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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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Der Sanitätsdienst <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

schränkten Möglichkeiten zur Ausund<br />

Weiterbildung« bemängelt. Viele<br />

Studenten sahen auch die beim Militärarzt<br />

angestrebte Synthese <strong>von</strong> Arzt<br />

und Soldat als kritisch an. Für sie stellte<br />

<strong>der</strong> Bundeswehrarzt in erster Linie einen<br />

Offizier und keinen Arzt dar. Da<br />

sie sich aber für eine ärztliche Tätigkeit<br />

entschieden hatten, war <strong>der</strong> militärlastige<br />

Beruf des Sanitätsoffiziers keine<br />

Alternative für sie. Generell wurden<br />

die militärische Hierarchie und das<br />

Eingebundensein in militärische Abläufe<br />

als ein großes Defizit bewertet.<br />

Ein weiterer wichtiger Grund für das<br />

Ausbleiben des Ärztenachwuchses war<br />

die relativ schlechte Bezahlung. Im<br />

Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten<br />

eines zivil nie<strong>der</strong>gelassenen Arztes<br />

bot die finanzielle Vergütung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Bundeswehr keinen Anreiz<br />

für einen Wechsel. Hinzu kam das fehlende<br />

Sozialprestige des Militärarztes.<br />

In <strong>der</strong> gesellschaftlichen Wahrnehmung<br />

des Berufs wurde vor<strong>der</strong>gründig<br />

nur die militärische Komponente<br />

gesehen, <strong>der</strong> ärztlichen Tätigkeit wurde<br />

im Gegensatz dazu kaum Beachtung<br />

geschenkt. Infolgedessen übertrug sich<br />

eher das Prestige des Offizierberufs als<br />

das des Arztes auf den Militärarzt. <strong>Das</strong><br />

gesellschaftliche Ansehen des Offiziers<br />

war jedoch nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges enorm gesunken. Der<br />

Arztberuf hingegen erfuhr eine immense<br />

soziale Aufwertung, sodass die<br />

Nachwuchswerbung für die Bundeswehr<br />

einen schweren Stand hatte.<br />

Doch <strong>der</strong> Sanitätsdienst tat sich nicht<br />

nur schwer, geeignete Bewerber zu finden;<br />

das Problem bestand auch darin,<br />

die bereits verpflichteten Mediziner<br />

für längere Zeit an sich zu binden. Unter<br />

den aktiv dienstleistenden Ärzten<br />

machte sich in den Anfangsjahren Unmut<br />

breit. Bereits 1958, also ein Jahr<br />

nach Aufstellung <strong>der</strong> Sanitätsinspektion,<br />

kündigten die ersten Truppenärzte<br />

ihre Stelle. Sie hatten <strong>von</strong> Beginn<br />

an den Mangel an Kollegen ausgleichen<br />

müssen, um die Versorgung<br />

<strong>der</strong> Truppe zu gewährleisten, was zu<br />

entsprechenden Belastungen führte.<br />

Aber auch fehlende Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

geringe Chancen auf fachärztliche<br />

Weiterbildung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> hohe Anteil<br />

an administrativen Tätigkeiten<br />

wurden <strong>von</strong> Ärzten als Gründe für ihr<br />

Ausscheiden aus <strong>der</strong> Bundeswehr angegeben.<br />

Die Sanitätsoffizieranwärterlaufbahn<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelte<br />

die Bundeswehr mehrere Strategien,<br />

um dem Personalmangel in ihren Reihen<br />

entgegenzutreten. Vor allem in <strong>der</strong><br />

Anfangszeit engagierte die Bundeswehr<br />

vermehrt zivile Vertragsärzte,<br />

um die truppenärztliche Versorgung<br />

<strong>der</strong> ersten Rekruten sicherzustellen.<br />

Dies geschah jedoch in den meisten<br />

Fällen parallel zu <strong>der</strong> Tätigkeit in ihrer<br />

eigenen Praxis, sodass sie nur während<br />

ihrer Sprechstunden und in engen Zeitfenstern<br />

am Standort verfügbar waren.<br />

Auf Dauer fehlte so die flächendeckende<br />

medizinische Betreuung <strong>der</strong><br />

Soldaten, unter an<strong>der</strong>em etwa bei<br />

Übungen und Märschen. Um die Lücke<br />

an Fachpersonal dauerhaft zu<br />

schließen, wurde auf Anregung <strong>der</strong><br />

Inspektion des Sanitäts- und Gesundheitswesens<br />

ab 1960 eine Studienbeihilfe<br />

für Studenten <strong>der</strong> Medizin, Zahnmedizin,<br />

Tiermedizin und Pharmazie/<br />

Lebensmittelchemie eingeführt. Mit einer<br />

finanziellen Unterstützung <strong>von</strong> bis<br />

zu 200 DM pro Monat wollte man Studenten<br />

dieser Fachrichtungen an die<br />

Bundeswehr binden. Voraussetzung<br />

für eines <strong>der</strong> 500 Stipendien war die<br />

Bereitschaft, sich nach Erhalt <strong>der</strong> Approbation<br />

für acht Jahre als Sanitätsoffizier<br />

zu verpflichten. <strong>Das</strong> Angebot <strong>der</strong><br />

Bundeswehr wurde zwar <strong>von</strong> zahlreichen<br />

Bewerbern wahrgenommen,<br />

doch die Mehrheit <strong>der</strong> Stipendiaten<br />

entschied sich nach Abschluss ihrer<br />

Ausbildung gegen den Dienst in den<br />

Streitkräften. Sie bezahlten die finanzielle<br />

Unterstützung zurück und schlugen<br />

ohne Nutzen für den Sanitätsdienst<br />

eine zivile Laufbahn ein.<br />

Eine nachhaltige Lösung, um den<br />

Nachwuchs an Berufssanitätsoffizieren<br />

zu sichern, stellte die Einführung <strong>der</strong><br />

Sanitätsoffizieranwärterlaufbahn im<br />

Juli 1969 dar. Sie richtete sich an junge<br />

Abiturienten mit gutem Schulabschluss,<br />

die medizinische/pharmazeutische<br />

Fächer studieren wollten, und<br />

bot den Bewerbern die Möglichkeit,<br />

nach einer zehnmonatigen militärischen<br />

Ausbildung innerhalb <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

an einer zivilen Universität zu<br />

studieren. Dafür wurden die Soldaten<br />

vom Dienst beurlaubt, erhielten jedoch<br />

weiterhin ein Gehalt. Während <strong>der</strong> Semesterferien<br />

wurden die Anwärter zu<br />

Bundeswehr/Nachwuchswerbung<br />

Übungen in Sanitätseinheiten eingezogen.<br />

Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />

mit <strong>der</strong> Zuteilung <strong>von</strong> Studienplätzen<br />

für Bundeswehrstudenten etablierte<br />

sich die neue Laufbahn und<br />

sorgte langfristig für eine Entspannung<br />

<strong>der</strong> Personalsituation.<br />

Weitere Maßnahmen gegen den<br />

Mangel<br />

Parallel zu den Bemühungen um freiwillig<br />

dienende Mediziner rückte die<br />

Gruppe <strong>der</strong> Wehrpflichtigen in den Fokus.<br />

1962 entwickelte die Inspektion<br />

des Sanitäts- und Gesundheitswesens<br />

das Modell, einen verkürzten Wehrdienst<br />

für Abiturienten im Sanitätsdienst<br />

zum 1. April 1963 einzuführen.<br />

Nach zwölf Monaten im Sanitätsausbildungsdienst<br />

sollten diese Abiturienten<br />

ihren Wehrdienst unterbrechen<br />

und ein medizinisches/pharmazeutisches<br />

Studium aufnehmen. Nach Erlangen<br />

<strong>der</strong> Approbation sollten sie für<br />

weitere sechs Monate als sogenannte<br />

Restanten im Rang eines Stabsarztes in<br />

den Sanitätsdienst zurückkehren und<br />

ihre restliche Wehrdienstzeit ableisten.<br />

Ziel dieser Maßnahme war es, die Zahl<br />

<strong>der</strong> Mediziner in <strong>der</strong> Truppenversor­<br />

5Ankündigungsplakat für die Werbewan<strong>der</strong>ausstellung<br />

»Unser Sanitätsdienst«<br />

Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre.<br />

16 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013

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