PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...
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zwischen Frankreich und Großbritannien<br />
ein, <strong>der</strong> zwischen dem Siebenjährigen<br />
Krieg (1755/56-1763) und den<br />
Napoleonischen Kriegen (1792-1815)<br />
ausgefochten wurde. Es war genau die<br />
Phase, in <strong>der</strong> sich die taktisch-operative<br />
Überlegenheit europäischer Armeen gegenüber<br />
nichteuropäischen Armeen<br />
klar herausbildete. Denn die europäische<br />
Konkurrenz erzeugte umfassende<br />
Innovationen bei <strong>der</strong> Kriegführung und<br />
<strong>der</strong> Mobilisierung von Armeen.<br />
Der britisch-französische Gegensatz<br />
führte zur Kontinentalsperre. Diese<br />
wie<strong>der</strong>um war <strong>der</strong> wirtschaftliche Ausfluss<br />
einer kontinentaleuropäischen,<br />
politisch-gesellschaftlichen «imperialen«<br />
Herrschaftsordnung. Mit <strong>der</strong><br />
Einverleibung <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande ins<br />
französische Staatsgebiet wurden auch<br />
die holländische Siedlungskolonie<br />
Kapstadt und Handelsstützpunkte in<br />
Ostindien (Indonesien) in den französisch-britischen<br />
Gegensatz hineingezogen<br />
– zugunsten <strong>der</strong> britischen Marine.<br />
Die Kontinentalsperre verwandelte<br />
nicht nur Spanien und Portugal von<br />
Verbündeten Frankreichs zu dessen<br />
Kriegsgegnern, son<strong>der</strong>n koppelte ab<br />
1808 die iberischen Kolonien Lateinamerikas<br />
von ihren europäischen »Mutterlän<strong>der</strong>n«<br />
ab; die spanische Flotte<br />
war 1805 an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> französischen<br />
bei Trafalgar versenkt worden. Während<br />
Frankreich in <strong>der</strong> Karibik und in<br />
Nordamerika als antibritisches Gegengewicht<br />
ausgefallen war, wurden die<br />
jungen Vereinigten Staaten von<br />
Amerika in das internationale Konfliktgeschehen<br />
hineingezogen. Mit den<br />
Napoleonischen Kriegen mittelbar in<br />
Zusammenhang stehen auch <strong>der</strong> Britisch-Amerikanische<br />
Krieg von 1812<br />
und die letzte Phase im »Sechzigjährigen<br />
Krieg« <strong>der</strong> Vereinigten Staaten<br />
gegen die indianischen Völker an den<br />
Großen Seen Nordamerikas. Dasselbe<br />
gilt für die Kriege <strong>der</strong> britischen Ostindienkompanie<br />
gegen die indischen<br />
Marathen-Staaten und das Reich Mysore,<br />
wo Frankreich ebenfalls als Gegenspieler<br />
ausfiel, aber dennoch als<br />
Sündenbock zur Rechtfertigung britischer<br />
Interventionen taugte.<br />
Diese globalen Bezüge erklären die<br />
Rolle Großbritanniens, das bei Leipzig<br />
selbst kaum, in <strong>der</strong> folgenden Europapolitik<br />
jedoch sehr präsent war. Neben<br />
<strong>der</strong> Lieferung von 100 000 Gewehren<br />
an die russische Armee und <strong>der</strong> Zahlung<br />
beträchtlicher Subsidien an die<br />
Koalition fokussierte sich <strong>der</strong> britische<br />
Kriegseinsatz auf die Iberische Halbinsel,<br />
wo Hun<strong>der</strong>ttausende von Soldaten<br />
aus dem napoleonischen Machtbereich<br />
gebunden waren. Ähnliches gilt für die<br />
Rolle Schwedens, das mit Unterstützung<br />
Russlands Kompensation für das<br />
an das Zarenreich abgetretene Finnland<br />
in Norwegen suchte. Dieses wie<strong>der</strong>um<br />
gehörte zum Herrschaftsbereich Dänemarks,<br />
das zudem über das Herzogtum<br />
Holstein gebot und mit Frankreich verbündet<br />
war. Auch weil er diesen Nebenkriegsschauplatz<br />
im Auge behielt, erreichte<br />
Bernadottes Nordarmee erst am<br />
dritten Tag das Leipziger Schlachtfeld.<br />
Die napoleonische Epoche wird auch<br />
als »Sattelzeit« o<strong>der</strong> «Achsenzeit« bezeichnet,<br />
die bis heute die Geschichtsbücher<br />
strukturiert. »Leipzig 1813«<br />
steht inmitten dieses Epochenbruchs.<br />
Diese Epochenverortung ist aber zu<br />
hinterfragen; denn die Richtung des<br />
damals so gedachten und empfundenen<br />
Fortschritts ist 200 Jahre nach<br />
dem Ereignis nicht mehr klar. Die seit<br />
<strong>der</strong> Epoche Napoleons vollendeten<br />
Schritte einer militärischen »Professionalisierung«<br />
überkreuzten sich für die<br />
kommenden rund 150 Jahre mit dem<br />
Konzept vom »Volksheer«. Auch hier<br />
wandeln sich nun die Perspektiven.<br />
Das faktische Ende <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Wehrpflicht in Deutschland wie in weiten<br />
Teilen Europas um das Jahr 2000<br />
legt eine Neubewertung <strong>der</strong> Wehrform<br />
nahe, <strong>der</strong>en Vorzüge über zwei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hinweg von breiten gesell<br />
ullstein bild - ddp<br />
5Historische Nachstellung <strong>der</strong> Völkerschlacht bei Leipzig in Liebertwolkwitz, 2001. Die Darsteller verkörpern Grenadiere <strong>der</strong> französischen<br />
Leibgarde Napoleons.<br />
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013