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PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...

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5Bundespräsident Theodor Heuss zusammen<br />

mit Rückkehrern aus <strong>der</strong><br />

Kriegsgefangenschaft am Grenzübergang<br />

Friedland (1955).<br />

rung in Westdeutschland an dieser<br />

Thematik merklich. Insgesamt gesehen<br />

wirkten wesentliche Strukturbedingungen<br />

<strong>der</strong> Alltags- und Unterhaltungskultur<br />

aus <strong>der</strong> Zeit vor 1945 auch<br />

in <strong>der</strong> jungen Bundesrepublik unterschwellig<br />

fort. Dies betraf zweifelsohne<br />

auch das Kino. Darunter fielen ebenso<br />

die Filmschaffenden – zum Teil auch<br />

populäre Regisseure, Schauspieler und<br />

Autoren – und die Gestaltung <strong>der</strong><br />

Filme selbst.<br />

Faszination Kriegsfilm<br />

inhaltliche Gestaltung <strong>der</strong> Filme zurückzuführen.<br />

Eine genaue Analyse<br />

<strong>der</strong> bundesrepublikanischen Kinobesucher<br />

bezogen auf Alter, Geschlecht,<br />

Beruf usw. ist wegen fehlen<strong>der</strong> Datensätze<br />

nicht mehr möglich. Einzig die<br />

Besucherzahlen und die öffentliche Resonanz<br />

in den Medien lassen vermuten,<br />

wie ein Kriegsfilm beim Publikum<br />

ankam. Der kommerzielle Erfolg von<br />

»Rommel – Der Wüstenfuchs« erhärtete<br />

die Annahme <strong>der</strong> Filmschaffenden,<br />

dass ein bestimmtes Bild des<br />

»Landsers« zum Erfolg führte. Zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Uraufführung war Rommels<br />

erzwungener Selbstmord im Zusammenhang<br />

mit seiner Mitwisserschaft<br />

am militärischen Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> westdeutschen Bevölkerung nur<br />

teilweise bekannt. Vielmehr hatte das<br />

von <strong>der</strong> NS-Propaganda gezeichnete<br />

Bild des Generalfeldmarschalls als<br />

Held des Afrikafeldzugs weiterhin Bestand.<br />

In diese Sichtweise passten we<strong>der</strong><br />

ein Erwin Rommel, <strong>der</strong> anfangs als<br />

glühen<strong>der</strong> Verehrer Adolf Hitlers galt,<br />

noch ein Wi<strong>der</strong>ständler gegen das Regime.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Filmschaffenden<br />

versprach also das öffentliche, positive<br />

Bild Rommels mehr Aussicht auf Erfolg<br />

als die historisch-kritische Aufarbeitung<br />

seiner Rolle im »Dritten Reich«.<br />

Hinzu kam die Tatsache, dass im Zweiten<br />

Weltkrieg weit über zehn Millionen<br />

Deutsche Dienst in <strong>der</strong> Wehrmacht leisteten<br />

und bis 1968 noch etwa 37 Prozent<br />

<strong>der</strong> männlichen Westdeutschen<br />

Kriegsteilnehmer waren. Diese große<br />

Zuschauergruppe hatte mutmaßlich<br />

eine hohe Erwartungshaltung an die<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Kriegsfilme und ihrer<br />

Figuren. Insgesamt waren jene Kinofilme<br />

an <strong>der</strong> Kinokasse erfolgreich, die<br />

den Soldaten – egal welchen Dienstgrad<br />

er bekleidete – als Opfer <strong>der</strong> Umstände<br />

des Krieges darstellten. Wenn<br />

<strong>der</strong> Offizier denn schon als Angehöriullstein<br />

bild<br />

Seitdem das Medium Film und das<br />

Kino eine zunächst konkurrenzlose<br />

Bindung eingegangen waren, fanden<br />

sich auch in Deutschland regelmäßig<br />

Kriegsfilme in den Lichtspielhäusern.<br />

In <strong>der</strong> Weimarer Republik wurden<br />

Filme über den Ersten Weltkrieg gezeigt.<br />

Diese Tendenz setzte sich nach<br />

1933 fort. So wurde nach 1939 in deutschen<br />

Filmen das aktuelle Kriegsgeschehen<br />

verarbeitet (z.B. »Wunschkonzert«,<br />

1940, und »Die große Liebe«,<br />

1942). Im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t wird <strong>der</strong><br />

Kriegsfilm als Genre – an<strong>der</strong>s als in<br />

den 1950er Jahren und davor – fast unangefochten<br />

durch US-amerikanische<br />

Produktionen dominiert. Jedoch ist<br />

den Kriegsfilmen nach weitläufiger<br />

Meinung heute wie gestern eines gemeinsam:<br />

die Darstellung eines historischen<br />

Krieges des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Der kommerziell erfolgreiche Kriegsfilm<br />

zeigt aber nicht nur den Waffengang<br />

an sich, son<strong>der</strong>n vor allem die<br />

von ihm Betroffenen. Spielfilme erzählen<br />

eine Geschichte, für die die militärische<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung den Rahmen<br />

bildet. Somit können vor allem<br />

Liebesgeschichten im Krieg geeignet<br />

sein, den breiten Geschmack des Publikums<br />

zu treffen. Je stärker das Frontgeschehen<br />

die handelnden Personen beeinflusst,<br />

desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sich <strong>der</strong> Zuschauer<br />

auf den Film einlässt. Realismus <strong>der</strong><br />

Darstellung und Emotionen <strong>der</strong> Darsteller<br />

gehen Hand in Hand. Das Prinzip<br />

funktionierte sowohl bei »Die große<br />

Liebe« (1942) als auch bei »Pearl Harbor«<br />

(2001). Problematisch für das Verhältnis<br />

von Kinobesuchern zum Kriegsfilm<br />

wird <strong>der</strong> Inhalt dann, wenn Erwartungshaltung<br />

und Abbildung des<br />

Krieges voneinan<strong>der</strong> abweichen. Ein<br />

Film mit kritischem Unterton o<strong>der</strong> neuesten<br />

historischen Erkenntnissen muss<br />

nicht zwingend beim Publikum im jeweiligen<br />

zeitlichen Kontext ankommen.<br />

Wie konnten dann ausgerechnet<br />

die Kriegsfilme in den 1950er Jahren<br />

<strong>der</strong>maßen kommerziell erfolgreich<br />

sein? Zu diesem Zeitpunkt ging in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland je<strong>der</strong><br />

Bürger im Durchschnitt 16 Mal pro<br />

Jahr ins Kino. Der Bundesbürger betrat<br />

aber nicht nur eines <strong>der</strong> vielen Lichtspielhäuser,<br />

um sich mittels Vor- bzw.<br />

Kulturfilm zu informieren. Er wollte<br />

vielmehr das bekommen, was <strong>der</strong> heutige<br />

Kinobesucher auch sucht: Unterhaltung<br />

o<strong>der</strong> Ablenkung. In diesem<br />

Zusammenhang stellt sich aber die<br />

Frage, wie Kriegsfilm und Unterhaltung<br />

zusammen passen. Im westdeutschen<br />

Kino <strong>der</strong> 1950er Jahre gehörte<br />

neben dem Heimatfilm (»Grün ist die<br />

Heide«, 1951) und dem Musikfilm<br />

(»Große Star-Parade«, 1954) gerade <strong>der</strong><br />

Kriegsfilm zu den wohl beliebtesten<br />

Genres. Was aus heutiger Warte merkwürdig<br />

erscheint, war aus Sicht <strong>der</strong><br />

Bundesbürger anno 1950 halbwegs<br />

normal. Eine Welle von 225 (!) Kriegsfilmen<br />

überschwemmte den bundesrepublikanischen<br />

Markt von 1948 bis<br />

1959. Davon stammten etwa 50 Filme<br />

aus deutschsprachiger Produktion. An<strong>der</strong>s<br />

als heute bestimmten damals u.a.<br />

diese Filme über deutsche Kriegsgeschichte<br />

maßgeblich die Höhe <strong>der</strong> Einspielergebnisse.<br />

Erfolgsmodelle des Kriegsfilms<br />

Der regelmäßig große Zuschauerandrang<br />

bei Kriegsfilmen in den 1950er<br />

Jahren ist konsequenterweise auf die<br />

Verlag für Filmschriften Hebertshausen<br />

5Theater- und Kinosaal (1950).<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013<br />

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