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Wird die OGS inklusiv? - Landschaftsverband Rheinland

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Bildungsgerechtigkeit<br />

und Teilhabe in der offenen Ganztagsschule<br />

im Primarbereich<br />

<strong>Wird</strong> <strong>die</strong> <strong>OGS</strong> <strong>inklusiv</strong>?<br />

Prof. Dr. Karin Böllert, Universität Münster<br />

LVR 19.11.2013<br />

1


Gliederung<br />

• Ausgangssituation: Bildungsungleichheiten<br />

• Ausgangssituation: Ganztagsschule<br />

• Herausforderungen eines <strong>inklusiv</strong>en Ganztags<br />

• Inklusive Bildung als Bildungsgerechtigkeit<br />

• Vielfalt gestalten<br />

• Materielle Voraussetzungen eines <strong>inklusiv</strong>en Ganztags<br />

• Strukturelle Rahmenbedingungen und<br />

jugendhilfepolitische Forderungen<br />

LVR 19.11.2013<br />

2


Ausgangssituation: Bildungsungleichheiten<br />

• Primäre herkunftsbedingte soziale Ungleichheit: 60 % der<br />

Arbeiter wünschen sich, dass es ihren Kindern einmal besser<br />

geht als ihnen selbst, 32 % glauben daran, dass es so wird –<br />

Status-Fatalismus.<br />

• Sekundäre Benachteiligung in der Schule: der soziale Aufstieg<br />

und der soziale Abstieg beginnt bereits in der Grundschule.<br />

• Tertiäre Benachteiligung durch sozialräumliche Konzentration<br />

sozialer Ungleichheit: u.a. Brennpunktschulen.<br />

‣ Familie als Bildungsort<br />

‣ Ganztagsbildung<br />

‣ Schule als sozialräumlich vernetzter Lebensort<br />

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Ausgangssituation: Ganztagsschule<br />

• Im Schuljahr 2011/12 nutzten 2,3 Millionen Kinder und<br />

Jugendliche Ganztagsangebote: 30,6 % aller Schüler_innen –<br />

NRW 34,8 %.<br />

• 13,7 % davon besuchen eine gebundene Ganztagsschule.<br />

• 2012/13: 2.977 <strong>OGS</strong> NRW – 37 % aller Schüler_innen<br />

• Schon 2010 wünschten sich 63 % der Eltern einen<br />

Ganztagsschulplatz. 2012 waren <strong>die</strong>s bereits über 70 %.<br />

(Bertelsmann Stiftung).<br />

• Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen<br />

Ganztagsschulplatz ohne Ganztagsschulpflicht.<br />

• Kosten für einen flächendeckenden Ausbau der gebundenen<br />

Ganztagsschule: 9,4 Milliarden jährlich.<br />

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• 80 % der Eltern bewerten <strong>die</strong> Nachmittagsbetreuung positiv.<br />

• 60 % sind davon überzeugt, dass Kinder in Ganztagsschulen<br />

besser und gezielter gefördert werden können.<br />

• 63 % der Eltern wünschen sich bessere Bildungschancen für<br />

Kinder aus schlechter gestellten Familien.<br />

• 61 % der Eltern wünschen sich eine Verbesserung des<br />

Bildungssystems.<br />

(Familienmonitor 2013).<br />

‣ Hohe Akzeptanz des Ganztags!<br />

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StEG 2012<br />

• An Grundschulen Ganztag häufig Angebote externer Träger.<br />

• Überwiegender Teil der Ganztagsschulen arbeitet mit<br />

außerschulischen Partnern (Sport, Kinder- und Jugendhilfe,<br />

kulturelle Bildung) zusammen.<br />

• Schwierigkeiten bei der Rekrutierung zusätzlichen Personals<br />

(Fachkräftemangel).<br />

• Unzureichende finanzielle, personelle und räumliche<br />

Ressourcen.<br />

• Flexible Zeitorganisationen und Rhythmisierungskonzepte sind<br />

nur schwer zu realisieren.<br />

‣ Nicht selten konzeptionelles Vakuum!<br />

‣ Soziale Selektivität im Primarbereich!<br />

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Perspektive der Kinder- und Jugendhilfe<br />

• Einerseits: Kinder- und Jugendhilfe ist selbstverständliche<br />

Partnerin der Ganztagsschulen.<br />

• Andererseits: Innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe Bedenken<br />

gegenüber einer Vormachtstellung der Schule: Verzweckung<br />

von Kindheit und Jugend, Verlust der offenen Kinder- und<br />

Jugendarbeit, fehlende Zeitsouveränität von Kindern und<br />

Jugendlichen, Rückgang des zivilgesellschaftlichen und<br />

ehrenamtlichen Engagements.<br />

• Aber: Schule wird (perspektivisch) immer mehr zum<br />

Lebensort von Kindern und Jugendlichen!<br />

• Aber: Immer mehr Schulsozialarbeit!<br />

• Aber: Immer häufiger HzE und Förderung der Erziehung in der<br />

Familie im Ganztag!<br />

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Trägerverteilung nach Anzahl der <strong>OGS</strong> 2010/2011 NRW<br />

Anteile der freien Träger<br />

15,7<br />

15<br />

2,7<br />

19,8<br />

DRK<br />

DCV/KK<br />

17,3<br />

17,9<br />

weitere freie<br />

Träger<br />

AWO<br />

DPWV<br />

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Herausforderungen eines <strong>inklusiv</strong>en Ganztags<br />

Was heißt Inklusion?<br />

Im Inklusionsbegriff ist <strong>die</strong> Herausforderung angelegt,<br />

rechtliche, institutionelle und organisationale<br />

Verhältnisse so zu gestalten bzw. zu verändern, dass<br />

Menschen mit einer Behinderung möglichst nicht eigens<br />

in für sie geschaffenen Sonder-Institutionen gefördert<br />

und unterstützt werden, sondern wie Menschen ohne<br />

Behinderung in gleicher Weise am gesellschaftlichen<br />

Leben teilhaben können.<br />

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Es geht also nachdrücklich darum, <strong>die</strong> Institutionen den<br />

Eigenheiten und Fähigkeiten der Menschen anzupassen<br />

und nicht primär <strong>die</strong> Menschen dahin zu bringen, dass<br />

sie den Anforderungen der Institutionen und deren<br />

Leistungsmaßstäben genügen können. Diese Sichtweise<br />

beschreibt in der aktuellen Debatte <strong>die</strong><br />

Inklusionsperspektive, der sich das<br />

Bundesjugendkuratorium ausdrücklich anschließt.<br />

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Persönlichkeit/<br />

Charakter<br />

Soziale<br />

Herkunft<br />

Neigungen/<br />

Interessen<br />

Talente<br />

Ausprägungen der<br />

Vielfalt<br />

Körperliche<br />

Beeinträchtigung<br />

…<br />

Kultureller<br />

Hintergrund<br />

Lernstand<br />

Soziale und<br />

emotionale<br />

Entwicklung<br />

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Soziale Gerechtigkeit<br />

capabilities-approach<br />

(Amartya Sen und Martha Nussbaum)<br />

Strukturebene als Teilhabe + Subjektebene als Befähigung<br />

Verwirklichungschancen + Handlungsbefähigung<br />

Konkrete Lebensqualität + Handlungsspielräume im<br />

sozialen Raum<br />

Soziale Gerechtigkeit als<br />

Teilhabe– und<br />

Befähigungsgerechtigkeit<br />

LVR 19.11.2013<br />

13


Die Capabilities-Perspektive geht davon aus, dass<br />

„individuelle Chancen (…) gesellschaftlich strukturiert<br />

(werden): Ökonomische Ressourcen und institutionelle<br />

Anspruchsvoraussetzungen … bilden <strong>die</strong> kollektiven<br />

Unterstützungsstrukturen, von denen <strong>die</strong><br />

Auswahlmenge an Verwirklichungschancen und <strong>die</strong><br />

Wahlmöglichkeiten bei der individuellen Lebensführung<br />

abhängt“ (Bartelheimer 2009:51 f.).<br />

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Eine gerechte Gesellschaft löst als öffentliche Aufgabe<br />

<strong>die</strong> Verpflichtung ein, jedem Menschen „<strong>die</strong><br />

materiellen, institutionellen sowie pädagogischen<br />

Bedingungen zur Verfügung zu stellen, <strong>die</strong> ihm einen<br />

Zugang zum guten menschlichen Leben eröffnen und<br />

ihn in <strong>die</strong> Lage versetzen, sich für ein gutes Leben und<br />

Handeln zu entscheiden“ (Nussbaum 1999:24).<br />

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Bildungsgerechtigkeit als Teilhabe von Kindern und<br />

Jugendlichen heißt ….<br />

durch <strong>die</strong> Bereitstellung und Sicherung von<br />

Grundbefähigungen dafür Sorge zu tragen, dass sie in<br />

<strong>die</strong> Lage versetzt werden, in ihrer Lebensführung<br />

Wahlmöglichkeiten wahrnehmen oder ausschlagen zu<br />

können, d.h. <strong>die</strong> Freiheit von Menschen bemisst sich<br />

daran, welche Fähigkeiten sie im sozialen Raum<br />

ausüben bzw. ob sie in der Lage sind, ihre Lebensweise<br />

selbst wählen zu können!<br />

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Bildungsgerechtigkeit bedeutet …<br />

<br />

<br />

Schaffung eines umfassenden Systems der<br />

Erhaltung fairer Lebenschancen, <strong>die</strong> allen<br />

Kindern und Jugendlichen ohne große<br />

Hindernisse zugänglich sind, d.h. Abbau sozialer<br />

Benachteiligungen als Teilhabegerechtigkeit<br />

Befähigung von Kindern und Jugendlichen, <strong>die</strong>se<br />

Chancen auch nutzen zu können, d.h. Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung als<br />

Befähigungsgerechtigkeit<br />

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Ganztag 2020<br />

Teilhabegerechtigkeit<br />

als Ermöglichung von<br />

Vielfalt<br />

• Bedarfsgerechter Ausbau<br />

• Ausreichende Ressourcen für<br />

qualitativen Ausbau<br />

• Qualifizierte Fachkräfte<br />

• Konzeptualisierung des Ganztags<br />

• Attraktivität des Ganztags<br />

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Befähigungsgerechtigkeit<br />

als Leben in Vielfalt<br />

• Individuelle Förderung<br />

• Peer-Learning<br />

• Optionale und vielfältige Angebote<br />

formaler, non-formaler und<br />

informeller Bildung<br />

• Partizipation und Beteiligung<br />

• Erziehungspartnerschaft mit Eltern<br />

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Vielfalt als Herausforderung (problemfokussiert)<br />

„Als ich <strong>die</strong> Klasse übernahm, <strong>die</strong> ich jetzt habe, im<br />

ersten Schuljahr, fand ich <strong>die</strong> Vielfalt so heftig und so, ja<br />

teilweise auch fast bedrohend durch einige Kinder, <strong>die</strong><br />

eine Situation in <strong>die</strong> Klasse hineinbrachten, <strong>die</strong> nicht<br />

mehr zu bewältigen war. Es waren primär ein bis zwei<br />

Kinder, ein hörgeschädigtes Kind und ein verhaltensoder<br />

emotional gestörtes Kind.“ (Lehrerin)<br />

LVR 19.11.2013 20


„Wir waren auch unvorbereitet. Und das ist, finde ich,<br />

ist in Vielfalt ein ganz großes Problem, wenn man<br />

unvorbereitet mit der Vielfalt überrollt wird. (…) Und da<br />

(…), waren wir also komplett als Team auch völlig<br />

überfordert, weil <strong>die</strong> Info und <strong>die</strong>ses<br />

Auseinandersetzen auch vorher und auch planen, was<br />

kann man machen, wenn jetzt ganz schwierige<br />

Situationen auftreten. Das war einfach nicht gegeben“.<br />

(Ganztagskoordination)<br />

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Vielfalt als Chance (gewinnbringend)<br />

„Es ist aus einer Sicht für <strong>die</strong> Kinder ein Riesenplus, wenn sie <strong>die</strong><br />

Vielfalt der Gesellschaft in der Schule mitkriegen und nicht in<br />

einer isolierten Siedlung, in einer isolierten Schule aufwachsen<br />

(…) und ich glaube, das ist ein (…) Riesenplus für später, wenn<br />

man das mitkriegt. A <strong>die</strong> Erfahrung, B da keine Distanz aufbauen<br />

vor anderen Kulturen, vor sozial Schwächeren, vor sozial<br />

Stärkeren, dass es auch nur Menschen sind (...)“. (Lehrerin)<br />

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„(…)am Anfang waren <strong>die</strong> Kinder misstrauisch so ein<br />

bisschen, haben sich irgendwie nicht getraut, weil <strong>die</strong><br />

das immer mit, mit behindert in Anführungszeichen<br />

verglichen haben oder mit Sonderschule und so und da<br />

haben <strong>die</strong> eigentlich gesehen, dass <strong>die</strong>ses Kind halt nur<br />

so eine Lernschwäche hat ne, ein ganz normales Kind<br />

ist.“ (Mutter)<br />

LVR 19.11.2013 23


Vielfalt gestalten<br />

Handlungsstrategien der Schulen im Umgang<br />

mit Vielfalt – Gelingensbedingungen<br />

Organisation<br />

• Gemeinsamens Leitbild – Schule für alle, der Vielfalt<br />

• Orientierungshilfen<br />

• Konzeptentwicklung<br />

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Personal<br />

• Vielfalt im Kollegium<br />

• Kompetenzen entdecken<br />

• Kompetenzen akquirieren<br />

Kultur des Miteinanders<br />

• Respektvolle, wertschätzende und partizipatorische<br />

Kommunikationskultur<br />

• Aufbau und Pflege von Kommunikationsräumen<br />

• Starke Teamstruktur<br />

• Inner- und außerschulische Kommunikation<br />

• Konfliktmanagement/Vertrauenskultur<br />

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Unterricht<br />

• Methodenvielfalt<br />

• Multiprofessionelle Zusammenarbeit<br />

• feste Bezugspersonen<br />

Ganztagsangebote<br />

• Angebote als Verbindung von schulischem Lernen mit<br />

Alltagsgestaltung<br />

• Ressourcennutzung der Adressat_innen<br />

• Andere Lernorte<br />

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Raum für Entdeckung:<br />

außerunterrichtliche Angebote und<br />

multiprofessionelle Zusammenarbeit<br />

als mehrdimensionaler Blick<br />

auf das Lernen von Schüler_innen<br />

Raum für Begegnung:<br />

erweiterte Vielfalt über den<br />

Klassenverband hinausgehend<br />

durch Vernetzung als erweiterte<br />

Orientierung und Inspiration<br />

Vielfalt im<br />

Ganztag<br />

Raum für Entfaltung:<br />

Vielfalt außerunterrichtlicher<br />

Angebote als Chance sich als<br />

eigenständige und mitwirkende<br />

Individuen erleben zu können<br />

Raum für Wertschätzung:<br />

Wertschätzungs- und<br />

Anerkennungskultur durch andere<br />

Formen als Notenhebung als Förderung<br />

der Selbstwirksamkeitserfahrung<br />

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‣ Eine Schulkultur der Anerkennung schaffen:<br />

Wertschätzung von Vielfalt<br />

‣ Reflexionsräume schaffen: Kommunikation<br />

‣ Vielfalt mit Vielfalt begegnen: interne Kooperation<br />

‣ Personal und Angebote: „Weniger“ ist manchmal „Mehr“<br />

‣ Offener Umgang mit Herausforderungen und „das Rad<br />

nicht neu erfinden“: externe Vernetzung<br />

‣ Kinder- und Jugendhilfe eröffnet neue Perspektiven und<br />

ein System professioneller Hilfen: Schulsozialarbeit,<br />

Sozialraumorientierung, Gremienpräsenz<br />

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Materielle Voraussetzungen<br />

• 40 % aller <strong>OGS</strong> max. 1.600 €, mehr als 2.000 € 21 %<br />

• Höhe kommunaler Eigenanteile variiert und sorgt für<br />

unterschiedliche Ausgangslagen: 1.345 €<br />

(Minimalförderung) bis zu über 3.000 €, im<br />

Durchschnitt 1.700 € je Kind<br />

• Bei etwas 58 % der <strong>OGS</strong> kommunaler Anteil unter<br />

600 €<br />

• Forderung des PARITÄTISCHEN: 3.300 €<br />

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LVR-Landesjugendhilfeausschuss empfiehlt Kindpauschale - Von der<br />

Integration zur Inklusion<br />

Der Landesjugendhilfeausschuss der Landschaftsversammlung <strong>Rheinland</strong> hat mit einem<br />

empfehlenden Beschluss ein neues Förderverfahren für Kinder mit Behinderung in<br />

Kindertageseinrichtungen auf den Weg gebracht.<br />

Der Beschluss soll vom Landschaftsausschuss am 6. Dezember 2013 gefasst<br />

und ab dem Kindergartenjahr 2014/2015 umgesetzt werden. "Wir verfolgen<br />

das Ziel, dass künftig jedes Kind mit oder ohne Behinderung in allen<br />

Tageseinrichtungen im <strong>Rheinland</strong> eine gute <strong>inklusiv</strong>e Bildung und Betreuung<br />

vorfindet", so Prof. Dr. Jürgen Rolle (SPD), Vorsitzender des<br />

Landesjugendhilfeausschusses.<br />

Kern der Planungen ist eine jährliche Kindpauschale in Höhe von 5000 Euro<br />

statt 2800 Euro pro Kind, <strong>die</strong> der <strong>Landschaftsverband</strong> <strong>Rheinland</strong> (LVR)<br />

Tageseinrichtungen für jedes Kind mit Behinderung zur Verfügung stellt. Der<br />

Kommunalverband verlagert seine Förderung damit von einer<br />

gruppenbezogenen Denkweise auf ein <strong>inklusiv</strong>es Konzept, das das einzelne<br />

Kind und seinen Förderbedarf in den Mittelpunkt stellt. Zudem soll durch <strong>die</strong><br />

Umstellung eine wohnortnahe Förderung erreicht werden, damit in möglichst<br />

allen der etwa 16000 Kitagruppen im <strong>Rheinland</strong> Inklusion möglich ist.<br />

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Lehrer und Kommunen fordern Korrekturen des<br />

Gesetzentwurfs zur Inklusion<br />

Lehrerorganisationen und <strong>die</strong> kommunalen Spitzenverbände in<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

haben in einem gemeinsamen Appell an <strong>die</strong> Landespolitik <strong>die</strong><br />

nötigen<br />

Rahmenbedingungen gefordert, <strong>die</strong> Inklusion überhaupt<br />

gelingen lassen können.<br />

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Die Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft, der Philologen-Verband, der<br />

Verband Bildung und Erziehung sowie der<br />

Verband Sonderpädagogik e.V. und <strong>die</strong><br />

kommunalen Spitzenverbände Städtetag<br />

NRW, Landkreistag NRW sowie Städteund<br />

Gemeindebund NRW stehen voll<br />

hinter dem Grundgedanken der Inklusion<br />

und der Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention – allerdings<br />

vermissen sie nach wie vor <strong>die</strong> nötigen<br />

Rahmenbedingungen, welche <strong>die</strong> Inklusion<br />

überhaupt gelingen lassen können.<br />

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Neben Aussagen zur generellen Finanzierung und einer Anerkennung der<br />

Konnexität vermissen <strong>die</strong> Lehrerorganisationen und kommunalen<br />

Spitzenverbände eine realistische Kostenfolgeabschätzung, <strong>die</strong> über<br />

Jahre hinweg eine vernünftige Planung und Umsetzung der Inklusion<br />

überhaupt erst ermöglicht. (…) Das Land muss den Kommunen <strong>die</strong><br />

zusätzlichen Kosten, <strong>die</strong> durch das Gesetz entstehen, erstatten.<br />

Andernfalls sind <strong>die</strong> Kommunen leider gezwungen,<br />

Verfassungsbeschwerde beim Landesverfassungsgericht in Münster<br />

erheben zu müssen. Das Menschenrecht auf Inklusion darf nicht<br />

standortabhängig werden. Dies würde den verfassungsrechtlich<br />

gebotenen gleichwertigen Lebens- und Bildungsverhältnissen<br />

widersprechen.<br />

LVR 19.11.2013 33


Alle Verbände betonen gemeinsam: Inklusion darf nicht<br />

scheitern. Die Lehrerorganisationen und <strong>die</strong> Kommunen wollen<br />

das gemeinsame Lernen mit allen Kräften unterstützen, das Land<br />

darf dabei jedoch nicht den Großteil der Verantwortung auf <strong>die</strong><br />

Kommunen und <strong>die</strong> Lehrkräfte abwälzen. Vielmehr muss es im<br />

Interesse aller Kinder <strong>die</strong> benötigten Stellen schaffen und den<br />

kommunalen Schulträgern <strong>die</strong> erforderlichen Ressourcen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

(Meldung des Fachkräfteportals der Kinder- und Jugendhilfe<br />

11.09.2013)<br />

LVR 19.11.2013 34


Strukturelle Rahmenbedingungen und<br />

jugendhilfepolitische Forderungen<br />

‣ Kooperation statt Konkurrenz mit Schule und anderen<br />

Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe<br />

‣ Niedrigschwellige, nicht-stigmatisierende Zugänge zu Eltern<br />

‣ Verstetigung der Schulsozialarbeit<br />

‣ Ausbildung von Fachkräften – Ganztag und Inklusion als<br />

Inhalte curricular verankern<br />

‣ Angemessene Beschäftigungssituation der Fachkräfte<br />

‣ Ausformulierung eines eigenständigen gerechtigkeitstheoretisch<br />

fun<strong>die</strong>rten, über <strong>die</strong> Vereinbarkeit von<br />

Erwerbstätigkeit und Familie hinausreichenden <strong>inklusiv</strong>en<br />

Bildungsauftrages<br />

LVR 19.11.2013 35


Literatur<br />

Bartelheimer, P., 2009: Verwirklichungschancen als Maßstab lokaler Sozialpolitik? In: Sozialer Fortschritt, 58 (2-<br />

3), S. 48-55<br />

Bildungsberichterstattung Ganztagsschule NRW, 2013: Bildungsbericht Ganztagsschule NRW 2013, Dortmund<br />

Börner, N./Gerken, U./Stötzel, J./Tabel, A., 2013: Bildunsgbericht Ganztagsschule NRW 2013, Dortmund<br />

BMFSFJ: Ganztagsschule – eine Chance für Familien. Kurzfassung des Gutachtens des Wissenschaftlichen<br />

Beirats für Familienfragen beim BMFSFJ<br />

Inklusion: Eine Herausforderung auch für <strong>die</strong> Kinder- und Jugendhilfe. Stellungnahme des<br />

Bundesjugendkuratoriums,. Dezember 2012<br />

Kooperationsverbund Schulsozialarbeit, 2012: Bundeskongress Schulsozialarbeit. Stark für Bildung und soziale<br />

Gerechtigkeit, 2012<br />

Nussbaum, M. 1999. Gerechtigkeit oder das gute Leben. Frankfurt a.M.<br />

Otto, H.-U., 2013: Über welche Bildung sprechen wir in der Sozialen Arbeit. Anmerkungen zu einer immer noch<br />

dringlichen Debatte. In: Schilling, Matthias u.a. (Hg.): Soziale Arbeit quo vadis?, Weinheim und Basel, S. 225-<br />

233<br />

Soremski, R./Lange, A., 2010: Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule, DJI München<br />

Sen, A. K., 2000: Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft,<br />

München<br />

StEG, 2010: Ganztagsschule: Entwicklung und Wirkungen. Ergebnisse der Stu<strong>die</strong> zur Entwicklung von<br />

Ganztagsschulen 2005-2010, Frankfurt, Dortmund, Gießen & München<br />

StEG, 2013: Ganztagsschule 2012/2013. Deskriptive Befunde einer bundesweiten Befragung, Frankfurt,<br />

Dortmund, Gießen & München<br />

LVR 19.11.2013 36

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