PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...
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Kriegsfilme <strong>der</strong> 1950er Jahre<br />
ger des militärischen Wi<strong>der</strong>standes<br />
gezeigt werden musste, dann hauptsächlich,<br />
um sich vom NS-Regime abzusetzen,<br />
sein Gewissen zu wahren<br />
und die Leiden seiner Männer bzw. <strong>der</strong><br />
Bevölkerung beenden zu wollen. Die<br />
Wehrmacht galt auch und gerade im<br />
anglo-amerikanischen Ausland als ritterlicher<br />
Gegner im Gegensatz zur<br />
Waffen-SS o<strong>der</strong> zu Organisationen <strong>der</strong><br />
NSDAP. Dieses Motiv <strong>der</strong> scharfen Abgrenzung<br />
von Täter und Opfer bzw.<br />
Gut und Böse erleichterte die Identifizierung<br />
des Zuschauers mit den<br />
handelnden Personen im Film. In Verbindung<br />
mit dem Prädikat des »Antikriegsfilms«<br />
war zusätzlich die Absicht<br />
einer Relativierung von Schuld erkennbar.<br />
Somit konnte <strong>der</strong> Kriegsfilm auch<br />
halbwegs unbedenklich von <strong>der</strong> »Freiwilligen<br />
Selbstkontrolle <strong>der</strong> Filmwirtschaft«<br />
(FSK) eingestuft werden. Die<br />
FSK wollte so eine propagandistische<br />
Wirkung <strong>der</strong> Filme in Form einer Militarisierung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft verhin<strong>der</strong>n.<br />
Für die Filmindustrie war das<br />
nicht unwichtig, da eine höhere Altersfreigabe<br />
immer auch den Kreis <strong>der</strong> potenziellen<br />
Kinobesucher einschränkte.<br />
Soldaten- und Heldentum<br />
Die Kriegsfilme »08/15« (Paul May,<br />
1954) und »Der Stern von Afrika« (Alfred<br />
Weidenmann, 1957) gehörten mit<br />
Abstand zu den erfolgreichsten <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik. Sie konnten inhaltlich<br />
überzeugen und auch an den Kinokassen<br />
die Erwartungen erfüllen. »08/15«<br />
basierte auf dem Roman von Hans<br />
Hellmut Kirst, in dem er zum Teil eigene<br />
Erfahrungen als Soldat verarbeitete<br />
und sein Werben gegen eine Wie<strong>der</strong>bewaffnung<br />
zum Ausdruck brachte.<br />
Der Film war nicht nur <strong>der</strong> erfolgreichste<br />
Kriegsfilm in <strong>der</strong> Bundesrepublik,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> kommerziell erfolgreichste<br />
Kinofilm des Jahres 1955.<br />
Der Film spielt in <strong>der</strong> Kaserne einer Artillerieabteilung<br />
im Jahre 1939 kurz vor<br />
dem deutschen Angriff auf Polen. Handelnde<br />
Personen sind <strong>der</strong> Gefreite<br />
Asch, <strong>der</strong> Obergefreite Kowalski und<br />
<strong>der</strong> Kanonier Vierbein auf <strong>der</strong> einen,<br />
sowie <strong>der</strong> Hauptwachtmeister Schulz,<br />
<strong>der</strong> Wachtmeister Platzek und <strong>der</strong> Unteroffizier<br />
Lindenberg auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite. Die Handlung dreht sich hauptsächlich<br />
um den zum Teil als sinnlos<br />
empfundenen Dienstalltag und das<br />
Verhalten <strong>der</strong> Vorgesetzten gegenüber<br />
den Untergebenen. Auffällig ist das distanzierte<br />
Verhältnis aller Charaktere<br />
zum Nationalsozialismus, das sich unter<br />
an<strong>der</strong>em im kritischen Unterton <strong>der</strong><br />
Vorgesetzten äußert. Gerade das bewusste<br />
Abwenden des Kommandeurs<br />
von einem Hitler-Portrait vermittelt<br />
symbolisch eine Distanz zum NS-Regime.<br />
Auch wenn <strong>der</strong> Krieg zunächst<br />
nur als drohende Vorahnung im Film<br />
und gegen Ende in einer Radioansprache<br />
Erwähnung findet, so ist er für alle<br />
Beteiligten mehr o<strong>der</strong> weniger präsent.<br />
Insgesamt war es ein eher unpolitischer<br />
Film mit seichter, komödiantischer Unterhaltung<br />
und einem hohen Identifikationspotenzial<br />
für den Zuschauer.<br />
Die Ereignisse im Film hätten trotz<br />
Übertreibungen in vielen deutschen<br />
Kasernen stattfinden können und bedienten<br />
»vielmehr geschickt die Unterhaltungserwartung<br />
des Publikums«<br />
(Lexikon des internationalen Films).<br />
Eine ähnliche Gestaltung zeichnet<br />
den Kriegsfilm »Der Stern von Afrika«<br />
über den Jagdflieger Hans-Joachim<br />
Marseille aus. Der Film von Alfred<br />
Weidenmann, <strong>der</strong> bereits 1944 im Dritten<br />
Reich mit »Junge Adler« einen Fliegerfilm<br />
produziert hatte, stellt die Karriere<br />
Marseilles als Jagdflieger bis zum<br />
Einsatz beim Afrika-Korps dar. Trotz<br />
ständiger Präsenz des Krieges erzeugt<br />
<strong>der</strong> Film eine positive Grundstimmung,<br />
die sowohl auf Marseilles Spaß<br />
am Fliegen als auch auf relativ gute<br />
Spezialeffekte aufbaut. Hier entstand<br />
gerade für den jungen Zuschauer eine<br />
starke Identifikationsfigur. Auch wenn<br />
Marseille die Folgen seiner Kriegsbelastung<br />
bereits früh im Film spürt, sind<br />
für ihn Konsequenzen o<strong>der</strong> Zweifel am<br />
Krieg undenkbar. Ebenfalls auffällig<br />
ist, dass we<strong>der</strong> ungeschminkte Bil<strong>der</strong><br />
des Krieges noch <strong>der</strong> eigentliche<br />
Kriegsgegner – mit einer Ausnahme –<br />
gezeigt werden. Dieser Umstand führte<br />
zu öffentlicher Kritik, da <strong>der</strong> Film mit<br />
dem ein Jahr zuvor eingeleiteten Aufbau<br />
<strong>der</strong> bundesdeutschen Luftwaffe<br />
auf den Markt kam. Aber auch wenn<br />
das neu gegründete Verteidigungsministerium<br />
die Kreditanstalt bei <strong>der</strong> Vergabe<br />
von Mitteln zur Filmför<strong>der</strong>ung<br />
beriet, wurden im Drehbuch von »Der<br />
Stern von Afrika« keine wesentlichen<br />
Än<strong>der</strong>ungswünsche <strong>der</strong> Experten berücksichtigt.<br />
Damit blieb eine För<strong>der</strong>ung<br />
aus und auch die FSK äußerte<br />
Kritik am Inhalt des Films. Somit war<br />
die positive Darstellung <strong>der</strong> Fliegerei<br />
sicherlich ein willkommener Nebeneffekt<br />
für die junge Bundeswehr, aber da<br />
<strong>der</strong> Inhalt nicht vollständig den Wünschen<br />
des Ministeriums entsprach,<br />
konnte von einer gezielten Steigerung<br />
<strong>der</strong> Wehrfähigkeit hier keine Rede<br />
sein.<br />
Antiheld und Antikrieg<br />
An<strong>der</strong>s als bei den bereits erwähnten<br />
Filmen, konnten auch durchaus kritische<br />
Filme das Publikum überzeugen.<br />
Die Kritik o<strong>der</strong> Ernsthaftigkeit des<br />
Inhalts bezog sich aber bei »Des Teufels<br />
General« (Helmut Käutner, 1955)<br />
und »Die Brücke« (Bernard Wicki,<br />
1959) nicht auf die Verstrickung mit<br />
dem NS-Regime. Beide Filme zeichnete<br />
eher ein schon fast melancholischer<br />
Unterton aus, <strong>der</strong> die vermeintliche<br />
Hilflosigkeit <strong>der</strong> Akteure untermalte.<br />
Der Roman »Die Brücke« von Manfred<br />
Gregor sowie das Theaterstück von<br />
Carl Zuckmayer bildeten die erfolgreichen<br />
Filmvorlagen. »Des Teufels General«<br />
zeigt das Wirken des Generalluftzeugmeisters<br />
Jürgen Harras (eine<br />
Anspielung auf den Jagdflieger Ernst<br />
Udet) in Berlin im November 1941.<br />
Sein Leben ist geprägt durch einen aus<br />
5Illustrierte Film-Bühne Nr. 3834 zum<br />
Film »Der Stern von Afrika« (Alfred<br />
Weidenmann, 1957). Diese Zeitschrift<br />
wurde von 1946 bis 1969 als Programmbegleitheft<br />
für Kinofilme verkauft.<br />
Verlag für Filmschriften Hebertshausen<br />
20 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013