./24.8.2013 F 1341<br />
Das 3P-Profi-Update – Prävention, Prophylaxe,<br />
Parodontologie Ganz normal – subgingival<br />
Prof. Dr. Rainer Buchmann, Düsseldorf<br />
Silvia Geiger, Magdeburg<br />
Freitag, 23.8.2013 von 15.00 bis 19.00 Uhr⁄<br />
Samstag, 24.8.2013 von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 285,− €<br />
Neu<br />
4.9.2013 Z/F 1348<br />
Grundlagenseminar BEMA I Seminar für Einsteigerinnen,<br />
Wiedereinsteigerinnen und Zahnärzte<br />
Alma Ott, Hamburg<br />
Mittwoch, 4.9.2013 von 13.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 99,− €<br />
11.9.2013 Z/F 1349<br />
Beraten mit Herz und Verstand Patienten von der Qualität und<br />
Nutzen außervertraglicher Leistungen überzeugen<br />
Dipl.−Germ. Karin Namianowski, Wasserburg<br />
Mittwoch, 11.9.2013 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 285,− €<br />
13.9.2013 F 1344<br />
Time is Money!<br />
Mit dem richtigen Zeitmanagement werden Sie<br />
noch erfolgreicher<br />
Angelika Doppel, Herne<br />
Freitag, 13.9.2013 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 88,− €<br />
Neu<br />
18.9.2013 Z/F 1351<br />
Grundlagenseminar BEMA II Seminar für Einsteigerinnen,<br />
Wiedereinsteigerinnen und Zahnärzte<br />
Alma Ott, Hamburg<br />
Mittwoch, 18.9.2013 von 13.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 99,− €<br />
20.9.2013 F 1346<br />
Fit für die Kids- und Junior-Prophylaxe –<br />
Der Klassiker seit über 20 Jahren:<br />
Gutes baut Vertrauen auf: FU, IP 1 bis IP 4<br />
Annette Schmidt, Tutzing<br />
Freitag, 20.9.2013 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 230,− €<br />
20./21.9.2013 F 1347<br />
Zahnstein – professionell und gründlich<br />
Solveyg Hesse, Otter<br />
Maria Friederichs, Neustadt<br />
Freitag, 20.9.2013 von 14.00 bis 18.30 Uhr⁄<br />
Samstag, 21.9.2013 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 430,−<br />
21.9.2013 F 1348<br />
Fit für die Erwachsenen-Prophylaxe –<br />
Das Original seit über 20 Jahren:<br />
Karies-, Gingivitis- und sanierte Patienten individuell betreuen,<br />
beraten und behandeln<br />
Annette Schmidt, Tutzing<br />
Samstag, 21.9.2013 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 230,− €<br />
Time is Money! Mit dem<br />
rich tigen Zeitmanagement<br />
werden Sie noch erfolgreicher<br />
Zielgruppe: Zahnärzte⁄innen + Zahnärzt−<br />
liche Mitarbeiter⁄innen und Praxisteams<br />
→<br />
→<br />
→<br />
→<br />
Angelika Doppel<br />
Haben Sie abends oft das Gefühl, dass Sie trotz viel geleisteter<br />
Arbeit, unzufrieden und erschöpft sind?<br />
Liegen nach wie vor Berge an Aufgaben vor Ihnen?<br />
Meckern Patienten immer wieder, weil sie so lange in der<br />
Praxis auf die Behandlung warten müssen?<br />
Möchten Sie eine Besserung erfahren?<br />
Dann ist dieses Seminar das richtige für Sie und Ihre Mitarbei−<br />
terinnen! »Time is Money« − ein optimales Zeitmanagement zu<br />
leben bedeutet organisierter und gelassener durch die Wogen<br />
des Unternehmerwassers zu schippern um abends zufriedener<br />
und nicht so gestresst den Feierabend einzuläuten. Zeitmanage−<br />
ment ist auch Teamarbeit. Wenn jeder seine Aufgaben kennt und<br />
alles Hand in Hand läuft geht es jedem gut. Wie bewerten Pati−<br />
enten Ihre Qualität? Die Prozessqualität (Betreuung) spielt dabei<br />
die größte Rolle. Laut Umfrageergebnissen sind bei zu langen<br />
Wartezeiten 37 % aller Patienten bereit die Praxis zu wechseln.<br />
FOTO: ZKN-ARCHIV<br />
6 ZKN SPECIAL 8 | 2013
GESCHAFFT!<br />
Freisprechung der<br />
Zahnmedizinischen<br />
Fachangestellten<br />
in Oldenburg<br />
wären Sie ein Wein, so spräche man von<br />
einem guten Jahrgang ….«<br />
Mit diesen Worten verabschiedete Klassen−<br />
lehrerin Susanne Müller im Etzhorner Krug bei<br />
»Und<br />
Kaffee und Kuchen 46 frischgebackene Zahn−<br />
medizinische Fachangestellte, die in diesem Sommer ihre Abschluss−<br />
prüfung bestanden.<br />
Die erfolgreichste Prüfung absolvierte im Gesamtergebnis Nina<br />
Schenk mit einer »Fasteins«. Dr. Uwe Herz, Bezirksstellenvorsitzen−<br />
der in Oldenburg, gratulierte der Jahrgangsbesten mit einem Prä−<br />
sent der <strong>Zahnärztekammer</strong>. Geehrt wurden auch diejenigen Absol−<br />
ventinnen, die sich mit ihren Abschlusszeugnissen schulisch höher<br />
qualifizieren konnten, die besonders gute Zeugnisnoten erzielten,<br />
die in den schriftlichen Prüfungsleistungen hervorstachen oder sehr<br />
gute praktische Prüfungen ablegten. Für die praktischen Prüfungen<br />
stellten in diesem Jahr freundlicherweise Herr Dr. Buck und Herr Wid−<br />
dershoven ihre Praxisräume zur Verfügung.<br />
FOTOS: ???<br />
Jahrgangsfoto ZFA Oldenburg 2013<br />
v. li. nach re.: Klassenlehrerin Susanne Müller, Jahrgangsbeste 2013 – ZFA<br />
Nina Schenk, Bezirkstellenvorsitzender in Oldenburg Dr. Uwe Herz<br />
In den Reden von Dr. Uwe Herz und Klassenlehrerin Susanne Mül−<br />
ler erfuhren die neuen Zahnmedizinischen Fachangestellten in ei−<br />
nem Rückblick sehr viel Wertschätzung als Wegweiser für die Zukunft.<br />
Mit strahlenden Gesichtern nahmen sie anschließend ihre Zeugnisse<br />
sowie ein Erinnerungsfoto und eine Rose in Empfang, die feierlich im<br />
Beisein von Verwandten, Freunden, Ausbildern, Kammervertretern<br />
und Prüfungsausschussmitgliedern überreicht wurden.<br />
Wir gratulieren allen Absolventinnen sehr herzlich und wün−<br />
schen ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg in ihrem Beruf.<br />
_ELISABETH DRAB, STELLVERTRETENDE PA-VORSITZENDE OLDENBURG I<br />
Und dabei sprechen wir von einer Überschreitung der 15 Minu−<br />
tengrenze der sogenannten »echten Wartezeit«. Der Satz: »Ein<br />
Momentchen bitte der Herr Doktor kommt gleich...« wurde durch<br />
die Arztbranche geprägt.<br />
Kursinhalte:<br />
→ Das A−B−C Prinzip<br />
→ Gewohnheiten schaffen Gelassenheit<br />
→ Der Zauber des »On−Block−Working”<br />
→ Das Pareto−Prinzip<br />
→ »Zeitdiebe« erkennen und killen<br />
→ Analysen nach dem Prioritätsprinzip<br />
→ Das Patiententerminbuch und die richtige Vorgehensweise<br />
→ Pufferzeiten für Kurzzeitpatienten und<br />
praxisinteressante Fälle<br />
→ Terminierung mit System<br />
→ Patienteneinteilungen nach Prioritäten<br />
→ Konsequenz und Disziplin bei der Behandlungsdurchführung<br />
Referentin: Angelika Doppel, Herne<br />
Freitag, 13.9.2013, 14.00 − 18.00 Uhr<br />
Kursgebühr: € 88,−<br />
Max. 25 Teilnehmer<br />
Kurs−Nr.: F 1342<br />
NEU!<br />
Liebe Frau Standke,<br />
nun ist es 10 Jahre her, seitdem Sie als Auszu−<br />
bildende in unsere Gemeinschaftspraxis einge−<br />
treten sind. Mit 16 aus Stendal nach Wolfsburg,<br />
schon das verdient Respekt! Nicht einfach hat−<br />
ten Sie es, fern der häuslichen Nähe und sich in<br />
die Arbeitsanforderungen eines Praxisbetrie−<br />
bes einzuordnen. Aber mit Fleiß und Beharrlich−<br />
keit meisterten Sie jeden Tag, lernten dazu und<br />
schon im zweiten Lehrjahr standen Sie neben<br />
unserer damaligen Verwaltungshelferin, de−<br />
ren Stelle Sie auch kurz nach Ende Ihrer Ausbil−<br />
dungszeit einnahmen. Mit Schwung und Ausdauer perfektionierten<br />
Sie immer mehr Ihre Kenntnisse, begannen die neuen Auszubilden−<br />
den mit anzuleiten, traten in das Qualitätsmanagement ein, das Sie<br />
hervorragend zu führen lernten. Ihre penible Genauigkeit, große Zu−<br />
verlässigkeit (waren Sie eigentlich schon mal krank?) und Ihr selbst<br />
erworbenes Wissen machten Sie zu einer großen Stütze unserer Pra−<br />
xis. Aber auch Ihr Vermögen, sich durchzusetzen, Praxisabläufe zu<br />
organisieren und sich stets loyal gegenüber den Chefs zu verhalten,<br />
möchten wir als vorbildlich bezeichnen.<br />
Ein herzliches Dankeschön möchten wir Ihnen hiermit ausspre−<br />
chen, hoffen und freuen uns dabei auch auf die nächsten 10 Jahre.<br />
_DR. OLIVER UND MEIKE STRAUSS, FALLERSLEBEN<br />
ZKN SPECIAL 8 | 2013 7<br />
FOTO: PRIVAT
H 46427<br />
AUGUST 2013<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
Das amtliche Mitteilungsblatt der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Schon gew usst?<br />
FOTO: CFW-ARCHIV / INGSEYFS<br />
aufnahme über die Jahre ständig kleinste Mengen Keime,<br />
Mikroorganismen und Pilze in unserem Magen. Der wie−<br />
derum hat sich den Gegebenheiten angepasst, die Säure<br />
bändigt die ungebetenen Gäste trotz des gleichzeitigen<br />
Zuführens von Getränken mit links.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema<br />
gibt es keine. Fakt ist jedoch, dass unsere Arztpraxen und<br />
Krankenhäuser in diesen Tagen nicht überquellen mit von<br />
Bauchschmerzen geplagten Kindern, die sich über die Er−<br />
mahnung ihrer Mütter und Großmütter hinweg gesetzt<br />
haben. Offenbar ist also doch auch mit Wasser gut Kirschen<br />
essen...<br />
_IHR KFO.INFO-TEAM<br />
KFO.INFO 3/2012<br />
Frauen könnten profitieren<br />
LÄNGER LEBEN KANN SO EINFACH SEIN<br />
Was eigentlich ...<br />
...IST DRAN AM BAUCHWEH DURCH KIRSCHEN<br />
UND WASSER?<br />
Sommerzeit ist Schlemmerzeit: Überall lachen sie einen<br />
derzeit an, sei es auf dem Markt, im Lebensmittelladen um<br />
die Ecke oder an extra aufgebauten Ständen am Straßen−<br />
rand: Kirschen − rund, rot, süß und gesund. Eine Portion<br />
der leckeren Früchtchen, dazu ein Glas Wasser und schon<br />
fühlt man sich herrlich erfrischt an heißen Tagen. Aber ...<br />
war da nicht was, Steinobst und Wasser? Vielleicht haben<br />
ja auch Sie noch die gut gemeinten Ratschläge Ihrer Mutti<br />
oder Oma im Kopf, dass man davon fürchterlich Bauch−<br />
schmerzen bekommt und deshalb erst einige Zeit nach<br />
dem Obstverzehr etwas trinken darf. Warum eigentlich?<br />
Auf den Schalen der Kirschen tummeln sich Hefepilze.<br />
Sie vergären den Zucker in den Früchten zu Alkohol, dabei<br />
entsteht Kohlendioxid − und dieses wiederum kann Blä−<br />
hungen verursachen, ist der Schauplatz der Gärung unser<br />
Verdauungstrakt. Im Magen herrscht normalerweise ein<br />
derart saures Milieu, dass die Hefepilze erst gar nicht groß<br />
in Aktion treten können. Zumindest dann nicht, wenn die<br />
Kirschen allein im Magen liegen, die Säure wird mit den<br />
Hefepilzen locker fertig. Doch was, wenn Wasser dazu<br />
kommt? Früher war die Meinung verbreitet, durch das<br />
Trinken von Wasser verdünne sich die Magensäure so sehr,<br />
dass sie der Hefepilze nicht mehr Herr werden kann − und<br />
dem schmerzhaften Gärungsprozess nichts mehr entge−<br />
gen zu setzen hat.<br />
Das mag für die »gute, alte Zeit« auch richtig gewe−<br />
sen sein, allerdings lag der Bauchschmerz nicht (allein)<br />
am Hefe−Säure−Gemisch. Vielmehr war das Trinkwasser<br />
seinerzeit mit Keimen und Bakterien hoch belastet, das<br />
Magenmilieu brauchte also nicht die Hefepilze, um ins Un−<br />
gleichgewicht zu geraten. Heutzutage ist unser Trinkwas−<br />
ser einerseits rein, andererseits landen mit der Nahrungs−<br />
Wer vor dem 40. Lebensjahr<br />
das Rauchen aufgibt, lebt<br />
zehn Jahre länger. Insbesondere Frauen profitieren von<br />
dem Verzicht, so eine aktuelle Studie. Das meldet die<br />
Stiftung Deutsche Schlaganfall−Hilfe anlässlich des Welt−<br />
nichtrauchertages am 31. Mai.<br />
Raucher sterben früher, das ist nicht neu. Neben dem<br />
Lungenkrebs sind sie vor allem durch Herz−Kreislauf−Er−<br />
krankungen wie Schlaganfall stark gefährdet. Eine aktu−<br />
elle Studie aus den USA hat jetzt herausgefunden, dass<br />
Raucher ihre Lebenserwartung sogar um 10 Jahre verlän−<br />
gern können, sofern sie vor dem 40. Lebensjahr aufhören.<br />
Besonders Frauen profitieren von dem Verzicht auf<br />
den »blauen Dunst«. Das Schlaganfall−Risiko rauchender<br />
Frauen war in der Studie gegenüber nicht rauchenden<br />
Frauen mehr als dreimal so hoch. Männer trugen durch<br />
Rauchen das 1,7−fache Risiko. Frauen, die rauchen, setzen<br />
sich also einer besonders hohen Schlaganfall−Gefahr aus.<br />
Der National Health Interview Survey ist die alljährli−<br />
che Erhebung von zentralen Gesundheitsdaten in der US−<br />
Bevölkerung. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind ge−<br />
rade im renommierten New England Journal of Medicine<br />
erschienen. Der Weltnichtrauchtertag wurde 1987 erst−<br />
mals von der WHO ausgerufen.<br />
Jährlich erleiden in Deutschland annähernd 270.000<br />
Menschen einen Schlaganfall. Der Schlaganfall ist die<br />
dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für<br />
Behinderungen im Erwachsenenalter.<br />
Stoppt die e-Card<br />
PRISM zeigt: nichts ist sicher _S. 412<br />
EMMA H.art-Ärzte-Band<br />
Im Einsatz für Kleine Herzen _S. 426<br />
Plattdeutsch für Mediziner<br />
Leve Kusenbreker, we snackt Platt _S. 428<br />
<strong>Bundestags</strong><strong>wahlkampf</strong><br />
Was die Parteien versprechen _S. 414<br />
8|13<br />
_STIFTUNG DEUTSCHE SCHLAGANFALL-HILFE, 29.5.2013<br />
Das ZKN-SPECIAL ist eine Beilage zu den<br />
monatlich von der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
herausgegebenen »ZKN MITTEILUNGEN«.<br />
REDAKTIONSANSCHRIFT:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«,<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.<br />
Tel. (05 11) 8 33 91-301<br />
Fax (05 11) 8 33 91-106<br />
8 ZKN SPECIAL 8 | 2013