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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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5Mit Anzeigen wie dieser aus dem Jahr<br />

1958 warb die Bundeswehr um Ärzte<br />

für den Sanitätsdienst.<br />

gung kurzfristig zu erhöhen und das<br />

Fachwissen und -können dieser<br />

Gruppe <strong>der</strong> Wehrpflichtigen für die<br />

Bundeswehr gewinnbringend zu nutzen.<br />

Dieses Splitting-Modell stieß bei<br />

vielen Studieninteressenten <strong>der</strong> Medizin<br />

auf große Zustimmung, konnten<br />

diese doch ihre Wehrdienstzeit in <strong>der</strong><br />

Sanitätstruppe auf ihre »Famulatur«,<br />

das vorgeschriebene mehrmonatige<br />

Praktikum für Medizinstudenten, angerechnet<br />

bekommen.<br />

Eine spätere Regelung sah sogar eine<br />

komplette Zurückstellung vom Wehrdienst<br />

für Studenten <strong>der</strong> Medizin,<br />

Zahnmedizin und Pharmazie vor,<br />

damit diese ihre vollständige Wehrdienstzeit<br />

<strong>von</strong> 18 Monaten nach <strong>der</strong><br />

Ärztliche Mitteilungen vom 27.12.1958<br />

Approbation als Stabsarzt bzw. Stabsapotheker<br />

ableisten konnten. Speziell<br />

in den 1960er Jahren gelang es <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

nur mit Hilfe <strong>der</strong> Restanten,<br />

die truppenärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten.<br />

Doch die umfassen<strong>der</strong>e Einbindung<br />

<strong>von</strong> Restanten stellte nur eine Strategie<br />

dar, um dem Personalmangel Herr zu<br />

werden. Die Inspektion des Sanitätsund<br />

Gesundheitswesens setzte zur<br />

Problemlösung darüber hinaus darauf,<br />

neue finanzielle Anreize für länger dienende<br />

Mediziner zu schaffen, um die<br />

Attraktivität des Berufsbildes zu erhöhen.<br />

Zum einen wurde generell die Bezahlung<br />

<strong>von</strong> Sanitätsoffizieren erhöht<br />

und zum an<strong>der</strong>en eine Zulage eingeführt.<br />

Ferner erhielten die Sanitätsoffiziere<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr die Erlaubnis zu<br />

einer ärztlichen Nebentätigkeit. 1960<br />

war diese nur außerhalb <strong>der</strong> Kaserne<br />

erlaubt, 1968 dann auch in den Räumen<br />

des Sanitätsdienstes selbst. Hier<br />

musste ein Anteil des Honorars für die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Infrastruktur sowie für<br />

den erzielten Vorteil an die Bundeswehr<br />

abgeführt werden. Viele Mediziner<br />

beklagten sich auch über das<br />

»einseitige Patientengut«, denn die<br />

Bundeswehr als reine Männerorganisation<br />

hielt für viele Ärzte nur medizinische<br />

Routinefälle bereit. Es fehlte an<br />

Abwechslung und fachlicher Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Durch die Möglichkeit,<br />

auch zivilärztlich tätig zu sein, konnten<br />

die Militärärzte unterschiedliche<br />

Patientengruppen mit verschiedenen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n behandeln. Dies<br />

stellte sowohl für die Mediziner selbst<br />

als auch für den Sanitätsdienst – und<br />

somit für den Soldaten – eine Bereicherung<br />

dar, denn so blieb <strong>der</strong> Arzt auf<br />

dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Diagnostik<br />

und Forschung.<br />

Im Kampf um die Ärzte setzte die<br />

Bundeswehr auch verstärkt auf konventionelle<br />

Mittel <strong>der</strong> Personalgewinnung.<br />

So inserierte das Sanitätswesen<br />

bereits 1958 seine erste Anzeige in den<br />

»Ärztlichen Mitteilungen«, dem Presseorgan<br />

<strong>der</strong> Standesorganisation. In den<br />

Folgejahren wurden immer wie<strong>der</strong> Anzeigenserien<br />

speziell für den Sanitätsdienst<br />

geschaltet. Waren die ersten Anzeigen<br />

noch rein sachlich und recht<br />

nüchtern gehalten, appellierten die<br />

späteren Annoncen mit werbewirksamen<br />

Slogans wie »Wir brauchen Ihre<br />

Mitarbeit« o<strong>der</strong> »Vorbeugen ... Heilen«<br />

an das ärztliche Selbstverständnis. Eine<br />

weitere Maßnahme, um den Sanitätsdienst<br />

als möglichen Arbeitgeber bekannt<br />

zu machen, war die Informationsausstellung<br />

zum Sanitätsdienst.<br />

Speziell bei medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Tagungen und auf Kongressen<br />

wurde diese mo<strong>der</strong>ne Ausstellung eingesetzt,<br />

um das Wirken <strong>der</strong> Sanitätsoffiziere<br />

in den Streitkräften zu illustrieren.<br />

Aber auch bei Veranstaltungen mit<br />

nicht-medizinischem Hintergrund bot<br />

die Ausstellung eine willkommene<br />

Möglichkeit, Werbung für den Sanitätsdienst<br />

zu betreiben. Inwiefern diese<br />

Maßnahmen erfolgreich waren, muss<br />

jedoch offen bleiben.<br />

Fazit<br />

<strong>Das</strong> Zusammenspiel <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Strategien, auf die die Bundeswehr bei<br />

<strong>der</strong> Gewinnung <strong>von</strong> Bewerbern zurückgriff,<br />

brachte zunächst keine dauerhafte<br />

Lösung, um den Mangel bei<br />

den Ärzten wirksam zu lin<strong>der</strong>n. Erst<br />

die Einführung <strong>der</strong> Laufbahn <strong>der</strong> Sanitätsoffizieranwärter<br />

im Jahre 1969<br />

konnte auf lange Sicht eine gewisse<br />

Entspannung im Bereich <strong>der</strong> Sanitätsoffiziere<br />

herbeiführen. <strong>Das</strong>s das<br />

Problem des Fachkräftemangels im Sanitätsdienst<br />

damit jedoch nicht abschließend<br />

gelöst werden konnte, zeigt<br />

die aktuelle Situation. Angesichts <strong>der</strong><br />

neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen und Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Bundeswehr im Allgemeinen<br />

und an das Sanitätswesen<br />

im Speziellen muss <strong>der</strong> Sanitätsdienst<br />

neue Lösungsansätze für ein althergebrachtes<br />

Problem finden, um als Arbeitgeber<br />

auf dem umkämpften Arbeitsmarkt<br />

attraktiv zu bleiben.<br />

Literaturtipps<br />

Sylvia Landau<br />

Erhard Grunwald / Ralf Vollmuth, Der Sanitätsdienst – Entstehung<br />

und Entwicklungen. In: Klaus-Jürgen Bremm /<br />

Hans-Hubertus Mack / Martin Rink (Hg.), Entschieden für<br />

Frieden. 50 Jahre Bundeswehr. 1955 bis 2005, Freiburg<br />

i.Br., Berlin 2005, S. 183–198.<br />

Ernst Rebentisch, Die Gesundheit <strong>der</strong> Soldaten. Dokumente<br />

zum Sanitäts- und Gesundheitswesen <strong>der</strong> Bundeswehr,<br />

Gräfelfing 1995.<br />

W.G. Berger, Chronik des Sanitätsdienstes <strong>der</strong> Bundeswehr.<br />

In: Wehrmedizinische Monatsschrift, 25 (1981), H. 4,<br />

S. 117–122.<br />

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013<br />

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