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Wie mißt man die Scherviskosität korrekt?

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testXpo Fachmesse für Prüftechnik, 14.–17.10.2013<br />

<strong>Wie</strong> <strong>mißt</strong> <strong>man</strong> <strong>die</strong> <strong>Scherviskosität</strong> <strong>korrekt</strong>?<br />

<br />

M<br />

p<br />

v<br />

Rotation<br />

Hochdruck-<br />

Kapillar<br />

Torsten Remmler, Malvern Instruments


Überblick<br />

• Grundbegriffe der Rheometrie: <strong>Wie</strong> ist <strong>die</strong> <strong>Scherviskosität</strong> definiert?<br />

• Messprinzip Rotationsrheometer / Hochdruck-Kapillarrheometer<br />

• Auswahl der optimalen Messgeometrie<br />

• Parametrierung: Stationäre und Instationäre <strong>Scherviskosität</strong>skurven<br />

• Zusatz-Informationen: Elastische Normalspannungen<br />

• Interpretation von <strong>Scherviskosität</strong>skurven


1. Grundbegriffe der Rheometrie: Uniaxiale Scherung<br />

Tangentialkraft F tan<br />

Auslenkung u<br />

d<br />

Fläche A = a · b<br />

Geometriefaktor (Höhe) = d<br />

<br />

.<br />

<br />

<br />

u<br />

d<br />

d<br />

dt<br />

Ftan<br />

A<br />

a<br />

b<br />

Deformation []<br />

Scherrate [1/s]<br />

Schubspannung [Pa]


Definition der dynamischen <strong>Scherviskosität</strong><br />

<br />

.<br />

p, t, ) = .<br />

<br />

Einheit: Pas<br />

Parameter:<br />

• physikalisch-chemischer Aufbau der Substanz<br />

• Temperatur<br />

• Druck<br />

• Zeit<br />

• Scherrate


Beanspruchungen in der Praxis und zugehörige<br />

Scherratenbereiche<br />

10 -3 Verlaufen,<br />

Sedimentieren<br />

10 -1<br />

Extrusion, Spritzguß<br />

Auftragen, Mischen<br />

Roll Coating, Versprühen<br />

10 0 10 1 10 2 10 3 10 4<br />

10 6<br />

s -1<br />

Rotationsrheometer<br />

Proben: wasserdünn bis festkörperartig<br />

Meßgrößen: <strong>Scherviskosität</strong>, Viskoelastizität, Fließgrenzen, Relaxationsverhalten u.a.<br />

Hochdruckkapillarrheometer<br />

Proben: wasserdünn bis hochviskos<br />

Meßgrößen: <strong>Scherviskosität</strong>, Dehnviskosität, Wandgleiten u.a.


Überblick über stationäres Fließverhalten<br />

log η<br />

newtonsch<br />

log γ .<br />

• Newtonsche Substanzen: Wasser, niedermolekulare Öle ...<br />

• Strukturviskose Substanzen: Polymerschmelzen, Emulsionen,<br />

Suspensionen...<br />

• Dilatante Substanzen: Stärke-Lösungen, PVC-Plastisole...


Messprinzip Rotationsrheometer<br />

Schubspannungsvorgabe (CS)<br />

Deformationsvorgabe (CR)<br />

M<br />

<br />

Anregung /<br />

Detektion<br />

Motor<br />

Kinexus Rheometer<br />

Vorteile<br />

Antwort /<br />

Vorgabe<br />

sehr kurze Ansprechzeiten durch<br />

geringe Trägheit der Antriebseinheit<br />

Sehr weiter Drehmomentbereich<br />

Obere Messplatte<br />

Luftlager<br />

Positions-<br />

Sensor<br />

Probe<br />

Untere Messplatte


Messprinzip Hochdruck-Kapillarrheometer<br />

Vorgabe: Stempelgeschwindigkeit Wandscherrate<br />

Meßgröße: Gesamtdruckabfall Wandschubspannung<br />

ZYLINDER<br />

v<br />

Gemessener<br />

Gesamtdruckverlust<br />

RH2000<br />

L<br />

P<br />

=<br />

Einlaufdruckverlust<br />

P 1<br />

P w<br />

0<br />

vollständig ausgeprägtes<br />

Strömungsprofil<br />

2R<br />

+<br />

Scherdruckverlust<br />

Einlauf<br />

länge<br />

RH10-D<br />

0 L<br />

Z<br />

kleiner Kolbenextruder


Auswahl der Messgeometrie am Rotationsrheometer<br />

M<br />

<br />

<br />

Kinexus Rheometer<br />

Parallele Platten<br />

R<br />

Koaxiale Zylinder<br />

• Je hochviskoser <strong>die</strong> Probe,<br />

desto kleiner sollte <strong>die</strong> Fläche<br />

sein!<br />

• Je größer <strong>die</strong> Scherrate, desto<br />

kleiner sollte der Spaltabstand<br />

(Öffnungswinkel) sein!


Auswahl der Messgeometrie am Kapillarrheometer<br />

Wahl des Durchmessers und der Länge<br />

. 2<br />

<br />

app<br />

app<br />

<br />

<br />

4 Q<br />

3<br />

R<br />

R<br />

P<br />

L<br />

Scherratenbereiche für<br />

ausgewählte Düsendurchmesser:<br />

2.0mm = ca. 0.1 bis 100 /s<br />

1.5mm = ca. 1 bis 1000 /s<br />

1.0mm = ca. 10 bis 10000 /s<br />

0.5mm = ca. 100 bis 100.000 /s<br />

0.25mm = ca. 1000 bis 1.000.000 /s<br />

<br />

Pro Düse ca. 2 – 3 Dekaden Scherrate optimaler Messbereich<br />

auf Grund des Druckaufnehmer-Messbereichs<br />

Q = Volumenstrom, R= Düsenradius, L= Düsenlänge, P=Druckabfall


Messtechnische Aufnahme einer <strong>Scherviskosität</strong>skurve<br />

CS-oder CR-Mode: Stationäre und instationäre Messroutine<br />

Stationär :<br />

<br />

Rampe in Stufen<br />

.<br />

.<br />

Keine Zeitabhängigkeit: = ()<br />

Instationär :<br />

<br />

Lineare Rampe, Profil etc.<br />

t<br />

<br />

t<br />

.<br />

Zeitabhängigkeit: = (t)<br />

t<br />

t


Scherraten- oder Schubspannungsvorgabe?<br />

Äquivalenz-Prinzip der stationären Rotationsrheometrie<br />

Newton:<br />

<br />

= .<br />

<br />

. Äquivalenz . .<br />

Fließkurve: = () = ()<br />

CR-Mode<br />

CS-Mode<br />

.<br />

Äquivalenz<br />

<strong>Scherviskosität</strong>skurve:<br />

= () = ()<br />

Bei stationären <strong>Scherviskosität</strong>skurven ist Scherraten- oder<br />

Schubspannungsvorgabe gleichwertig! Messbereich praxisorientiert wählen!


Rotationsrheometrie:<br />

Ermittlung der maximalen Scherrate<br />

Duschgel:<br />

Vergleich CS □ und CR ∆ <strong>Scherviskosität</strong>skurve<br />

Schubspannung darf nach Newton mit steigender Scherrate nicht abfallen!<br />

Bei Schubspannungsvorgabe ist max Scherrate nicht genau detektierbar!


Einfluß elastischer Effekte in Scherung: N1<br />

F t<br />

F n<br />

Quelle: MIT, 1999<br />

1. Normalspannungsdifferenz bei Kegel-Platte-Messungen immer auftragen<br />

Korrelation mit Elastizität der Probe unter Scherung, Ursache für Edge Failure


<strong>Scherviskosität</strong>sbestimmung am Kapillarrheometer<br />

Druckgleichgewicht ist Voraussetzung für <strong>korrekt</strong>e <strong>Scherviskosität</strong><br />

v<br />

2R<br />

Gleichgewichtsniveau<br />

Bedingung:<br />

Gleichgewichtseinstellung nach Vorgabe diskreter<br />

Scherraten (Stempelgeschwindigkeiten) abwarten


Anwendungsbeispiel Handcreme<br />

Lagerung<br />

Probenlagerung<br />

Sehr niedrige Scherraten: ~ 0.001s -1<br />

<strong>Wie</strong> langzeitstabil ist <strong>die</strong> Formulierung?<br />

Probendosierung<br />

Mittlere Scherraten: ~10s -1<br />

Ist <strong>die</strong> Crème pumpbar?<br />

Crème-Auftrag I<br />

Niedrige Scherraten: ~1s -1<br />

Fließt <strong>die</strong> Crème ab direkt nach Auftrag?<br />

Endanwendung<br />

Crème-Auftrag II<br />

Höhere Scherraten: ~100s -1<br />

Verreiben angenehm? Zu hochviskos?


Stationäre <strong>Scherviskosität</strong> Hand-Creme<br />

Zwei verschiedene Cremes im Vergleich<br />

Lagerung<br />

Auftrag I<br />

Dosierung<br />

Auftrag II<br />

Eine Formulierung besser in der Lagerung, aber schlechter im Auftrag<br />

(ca. Faktor 4 in der <strong>Scherviskosität</strong>)


Stationäre <strong>Scherviskosität</strong>skurven von Dispersionen<br />

<strong>Scherviskosität</strong>skurven bei 40°C<br />

<strong>Scherviskosität</strong>skurven (Pas)<br />

1.0E+04<br />

1.0E+03<br />

1.0E+02<br />

1.0E+01<br />

1.0E+00<br />

1.0E-01<br />

Rotationsrheometer<br />

Bohlin Gemini<br />

Besseres Standvermögen<br />

Bessere Verarbeitbarkeit<br />

1.0E-02<br />

1.0E-03 1.0E-02 1.0E-01 1.0E+00 1.0E+01 1.0E+02 1.0E+03 1.0E+04 1.0E+05 1.0E+06<br />

Scherrate (1/s)<br />

Kapillarrheometer<br />

Rosand RH10<br />

Düsenverstopfung durch<br />

Agglomeration bei Probe 3<br />

2. Newtonsches<br />

Plateau Probe 2<br />

(ca. 170 mPas)<br />

2. Newtonsches<br />

Plateau Probe 1<br />

(ca. 96 mPas)<br />

Probe 1 Kapillar Test 1<br />

Probe 1 Kapillar Test 2<br />

Probe 2 Kapillar Test 1<br />

Probe 3 Kapillar Test 1<br />

Probe 1 Rotation Test 1<br />

Probe 1 Rotation Test 2<br />

Probe 2 Rotation Test 1<br />

Probe 2 Rotation Test 2<br />

Probe 3 Rotation Test 1<br />

Probe 3 Rotation Test 2<br />

Rotational:<br />

Bohlin Gemini, Peltier Option,<br />

Cone Plate CP 4°/40<br />

Capillary:<br />

Rosand RH10-D, capillary <strong>die</strong><br />

0.4mm diameter / 32mm length,<br />

pressure sensors 500psi,<br />

Rabinowitsch corrected<br />

unterschiedliche Scherratenbereiche beachten


Stationäre <strong>Scherviskosität</strong>skurven an Polymerlösungen<br />

Xanthan Solution - measured with Cone Plate and Double Gap<br />

Shear viscosity[Pas].<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

Mw= 2.400.000 g/mol<br />

1%<br />

A<br />

0.5% 3 <br />

<br />

0.3%<br />

0.1%<br />

<br />

M<br />

c<br />

<br />

<br />

<br />

c<br />

sp k<br />

2<br />

h<br />

3<br />

10 R<br />

h<br />

N <br />

1%<br />

0.5%<br />

0.3%<br />

0.1% CP<br />

0.1% DG<br />

0,01<br />

0,001<br />

1,0E-04 1,0E-03 1,0E-02 1,0E-01 1,0E+00 1,0E+01 1,0E+02 1,0E+03<br />

Shear Rate [1/s]


Nachstellen der realen Anwendung: Sprungversuche<br />

Scherrate (CR) oder Schubspannung (CS)<br />

Schlagartige Beanspruchungswechsel simulieren <strong>die</strong><br />

Prozeßbedingungen<br />

Aber: Es werden instationäre <strong>Scherviskosität</strong>en gemessen<br />

Zeit<br />

Schlechte Farbe – zeigt<br />

Pinselmarken. Zu schneller<br />

Strukturaufbau<br />

<strong>Scherviskosität</strong><br />

Zeit<br />

Gute Farbe mit glatter<br />

Oberfläche.<br />

Vorgabe-Modus ist abhängig von<br />

der Applikation, z.B. CR in Phase 2<br />

für Walzenauftrag und danach<br />

CS in Phase 3 für Verlauf


Zusammenfassung<br />

Was Sie beachten sollten<br />

• Richtige Messystemauswahl für den benötigten Beanspruchungsbereich<br />

• Äquivalenz zwischen Schubspannungs- und Scherratenvorgabe für<br />

stationäre <strong>Scherviskosität</strong>skurven<br />

• Rotationsrheometrie: Elastische Normalspannungen liefern Zusatz-Informationen<br />

• Kapillarrheometrie: Druckgleichgewicht abwarten!<br />

• Instationäre <strong>Scherviskosität</strong>en stellen <strong>die</strong> realen Bedingungen oftmals<br />

besser nach (Sprungversuch)


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Weitere Informationen zu rheologischen Fragestellungen finden Sie auf<br />

www.malvern.de<br />

Email: torsten.remmler@malvern.com

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