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PDF-Download - Militärgeschichtliches Forschungsamt der ...

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5General <strong>der</strong> Infanterie Franz Xaver Josef<br />

Freiherr Conrad von Hötzendorf (1852–<br />

1925), seit 1906 Chef des österreichischungarischen<br />

Generalstabes (um 1915).<br />

Dreibundes von einer losen Interessengemeinschaft<br />

zum »echten« Militärbündnis<br />

mo<strong>der</strong>ner Prägung und verdient<br />

daher auch nach 100 Jahren eine<br />

nähere Betrachtung.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> deutschen<br />

Schlachtflotte<br />

Staatssekretär im Reichmarineamt Alfred<br />

von Tirpitz schuf ab 1897 die gesetzlichen<br />

und finanziellen Rahmenbedingungen<br />

für eine Flottenrüstung großen<br />

Stils und konnte diese bis zum Ersten<br />

Weltkrieg aufrechterhalten. Im<br />

Ergebnis verfügte das Deutsche Reich<br />

1914 über die zweitstärkste Flotte <strong>der</strong><br />

Welt. Bei <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Schiffe rangierte<br />

sie gleich hinter Großbritannien und<br />

knapp vor den USA. Ihre strategische<br />

bpk<br />

Denk- und Ausrichtung war ganz auf<br />

eine entscheidende Seeschlacht gegen<br />

die britische Royal Navy fixiert mit<br />

dem Ziel, »ihre höchste Kriegsleistung<br />

zwischen Helgoland und <strong>der</strong> Themse<br />

[zu] entfalten«, so Tirpitz im Jahre<br />

1897. Völlig unbeantwortet blieb jedoch<br />

die Frage, was denn mit dieser<br />

Seeschlacht eigentlich erreicht werden<br />

sollte. Auch im Falle eines deutschen<br />

Sieges würden die britischen Seeverbindungen<br />

vor allem im Atlantik auf<br />

Grund des durch die Kohlekapazität<br />

begrenzten Fahrbereichs <strong>der</strong> deutschen<br />

Schiffe und durch das weitgehende<br />

Fehlen von überseeischen Stützpunkten<br />

nicht nachhaltig gefährdet. Über<br />

die Rolle in <strong>der</strong> Nordsee hinaus blieb<br />

<strong>der</strong> Tirpitzflotte die Fähigkeit zur Projektion<br />

von Seemacht über weite Entfernungn<br />

im Ansatz verwehrt.<br />

Damit stellt sich die grundsätzliche<br />

Frage nach <strong>der</strong> Sinnhaftigkeit einer<br />

Schlachtflotte für das Deutsche Reich.<br />

Folgt man dieser Überlegung konsequent,<br />

dann kann ein Einsatz <strong>der</strong> Tirpitzflotte<br />

in einem Konflikt eigentlich<br />

gar nicht vorgesehen gewesen sein. Allein<br />

die Drohung einer auch für den<br />

potenziellen Gegner Großbritannien<br />

verlustreichen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

sollte die britische Regierung von einer<br />

Beteiligung an einem großen Konflikt<br />

abschrecken. Diese als »Risikotheorie«<br />

bezeichnete Doktrin von Tirpitz weist<br />

<strong>der</strong> Flotte die Rolle eines strategischen<br />

Abschreckungsinstruments zu, das<br />

zwar glaubhaft sein muss, um wirksam<br />

zu sein, jedoch mit Beginn des<br />

Konflikts versagt hat. Insofern ist das<br />

5Generalleutnant Alberto Pollio (1852–1914, 3. v.r.), von 1906 bis 1914 Generalstabschef<br />

des italienischen Heeres, beim Kaisermanöver im September 1913 in Schlesien.<br />

bpk, Oscar Tellgmann<br />

Fehlen eines »sinnvollen« Einsatzkonzeptes<br />

für den Ernstfall kein entscheiden<strong>der</strong><br />

Mangel, da Funktion und Wirkung<br />

primär politischer Natur waren.<br />

Die Schlachtflotte war quasi <strong>der</strong> »Droh-<br />

Hebel« für die weltumspannende<br />

Durchsetzung deutscher Interessen gegen<br />

potenzielle Rivalen in Europa und<br />

richtete sich vor allem gegen Großbritannien.<br />

Diese spezifische deutsche<br />

Adaption <strong>der</strong> Begriffe Flotte und Seemacht<br />

findet seinen Ausdruck auch in<br />

<strong>der</strong> weitgehenden Marginalisierung<br />

des für die Einsatzplanung originär zuständigen<br />

Admiralstabs, dessen Einfluss<br />

auf Schiffbau und strategische<br />

Planung im Gegensatz zum eigentlich<br />

rein administrativen Reichsmarineamt<br />

kaum ins Gewicht fiel. Vor diesem Hintergrund<br />

verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass<br />

sich <strong>der</strong> Chef des Generalstabes Gedanken<br />

über strategische Einsatzoptionen<br />

<strong>der</strong> Marine machte, während sich<br />

die deutsche Admiralität weitgehend<br />

auf taktische Gefechtsausbildung für<br />

die geplante große Seeschlacht in <strong>der</strong><br />

Nordsee beschränkte.<br />

Die Marinekonvention von 1900<br />

Die Bereitschaft Italiens zur Kooperation<br />

hatte ihre Ursache in Befürchtungen<br />

vor alliierten Landungsoperationen<br />

an <strong>der</strong> italienischen Westküste.<br />

Dass diese nicht aus <strong>der</strong> Luft gegriffen<br />

und die Ententemächte dazu durchaus<br />

in <strong>der</strong> Lage waren, zeigte später die alliierte<br />

Landungsoperation in Gallipoli<br />

(Türkei) 1915. Die italienische Marine<br />

allein war zu schwach, um dieses Risiko<br />

zu minimieren, und die italienische<br />

Armee konnte auch nicht jeden<br />

Küstenkilometer verteidigen. Daher<br />

initiierte Italien aus eigenen Sicherheitserwägungen<br />

heraus bereits um<br />

die Jahrhun<strong>der</strong>twende Verhandlungen<br />

über eine maritime Kooperation im<br />

Mittelmeer. Diese mündeten am 6. Juni<br />

1900 in die erste Dreibund-Marinekonvention.<br />

Die Konvention beinhaltete eine allgemeine<br />

Abgrenzung <strong>der</strong> Operationsgebiete<br />

(Deutschland: Ost- und Nordsee,<br />

Atlantik; Italien: westliches Mittelmeer;<br />

Österreich-Ungarn: Adria und<br />

östliches Mittelmeer), Regelungen zum<br />

Grad <strong>der</strong> Zusammenarbeit in Friedenszeiten,<br />

zum Oberbefehl und zur Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> Kommunikation (Signalabkommen)<br />

sowie die gegenseitige<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 3/2013<br />

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