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PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...

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Völkerschlacht bei Leipzig<br />

daten <strong>der</strong> russisch-preußischen Schlesischen<br />

Armee unter dem Befehl des<br />

preußischen Generals Gerhard Leberecht<br />

von Blücher. Die Nordarmee mit<br />

ihren 127 000 Mann befand sich in<br />

Brandenburg und Mecklenburg. Neben<br />

russischen und schwedischen<br />

Truppen bestand sie zu über 50 Prozent<br />

aus Preußen. Ihr Befehlshaber<br />

Jean-Baptiste Bernadotte war ein<br />

früherer Revolutionsgeneral und Konkurrent,<br />

dann Marschall Napoleons,<br />

<strong>der</strong> nun als schwedischer Kronprinz<br />

im Lager <strong>der</strong> Gegner stand. Napoleon<br />

verfügte insgesamt über 313 000 Soldaten<br />

in <strong>der</strong> Mitte Deutschlands. Der<br />

Operationsplan <strong>der</strong> Koalition sah vor,<br />

den Hauptkräften Napoleons zunächst<br />

auszuweichen und seine einzelnen Armeekorps<br />

mit überlegenen Truppen zu<br />

schlagen, um dann einen gemeinsamen<br />

Hauptstoß gegen seinen Schwerpunkt<br />

zu führen. Trotz mancher Koordinationsschwierigkeiten<br />

gelang <strong>der</strong> Koalition<br />

genau dies bei Leipzig.<br />

Am 26. August warf die Schlesische<br />

Armee in <strong>der</strong> Schlacht an <strong>der</strong> Katzbach<br />

die Truppen des Marschalls Jacques<br />

Macdonald in Nie<strong>der</strong>schlesien zurück.<br />

Zur selben Zeit errang Napoleons<br />

Hauptarmee bei Dresden über die<br />

überlegene, aber zögerlich eingesetzte<br />

Böhmische Armee <strong>der</strong> Koalition einen<br />

deutlichen Sieg. Ein nachhaltiger französischer<br />

Sieg wurde allerdings durch<br />

Erfolge <strong>der</strong> Alliierten vereitelt. Hierzu<br />

zählte vor allem die Vernichtung des<br />

französischen Korps Vandammes<br />

durch russische und preußische Truppen<br />

bei den nordböhmischen Orten<br />

Kulm und Nollendorf. Im Norden<br />

stoppten Truppen <strong>der</strong> Nordarmee den<br />

Vormarsch französischer Truppen auf<br />

Berlin. Deren preußische Kräfte ließen<br />

sich – mehr eigenmächtig als auf Befehl<br />

ihres Oberbefehlshabers – bei<br />

Großbeeren am 23. August südlich und<br />

bei Hagelberg am 26. August westlich<br />

vor Berlin auf äußerst erfolgreiche Gefechte<br />

ein. Mit <strong>der</strong> Schlacht von Dennewitz<br />

am 6. September 1813 brachten<br />

die preußischen Truppen den französisch-rheinbündischen<br />

Kräften des<br />

Marschalls Michel Ney eine so gravierende<br />

Nie<strong>der</strong>lage bei, dass diesem jedes<br />

weitere Vordringen gegen Berlin<br />

verwehrt blieb. Nach einem Monat des<br />

Abwartens erzwang <strong>der</strong> preußische<br />

General Ludwig Yorck am 3. Oktober<br />

im Gefecht bei Wartenburg den Elbübergang<br />

<strong>der</strong> Schlesischen Armee<br />

unter Blücher. Dies veranlasste die<br />

Nordarmee zum Folgen. Die dadurch<br />

erreichte großräumige Einkreisung <strong>der</strong><br />

Truppen Napoleons durch alle drei alliierten<br />

Armeen entwickelte sich zur<br />

Völkerschlacht.<br />

Die Völkerschlacht<br />

Die eigentliche Schlacht von Leipzig<br />

vom 16. bis 19. Oktober glie<strong>der</strong>te sich<br />

in verschiedene Teilschlachten; vorbereitet<br />

wurde sie durch ein großes Reitergefecht<br />

bei Liebertwolkwitz am<br />

14. Oktober südlich <strong>der</strong> Stadt, das die<br />

größten Kavallerieattacken <strong>der</strong> napoleonischen<br />

Zeit überhaupt beinhaltete.<br />

Die bei<strong>der</strong>seitigen Truppenverstärkungen<br />

südlich von Leipzig leiteten<br />

zwei Tage später die eigentliche<br />

Schlacht ein. Auf dem südlichen<br />

Hauptschauplatz zwischen den Dörfern<br />

Markkleeberg, Wachau und Liebertwolkwitz<br />

befanden sich am Ende<br />

des Tages, trotz großer Verluste, beide<br />

Parteien wie<strong>der</strong> in ihren Ausgangspositionen.<br />

Zugleich war <strong>der</strong> Versuch<br />

eines österreichischen Armeekorps<br />

misslungen, im Westen über die Gewässerläufe<br />

<strong>der</strong> Pleiße durch dichte<br />

Auenwäl<strong>der</strong> in die tiefe rechte Flanke<br />

<strong>der</strong> napoleonischen Truppen zu stoßen.<br />

Während <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Schlacht im Süden lag, führte das Eintreffen<br />

<strong>der</strong> Schlesischen Armee Blüchers<br />

nördlich von Leipzig zu einer<br />

weiteren Teilschlacht bei Möckern.<br />

Diese Kämpfe banden die Kräfte, die<br />

Napoleon für seinen geplanten Entscheidungsstoß<br />

im Süden fehlten. Am<br />

17. Oktober fanden nur kleinere Geplänkel<br />

mit geringer Intensität statt.<br />

Der 18. Oktober brachte die Entscheidung.<br />

Die napoleonischen Truppen<br />

wurden nun in einem Ring um Leipzig<br />

zurückgenommen. Während <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Kämpfe zunächst<br />

weiterhin im Süden lag, wurde die<br />

Schlacht durch das Eintreffen <strong>der</strong> russischen<br />

Reservearmee von Osten sowie<br />

<strong>der</strong> Nordarmee Bernadottes im Nordosten<br />

entschieden. Am selben Abend<br />

ordnete Napoleon das Ausweichen seiner<br />

Truppen aus <strong>der</strong> Stadt an. Am<br />

19. Oktober gelang es weniger als <strong>der</strong><br />

Hälfte seiner Truppen, die Stadt nach<br />

Westen zu verlassen; nachdem die einzige<br />

Brücke über die Elster zu früh gesprengt<br />

worden war, blieben etwa 30 000<br />

seiner Soldaten in <strong>der</strong> Stadt abgeschnitten.<br />

Die Kämpfe, die an diesem Tag<br />

auch Leipzig selbst erreicht hatten,<br />

endeten am frühen Nachmittag. Auf<br />

dem Alten Markt erfolgte eine Siegesparade<br />

vor den drei bei <strong>der</strong> Schlacht anwesenden<br />

Monarchen – dem russischen<br />

Zaren, dem österreichischen Kaiser<br />

Franz I. (gleichzeitig Napoleons Schwiegervater)<br />

sowie dem preußischen König<br />

Friedrich Wilhelm III.<br />

Während zuletzt einige sächsische<br />

Truppen auf dem Schlachtfeld die Seiten<br />

gewechselt hatten, geriet ihr Napoleon<br />

treuer König Friedrich August I.<br />

in preußische Kriegsgefangenschaft.<br />

Für die Masse <strong>der</strong> Rheinbundfürsten<br />

war Leipzig das Signal, sich vom napoleonischen<br />

Frankreich abzuwenden –<br />

gegen Zusage <strong>der</strong> territorialen Unversehrtheit<br />

ihrer Län<strong>der</strong>. Indem sie sich<br />

<strong>der</strong> Koalition anschlossen, vollzogen<br />

sie letztlich nur das nach, was Preußen<br />

zu Jahresbeginn und Österreich im<br />

Sommer des Jahres 1813 vorgemacht<br />

hatten.<br />

Folgen und Bedeutungen<br />

Die Völkerschlacht bietet vor dem Hintergrund<br />

ihrer Auswirkungen und <strong>der</strong><br />

Vielzahl <strong>der</strong> beteiligten Akteure die<br />

Möglichkeit, sich nicht nur auf die Ereignisse<br />

selbst im Oktober 1813 zu konzentrieren,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem die Folgen<br />

und Bedeutungen in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

zu stellen; in militärischer wie<br />

auch in politischer und kultureller Hinsicht.<br />

Dies gilt ganz beson<strong>der</strong>s für<br />

»Deutschland« und »die Deutschen«.<br />

Die Deutungsmuster waren dabei sehr<br />

unterschiedlich. Die bald nach <strong>der</strong> Völkerschlacht<br />

einsetzenden Erzählungen<br />

vom »Befreiungskrieg« betonten die<br />

Rolle des preußischen Königs. Hier ging<br />

es unter verschiedenen Vorzeichen um<br />

die Befreiung von <strong>der</strong> napoleonischen<br />

Fremdherrschaft. Eine an<strong>der</strong>s gelagerte<br />

Sichtweise betonte den Kampf um die<br />

politische Freiheit im Land und sprach<br />

daher vom »Freiheitskrieg«. Dieser Begriff<br />

rückte die Rolle des – in <strong>der</strong> Tat nur<br />

sehr zögerlichen – Preußenkönigs in<br />

den Hintergrund. Im Zeitalter <strong>der</strong><br />

Monarchie war das politisch wenig korrekt,<br />

bot aber Anknüpfungspunkte für<br />

eine spätere liberale o<strong>der</strong> demokratische<br />

Deutungsweise.<br />

In globaler Perspektive fügt sich<br />

»Leipzig 1813« in den großen Konflikt<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013

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