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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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Unteroffiziere im Wandel <strong>der</strong> Geschichte<br />

Vom Drillmeister<br />

zum taktischem<br />

Führer<br />

ullstein bild<br />

Unteroffiziere<br />

im Wandel<br />

<strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>Das</strong> Bild <strong>der</strong> Unteroffiziere in<br />

den deutschen Streitkräften<br />

war lange Zeit äußerst zwiespältig.<br />

Seit <strong>der</strong> Zeit Napoleons I. galten<br />

sie als Kitt <strong>der</strong> Armee. Sie waren<br />

eine Funktionselite, <strong>der</strong>en Leistungen<br />

und Wirken oft im Verborgenen blieb,<br />

die aber das Rückgrat <strong>der</strong> Truppe bildete.<br />

Ohne sie hätte so mancher Feldherr<br />

keine seiner <strong>Schlacht</strong>en gewinnen<br />

können. Zum an<strong>der</strong>en waren sie für<br />

die Wehrpflichtigen aller Schichten <strong>der</strong><br />

Bevölkerung die Personifizierung<br />

staatlicher Macht: In ihren Händen lag<br />

ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> militärischen<br />

Ausbildung und Erziehung.<br />

Zumeist haftete den Unteroffizieren<br />

<strong>der</strong> Ruf an, Vorgesetzte zu sein, die wenig<br />

Menschlichkeit zeigten und ihre<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen hart und rücksichtslos<br />

durchsetzten. Als Beleg hierfür kann<br />

Erich Kästners »Sergeant Waurich«<br />

dienen. (Bei dem Gedicht handelt es<br />

sich um eine persönliche literarische<br />

Abrechnung mit dem Militär im Allgemeinen,<br />

aber ebenso mit dem realen<br />

Ausbil<strong>der</strong> Waurich, dessen unbarmherzigem<br />

Drill Kästner ein lebenslange<br />

Herzschwäche verdankte.) <strong>Das</strong> darin<br />

verwandte Stereotyp vom Menschenschin<strong>der</strong><br />

war weit verbreitet und hielt<br />

sich hartnäckig über Jahrzehnte bis in<br />

die jüngste Vergangenheit hinein. Als<br />

militärische Führer hingegen wurden<br />

5Szene aus dem Film »Im Westen nichts Neues« (USA 1930) nach dem Roman <strong>von</strong><br />

Erich Maria Remarque, links im Bild <strong>der</strong> Reserve-Unteroffizier »Schleifer« Himmelstoß),<br />

dargestellt <strong>von</strong> John Wray.<br />

die Unteroffiziere lange Zeit kaum<br />

wahrgenommen. Sie standen oft im<br />

Schatten ihrer Offiziere und hatten es<br />

schwer, als Berufsstand in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

Anerkennung zu finden. Ihre<br />

soziale Situation war dabei oft prekär<br />

und Möglichkeiten zum Aufstieg innerhalb<br />

<strong>der</strong> militärischen Hierarchie boten<br />

sich selten. <strong>Das</strong>s es ihnen trotz allem<br />

gelang, sich über die Jahrhun<strong>der</strong>te zu<br />

emanzipieren, hatte mit sozialen, technischen<br />

und taktischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Militär zu tun, die das Berufsbild<br />

<strong>der</strong> Unteroffiziere allmählich verän<strong>der</strong>ten.<br />

Frühe Neuzeit<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen im Kriegsbild <strong>der</strong><br />

Frühen Neuzeit und die Herausbildung<br />

<strong>der</strong> stehenden Heere ließen eine<br />

Funktionselite verlässlicher und befähigter<br />

Unterführer unterhalb <strong>der</strong> Regimentsebene<br />

entstehen, die den verän<strong>der</strong>ten<br />

taktischen und verwaltungstechnischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen<br />

waren. Diese Funktionselite war<br />

sozial noch kaum ausdifferenziert. Der<br />

Rang leitete sich ausschließlich <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

jeweiligen Dienststellung ab. So gab es<br />

zum Beispiel zwischen dem Feldwebel<br />

und dem Hauptmann funktionsbezogene<br />

Unterschiede, aber kein hierarchisches<br />

Gefälle. Dies än<strong>der</strong>te sich erst<br />

nach dem Dreißigjährigen Krieg mit<br />

dem Übergang zur Kompaniewirtschaft,<br />

wodurch die Position <strong>der</strong> mittleren<br />

Führungsränge, also <strong>der</strong> Subalternoffiziere,<br />

gestärkt wurde. Während<br />

im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t militärische Führer<br />

summarisch als »officiarius« (lat.<br />

»Amtsinhaber«) bezeichnet und auch<br />

so behandelt und vergütet wurden,<br />

sorgte die unterschiedliche Besoldung<br />

nun für die Herausbildung <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Rangklassen. Die Kompa­<br />

18 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013

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