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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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Unteroffiziere im Wandel <strong>der</strong> Geschichte<br />

Unterführer in allen Stellen bis zum<br />

untersten herunter, sowohl auf dem<br />

<strong>Schlacht</strong>felde, wie auch außerhalb desselben,<br />

zu danken.«<br />

Die Einführung <strong>von</strong> Repetiergewehren,<br />

die zunehmende Technisierung<br />

des Heeresapparates sowie die Durchsetzung<br />

des Führungsprinzips <strong>der</strong> Auftragstaktik<br />

im letzten Drittel des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts verstärkten diese Tendenz<br />

nochmals erheblich. Dies setzte<br />

allerdings eine anspruchsvolle Ausbildung<br />

aller voraus und verlangte <strong>von</strong><br />

den Unteroffizieren eine größere Allgemeinbildung.<br />

Hinzu kamen Spezialkenntnisse<br />

sowie die Fähigkeit zum<br />

Führen und selbstständigen Handeln.<br />

Die militärische Führung reagierte auf<br />

diese Herausfor<strong>der</strong>ungen mit <strong>der</strong> Etablierung<br />

<strong>von</strong> Lehreinrichtungen zur<br />

Ausbildung <strong>von</strong> Unteroffizieren. Darüber<br />

hinaus wurden in <strong>der</strong> Zeit des<br />

Kaiserreiches Maßnahmen zur Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> Unteroffizierlaufbahn<br />

eingeleitet, um das in <strong>der</strong><br />

Truppe und <strong>der</strong> Öffentlichkeit eher geringe<br />

Ansehen des Berufsstandes zu<br />

heben. Dazu gehörten die Zahlung <strong>von</strong><br />

Dienstprämien, die Gewährung einer<br />

Militärpension sowie die Verwendung<br />

in nie<strong>der</strong>en Beamtenstellen nach Ausscheiden<br />

aus dem aktiven Dienst.<br />

Zeitalter <strong>der</strong> Weltkriege<br />

Der Erste Weltkrieg markierte einen<br />

wichtigen Einschnitt in <strong>der</strong> Entwicklungsgeschichte<br />

des Unteroffizierkorps.<br />

<strong>Das</strong> Kriegsbild und die innere<br />

Strukturen <strong>der</strong> militärischen Apparate<br />

verän<strong>der</strong>ten sich radikal. Die Praxis<br />

des Grabenkrieges erfor<strong>der</strong>te ein hohes<br />

Maß an Selbstständigkeit und verlagerte<br />

die Führungsverantwortung<br />

immer mehr auf die unteren Ebenen.<br />

Der Unteroffizier als Vorgesetzter auf<br />

den nie<strong>der</strong>en Führungsebenen war in<br />

seiner kämpferischen und charakterlichen<br />

Qualifikation ausschlaggebend<br />

für den Erfolg <strong>der</strong> Truppe. Mit wenigen<br />

Männern allein auf sich gestellt,<br />

hatte er jetzt Aufgaben zu meistern, die<br />

in keiner Friedensdienstvorschrift bis<br />

dahin <strong>von</strong> ihm verlangt worden waren.<br />

Der Befähigung zur eigenständigen<br />

Entschlussfindung kam nun eine<br />

enorme Bedeutung zu. Der Unteroffizier<br />

verabschiedete sich in dieser Zeit<br />

mehr und mehr <strong>von</strong> seiner alten Aufgabe<br />

als »Drillmeister« und wurde<br />

zum taktischen Führer aufgewertet.<br />

Die zunehmende Technisierung des<br />

Krieges for<strong>der</strong>te ihn zudem als Spezialisten.<br />

Dies galt insbeson<strong>der</strong>e für die<br />

Unteroffiziere <strong>der</strong> Artillerie- und <strong>der</strong><br />

Pioniertruppe, aber auch für Angehörige<br />

<strong>der</strong> Nachrichtentruppe, für das<br />

Zeug- und Feuerwerkspersonal sowie<br />

die Kraftfahrtruppe und die im Krieg<br />

stark angewachsene Fliegertruppe. Gerade<br />

letzere mit ihren großen technischen<br />

Sprüngen und den hohen Offizierverlusten<br />

entwickelte sich im Laufe<br />

des Krieges zu einer »Unteroffiziertruppe«.<br />

Unter den erfolgreichsten<br />

Jagdfliegern auf deutscher Seite befanden<br />

sich einige Unteroffiziere.<br />

Auch die kaiserliche Marine verfügte<br />

aufgrund <strong>der</strong> technischen und seemännischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen über eine deutlich<br />

höhere Unteroffizierdichte als das<br />

Heer. Hier verdreifachte sich die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Unteroffiziere im Verlauf des<br />

Krieges. Aus Mangel an Führungskräften<br />

wurden in dieser Zeit viele verdiente<br />

Portepeeunteroffiziere mit höherwertigen<br />

Führungsaufgaben betraut.<br />

Die starre Trennung zwischen den beiden<br />

Dienstgradgruppen verhin<strong>der</strong>te<br />

allerdings, dass Unteroffiziere in die<br />

Offizierlaufbahn aufsteigen konnten.<br />

Die Zwischenlösungen des Offizierstellvertreters<br />

sowie des Feldwebel-<br />

Leutnants befriedigten niemanden und<br />

zementierten lediglich die bestehenden<br />

Standesunterschiede. Allerdings<br />

brachten die beson<strong>der</strong>en Bedingungen<br />

des Stellungskrieges Subalternoffiziere,<br />

Unteroffiziere und Mannschaften<br />

nicht nur räumlich, son<strong>der</strong>n auch mental<br />

näher zusammen.<br />

Ungeachtet dieses enormen Bedeutungszuwachses<br />

spielten Unteroffiziere<br />

in <strong>der</strong> Überlieferung des Ersten<br />

Weltkrieges eine sehr geringe Rolle. Im<br />

Mittelpunkt <strong>von</strong> Erzählungen, Romanen<br />

und sonstigen Beschreibungen stehen<br />

fast immer Offiziere. Der Stoßtruppführer<br />

wird bis heute mit dem<br />

Leutnant Ernst Jünger assoziiert. Natürlich<br />

ist Rittmeister Manfred Freiherr<br />

<strong>von</strong> Richthofen <strong>der</strong> strahlende Held<br />

des Luftkrieges und nicht Vizefeldwebel<br />

Fritz Rumey mit seinen 45 Abschüssen.<br />

Im bekanntesten deutschsprachigen<br />

Weltkriegsroman »Im Westen<br />

nichts Neues« taucht zudem mit <strong>der</strong><br />

Figur des Unteroffiziers Himmelstoß<br />

wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Archetyp des unerbittlichen<br />

Schleifers und Drillmeisters auf.<br />

Dieses Bild hat Hans Hellmut Kirst<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner<br />

08/15-Trilogie erneut aufgegriffen. Unteroffizier<br />

Platzek erscheint darin als<br />

drangsalieren<strong>der</strong> und seine Untergebenen<br />

zur Verzweiflung treiben<strong>der</strong><br />

Vorgesetzter.<br />

Auch wenn die Unteroffiziere nach<br />

dem Ersten Weltkrieg nicht im Fokus<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Aufmerksamkeit standen,<br />

so ließ sich doch <strong>der</strong> tiefgreifende<br />

Wandel ihres Berufsbildes im militärischen<br />

Alltag nicht mehr übersehen.<br />

Der Aufbau <strong>der</strong> Reichswehr als »Führer-Heer«<br />

verpflichtete jeden Vorgesetzten<br />

dazu, sich mit den Grundsätzen<br />

5Die ersten Schüler <strong>der</strong> neuen Unteroffizierschule in Potsdam-Eiche sammeln sich im<br />

Oktober 1936 vor dem Potsdamer Bahnhof.<br />

BArch, Bild 183-2007-0928-506, Zoll<br />

20 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013

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