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PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...

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schweifenden Lebensstil und die Probleme<br />

bei <strong>der</strong> von ihm verantworteten<br />

Luftrüstung. Fehlerhafte Konstruktionen<br />

an Bombern <strong>der</strong> Luftwaffe rufen<br />

den Sicherheitsdienst <strong>der</strong> SS auf den<br />

Plan. Der Chefermittler, SS-Gruppenführer<br />

Schmidt-Lausitz, versucht zunächst,<br />

Harras zur Zusammenarbeit zu<br />

bewegen, was dieser schroff ablehnt.<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> SS-Angehörigen<br />

ist im Gegensatz zu den Luftwaffensoldaten<br />

durchweg negativ. Als Harras<br />

auf eigene Faust nach den Ursachen<br />

<strong>der</strong> Unfälle forscht, entdeckt er, dass<br />

sein Assistent und Freund O<strong>der</strong>bruch<br />

Konstruktionsfehler verschwiegen hat.<br />

Um ihn zu schützen und auch seinen<br />

Pakt mit dem »Teufel« zu beenden,<br />

wählt Harras den Freitod mit einem<br />

defekten Flugzeug. Dieser Selbstmord<br />

ist auch eine Parallele zu Ernst Udet,<br />

<strong>der</strong> sich nach offensichtlicher Fehlplanung<br />

in <strong>der</strong> Aufrüstung <strong>der</strong> Luftwaffe<br />

und exzessivem Drogenkonsum erschossen<br />

hatte. Um das positive Bild in<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit nicht zu schädigen,<br />

gab das NS-Regime einen Flugunfall<br />

als Todesursache vor, was schließlich<br />

in den Film »Des Teufels General« Eingang<br />

fand. Schlussendlich fühlt sich<br />

Harras selbst als <strong>der</strong> Schuldige, obwohl<br />

O<strong>der</strong>bruch von den technischen Problemen<br />

wusste. An<strong>der</strong>s als im Theaterstück<br />

nimmt O<strong>der</strong>bruch aber den Tod<br />

von Kameraden nicht in Kauf. Dadurch<br />

wird nur die Kriegführung selbst behin<strong>der</strong>t<br />

und die Figur wirkt für den<br />

Zuschauer dennoch positiv. Passiven<br />

Wi<strong>der</strong>stand zu leisten, erscheint in diesem<br />

Fall durchaus legitim und nachvollziehbar.<br />

Aber <strong>der</strong> Tod von Harras<br />

ist auch ein Zeichen <strong>der</strong> eigenen Hilflosigkeit<br />

gegenüber dem allmächtigen<br />

Regime.<br />

War Harras in »Des Teufels General«<br />

also eher ein Märtyrer, so sind die<br />

Hauptdarsteller in »Die Brücke«<br />

schlussendlich Opfer. Der Film ist somit<br />

in vielerlei Hinsicht bedeutend.<br />

Wickis Werk beendete 1959 die »Kriegsfilmwelle«<br />

und war sowohl an <strong>der</strong><br />

Kasse als auch bei <strong>der</strong> Filmkritik erfolgreich.<br />

Einzig das Prädikat »Antikriegsfilm«<br />

sorgte für Diskussionen.<br />

Im Film werden gegen Ende des<br />

Krieges an <strong>der</strong> Westfront sieben Schüler<br />

noch zum Dienst in <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

eingezogen. Die Jungen sind begeistert,<br />

ihre Familien und ihr Lehrer sind entsetzt.<br />

Nach <strong>der</strong> ersten Hälfte des Films<br />

finden die Schüler mit unterschiedlichem<br />

Hintergrund im Rahmen einer<br />

kleinen Kampfgemeinschaft zueinan<strong>der</strong>.<br />

Nach einer sehr kurzen Grundausbildung<br />

erfolgt <strong>der</strong> erste Einsatz. Amerikanische<br />

Truppen sollen durch das<br />

Bataillon <strong>der</strong> Jungen bekämpft werden.<br />

Auf Wunsch ihres Lehrers teilt <strong>der</strong><br />

Kommandeur die Gruppe an einer zur<br />

Sprengung vorgesehenen Brücke ein.<br />

Der eingeteilte, erfahrene Gruppenführer<br />

soll den Jungen rechtzeitig den<br />

Rückzug befehlen. Von <strong>der</strong> Sprengung<br />

wissen sie nichts, sodass nach <strong>der</strong> Erschießung<br />

des Gruppenführers durch<br />

eine Streife <strong>der</strong> Feldgendarmerie <strong>der</strong><br />

Auftrag klar erscheint. Sie halten die<br />

Brücke in ihrem Heimatort. Als die ersten<br />

US-Amerikaner die Brücke erreichen<br />

und die ersten jungen Kameraden<br />

fallen, ist auch die romantische Vorstellung<br />

vom Krieg vorbei. Mit dem<br />

Ende des Kampfes kommt die Erkenntnis,<br />

dass die Brücke von Anfang an gesprengt<br />

werden sollte. Nur einer <strong>der</strong><br />

Jungen überlebt und versteht die Welt<br />

nicht mehr. Die Darstellung des Krieges<br />

in »Die Brücke« brach mit westdeutscher<br />

Filmtradition. Viele Sequenzen<br />

zeigen den Krieg ungeschminkt und<br />

nüchtern hart. Der »heldenhafte« und<br />

auch erfolgreiche Kampf <strong>der</strong> Jungen an<br />

<strong>der</strong> Brücke schreckte in seiner Sinnlosigkeit<br />

ab. Bei den jugendlichen Zuschauern<br />

des Jahres 1959 schuf er<br />

5Illustrierte Film-Bühne zum Film »Des<br />

Teufels General« (Helmut Käutner,<br />

1955) mit Curd Jürgens als Generalluftzeugmeister<br />

Harras.<br />

Verlag für Filmschriften Hebertshausen<br />

jedoch auch Identifikation mit <strong>der</strong> vermeintlichen<br />

Heldenhaftigkeit. Die Wirkung<br />

als Antikriegsfilm bleibt trotz<br />

anerkannter Zustimmung und <strong>der</strong> Absicht<br />

des Regisseurs bis heute umstritten.<br />

In einem Punkt bleibt auch »Die<br />

Brücke« ein Produkt <strong>der</strong> 1950er Jahre:<br />

in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Hilflosigkeit des<br />

Einzelnen gegenüber seinem Schicksal<br />

im Krieg.<br />

Propaganda für die »Wie<strong>der</strong>bewaffnung«?<br />

Wie bei allen Kriegsfilmen in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

stand die Unterhaltung<br />

bzw. <strong>der</strong> Absatz im Vor<strong>der</strong>grund. Die<br />

Darstellung des Krieges und <strong>der</strong> Soldaten<br />

war daher nicht zur Steigerung<br />

des Wehrwillens bestimmt. Vielmehr<br />

sollten bereits populäre Motive aus <strong>der</strong><br />

Kriegsliteratur aufgriffen werden, die<br />

deutlich im Sinne des Zuschauers o<strong>der</strong><br />

Lesers waren. Dazu gehörte auch die<br />

Vorstellung, dass nicht alle Deutschen,<br />

vor allem nicht <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Wehrmachtsoldat, eine Schuld am<br />

Krieg o<strong>der</strong> an Kriegsverbrechen hatten.<br />

Die geschichtliche Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Verstrickungen im »Dritten Reich«<br />

begann verstärkt erst in den 1960ern.<br />

Bis dahin wollte vor allem <strong>der</strong> Kinobesucher<br />

nichts von Verfehlungen <strong>der</strong><br />

Wehrmacht wissen. Nostalgie und<br />

Identifikation mit den Figuren standen<br />

im Vor<strong>der</strong>grund und kamen an <strong>der</strong><br />

Kinokasse in <strong>der</strong> Bundesrepublik auch<br />

besser an. Darum fanden mit Ausnahme<br />

von »Die Brücke« die westdeutschen<br />

und österreichischen Kriegsfilme<br />

im europäischen Ausland keinen Anklang.<br />

Für die allermeisten bundesdeutschen<br />

o<strong>der</strong> österreichischen Kinogeher<br />

<strong>der</strong> 1950er Jahre hingegen war<br />

<strong>der</strong> »deutsche Landser« des Films genau<br />

so dargestellt, wie sie ihn auch sehen<br />

wollten.<br />

Literaturtipps<br />

Benjamin Pommer<br />

Bernhard Chiari /Matthias Rogg / Wolfgang Schmidt (Hg.),<br />

Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Im Auftrag<br />

des Militärgeschichtlichen <strong>Forschungsamt</strong>es, München<br />

2003 (= Beiträge zur Militärgeschichte, 59).<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013<br />

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