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Das Massengrab der Schlacht von Wittstock »Köpenicker Blutwoche ...

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<strong>»Köpenicker</strong> <strong>Blutwoche</strong>« 1933<br />

Landesarchiv Berlin<br />

5An <strong>der</strong> Spitze des SA-Trauerzugs in Berlin-Köpenick am 26. Juni 1933 marschierten SA-Sturmbannführer Herbert Gehrke, Gauleiter<br />

Joseph Goebbels, Gauinspekteur Gerhard Schach und <strong>der</strong> stellvertretende Gauleiter Artur Görlitzer.<br />

Die <strong>»Köpenicker</strong> <strong>Blutwoche</strong>«<br />

Nationalsozialistische Machteroberung und SA-Terror 1933<br />

Einen brutalen Höhepunkt des<br />

frühen staatlich gedeckten Terrors<br />

<strong>der</strong> Sturmabteilung <strong>der</strong><br />

NSDAP (SA) in <strong>der</strong> Reichshauptstadt<br />

stellte die <strong>»Köpenicker</strong> <strong>Blutwoche</strong>«<br />

vom 21. bis 26. Juni 1933 dar. Mehrere<br />

hun<strong>der</strong>t Mann des selbstständigen SA-<br />

Sturmbanns 15 unter Leitung <strong>von</strong> Herbert<br />

Gehrke sowie <strong>von</strong> weiteren SA-<br />

Einheiten, wie die des berüchtigten<br />

Charlottenburger »Mör<strong>der</strong>sturms 33«,<br />

aber auch <strong>der</strong> SS und des SD verhafteten,<br />

verschleppten und folterten im<br />

Berliner Bezirk Köpenick rund 500 Personen.<br />

<strong>Das</strong> SPD-Mitglied Anton Schmaus<br />

schoss in Notwehr drei SA-Männer<br />

nie<strong>der</strong>, worauf die Gewalt eskalierte.<br />

Mindestens 23 Menschen starben, darunter<br />

<strong>der</strong> parteilose Unternehmer<br />

Georg Eppenstein, <strong>der</strong> als ein frühes<br />

jüdisches Todesopfer staatlichen NS-<br />

Terrors gilt. Im Kontext <strong>von</strong> »Machtergreifung«<br />

und Konsolidierung <strong>der</strong><br />

NS-Herrschaft richtete sich die Gewaltaktion<br />

hauptsächlich gegen kommunistische<br />

und sozialdemokratische Oppositionelle<br />

und bürgerliche Eliten, aber<br />

auch gegen Jüdinnen und Juden. Die<br />

Verhaftungen, Folterungen und Morde<br />

im Juni 1933 müssen daher – auch mit<br />

Blick auf das reichsweite SPD-Verbot<br />

am 22. Juni wie auch <strong>der</strong> Selbstauflösung<br />

des nationalkonservativen Koalitionspartners<br />

DNVP am 27. Juni 1933 –<br />

in einem breiteren Zusammenhang gesehen<br />

werden. Die Ereignisse in Köpenick,<br />

<strong>von</strong> den Nationalsozialisten als<br />

dezentrale Maßnahme gegen den<br />

Deutschnationalen Kampfring dargestellt,<br />

besaßen in Wirklichkeit eine<br />

überregionale Bedeutung. Diese leitet<br />

sich nicht nur aus <strong>der</strong> hohen Gewaltspirale<br />

und Todeszahl her, son<strong>der</strong>n<br />

auch aus dem komplexen Ursachengefüge<br />

wie auch den politischen Folgen.<br />

Der SA-Terror in Köpenick im Juni<br />

1933 war Teil <strong>der</strong> berlin- und reichsweit<br />

gesteuerten Maßnahmen zur nationalsozialistischen<br />

Machtsicherung.<br />

Der Gewaltausbruch im Juni 1933 hat<br />

durch den Tod <strong>der</strong> drei SA-Männer<br />

mit Sicherheit an katalytischer Wirkung<br />

gewonnen, lässt sich aber we<strong>der</strong><br />

darauf reduzieren noch allein durch<br />

politische, ideologische o<strong>der</strong> machtkumulative<br />

Gründe erklären. Personalstruktur<br />

und weltanschauliche Voraussetzungen<br />

waren sehr heterogen, Opfer<br />

und Täter kannten sich in <strong>der</strong> Regel<br />

vom Sehen o<strong>der</strong> persönlich, manche<br />

waren sogar Nachbarn. Der Juni-Terror<br />

war keine anonyme, entpersonalisierte<br />

Gewalt im geschlossenen Raum, son<strong>der</strong>n<br />

öffentlich und persönlich. Die<br />

Ursachen müssen daher in den langjährigen<br />

Mikrobeziehungen gesucht<br />

werden, die ein Konglomerat aus politisch-weltanschaulichen,<br />

rassistischen,<br />

antibürgerlichen und privaten Fehden<br />

hervorbrachten.<br />

SA-Terror in Berlin<br />

Als größte paramilitärische Glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> NSDAP stellte die Sturmabteilung<br />

(SA) eine wichtige Stütze <strong>der</strong> NS-Bewegung<br />

dar. Ohne ihre Gewalt, ständige<br />

Präsenz und motorisierte Propagandaunterstützung<br />

wäre <strong>der</strong> Erfolg<br />

<strong>der</strong> NSDAP undenkbar gewesen. Die<br />

hohe Gewaltbilanz brachte <strong>der</strong> SA einen<br />

Bekanntheitsgrad ein, <strong>der</strong> durchaus<br />

auf <strong>der</strong> Linie des im November<br />

1926 zum Gauleiter <strong>von</strong> Berlin bestell­<br />

10 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2013

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