27.02.2014 Aufrufe

Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Igort [Igor Tuveri], Berichte aus Russland.<br />

Der vergessene Krieg im Kaukasus,<br />

Berlin 2011. ISBN 978-3-<br />

943143379; 176 S., 24,00 Euro<br />

lungen, die er aus Berichten <strong>von</strong> Soldaten,<br />

Zeitzeugen und Opfern zusammengestellt<br />

hat und denen er mit<br />

seinen Bil<strong>der</strong>n Ausdruck verleiht,<br />

scheinen allein wegen ihrer Grausamkeiten<br />

nicht zu einem klassischen Format<br />

passen zu wollen.<br />

Ein weiteres zentrales Anliegen <strong>von</strong><br />

Igort ist es, <strong>der</strong> regimekritischen Journalistin<br />

Anna Politkowskaja nach ihrem<br />

gewaltsamen Tod eine Stimme<br />

und ein Gesicht zu verleihen. Auch<br />

hier zeichnet er in deutlichen und unmissverständlichen<br />

Bil<strong>der</strong>n einen Teil<br />

ihres Lebensweges nach und zeigt auf,<br />

dass kritische Sichtweisen in <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

ihm benannten »Demokratur« <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Sowjetunion immer noch drastische<br />

Folgen haben können. Insgesamt<br />

sind <strong>der</strong> anklagende Charakter<br />

seines Werkes und Igorts offensichtlicher<br />

Fingerzeig auf das heutige Russland<br />

unübersehbar. An <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Stelle hätte sich <strong>der</strong> kundige<br />

Leser durchaus etwas mehr kritische<br />

Distanz gewünscht. Insgesamt gelingt<br />

es Igort mit seinem Buch jedoch eindringlich<br />

aufzuzeigen, zu welchen<br />

Grausamkeiten <strong>der</strong> Mensch auch in<br />

»mo<strong>der</strong>nen« Konflikten zum Leidwesen<br />

aller immer noch in <strong>der</strong> Lage ist.<br />

neue<br />

unbekanntem Ziel. Hertzko Haft ist zu<br />

jm<br />

Hertzko Haft<br />

Polen 1941: Um seinen Bru<strong>der</strong> vor<br />

<strong>der</strong> Deportation zu bewahren, wagt<br />

Hertzko Haft ein Ablenkungsmanöver.<br />

Doch dieses Unterfangen misslingt:<br />

Statt seines Bru<strong>der</strong>s wird er mit einem<br />

Bus <strong>von</strong> zu Hause fortgeschafft – mit<br />

dieser Zeit erst 16 Jahre alt und lässt<br />

neben seiner Familie auch seine erste<br />

Liebe zurück. Eine Odysee beginnt, die<br />

schließlich in Auschwitz endet. Hertzko<br />

Haft überlebt, weil er sich als Boxer für<br />

die SS zur Verfügung stellt. Dadurch<br />

erhält er Privilegien, schickt aber gleichzeitig<br />

seine unterlegenen Kontrahenten<br />

in den Tod. »Der Boxer« erzählt seine<br />

Geschichte: die Geschichte eines jungen<br />

Mannes, <strong>der</strong> um sein Leben kämpft.<br />

Die Graphic Novel ist eine bildgewaltige<br />

grafische Umsetzung <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

Alan Scott Haft veröffentlichten Memoiren<br />

seines Vaters. Der Zeichenstil<br />

<strong>von</strong> Reinhard Kleist ist ebenso hart<br />

und kompromisslos wie die Geschichte,<br />

die er in seinen Bil<strong>der</strong>n erzählt.<br />

Sein Protagonist erscheint nicht<br />

unbedingt sympathisch. Sein Überlebenswille<br />

hat ihn abgehärtet; auch nach<br />

dem Krieg kann er nicht an<strong>der</strong>s, als<br />

seine Interessen über die <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

zu stellen. Er ist grausam und gewalttätig,<br />

wie sein Sohn später berichtet.<br />

Reinhard<br />

Kleist, Der<br />

Boxer. Die<br />

wahre Geschichte<br />

des<br />

Hertzko<br />

Haft, Hamburg<br />

2012.<br />

ISBN 978-3-<br />

551-78697-5;<br />

176 S., 16,90<br />

Euro<br />

Den Grund dafür erfährt er lange nicht.<br />

Wie viele an<strong>der</strong>e öffnete auch Hertzko<br />

Haft sich erst spät seinen Mitmenschen<br />

und erzählt <strong>von</strong> seinem Schicksal als<br />

Schauboxer <strong>der</strong> Nazis im Konzentrationslager.<br />

Was für den Sohn eine späte<br />

Enthüllung ist, wird dem Leser aber in<br />

chronologischer Reihenfolge präsentiert,<br />

wodurch die Geschichte lei<strong>der</strong> ein<br />

wenig an Prägnanz verliert.<br />

Mit <strong>der</strong> Entscheidung, die Erinnerungen<br />

Hertzko Hafts auch in Form einer<br />

Graphic Novel zu veröffentlichen,<br />

wurde eine passende Form für dessen<br />

Geschichte gewählt: Der Porträtierte<br />

hatte nie richtig lesen und schreiben<br />

gelernt, die Wahl des Mediums ist somit<br />

auch an das Schicksal Hafts angebunden.<br />

fh<br />

http://www.orte-<strong>der</strong>-geschichte.de<br />

Topografie <strong>der</strong> Geschichte<br />

Ein ambitioniertes Ziel hat sich <strong>der</strong><br />

2012 gegründete Verein »Orte <strong>der</strong><br />

Geschichte e.V.« gesteckt: nämlich »die<br />

Entwicklung einer internationalen Online-Referenzdatenbank<br />

zu Orten <strong>der</strong><br />

Geschichte, die es ermöglichen soll,<br />

eine ›Topografie <strong>der</strong> Geschichte‹ zu erstellen«.<br />

Es soll im Speziellen darum<br />

gehen, geografische Koordinaten mit<br />

Informationen zur Bebauung und Nutzung,<br />

zu Ereignissen und Personen zu<br />

verbinden sowie verstreut zugängliche<br />

Quellen zusammenzuführen. Epochenmäßig<br />

setzen sich die Initiatoren des<br />

Vereins zunächst keine Grenzen, doch<br />

soll <strong>der</strong> zeitliche Schwerpunkte <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> beginnenden Industrialisierung bis<br />

in die Gegenwart reichen; inhaltlich<br />

liegt <strong>der</strong> Fokus auf Politischer Geschichte,<br />

auf Technik-, Kultur- und Sozialgeschichte.<br />

Doch gehen die Ziele<br />

des Vereins weit über die genannte,<br />

sich im Aufbau befindende Online-Datenbank<br />

hinaus; ebenso ist <strong>der</strong> Rückgriff<br />

auf klassische Medien geplant,<br />

um Forschungsergebnisse zu präsentieren.<br />

Der Verein organisiert bereits<br />

Studienreisen an geschichtsträchtige<br />

Orte; er pflegt ein Archiv und ist dabei,<br />

eine Bibliothek aufzubauen.<br />

Was bislang unzählige Bücher vorgemacht<br />

haben, will nun »Orte <strong>der</strong> Geschichte«<br />

online umsetzen – mit dem<br />

hohen Anspruch <strong>der</strong> internationalen<br />

Vernetzung. Ein solche Website ist ein<br />

Fundus nicht nur für Historiker, son<strong>der</strong>n<br />

ebenso für alle an ihrer Heimatgeschichte<br />

Interessierten o<strong>der</strong> für solche<br />

Menschen etwa, die wissen möchten,<br />

wie und wo sie an Quellen kommen,<br />

die Aufschluss geben könnten über<br />

jene Orte und Landstriche, aus denen<br />

ihre Vorfahren aufgrund kriegerischer<br />

Handlungen einst fliehen mussten.<br />

Auch aus diesem Interesse heraus sind<br />

dem Verein zahlreiche För<strong>der</strong>er und<br />

Mitgliedschaften zu wünschen, damit<br />

das Motto »Schluss mit den weißen<br />

Flecken auf <strong>der</strong> Landkarte <strong>der</strong> Geschichte«<br />

schnellstmöglich seine Umsetzung<br />

erfährt.<br />

mt<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!