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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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nien führten Stammrollen, an <strong>der</strong>en<br />

Spitze die »Ober-Offiziere«, die militärische<br />

Führungsaufgaben wahrnahmen,<br />

standen. Dahinter waren die<br />

»Unter-Offiziere«, die vorwiegend<br />

Funktionsdienste ausübten, aufgeführt.<br />

Rechtlich und sozial erfolgte somit<br />

eine Herabstufung innerhalb <strong>der</strong><br />

militärischen Hierarchie, wenngleich<br />

die Unteroffiziere fortan als Ausbil<strong>der</strong><br />

und Drillmeister eine wichtige Brückenfunktion<br />

zwischen den Mannschaften<br />

und den Offizieren wahrnahmen.<br />

<strong>Das</strong> Unteroffizierkorps bildete sich<br />

aus einem festen Stamm <strong>von</strong> Berufssoldaten,<br />

die häufig bis zur Invalidität<br />

dienten. Die Besoldung war schlecht,<br />

das gesellschaftliche Ansehen gering.<br />

Der Aufstieg zum Offizier blieb die<br />

Ausnahme. Lediglich beson<strong>der</strong>e Funktionsunteroffiziere,<br />

wie <strong>der</strong> Furier (Versorgung<br />

und Sanitätsdienst) und <strong>der</strong><br />

Feldwebel (Innendienst), verfügten<br />

über ein beachtliches Maß an Verantwortung<br />

und Entscheidungsbefugnis.<br />

Allerdings verhin<strong>der</strong>te <strong>der</strong>en äußerst<br />

niedriges Bildungsniveau häufig genug<br />

die Übertragung weitergehen<strong>der</strong><br />

Aufgaben. Im militärischen Alltag<br />

ruhte das Gros <strong>der</strong> Ausbildung auf den<br />

Schultern <strong>der</strong> Unteroffiziere. Sie waren<br />

5Der Feldwebel. Holzschnitt aus <strong>der</strong> Soldatenserie<br />

David de Neckers (vermutlich<br />

um 1530).<br />

Archiv Matthias Rogg<br />

5Mithilfe eines Unteroffiziers (r.) lernen zwei Rekruten eines Kavallerieregiments den<br />

auftrechten Gang, 1913.<br />

es, die den ihnen anvertrauten Soldaten<br />

sämtliche Bewegungen sowie<br />

Handgriffe beizubringen hatten, die<br />

im Gefecht <strong>von</strong> Nöten waren. Während<br />

<strong>der</strong> <strong>Schlacht</strong>en sorgten sie für die Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Gefechtsformation<br />

und achteten darauf, dass kein Soldat<br />

dem Feind den Rücken kehrte. Der<br />

»Corporalsstock« diente ihnen dabei<br />

zur Durchsetzung <strong>der</strong> Disziplin in <strong>der</strong><br />

Truppe und wurde zum Symbol für<br />

den ganzen Berufsstand. <strong>Das</strong> negative<br />

Bild vom Unteroffizier als Drillmeister<br />

<strong>der</strong> Nation hatte hierin seine Wurzeln.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die preußische Armee<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit ihrem harten<br />

und oft unmenschlichen Drill sorgte<br />

für ein entsprechendes Negativimage,<br />

das lange durch die Jahrhun<strong>der</strong>te nachhallte.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Durch die Französische Revolution<br />

und mit Einführung <strong>der</strong> Wehrpflicht<br />

gewann das dreistufige militärische<br />

Gefüge – Mannschaften, Unteroffiziere,<br />

Offiziere – weiter an Kontur. Der<br />

»freiheitliche Geist« <strong>der</strong> Epoche schuf<br />

den Bürgersoldaten, <strong>der</strong> aus staatsbürgerlicher<br />

Einsicht und Patriotismus für<br />

sein Vaterland kämpfen sollte. Den Unteroffizieren<br />

kam dabei eine wichtige<br />

Mittlerfunktion zu. Nach Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Prügelstrafe mussten sie sich jetzt<br />

vor allem aufgrund fachlicher und charakterlicher<br />

Qualitäten gegenüber den<br />

Untergebenen durchsetzen.<br />

Sichtbarer Ausdruck für die sich<br />

wandelnde gesellschaftliche Stellung<br />

des Unteroffiziers war die Entstehung<br />

<strong>der</strong> Rangabzeichen. In den stehenden<br />

Heeren des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts blieben<br />

die Abzeichen <strong>der</strong> Ranggruppe <strong>der</strong><br />

Unteroffiziere noch weitestgehend einheitlich.<br />

Dies än<strong>der</strong>te sich in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Tressen<br />

am Kragen und auf den Ärmeln, Sergeantenknopf<br />

und Portepee wurden<br />

nun zu Erkennungssymbolen einer in<br />

<strong>der</strong> militärischen Hierarchie an Bedeutung<br />

gewinnenden Funktionselite. Damit<br />

einher ging auch eine stärkere Ausdifferenzierung<br />

des Unteroffizierkorps<br />

selbst. So bildete sich etwa die Dienststellung<br />

des Kompaniefeldwebels heraus.<br />

Es entstanden zahlreiche Son<strong>der</strong>laufbahnen<br />

wie die des Zahl- o<strong>der</strong> des<br />

Schirrmeisters.<br />

Neben diesen sozialen und gesellschaftlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zogen die<br />

zeitgenössischen taktischen und technologischen<br />

Neuerungen ebenfalls<br />

eine Än<strong>der</strong>ung des Berufsbildes des<br />

Unteroffiziers nach sich. Die Umstellung<br />

<strong>der</strong> Taktik <strong>von</strong> <strong>der</strong> Linie auf die<br />

Kolonne und insbeson<strong>der</strong>e die Einführung<br />

gezogener Hinterla<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts führten zu<br />

einer verän<strong>der</strong>ten Kampfweise. Mit<br />

dem Deutsch-Französischen Krieg<br />

1870/71 erfolgte <strong>der</strong> endgültige Übergang<br />

zur aufgelösten Gefechtsordnung.<br />

Der Unteroffizier musste sich<br />

dieser neuen Herausfor<strong>der</strong>ung stellen.<br />

Von ihm wurde mehr und mehr selbstständiges<br />

Handeln gefor<strong>der</strong>t. Seine<br />

Aufgaben wuchsen über die Rolle des<br />

bloßen Drill- und Exerziermeisters hinaus.<br />

Sichtlich beeindruckt <strong>von</strong> den<br />

Leistungen <strong>der</strong> Unteroffiziere schrieb<br />

später <strong>der</strong> russische Generalleutnant<br />

Karl <strong>von</strong> Woide über die deutschen<br />

Siege <strong>von</strong> 1870/71: »In Wirklichkeit haben<br />

die Deutschen ihren endgültigen<br />

Erfolg einer ungeheuren Summe selbständigen<br />

Unternehmungsgeistes <strong>der</strong><br />

ullstein bild - SZ Photo / Scherl<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013<br />

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