PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...
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Minnesota 1862<br />
Stiftung Deutsche Kinemathek für Film und Fernsehen/Gert Viktor Krau<br />
5Leutnant Merrill (Mario Girotti) und seine Frau Ribanna (Karin Dor) gefesselt von Banditen. Szenenfoto aus »Winnetou II«.<br />
Indianeraufstand in<br />
Minnesota 1862<br />
In dem Film »Winnetou II« will <strong>der</strong><br />
Leutnant <strong>der</strong> US-Kavallerie Robert<br />
Merrill zur Rettung des Friedens die<br />
Häuptlingstochter des Stammes <strong>der</strong><br />
Assiniboine, Ribana, heiraten. Sein Vater,<br />
Oberst J.F. Merril, aber ist dagegen.<br />
Er misstraut den Indianern und zitiert<br />
mehrfach das schreckliche Massaker<br />
an den »friedlichen Siedlern« von Neu-<br />
Ulm herbei. Was war dort geschehen?<br />
Wie konnte dieses Ereignis seinen Eingang<br />
in die Karl-May-Verfilmung aus<br />
dem Jahre 1964 finden?<br />
USA 1862: Größte Massenhinrichtung<br />
Der Vormittag des 26. Dezembers 1862<br />
war in Minnesota ungewöhnlich mild<br />
und sonnig. Mehr als 4000 Menschen<br />
versammelten sich auf dem schneematschigen<br />
Townsquare von Mankato,<br />
um einem beson<strong>der</strong>en Ereignis beizuwohnen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Bestimmungen<br />
des Kriegsrechts waren die Saloons bereits<br />
vor 48 Stunden geschlossen worden,<br />
wollte man doch, dass alles ohne<br />
alle Störungen und öffentlichen Aufruhr<br />
vonstatten ging.<br />
Im Zentrum des Platzes traten 1400<br />
Mann des 3. Minnesota-Regiments im<br />
Karree an. Hinter ihnen befand sich<br />
eine zwei Meter hohe hölzerne Plattform,<br />
an <strong>der</strong>en vier Seiten 38 Galgen<br />
standen. Viele <strong>der</strong> Zuschauer zeigten<br />
sich enttäuscht über die geringe Anzahl<br />
<strong>der</strong> Galgen, denn sie hatten gehofft,<br />
alle 303 zum Tode verurteilten<br />
Indianer hängen zu sehen. Durch Einspruch<br />
von Präsident Lincoln war die<br />
Zahl jedoch auf 39 begrenzt worden,<br />
wobei einer <strong>der</strong> Verurteilten erst am<br />
Tage zuvor amnestiert worden war.<br />
Kurz vor 10 Uhr erschien eine Abteilung<br />
Soldaten im Gefängnis neben <strong>der</strong><br />
Hinrichtungsstätte. Pater Augustin Ravoux<br />
verlas ein Gebet auf Französisch<br />
und Dakota, denn viele <strong>der</strong> Verurteilten<br />
waren katholische Christen. Durch<br />
ein Spalier von Soldaten gelangten die<br />
Delinquenten auf das Schafott. Sie<br />
stimmten das Totenlied <strong>der</strong> Dakota an.<br />
Der Gesang brach in dem Moment ab,<br />
als ihnen weiße Schädelkappen angelegt<br />
wurden. Mit Trommelschlägen begann<br />
die Exekution. Klappen und Menschenleiber<br />
fielen in die Tiefe und ein<br />
lautes Raunen ging durch die Menge<br />
Der Leitartikler <strong>der</strong> »St. Paul Pioneer<br />
Press« jubelte einige Tage später über<br />
»Amerikas größte Massenexekution.«<br />
Sie beendete den für die USA verlustreichsten<br />
Indianerkrieg ostwärts des<br />
Mississippi, <strong>der</strong> seinerseits zu weiteren<br />
Feldzügen <strong>der</strong> U.S. Army auf den Prärien<br />
des amerikanischen Westen führte.<br />
Die Hinrichtungen von Mankato waren<br />
das Ergebnis eines scheinbar unvermeidlichen<br />
»Clash of Cultures«, <strong>der</strong><br />
bei genauerer Betrachtung hätte<br />
vermieden werden können. Zu den<br />
Protagonisten des Konfliktes gehörten<br />
Deutsche, die sich seit den Tagen Friedrich<br />
Gerstäckers und Karl Mays gerne<br />
eine beson<strong>der</strong>e Affinität zu den Ureinwohnern<br />
Nordamerikas bescheinigten.<br />
Der berühmt gewordene Vertrag <strong>der</strong><br />
Deutschen von Fre<strong>der</strong>icksburg/Texas<br />
mit dem Volk <strong>der</strong> Comanchen aus dem<br />
Jahr 1847, auf dem viele dieser Vorstellungen<br />
beruhten, war indes nur ein sin<br />
14 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013