Rundbrief 23 - 1. Halbjahr 2014 - Hospizkreis Minden e.V.
Rundbrief 23 - 1. Halbjahr 2014 - Hospizkreis Minden e.V.
Rundbrief 23 - 1. Halbjahr 2014 - Hospizkreis Minden e.V.
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RUNDhospizkreis minden e.v.<br />
BRIEF<br />
Ausgabe <strong>23</strong> · <strong>1.</strong> <strong>Halbjahr</strong> <strong>2014</strong><br />
Wissen und Erfahrung<br />
zu Hospiz und Sterben<br />
Mit Beiträgen u. a. von Marlene Rupprecht (MdB)<br />
und Dr. phil. Werner Schneider<br />
Hospizarbeit<br />
in der Gesellschaft<br />
©Foto: blvdone-fotolia.com<br />
• Interview mit Heike Kemminer<br />
• „Wir“ – Berichte<br />
• <strong>Hospizkreis</strong> aktuell<br />
• Projekt Schule und Hospiz<br />
• Buchtipps<br />
• Texte für die Seele<br />
• Veranstaltungen 1/<strong>2014</strong><br />
• Menschen
Editorial<br />
Liebe Freundinnen und<br />
Freunde der Hospizarbeit<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Fischerallee 3a, 324<strong>23</strong> <strong>Minden</strong><br />
Redaktion:<br />
Helmut Dörmann (V.i.S.d.P.)<br />
Mechthild Bock<br />
Elvira Gahr<br />
Ursula Laschewski<br />
Gabriele Schwerdt<br />
Lektorat: Alexander Gahr<br />
Layout und Satz: Guido Meyer<br />
Druck: JCC Bruns Betriebs-GmbH<br />
E<br />
Bürozeiten:<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Donnerstag<br />
9.00-12.00 Uhr<br />
9.00-12.00 Uhr<br />
9.00-12.00 Uhr<br />
Kontakt:<br />
Hospiztelefon: 057<strong>1.</strong>24030<br />
Koordinatoren:<br />
Helmut Dörmann, Tel.: 057<strong>1.</strong>888 04-281<br />
Elvira Gahr, Tel.: 057<strong>1.</strong>888 04-280<br />
Sekretariat:<br />
Heike Neumann,<br />
Tel.: 057<strong>1.</strong>888 04-283<br />
Fax: 057<strong>1.</strong>888 04-284<br />
<strong>Hospizkreis</strong> im Internet: www.hospizkreis-minden.de.<br />
ine Rückmeldung zum vergangenen<br />
<strong>Rundbrief</strong> (Schwerpunkt: Begleitung am<br />
Lebensende) war: … „der war so gut, dass<br />
dies sicherlich nur schwer zu toppen ist“.<br />
Über diese Rückmeldung haben wir uns<br />
natürlich sehr gefreut. Der vergangene<br />
<strong>Rundbrief</strong> war inhaltlich mehr eine Innenansicht<br />
der Themen: Sterben, Tod<br />
und Trauer. Vielleicht hat dies auch zu<br />
einem insgesamt positiven Echo beigetragen.<br />
Diese Ausgabe hat den Titel „Hospizarbeit<br />
in der Gesellschaft“ und ist deshalb<br />
auch mehr eine Außenansicht.<br />
Prof. Dr. Werner Schneider und Stephanie<br />
Stadelbacher schreiben (als Soziologen)<br />
etwas zu dem Thema: „Gutes<br />
Sterben für alle? – von der Illusion des<br />
optimierten Lebensendes“.<br />
Marlene Rupprecht, MdB und ehemalige<br />
Vorstandsvorsitzende des Deutschen<br />
Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV)<br />
schreibt zu dem Thema: „Wissen und Erfahrungen<br />
zu Hospiz und Sterben“.<br />
„Hospizarbeit ist in der Gesellschaft angekommen.“<br />
Diesen Satz sage ich gern.<br />
Die beiden Artikel machen dies sehr gut<br />
deutlich. Eine Übersicht der Aufgabenfelder<br />
des <strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> zeigt<br />
dies noch einmal sehr praktisch auf.<br />
Wir sind in diesem <strong>Rundbrief</strong> auch der<br />
Frage nachgegangen: „Was soll in Ihrer<br />
Todesanzeige stehen?“ Eine spannende<br />
Frage!<br />
Sie finden auch interessante Informationen<br />
zu unserem Projekt „Hospiz macht<br />
Schule“, zu dem eine Klasse des Herder-<br />
Gymnasiums einen Bericht geschrieben<br />
hat.<br />
Ebenso kommen in dieser Ausgabe zwei<br />
Menschen zu Wort, die über ihre Trauer<br />
und Erfahrungen in der Sterbebegleitung<br />
schreiben. Diese ganz persönlichen<br />
Berichte machen Mut, sich mit der eigenen<br />
Trauer, aber auch mit der Begleitung<br />
Sterbender zu beschäftigen.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude und<br />
Inspiration beim Lesen.<br />
Für das Redaktionsteam: Helmut Dörmann<br />
Koordinator des <strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> e. V.<br />
E-Mail/Internet:<br />
info@hospizkreis-minden.de<br />
www.hospizkreis-minden.de<br />
Spendenkonto:<br />
<strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Volksbank <strong>Minden</strong>er Land eG<br />
IBAN: DE06 4906 0127 0890 1102 00<br />
BIC: GENODEM1MPW<br />
Spendenbescheinigungen werden ab 100 Euro<br />
ausgestellt. Bitte tragen Sie gut lesbar Namen<br />
und Anschrift auf dem Überweisungsträger ein.<br />
Bis zu einer Spende von 200 Euro pro Einzelspende<br />
genügt den Finanzbehörden ein „vereinfachter<br />
Spendennachweis”, z. B. eine Buchungsbestätigung<br />
der Bank oder eine Kopie des Überweisungsträgers.<br />
2 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Inhalt<br />
Wir – das Team berichtet:<br />
• Pilgern für Trauernde<br />
• Interview mit Dr. phil. Kerstin Volland<br />
• Nahtoderfahrungen – Infoveranstaltung mit Pim v. Lommel<br />
Titelthemen:<br />
Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Seiten 6 bis 9<br />
• I. M. Rupprecht – Wissen und Erfahrung zu Hospiz und Sterben<br />
• II. Gutes Sterben für alle? – über ein optimiertes Lebensende<br />
• III. Hospizarbeit in <strong>Minden</strong> – Fragen und Antworten<br />
Menschen:<br />
• »Trauer um meine Mutter« – ein Erfahrungsbericht<br />
• Begleitung einer alten Dame<br />
Seiten 10 bis 19<br />
Seiten 20 und 21<br />
©Foto: Starpics-fotolia.com © Foto: blvdone-fotolia.com<br />
©Foto: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Inhalt<br />
• Interview mit Heike Kemminer 4<br />
• Sinnlich – Texte, die der Seele guttun 5<br />
• »Wir« – das <strong>Hospizkreis</strong>team berichtet 6<br />
• Aktuelles 8<br />
• Stimmen: »Was soll in Ihrer Todesanzeige stehen?« 9<br />
• Titelthemen: Drei Beiträge zu »Hospizarbeit in der Gesellschaft« 12<br />
• Projekte: Schule und Hospiz, Verleihfilme 20<br />
• Termine <strong>1.</strong> <strong>Halbjahr</strong> <strong>2014</strong> 22<br />
• Buchtipps <strong>23</strong><br />
• Menschen: 1) Eine Trauererfahrung, 2) Geschichte einer Begleitung 24<br />
• Wir über uns 26<br />
• Dank 27<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
3
Interview<br />
Interview<br />
»… dem Einzelnen Bedeutung geben<br />
in der Begleitung, für ihn selbst und<br />
für Andere.« Interview mit Heike Kemminer<br />
Das Interview führte Mechthild Bock,<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
Foto: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Heute geht es an dieser Stelle um Heike Kemminer, seit 2010 Mitglied des<br />
<strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> und hier tätig in der Sterbebegleitung. Sie ist 51 Jahre<br />
alt, Mutter eines 20-jährigen Sohnes und ein echtes Bad Oeynhausener Kind,<br />
das „nie über den Brunnenrand hinausgekommen ist“, wie sie mit einem<br />
Augenzwinkern feststellt. So arbeitet sie auch in dieser Umgebung als Heilpädagogin<br />
in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof. Hier betreut sie Rentner<br />
und Rentnerinnen mit einer geistigen Behinderung in tagesstrukturierenden<br />
Maßnahmen, um ihnen die Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben zu geben.<br />
Auch dort hat sie immer wieder mit Sterbebegleitung zu tun, eine Arbeit, die<br />
besondere Fähigkeiten erfordert. Wichtig sind hier für sie basale Begleitung<br />
als Unterschied zur wortreichen Begleitung, Rituale und Biografiearbeit. Durch<br />
das Fehlen von Angehörigen bei Menschen, die schon seit ihrer Kindheit in<br />
Institutionen leben, und den z. T. häufigen Wechsel der Bezugspersonen gehen<br />
Geschichten und Beziehungserlebnisse verloren, die ein Bild von der Persönlichkeit<br />
der Sterbenden geben. Mithilfe von Fotos, Erzählungen der Mitarbeiter und<br />
Mitbewohner wird versucht, dem Einzelnen Bedeutung zu geben in der Begleitung,<br />
für ihn selbst und für Andere. „Bedeutung eines Menschen wird deutlich<br />
in Beziehung“, so fasst sie es zusammen.<br />
Immer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens schließt sich der Kreis, als sie<br />
vor einigen Jahren Elvira Gahr auf einer Veranstaltung des <strong>Hospizkreis</strong>es trifft<br />
und ihre gesammelten Erfahrungen nun in diese Arbeit einbringt, aus der sie<br />
auch viele Impulse für ihren Weg mitnimmt.<br />
Wo möchten Sie am liebsten leben?<br />
Auf dem Land, in der Nähe meiner Familie,<br />
auf meiner eigenen Scholle<br />
Was ist für Sie das vollkommene<br />
irdische Glück?<br />
Dass es das nicht gibt; ich mache mich<br />
heimisch in den unterschiedlichen Gegebenheiten.<br />
Was ist für Sie das größte Unglück?<br />
Tage, an denen ich keine guten Gedanken<br />
habe und an denen ich mich nicht<br />
austauschen kann.<br />
Welche Fehler entschuldigen Sie<br />
am ehesten?<br />
Die, über die man sich austauschen kann.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie<br />
an einem Menschen am meisten?<br />
Fröhlichkeit, Dynamik, Authentizität.<br />
Ihre Lieblingsbeschäftigung?<br />
Im Garten sein, trommeln, die Hände in<br />
der Erde haben, in der Hängematte zwischen<br />
den Apfelbäumen liegen.<br />
Ihr Hauptcharakterzug?<br />
Besonnenheit, Verlässlichkeit.<br />
Wie sind Sie zur Hospizarbeit<br />
gekommen?<br />
Hierfür sind verschiedene Bausteine<br />
verantwortlich: <strong>1.</strong> Mein Geburtstag am<br />
Totensonntag; 2. Arbeit in der Telefonseelsorge;<br />
3. Der Sterbebegleitungsprozess<br />
meines Bruders; 4. Das Treffen mit<br />
Elvira Gahr auf einer Veranstaltung des<br />
<strong>Hospizkreis</strong>es.<br />
Wie möchten Sie gern sterben?<br />
Aufgeräumt (im Klaren mit allen unerledigten<br />
Dingen) und allein.<br />
Welchen Stellenwert hat der<br />
Hospizgedanke im Wittekindshof<br />
bezogen auf das Sterben und die<br />
Trauer von Menschen mit geistiger<br />
Behinderung?<br />
Der Stellenwert hat sich in den letzten<br />
5 bis 6 Jahren drastisch erhöht, gekoppelt<br />
an die Tatsache, dass es zunehmend<br />
mehr alte Menschen im Wittekindshof<br />
gibt. Es gibt seit einigen Jahren einen<br />
<strong>Hospizkreis</strong> in der Einrichtung, der sich<br />
mit der Sterbe- und Trauerbegleitung<br />
sowohl der Bewohner als auch der Mitarbeiter<br />
und ggf. Angehörigen befasst.<br />
4 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
sinnlich<br />
sinnlich<br />
Wiederkehr<br />
©Foto: komm-meyer.com<br />
sollte ich nicht wiederkehren<br />
und so sollte ich nicht wiederkehren von da oder dort<br />
sollte ich nicht mehr zurückkommen an diesen ort<br />
so sagt doch allen ich bin hier gewesen<br />
denn wir haben geweint und wir haben gelacht<br />
ich habe all das mit euch gemeinsam gemacht<br />
und nun musste ich schon gehen<br />
mich von hier nach dort bewegen<br />
aber das gehört nun mal dazu<br />
ja auch das ist leben<br />
und sollte ich nicht wiederkehren von da oder dort<br />
sollte ich nicht mehr zurückkommen an diesen ort<br />
so sagt doch allen ich bin hier gewesen<br />
dada peng<br />
Sekunden<br />
Das Leben ist ein Ozean<br />
und ich bin eine Boje.<br />
Ich treibe auf den Wellen hin<br />
und suche eine Koje.<br />
Das Leben ist ein Chefsalat<br />
und ich bin Joghurtsoße.<br />
Cottbus liegt in Brandenburg<br />
und ich in deinem Schoße.<br />
Wenn der Sand im Stundenglas<br />
langsam schon versiegt,<br />
wenn selbst Gevatter Tod<br />
schon lange in der Erde liegt,<br />
Zeiten kommen, Zeiten gehen,<br />
nie werden wir das Ende sehen<br />
und vergehen so geschwind,<br />
weil wir nur Sekunden sind.<br />
Guido Meyer<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
5
wir<br />
wir<br />
Pilgern für Trauernde<br />
Aus der Sicht einer Begleiterin<br />
P<br />
ilgern bedeutet für mich, auf einem Weg in der Landschaft<br />
den Weg in meine innere Mitte zu gehen. In diesem Sinne bin<br />
ich schon einige Pilgerwege gegangen, oft als Pilgerbegleiterin,<br />
so auch an diesem Tag. Pilgerbegleiter zu sein, bedeutet<br />
unter anderem, entweder vorn an der Spitze oder am Ende der<br />
Gruppe zu gehen. Eine Gruppe trauernder Menschen zu begleiten,<br />
war neu für mich. So gaben neben Gesängen nur sehr<br />
kurze Texte als Impulse und mehrere Schweigephasen dem<br />
Tag die Struktur.<br />
Der Weg führte bei klarem Wetter und kaltem Wind vom Bahnhof<br />
Bückeburg durch die Stadt, über Kleinenbremen hinauf<br />
auf die Wülpker Egge, weiter durch den Bergwald vorbei am<br />
Nammer Kopf, dem Königsberg und dem Jakobsberg auf den<br />
Kammwegen hinunter nach Hausberge. Von dort brachten uns<br />
Taxis zum carpe diem in <strong>Minden</strong> zum Abschluss bei Kaffee und<br />
Kuchen.<br />
Die Strecke mit zum Teil steilen Anstiegen forderte von den<br />
Teilnehmern alle Kraft und brachte einige an den Rand ihrer<br />
Kräfte. Als Hilfe und individuelle Begleitung dabei nötig wurden,<br />
erwies sich die Gruppe als sehr aufmerksam und hilfsbereit.<br />
Niemand, dem das Schritthalten Probleme bereitete, blieb<br />
allein damit. Stets waren Helfer zur Seite. So zeigte sich, dass<br />
die Menschen, die sich zu Beginn überwiegend fremd waren,<br />
in kurzer Zeit zu einer Weggemeinschaft geworden waren. Aus<br />
meiner begleitenden Position konnte ich die Gruppe gut wahrnehmen:<br />
lebhafte Gespräche vieler miteinander hörte ich, sah<br />
aber auch Teilnehmer, die still für sich in der Gruppe gingen<br />
– alles war möglich.<br />
Die Rückmeldungen der Teilnehmer am Ende des Tages machen<br />
Mut zu weiteren Angeboten dieser Art. Besonders die<br />
Schweigephasen wurden oft als besonders hilfreich genannt,<br />
weil sie es ermöglichten, ganz bei sich zu sein. Und auch der<br />
Wunsch, bei so etwas wieder mitzumachen, wurde häufig geäußert.<br />
Ein paar Beispiele: „… ich will so etwas wieder machen.“<br />
– „Es war gut, hilfreich, aber sehr anstrengend.“ – „In der Gruppe<br />
habe ich mich wohl gefühlt.“ – „Ich habe zum ersten mal<br />
wieder allein etwas unternommen, ohne meinen Mann und<br />
ohne meine Kinder. Und es war gut.“<br />
Von Hilde Lempke, ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
©Foto: J. Benning<br />
Interview mit Dr.<br />
phil. Kerstin Volland<br />
K<br />
erstin Volland ist 1973 in Herford geboren. Sie hat an der<br />
Universität Bielefeld Philosophie studiert und über Zeitphilosophie<br />
und Filmästhetik promoviert. Seit 2011 arbeitet sie als<br />
Koordinatorin in der Hospizbewegung Herford e. V. und seit<br />
dem 27. September sind ihre Bilder in den Büroräumen des<br />
<strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> e. V. ausgestellt.<br />
Elvira Gahr: Kerstin, du hast ja in Bielefeld Philosophie studiert,<br />
arbeitest in Herford in einem ambulanten Hospizdienst<br />
und beschäftigst dich mit Kunst. Welchen Stellenwert hat die<br />
Kunst in deinem Leben?<br />
©Foto: Bei der Autorin<br />
Kerstin Volland: Die Kunst gibt mir Halt. Kunst ist mein absoluter<br />
Entlastungsraum. Ich vergesse Belastungen des Lebens,<br />
aber auch die Zeit, Kunst ist ein „Zeitvergessen“. Inzwischen<br />
habe ich beim Malen auch keine Konzepte mehr im Kopf, wie<br />
das fertige Bild aussehen soll. Das Bild entsteht von selbst<br />
beim Malen – Malen ist ein Fühlen, ein Hineinfühlen und ein<br />
6 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
wir<br />
wir<br />
fühlen der Materialien. Somit hat die Kunst einen hohen Stellenwert;<br />
ein Freiraum, wo ich keine Gedanken festhalte, wo<br />
alles im Fluss ist.<br />
E. G.: Welchen Einfluss hat deine künstlerische Tätigkeit auf<br />
deine Arbeit mit sterbenden Menschen?<br />
K. V.: Kunst ist meine Kraftquelle. Einen direkten Einfluss auf<br />
meine Arbeit hat die Kunst nicht. Aber seit ich mehr mit sterbenden<br />
Menschen zu tun habe, male ich mehr.<br />
E. G.: Deine Ausstellung heißt „Zeitspuren – Lebensspuren“,<br />
welche Bedeutung hat Zeit für dich?<br />
K. V.: Zeit hat für mich eine riesengroße Bedeutung. Ich bin<br />
groß geworden mit einem Großvater der nach einer Operation<br />
wusste, dass er nur noch kurz zu leben hat. Das war<br />
ein abschiedliches Zusammenleben: das letzte gemeinsame<br />
Weinachten, der letzte Geburtstag … Wenn man sich der Zeit<br />
bewusst wird, vergeudet man sie nicht. Es gibt Phasen von bewusstem<br />
„Tun“ und bewusstem „Nichtstun“. Auch in meinem<br />
Studium ging es um Ablauf von Zeit und um Begrenztheit von<br />
Zeit.<br />
E. G.: Die Zeit hinterlässt Spuren im Leben. Die Gesichter, die<br />
du gemalt hast, sind geprägt von dieser Zeit des Lebens. Hast<br />
du durch das Malen dieser Menschen eine andere Sichtweise<br />
auf deine eigene Lebenszeit gewonnen?<br />
K. V.: Ja, ich erhoffe mir das, was ich in den Gesichtern sehe:<br />
Lebensklugheit, Weisheit, Erfahrung, Gelassenheit und den<br />
richtigen Blick auf die Dinge. Vielleicht auch, Dinge einfach<br />
mal so stehen zu lassen oder Dinge hinter mir zu lassen und<br />
einfach nur zurückzublicken.<br />
E. G.: Die Gesichter der Hundertjährigen sind vom Leben gezeichnet<br />
– etwas, das in unserer heutigen Zeit, geprägt von<br />
Perfektionismus und ewigem „Jungsein“, nicht im Trend liegt.<br />
Daher interessiert mich deine Sicht auf das Altern, besonders<br />
im Hinblick auf deine eigene Sterblichkeit.<br />
K. V.: Für mich hat das Zulassen des Alterns etwas mit Individualität<br />
und Identität, ja auch mit Würde zu tun. Ich bin einfach<br />
gespannt darauf. Natürlich habe ich Sorge vor der Gebrechlichkeit<br />
des Körpers und der Gebrechlichkeit des Geistes,<br />
aber nicht vor den Spuren in meinem Gesicht.<br />
Das Interview führte Elvira Gahr, Hospizkoordinatorin<br />
©Foto: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
D<br />
ie Frage „nach dem Leben danach“ beschäftigte an diesem<br />
Abend mehr Menschen als erwartet. Somit wurden kurzerhand<br />
aus einer geplanten Veranstaltung gleich zwei gemacht. Die<br />
Menschentraube vor dem Eingangsbereich sagte es deutlich:<br />
Dieses Thema beschäftigt viele von uns.<br />
In Zahlen ausgedrückt müssen schätzungsweise 3 Millionen<br />
Menschen in Deutschland schon einmal eine NTE erfahren haben,<br />
doch wenige trauen sich, darüber zu reden. Denn in der<br />
modernen Schulmedizin ist eine NTE unfassbar, nicht erklärlich<br />
… und was der Wissenschaftler nicht wissenschaftlich erklären<br />
kann, ist nahezu unmöglich.<br />
Pim van Lommel erforscht seit Jahrzehnten das Phänomen der<br />
NTE, hat mit tausenden von NTE-Patienten gesprochen und diese<br />
Erfahrungen festgehalten in seinem Buch „Endloses Bewusstsein“.<br />
Er ist u. a. zu dem Ergebnis gekommen, dass die Inhalte<br />
einer NTE und deren Wirkung auf die Patienten weltweit ähnlich<br />
sind, in allen Kulturen und zu allen Zeiten.<br />
Info-Veranstaltung mit Pim van Lommel:<br />
»Endloses Bewusstsein – neue medizinische<br />
Fakten zur Nahtoderfahrung«<br />
Nahtoderfahrungen<br />
(NTE)<br />
Von Gabriele Schwerdt, ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
Wäre es nicht wunderbar, diesen Gedanken aufzugreifen und<br />
sich zu erlauben, an ein Leben nach dem Tod zu glauben? Zitat P.<br />
v. Lommels: „Auch wenn man körperlich tot ist, kann der Geist<br />
noch weiterleben.“ Und um diese These zu untermauern, war an<br />
diesem Abend auch Sabine Mehne zu Gast, die von ihren Nahtoderfahrungen<br />
im Jahre 1995 berichtete.<br />
Ihr Buch „Licht ohne Schatten“ ist ein authentischer Bericht<br />
über ihre Nahtoderfahrung und das Leben danach.<br />
Zum Abschluss des Abends konnten die Zuhörer noch Fragen<br />
an die beiden Referenten stellen. Mich persönlich beeindruckte<br />
dabei ganz besonders, dass viele Finger erhoben wurden bei der<br />
Frage: „Wer von Ihnen hat schon einmal eine NTE gemacht oder<br />
kennt solch einen Menschen?“<br />
Es gibt sie, diese Menschen. Mit solchen Informationsveranstaltungen<br />
wird NTE-Patienten mit ihren persönlichen Erfahrungen<br />
Mut gemacht, auch dazu zu stehen.<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
7
aktuell<br />
aktuell<br />
©Foto: U. Laschewski<br />
Neue Mail-Adressen!<br />
Ab sofort ist der <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V. unter neuen E-mail-<br />
Adressen zu erreichen: inf0@hospizkreis-minden.de, Koordinatoren:<br />
doermann@hospizkreis-minden.de, gahr@hospizkreis-minden.de,<br />
Sekretariat: neumann@hospizkreis-minden.de<br />
Gruppe „Trauernde<br />
Eltern“<br />
Nachdem sich im letzten Jahr die Gruppe „Trauernde Eltern“ aufgelöst<br />
hat, wird sie ab Januar <strong>2014</strong> wieder ins Leben gerufen. Die<br />
Gruppe wird nun von Elvira Gahr und Helmut Dörmann geleitet.<br />
Inhaltlich sind alle Trauergruppen so ausgerichtet, dass es neben<br />
kreativen und gestalterischen Impulsen und Übungen viel Zeit für<br />
den Austausch untereinander gibt. Die Gruppe „Trauernde Eltern“<br />
ist, wie die anderen Trauergruppen auch, prozessorientiert ausgerichtet.<br />
Ziel ist, dass Betroffene gestärkt aus den Abenden herausgehen,<br />
um im ganz alltäglichen Leben neue Wege zu gehen.<br />
Info: Eine Anmeldung und ein Kontaktgespräch sind erforderlich!<br />
Die monatlichen Treffen finden im Gruppenraum des Hospizbüros<br />
statt. Falls Sie Fragen zur Gruppe haben, melden Sie sich bitte<br />
im Hospizbüro.<br />
PAN: Wünsche bis zuletzt<br />
„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Freiheit, Liebe<br />
und eine kleine Blume muss man haben“, so sagte Hans Christian<br />
Andersen.<br />
Wünsche, die unser Leben veredeln oder Wünsche nach Sicherheit,<br />
Geborgenheit und Pflege begleiten uns bis zuletzt. Der<br />
Wunsch der meisten Menschen, zuhause im Kreise geliebter<br />
Menschen versterben zu können wurde bis zum Jahresende 2013<br />
nahezu 750 Bürgerinnen und Bürgern aus dem Mühlenkreis mit<br />
Hilfe von PAN ermöglicht. Aber auch kleine, oder in Anbetracht<br />
des bevorstehenden Todes, vielleicht unangemessen wirkende<br />
Wünsche dürfen nicht unerfüllt zurückgelassen werden. Ganz<br />
besonders diese Wünsche brauchen jemanden, der in dieser<br />
schweren Situation die Kraft, Zeit und Fähigkeit besitzt, sich ihrer<br />
anzunehmen. Allen Akteuren von PAN liegen diese Wünsche<br />
am Herzen. Ganz besonders mit ihnen verbunden fühlen sich die<br />
vier Patienten-Koordinatorinnen des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes.<br />
Sie nehmen sich dieser Wünsche an, unabhängig<br />
ob es sich um einen letzten Konzertbesuch handelt, einen Besuch<br />
10 Jahre Trauercafé<br />
„Horizont“<br />
Seit fast 10 Jahren ist das Trauercafé „Horizont“ nun schon ein<br />
Treffpunkt für Trauernde. Für viele Menschen ist es ein Ort des<br />
Verständnisses und der Begegnung. „Ein Ort, an dem man angenommen<br />
wird und wo man mit seiner Trauer so sein kann, wie<br />
man ist“ – so die Rückmeldungen von Gästen.<br />
Aktuell sind es etwa 20 Menschen, die monatlich zusammenkommen,<br />
um sich mit anderen auszutauschen und um ihre Trauer<br />
zu teilen.<br />
Das Trauercafé wird weitgehend von ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />
gestaltet und organisiert. Diese kümmern sich nicht nur um<br />
„Neuankömmlinge“, sondern haben zuvor auch Kuchen gebacken<br />
sowie Tee und Kaffee gekocht. Helmut Dörmann, als Koordinator<br />
für Trauerarbeit, ist bei diesen Treffen ebenfalls zugegen. So werden<br />
Kontakte geknüpft und vertieft.<br />
Die Jubiläumsfeier findet am 6. Juli <strong>2014</strong> um 15.00 Uhr im Gemeindehaus<br />
der Petrigemeinde statt. Zu Beginn werden Grußworte<br />
gesprochen. Danach besteht die Möglichkeit, bei Kaffee und<br />
Kuchen ins Gespräch zu kommen. Sie dürfen sich anschließend<br />
auf ein Konzert mit dem Chor TonArt, unter Leitung von Jochen<br />
Mühlbach, freuen. Näheres entnehmen Sie bitte unserem Veranstaltungskalender.<br />
Jeder ist willkommen!<br />
der entfernt lebenden Kinder, ein letztes Stück Schwarzwälder<br />
Kirschtorte in der Lieblingsbäckerei oder ein paar Tage an einem<br />
lieb gewordenen Urlaubsort. Die Patienten-Koordinatorinnen<br />
organisieren die notwendigen Hilfsmittel, planen den Transfer<br />
und stellen Kontakte zu Palliativmedizinern und Pflegediensten<br />
am Reiseziel her. Dazu arbeiten sie mit PAN, dem Palliativ Ambulanten<br />
Netzwerk gezielt zusammen. Und damit geht auch unser<br />
Wunsch in Erfüllung: „Bürgerinnen und Bürgern im Mühlenkreis<br />
einen gut versorgten Lebensabschied zuhause zu ermöglichen<br />
und auch noch eine kleine Blume bereithalten zu können.“<br />
Palliativ Ambulant Netzwerk<br />
Kreis <strong>Minden</strong>-Lübbecke<br />
Von Helmut Dörmann, Hospizkoordinator<br />
Von Dagmar Knuth, PAN-Netzwerkkoordination<br />
Kontakt: Tel. 015150748024<br />
koordination@pan-im-muehlenkreis.de<br />
www.pan-im-muehlenkreis.de<br />
www.panpalliativnetzwerk.blogspot.com<br />
8 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Stimmen<br />
Stimmen<br />
Was soll in Ihrer<br />
Todesanzeige stehen?<br />
Gesammelt von Ursula Laschewski und Elvira Gahr<br />
»Endlich habe ich Flügel …«<br />
»So nimm denn meine Hände …«<br />
»Einschlafen dürfen,<br />
wenn man müde ist …«<br />
»Sollen meine Kinder entscheiden …«<br />
»Habe mir noch keine Gedanken<br />
gemacht …«<br />
»Wenn es jetzt wäre: „viel zu<br />
früh“ – aber mit 90 würde das<br />
nicht passen.«<br />
»Nicht um mich trauern, das<br />
Leben geht weiter …«<br />
»Ein Bild von mir …«<br />
»… über den Wolken muss<br />
die Freiheit wohl grenzenlos<br />
sein …«<br />
»Ich brauche keine<br />
Todesanzeige …«<br />
»... ich lebe in euren Herzen<br />
weiter …«<br />
»Wir vermissen dich so sehr …«<br />
»… dass man bei den Mahlzeiten<br />
über mich spricht, weil kochen<br />
meine Leidenschaft war ...«<br />
»… dass meine Angehörigen<br />
weiter fröhlich sein sollen und<br />
ihr Leben nicht mit Trauer<br />
verschwenden …«<br />
»… dass ich weiterhin im Gespräch<br />
bleibe, dass man mich nicht vergisst …«<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
9
©Foto: bei der Autorin<br />
Von Marlene Rupprecht, MdB<br />
Wissen und Erfahrungen<br />
zu Hospiz und Sterben<br />
Persönliches Erleben öffnet die Augen<br />
©Foto: blvdone-fotolia.com<br />
10 hospizkreis minden rundbrief 02|2012
Titelthema I – Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Titelthema<br />
30 Jahre nach ihrem Start in Deutschland und ersten Ansätzen<br />
in der Palliativmedizin hat die Hospizbewegung das<br />
öffentliche Bewusstsein erheblich verändert. Dies dokumentieren<br />
die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag<br />
des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands (DHPV).<br />
Welchen Bezug haben die Deutschen zum Sterben? Wie groß<br />
ist der Anteil der Bevölkerung, der sich um kranke oder pflegebedürftige<br />
Angehörige und Nachbarn kümmert? Wie schätzen<br />
die Menschen die Chance ein, selbst in einem menschenwürdigen<br />
Umfeld ihre letzte Lebensphase verbringen zu können?<br />
Was wissen sie über Hospiz- und Palliativ-Begrifflichkeiten?<br />
All diese Fragen waren noch vor einigen Jahren mit einem<br />
großen Tabu behaftet. Entsprechend fehlten die für die Arbeit<br />
einschlägiger Verbände wichtigen empirischen Erkenntnisse<br />
darüber, was die Bevölkerung über Tod und Sterben im Allgemeinen<br />
denkt, welche persönlichen Erfahrungen sie dazu gesammelt<br />
hat und wie sie die in diesem Bereich tätigen Institutionen<br />
und Akteure bewertet.<br />
Deshalb beauftragte der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband<br />
die „Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld“ mit einer<br />
Bevölkerungsbefragung, die zwischen dem 25. und 28. Juni<br />
2012 durchgeführt wurde. Per Telefon wurden 1044 Deutsche<br />
ab 18 Jahren interviewt.<br />
Die Ergebnisse geben in vielfältiger Weise Aufschluss über<br />
Wissen und Einstellungen der Bevölkerung zum Thema Sterben<br />
und Tod. Auch für die politische Diskussion über die Hospizarbeit<br />
und deren Zielsetzungen, insbesondere aber auch für<br />
die zukünftige Arbeit des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands,<br />
gibt die Untersuchung wichtige Hinweise. Das generelle<br />
Fazit ist für die Hospizbewegung sehr positiv und stellt<br />
insbesondere ihrer Arbeit für eine Weiterentwicklung des gesellschaftlichen<br />
Bewusstseins ein gutes Zeugnis aus: Sterben<br />
ist in der Bevölkerung kein Tabu mehr. Viele Menschen wünschen<br />
sich eine intensivere gesellschaftliche Auseinandersetzung<br />
mit diesem Thema.<br />
Sterben ist kein Tabu mehr – intensivere Befassung<br />
gewünscht<br />
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) geben an, sich über<br />
das eigene Sterben häufig bzw. ab und zu Gedanken gemacht<br />
zu haben. Dies variiert innerhalb der Altersgruppen, aber bereits<br />
junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren bestätigen<br />
dies zu 48 %. Lediglich die Familiengründungsphase in der<br />
Alterskohorte zwischen 30 und 39 Jahren rückt das Thema etwas<br />
in den Hintergrund (43 %), schon die gute Hälfte der über<br />
40-Jährigen (51 %) beschäftigt sich aber schon wieder mit dem<br />
Sterben, vermutlich aufgrund des Alterns ihrer Elterngeneration.<br />
58 % der Befragten geben an, dass sich die Gesellschaft mit<br />
dem Thema Sterben und Tod zu wenig befasse. Das heißt, den<br />
konkreten, individuellen Erfahrungen der einzelnen Menschen<br />
steht die weitgehende Sprachlosigkeit innerhalb der Gesellschaft<br />
gegenüber.<br />
Im persönlichen Umfeld spielt das Thema immerhin bei 39 %<br />
der Befragten eine große bis sehr große Rolle, wobei die befragten<br />
Frauen die Frage zu 44 % bejahten, während bei den<br />
Männern nur 33 % dem Thema große Wichtigkeit zusprachen.<br />
Jedoch gibt es nicht nur zwischen den Geschlechtern unterschiedliche<br />
Antwortmuster. Ein Grund für die erhöhte Sensibilität<br />
im Bezug auf Sterben und Tod könnte auch darin liegen,<br />
dass die Befragtengruppe ihren eigenen Gesundheitszustand<br />
mit steigendem Alter zunehmend kritisch einschätzt: Während<br />
sich in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen immerhin 87 % für<br />
gesund hielten, waren es bei den über 60-Jährigen nur noch 66 %.<br />
Ein Drittel pflegt selbst<br />
Neun von zehn Befragten teilen die Erwartung, dass sich im<br />
Falle ernsthafter Krankheit Familie oder Nachbarn um sie kümmern:<br />
Alleinstehende (76 %) etwas weniger als Menschen in<br />
einer Partnerschaft (93 %). Bei der Erwartung hinsichtlich der<br />
eigenen Pflege zeigt sich ein ähnliches Bild: Auch hier sind sich<br />
72 % sicher, Pflege durch Angehörige oder Freundeskreis zu<br />
erhalten – bei Alleinstehenden liegt diese Erwartung bei 57 %,<br />
Menschen mit Familie vertrauen zu 75 % darauf.<br />
Im Altersverlauf ergibt sich ein interessantes Bild: Während<br />
die Jungen (18–29 Jahre) noch zu 90 % von familiärer Hilfe bei<br />
Pflegebedürftigkeit ausgehen, sind die über 60-Jährigen deut-<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
11
Titelthema<br />
Hospizarbeit in der Gesellschaft – Titelthema I<br />
lich realistischer: Hier erwarten nur noch zwei Drittel den Einsatz<br />
von Freunden oder Verwandten.<br />
Selbst Hilfe leistend gegenüber Angehörigen oder Nachbarn<br />
sind jedoch nur 35 %, wobei die 50- bis 59-Jährigen – wohl aufgrund<br />
der Pflege von Eltern – sich selbst am häufigsten (47 %)<br />
als pflegerisch tätig bezeichneten. In anderen Altersgruppen<br />
liegen die Aktivitäten teils deutlich darunter, z. B. bei den 30-<br />
bis 39-Jährigen 28 %, bei den über 60-Jährigen 42 %.<br />
Fürs Alter – und damit auch für pflegerische Dienstleistungen<br />
– fühlen sich immerhin 66 % der Befragten dank eigener finanzieller<br />
Mittel gut abgesichert, wobei vor allem die „Gesunden“<br />
unter den Befragten (69 %) sich finanziell keine Sorgen<br />
machen, während diejenigen mit weniger stabiler Gesundheit<br />
nur zu 56 % auf ein ausreichendes finanzielles Polster blicken.<br />
Würdevolle Pflege zuhause<br />
Gefragt danach, ob sie das Sterben der Angehörigen als würdevoll<br />
empfunden haben, beurteilten die interviewten Personen<br />
die Pflegesituation zuhause mit 79 % am positivsten, gefolgt<br />
vom Pflegeheim (67 %) und vom Krankenhaus (63 %). Eine würdevolle<br />
Sterbephase wurde zu jeweils rund 80 % vor allem in<br />
den Situationen konstatiert, in denen eine gute medizinische<br />
Versorgung, eine gute persönliche Betreuung bzw. eine gute<br />
Schmerztherapie gewährleistet war.<br />
Bei den zuhause Verstorbenen wurden in den geschilderten<br />
Fällen 92 % persönlich und kontinuierlich versorgt, zu 98 %<br />
von der Familie, ergänzend zu 19 % von medizinischem Personal<br />
sowie zu 5 % von Freunden oder Nachbarn und zu 3 % von<br />
seelsorgerischer Begleitung.<br />
Medizinische und soziale Bedürfnisse<br />
Erfahrung mit Nahestehenden<br />
Ein realitätsnaher Umgang mit Tod und Sterben wird vor allem<br />
durch eigene Erfahrungen ermöglicht. Hier zeigt die Untersuchung,<br />
dass bereits 83 % der Interviewten Erfahrung mit dem<br />
Sterben eines nahestehenden Menschen gemacht haben, wobei<br />
dieses Erlebnis bei fast allen Altersgruppen gleich häufig<br />
genannt wurde, von 84 % bei den 18- bis 29-Jährigen bis 88 %<br />
bei den über 60-Jährigen.<br />
Auch wenn die meisten Menschen für sich selbst ein Sterben<br />
in vertrauter Umgebung wünschen, sieht die Realität auch<br />
nach den Erfahrungen der Befragten anders aus: Bei 44 % sind<br />
die ihnen nahestehenden Menschen im Krankenhaus gestorben,<br />
bei 8 % im Pflegeheim und bei 4 % in einer Einrichtung<br />
zur Sterbebetreuung. Bei nicht einmal der Hälfte der Antwortenden<br />
(39 %) sind die nahestehenden Personen zuhause verstorben.<br />
Eine gute medizinische Versorgung (74 %) bzw. eine gute persönliche<br />
Betreuung (75 %) beobachteten dabei – unabhängig<br />
von dem Ort, an dem die Verwandten oder Freunde verstorben<br />
waren – jeweils drei Viertel der Befragten. Allerdings wurde<br />
eine notwendige Schmerztherapie nur zu 58 % als gut bezeichnet.<br />
72 % der Befragten schätzen die Schmerztherapie eines ihnen<br />
nahestehenden Menschen zu Hause als gut ein; im Vergleich<br />
dazu haben nur 49 % der Befragten die Schmerztherapie im<br />
Krankenhaus als gut wahrgenommen, als ein ihnen nahestehender<br />
Mensch an starken Schmerzen litt und dort betreut<br />
wurde.<br />
Diese Zahlen weisen insbesondere darauf hin, dass am Lebensende<br />
neben den körperlichen Symptomen auch ganz<br />
andere Bedürfnisse eine Rolle spielen, die sich in Schmerzen<br />
und Schmerzempfinden ausdrücken können: Neben der medizinisch-pflegerischen<br />
Versorgung braucht es auch die spirituelle<br />
und psychosoziale Betreuung, Geborgenheit und Nähe.<br />
Diesem komplexen Geschehen kann in einem Krankenhaus,<br />
in dem die Arbeitsabläufe standardisiert erfolgen (müssen),<br />
in der Regel nicht auf die gleiche Weise Rechnung getragen<br />
werden wie im Zuhause des Patienten.<br />
Denn während die medizinische Versorgung zuhause (78 %)<br />
gegenüber dem Krankenhaus (74 %) gemäß der Einschätzung<br />
der Interview-Gruppe nur minimale Vorteile birgt, hat die Sterbesituation<br />
daheim vor allem in puncto persönliche Betreuung<br />
(84 % gegenüber 68 % im Krankenhaus), würdevolles Sterben<br />
(79 % gegenüber 63 %) und sogar bei guter Schmerztherapie<br />
(72 % gegenüber 49 %) deutliche Verteile.<br />
Vor allem der letztgenannte Aspekt lässt darauf schließen,<br />
dass insbesondere die ambulante Palliativversorgung die qualifizierte,<br />
individuelle Schmerztherapie bei Schwerkranken<br />
häufiger gut gewährleistet als die hierauf nicht spezialisierte<br />
Schmerztherapie in Kliniken der Allgemeinversorgung.<br />
Die meisten wollen zuhause sterben<br />
Gefragt danach, wo sie selbst einmal sterben wollen, geben<br />
66 % der Befragten, die sich bereits über ihr eigenes Sterben<br />
Gedanken gemacht haben, an, zuhause sterben zu wollen. 18 %<br />
sagen, dass sie in einer Einrichtung zur Betreuung schwerstkranker<br />
und sterbender Menschen sterben wollen.<br />
Diese Zahlen belegen, was im Hospiz- und Palliativbereich bereits<br />
als Erfahrungswissen weitergegeben wird: Der überwiegende<br />
Teil der Bevölkerung möchte zuhause sterben. Die tatsächlichen<br />
Zahlen sehen allerdings anders aus: Abhängig von<br />
dem regional jeweils unterschiedlichen Stand des Ausbaus der<br />
Versorgungsstrukturen sterben – so Daten aus anderen Erhebungen<br />
– in der Regel die meisten Menschen (über 40 %) nach<br />
wie vor im Krankenhaus, rund 30 % in der stationären Pflegeeinrichtung<br />
und etwa 25 % zuhause.<br />
Dies bedeutet zugleich den Auftrag an die Verantwortlichen, den<br />
Aus- und Aufbau der ambulanten Versorgungsstrukturen weiter<br />
voranzubringen, um den Menschen so weit wie möglich die Gelegenheit<br />
zu bieten, dort zu sterben, wo sie es sich wünschen.<br />
12 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Titelthema I – Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Titelthema<br />
©Foto: blvdone-fotolia.com<br />
„Hospiz“ ist neun von zehn Befragten ein Begriff<br />
Die Mehrzahl der Befragten kennt den Begriff „Hospiz“ und<br />
kann ihn auch angemessen zuordnen. Für die Hospizbewegung<br />
ist mit dieser Bekanntheit auch eine hohe Anerkennung<br />
ihrer langjährigen Arbeit verbunden. Denn seit den Anfängen<br />
der Hospizbewegung ist es eine wesentliche Aufgabe, den Begriff<br />
„Hospiz“ in der Gesellschaft zu etablieren.<br />
Deutlich weniger bekannt ist der Begriff „palliativ“. 89 %, die<br />
bereits von dem Begriff „Hospiz“ gehört haben, stehen nur<br />
49 % gegenüber, die mit dem Begriff „palliativ“ vertraut sind.<br />
Und während 66 % den Begriff „Hospiz“ richtig zuordnen<br />
konnten, sind es im Vergleich dazu bei dem Begriff „palliativ“<br />
nur 32 %.<br />
Diese Ergebnisse bestätigen die hohe Bekanntheit der Hospizbewegung,<br />
die auf die Bedeutung der Hospizbewegung als<br />
Bürgerbewegung zurückzuführen ist. Aufgrund des hohen bürgerschaftlichen<br />
Engagements erreicht die Hospizbewegung<br />
weite Teile in der Gesellschaft nicht nur über den öffentlichen<br />
Diskurs, sondern gerade auch über persönliche Kontakte.<br />
Rund 80.000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in diesem<br />
Bereich, die damit auch ihr persönliches Umfeld mit dem<br />
Thema in Berührung bringen. Zugleich belegen diese Zahlen<br />
aber auch die Notwendigkeit, über die Möglichkeiten der Betreuung<br />
durch ambulante und stationäre Hospize sowie der<br />
Versorgung in ambulanten und stationären Palliativeinrichtungen<br />
intensiver zu informieren und öffentlich zu kommunizieren.<br />
Dass mehr Aufklärung über die Hospizarbeit, ihre Anliegen<br />
und Möglichkeiten erforderlich ist, zeigt nicht zuletzt die<br />
Antwort auf die Frage, ob bekannt ist, dass die Versorgung in<br />
einem Hospiz oder eine Hospizbegleitung zuhause kostenlos<br />
ist: Nur 11 % der Befragten waren darüber informiert.<br />
Patientenverfügung bewegt<br />
Menschen werden also in ihrem Alltag, ihren Familien und in<br />
ihrem Beruf mit Sterben und Tod konfrontiert. Entsprechend<br />
haben diejenigen Befragten, die den Tod eines Nahestehenden<br />
mitbekommen haben, auch häufiger über das Thema nachgedacht<br />
als die übrige Befragtengruppe. Bei der Reflexion über<br />
die Alternativen der eigenen letzten Lebensphase stehen zwei<br />
Ängste im Mittelpunkt: der Apparatemedizin hilflos ausgeliefert<br />
zu sein (37 %) und starke Schmerzen zu erleiden (36 %).<br />
Entsprechend stark ist der Wunsch, zuhause zu sterben (66 %)<br />
oder in einer Einrichtung zur Sterbebetreuung (18 %).<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
13
Titelthema<br />
Hospizarbeit in der Gesellschaft –Titelthema I<br />
©Foto: ra2 studio-fotolia.com<br />
Die für die Durchsetzung dieser Wünsche häufig notwendige<br />
Patientenverfügung kennen zwar 91 % der Befragten, nur 26 %<br />
haben sie jedoch bereits gemacht, wobei der Abschluss der<br />
Verfügung deutlich mit dem Alter zusammenhängt.<br />
Seit der Gesetzesregelung über Patientenverfügungen im Jahr<br />
2009 und der damit verbundenen öffentlichen Diskussion in<br />
den Medien, bei Ärzten und in den Krankenhäusern sowie in<br />
den Einrichtungen der Hospiz- und Palliativversorgung befassen<br />
sich immer mehr Menschen mit der Frage, ob und wie sie<br />
ihren Willen verfügen wollen für den Fall, dass sie sich in einer<br />
entsprechenden Situation nicht mehr selbst äußern können.<br />
Sowohl beim Abfassen der Patientenverfügung als auch bei<br />
der ernsthaften Auseinandersetzung mit einer solchen spielt<br />
das Lebensalter eine wesentliche Rolle: Während nur 5 % der<br />
unter 29-jährigen Befragten eine solche Verfügung haben,<br />
sind es bei den über 60-Jährigen 42 %, bei den 30- bis 39-Jährigen<br />
12 %, bei den unter 50-Jährigen 19 % und 27 % bei den<br />
50- bis 59-Jährigen.<br />
Diese Ergebnisse sind auch vor dem Hintergrund von Bedeutung,<br />
als die Auseinandersetzung mit diesen Fragen zugleich<br />
auch die Auseinandersetzung und den Dialog in unserer Gesellschaft<br />
über Leben und Tod fördert.<br />
Lotsenfunktion für Hausärzte<br />
Ein letzter Aspekt der Untersuchung widmet sich der Frage,<br />
wen man im Hinblick auf die eigene Entscheidung in puncto<br />
Hospiz- bzw. Palliativversorgung konsultieren würde. Die Befragten<br />
würden sich am häufigsten (33 % bzw. 21 %) bei der<br />
Suche nach einem Platz in einer Palliativeinrichtung bzw.<br />
Hospizeinrichtung an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt<br />
wenden. Ihnen kommt also eine entscheidende Rolle bei der<br />
Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten in dieser letzten<br />
Lebensphase zu.<br />
In den komplexen Versorgungsstrukturen ist es häufig nicht<br />
einfach für Menschen, das für sie richtige Versorgungsangebot<br />
zu finden. Dies gilt gerade dann, wenn Menschen sich in dieser<br />
schwierigen Lebenssituation befinden. Der Hausarzt bzw. die<br />
Hausärztin hat hier eine zentrale Funktion inne.<br />
Aufgrund dieser Türöffnerfunktion der Hausärzte ist es vordringlich,<br />
dass Hausärztinnen und Hausärzte über die Hospiz-<br />
und Palliativangebote selbst gut informiert sind, damit sie ihre<br />
Patientinnen und Patienten über Hospiz- und Palliativarbeit<br />
und die Möglichkeit hospizlich-palliativer Betreuung in ihrem<br />
Umfeld kompetent beraten können.<br />
Fazit: Aktive gesellschaftliche Auseinandersetzung und<br />
qualifizierte Netzwerke nötig<br />
72 % aller Befragten sowie 66 % der 60-jährigen und älteren<br />
Befragten gehen davon aus, dass sich jemand aus Familie,<br />
Freundeskreis oder Nachbarschaft um sie kümmern wird,<br />
wenn Pflegebedürftigkeit vorliegt.<br />
Dies spiegelt das Vertrauen der Bevölkerung wider, das die Befragten<br />
in ihr persönliches Netzwerk haben. Gleichwohl wissen<br />
wir, dass schwerstkranke und sterbende Menschen ein hohes<br />
Maß an Betreuung und Pflege benötigen, das in der Regel<br />
nicht ausschließlich vom persönlichen Umfeld der Betroffenen<br />
geleistet werden kann.<br />
Dem persönlichen Netzwerk muss ein gut ausgebautes Versorgungs-<br />
und Betreuungsnetzwerk zur Seite gestellt werden,<br />
das im engen Austausch mit Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft<br />
den Menschen in seiner letzten Lebensphase begleitet<br />
und die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen in den<br />
Mittelpunkt stellt.<br />
Notwendig ist daher die gesellschaftliche Auseinandersetzung<br />
zum Thema Sterben und Tod, an dem sich die Verantwortlichen<br />
aus Politik, Gesundheitssystem und die allgemeine Bevölkerung<br />
beteiligen. Dabei bedarf es differenzierter Angebote, um<br />
zum Beispiel auch dem Bedürfnis junger Menschen nach einer<br />
entsprechenden Auseinandersetzung Raum zu geben.<br />
Kontakt: Marlene Rupprecht, MdB, ist SPD-Bundestagsabgeordnete,<br />
Vorsitzende des interfraktionellen<br />
Gesprächskreises Hospiz und Palliativmedizin im Deutschen<br />
Bundestag und war Vorstandsvorsitzende (bis 2013)<br />
des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands (DHPV).<br />
marlene.rupprecht@bundestag.de<br />
www.marlene-rupprecht.de<br />
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift: „Die Hospiz-Zeitschrift –<br />
Fachforum für Palliative Care“, Ausgabe 2/2013.<br />
14 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Titelthema II – Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Titelthema<br />
©Abb.: WoGi-fotolia.com<br />
Gutes Sterben für alle?<br />
Von der Illusion des<br />
optimierten Lebensendes<br />
Sterben – soziologisch gesehen<br />
Wir sterben nicht „einfach so“. Sterben ist kein rein physiologischer<br />
Vorgang im Sinne des Vergehens des Lebendigen, sondern<br />
ein durch und durch gesellschaftlicher Prozess, genauer:<br />
ein soziales Geschehen, das in der Regel bereits lange vor der<br />
im engeren Sinne verstandenen Sterbephase eines Menschen<br />
beginnt (etwa mit einer infausten Diagnose) und bei dem ein<br />
Mitglied der Gesellschaft für immer und unwiederbringlich aus<br />
dieser ausgegliedert wird. Sterben ist – soziologisch gesehen<br />
– somit kein individuelles Ereignis, sondern ein gemeinsam zu<br />
leistendes „Sterben-Machen“, das unhintergehbar in soziale<br />
Ordnung(en) eingebunden ist. Es gründet auf gesellschaftlichen<br />
Werten und Normen, ist eingestellt in Institutionen,<br />
deren Handlungslogiken und soziale Beziehungsmuster. Wie<br />
wir Sterben deuten, wie wir das Lebensende gestalten und wie<br />
wir mit dem Sterbenden umgehen, welche Rolle wir ihm zuschreiben,<br />
ihm aufzwingen oder zugestehen, ist Ausdruck der<br />
je vorherrschenden gesellschaftlichen Sichtweisen zu Sterben<br />
und Tod und schließlich auch zum Leben.<br />
Auf dem Weg in die Gesundheitsgesellschaft<br />
Welche gesellschaftlichen Sichtweisen zum Leben und zu Sterben<br />
und Tod finden sich derzeit? Wir leben heute nicht in einer<br />
Gesellschaft, in der die Kultivierung der Vergänglichkeit des<br />
Menschen im Vordergrund steht. Vielmehr erlaubt es die moderne<br />
Gesellschaft mit ihren Lebensumständen ihren Gesellschaftsmitgliedern,<br />
ein Leben in potenzieller Unsterblichkeit<br />
zu führen. D. h.: Der Alltag kann über sämtliche Lebensphasen<br />
eines Menschen hinweg in dem Bewusstsein organisiert<br />
werden, dass an jedem Heute gleichsam selbstverständlich<br />
ein weiteres Morgen erwartbar ist und dass dabei das eigene<br />
Leben geplant und gestaltet werden kann und soll. Der große<br />
Dr. phil. Werner Schneider /<br />
Stephanie Stadelbacher<br />
Erfolg der Moderne in der Vertreibung von existenzieller Lebensunsicherheit<br />
wie schwere Krankheit, Sterben, Tod aus<br />
dem alltäglichen Bewusstsein der Menschen bleibt jedoch<br />
nicht stehen, sondern schreitet weiter voran: Trendforscher<br />
und Gesundheitsexperten sprechen schon von einer „Gesundheitsgesellschaft“,<br />
in der sich der Patient, ehemals „der<br />
Kranke“, nun zunehmend zum Klienten bzw. Kunden verwandelt.<br />
Er soll durch aktive Teilhabe am „Gesundheits-Markt“ Lebensqualität<br />
(Gesundheit, Fitness, Wellness etc.) nachfragen,<br />
aus den vielfältigen – präventiven, kurativen oder einfach nur<br />
erlebnisorientierten – Angeboten möglichst selbstbestimmt<br />
wählen und vor allem konsumieren. Verheißen wird dabei<br />
keineswegs „nur“ Gesundheit im Sinne von „Nicht-Krank-Werden“,<br />
sondern noch mehr: gleichsam unbegrenzt steigerbare<br />
Lebensqualität, um noch besser, noch fitter, noch leistungsfähiger<br />
zu werden …<br />
Was ist „gutes Sterben“? Marktideologie versus<br />
Hospizkultur<br />
Von der Expansionslogik dieser scheinbar unbegrenzten Lebensoptimierung<br />
wird wohl auch das Lebensende nicht verschont<br />
bleiben. Ihr zufolge ist auch im Sterben, von jedem/r<br />
möglichst selbstbestimmt, selbstorganisiert und vorsorglich<br />
geplant, Lebensqualität bis zum Lebensende, bis zum letzten<br />
Atemzug zu optimieren. Doch kann in diesem Sinne tatsächlich<br />
von einem „guten Sterben“ in der Gesundheitsgesellschaft<br />
die Rede sein? Die bereits heute erkennbare Zukunftsvision,<br />
nach der sich das vermeintlich freie Markt-Subjekt aus den<br />
vorhandenen Optionen für sein Lebensende individuell zusammenstellt,<br />
wie, wo und womöglich gar wann es stirbt, birgt<br />
– paradoxerweise – als Gefahr in sich, den sterbenden Menschen<br />
und seine Angehörigen in der existenziellen Grenzsituation,<br />
in der er und sein gesamtes, vom Sterbegeschehen be-<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
15
Titelthema<br />
Hospizarbeit in der Gesellschaft –Titelthema II<br />
troffenes soziales Bezugssystem sich befinden, aus den Augen<br />
zu verlieren.<br />
Zu dieser Tendenz der umfassenden Vermarktlichung des<br />
Sterbens unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung, setzt<br />
Hospizkultur einen markanten Gegenpunkt: Zwar zielt auch<br />
Hospizkultur auf den zentralen Wert „Selbstbestimmung“,<br />
aber Hospizkultur heißt zunächst und vor allem: Vertrauen<br />
haben. Vertrauen darauf, dass der Einzelne als Sterbender in<br />
seinen Ängsten, Wünschen und Fragen ernst genommen wird.<br />
Vertrauen in jene Institutionen, die durch Hospizkultur gekennzeichnet<br />
sind: jede Klinik, jedes Pflegeheim, jede ambulante<br />
Betreuung zuhause, die Hospizkultur lebt.<br />
Eingelöst wird dieses Vertrauen, indem der Einzelne nicht als<br />
Kunde oder Konsument adressiert wird, sondern als Mensch,<br />
als Person im Sinne eines sozialen Wesens in seiner jeweiligen<br />
Individualität und seinen sozialen Bezügen. Gemeint ist damit<br />
ein Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen, deren<br />
Wertbezüge und Orientierungsmuster auf körperliche, psychische,<br />
soziale, spirituelle Aspekte bezogen sind – und zwar<br />
in ihrer unhintergehbaren Wechselwirkung untereinander und<br />
unter uneingeschränkter Ausrichtung an den Bedarfen und<br />
Bedürfnissen der Patienten und deren Angehörigen in ihrer<br />
jeweiligen Lebens-/Sterbesituation.<br />
Jene Bedarfe und Bedürfnisse bilden dabei nicht nur die handlungsleitende<br />
Voraussetzung für die Betreuung und Begleitung,<br />
sondern resultieren selbst aus dem sozialen Austausch<br />
zwischen allen am Sterbegeschehen Beteiligten. Beim „guten<br />
Sterben“ aus hospizlicher Sicht geht es folglich nicht um<br />
Selbstbestimmung um jeden Preis und bis zum letzten Atemzug,<br />
sondern um Selbstbestimmung dort, wo sie gewünscht<br />
wird, und um Verantwortungsübernahme seitens der Betreuer<br />
und Begleiter dann, wenn sie von den Patienten und Angehörigen<br />
angefragt wird.<br />
Die Hospizbewegung vertritt damit weit mehr als „nur“ eine<br />
Vorstellung des „guten Sterbens“ (neben anderen). Je präsenter<br />
und verfügbarer Palliativ-/Hospizarbeit am Lebensende<br />
für immer mehr Menschen wird, umso mehr wird die<br />
Verantwortung des Kollektivs gegenüber dem Individuum,<br />
gegenüber seinem Willen, seinen Bedürfnissen und Wünschen<br />
signalisiert, bewusst gemacht und dadurch gestärkt. Damit ist<br />
Hospizkultur mehr als nur Hospizkultur – sie ist Kultur für die<br />
Gesellschaft, denn ihre Botschaft reicht über den Bereich des<br />
Sterbens hinaus: Menschen können in für sie existenziellen<br />
Krisen- und Grenzsituationen auf die vorbehaltlose Hilfe und<br />
Unterstützung durch andere vertrauen, können sich auf sie<br />
verlassen.<br />
Lebenden – erfahrbar, „wirklich“ werden lässt. Dabei wird die<br />
bürgerschaftliche Heterogenität der Hospizbewegung angesichts<br />
gesellschaftlicher Pluralisierungs- und Individualisierungsprozesse<br />
immer bedeutsamer: In Zukunft wird durch<br />
die Vielfalt von Denk-, Handlungs- und Lebensweisen sowie je<br />
vorhandenen Ressourcenausstattungen bei der Bewältigung<br />
existenzieller Krisensituationen das „Sterben-Machen“ – die<br />
gesellschaftliche Organisation von Sterbensprozessen – zunehmend<br />
in unterschiedlichen „Sterbenswelten“ erfolgen, die<br />
möglicherweise immer weiter auseinanderdriften werden. Daher<br />
erscheint es für die Hospizbewegung unabdingbar, sich<br />
zukünftig gerade im Ehrenamt soweit wie möglich zu öffnen,<br />
um diese unterschiedlichen alltäglichen Lebens- und außeralltäglichen<br />
Sterbenswelten und damit die Menschen mit ihren<br />
jeweiligen Wertbezügen, Relevanzen, Wünschen etc. adressieren<br />
zu können. In diesem Sinne muss sie Bürgerbewegung bzw.<br />
eine soziale Bewegung mit umfänglicher Reichweite bleiben.<br />
Ein „gutes Sterben“ für alle zu garantieren, gar im radikalisierten<br />
Sinne einer Lebensoptimierung bis zum letzten Atemzug,<br />
erscheint letztlich als Illusion. Es wäre weder möglich noch<br />
wünschenswert. Ein „gutes Sterben“, welches sich in seiner<br />
sozialen Organisation an den Betroffenen orientiert und dabei<br />
flexibel zwischen Selbstbestimmung und Verantwortungsübernahme<br />
durch Andere balanciert, für möglichst viele anzubieten,<br />
ist und bleibt hingegen ein lohnendes gesellschaftliches<br />
Ziel.<br />
Ein kurzes Fazit<br />
Vor diesem Hintergrund erscheint es uns als „sterbliche Gesellschaftsmitglieder“<br />
notwendig und nicht zuletzt auch persönlich<br />
wünschenswert, dass die Hospizbewegung als Bürgerbewegung<br />
mit ihrer „Sorge- und Vertrauenskultur“ auch<br />
in Zukunft lebendig bleibt und damit das zu gewährleisten<br />
verspricht, was sich wohl jede/r von uns wünscht: In einer Gesellschaft<br />
zu sterben, die uns nicht immer massiver die selbstbestimmte,<br />
eigenverantwortliche vorsorgliche Formierung<br />
unseres eigenen Sterbens abverlangt, sondern die uns einfach<br />
nur zusichert, dass wir sterben können, ohne dabei allein bleiben<br />
zu müssen, wenn wir und/oder unsere Angehörigen dabei<br />
nicht allein bleiben wollen.<br />
Die Bedeutung des Ehrenamts<br />
Die Glaubwürdigkeit dieser Botschaft beruht zwar auch und<br />
vor allem auf der Verbindung von hauptamtlicher und ehrenamtlicher<br />
Arbeit, die gewährleistet, dass das vorbehaltlose<br />
Hilfs- und Unterstützungsangebot „verlässlich“ vorgehalten<br />
werden kann. Aber Hospizkultur und Palliativ-/Hospizarbeit<br />
sind nicht denkbar, wenn sie nicht von vielen Menschen im<br />
Sinne einer Bürgerbewegung getragen werden. Denn letztlich<br />
sind es vor allem Ehrenamtliche, die in ihrer Alltagsnähe<br />
zu den von ihnen am Lebensende begleiteten Menschen jenen<br />
Zugang finden können, der diese Kultur als Lebens- und<br />
Sterbenserfahrung für die darin Involvierten – nicht nur für<br />
den Sterbenden, sondern insbesondere auch für die Weiter-<br />
Dr. phil. Werner Schneider, seit Oktober 2002 Professor für Soziologie<br />
unter Berücksichtigung der Sozialkunde an der Phil.-Soz.<br />
Fakultät der Universität Augsburg.<br />
Stephanie Stadelbacher, seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
an der Professur für Soziologie unter Berücksichtigung der<br />
Sozialkunde an der Phil.-Soz. Fakultät der Universität Augsburg.<br />
©Fotos: Bei den Autoren<br />
16 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Titelthema III – Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Titelthema<br />
Fragen und Antworten<br />
zur Hospizarbeit in <strong>Minden</strong><br />
Der <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V. ist ein Teil der Gesellschaft<br />
geworden. Seit über 20 Jahren werden Menschen in schwierigen<br />
Lebenssituationen unterstützt. An dieser Stelle möchten<br />
wir auf einige Fragen eingehen, die uns immer wieder<br />
in Gesprächen begegnen.<br />
©Fotos: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Ist der <strong>Hospizkreis</strong> ein Teil der Diakonie<br />
Stiftung Salem?<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V. ist ein gemeinnütziger Verein<br />
und für seine finanziellen und juristischen Dinge selbst verantwortlich.<br />
Die Diakonie Stiftung Salem gGmbH unterstützt<br />
als Kooperationspartner die Ziele und die Arbeit des Vereins.<br />
Die Zusammenarbeit besteht seit über 20 Jahren.<br />
Ist der <strong>Hospizkreis</strong> nur in <strong>Minden</strong> tätig?<br />
In der Begleitung Sterbender sind wir in <strong>Minden</strong>, Petershagen,<br />
Hille und Porta-Westfalica tätig. Bei Anfragen aus anderen Regionen<br />
verweisen wir an den jeweiligen Hospizdienst.<br />
In wie vielen Alten- und Pflegeheimen ist der<br />
<strong>Hospizkreis</strong> tätig?<br />
Es werden nahezu flächendeckend die Altenheime in <strong>Minden</strong>,<br />
Hille, Petershagen und Porta Westfalica begleitet. In 12 dieser<br />
Heime gibt es feste ehrenamtliche Ansprechpartner. Diese<br />
kommen jede Woche ins Haus. Andere Alten- und Pflegeheime<br />
kontaktieren uns bei Bedarf.<br />
Wie ist der <strong>Hospizkreis</strong> vernetzt?<br />
Im Besonderen ist hier die Zusammenarbeit mit PAN (Palliativ<br />
Ambulant Netzwerk) hervorzuheben. Es gibt regelmäßige<br />
Treffen unterschiedlichster Art: Vernetzungstreffen, Treffen<br />
mit den Patientenkoordinatorinnen, kreisweite Vernetzungstreffen<br />
aller PAN-Akteure, Fallbesprechungen. Anders als noch<br />
vor 10 Jahren sieht sich der <strong>Hospizkreis</strong> mittlerweile als Teil<br />
eines gewachsenen Netzwerkes, das sich für die Belange von<br />
Sterbenden, Angehörigen und Trauernden einsetzt. Weiterhin<br />
gibt eine Vernetzung mit verschiedensten Beratungsstellen<br />
und Kirchengemeinden. Seit 2013 gibt eine enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Johannes-Wesling-Klinikum, insbesondere mit<br />
der Palliativstation.<br />
Wo werden sterbende Menschen begleitet?<br />
Im Jahr 2013 wurden 47 Menschen in ihrem häuslichen Umfeld<br />
und 61 Menschen im Alten- und Pflegeheimen begleitet.<br />
2 Menschen wurden im Johannes-Wesling-Klinikum begleitet.<br />
39 Ehrenamtliche Sterbegleiter standen 2013 dem <strong>Hospizkreis</strong><br />
zur Verfügung. Dazu: Im Jahre 2001 wurden 10 Menschen von<br />
8 ehrenamtlichen Sterbebegleitern betreut.<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
17
Titelthema<br />
Hospizarbeit in der Gesellschaft –Titelthema III<br />
Gibt es Angebote für Angehörige?<br />
In der Begleitung Sterbender werden natürlich auch die Angehörigen<br />
mit unterstützt. Außerdem gibt es die Möglichkeit des<br />
Einzelgesprächs und eine Gesprächsgruppe für begleitende<br />
Angehörige.<br />
Welche Angebote gibt es für Trauernde?<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong> bietet Gruppenangebote für Angehörige und<br />
Eltern an. Es besteht außerdem die Möglichkeit von Einzelgesprächen.<br />
Seit fast 10 Jahren gibt es das Trauercafé „Horizont“.<br />
Gibt es eine Philosophie für Sterbebegleiter?<br />
Ja, sie lautet: „Der Sterbende gibt vor.“ Damit ist eine innere<br />
Haltung gemeint. Sie beinhaltet: Authentizität, Präsenz, bedingungslose<br />
Zuwendung, Nicht-Wissen, Verbundenheit und<br />
Selbstreflexion.<br />
Was braucht es, um Menschen am Lebensende<br />
zu begleiten?<br />
Es braucht den Mut, sich auf etwas sehr Persönliches einzulassen.<br />
Sterbende teilen mit uns den vielleicht intimsten Teil<br />
ihres Lebens. Und dies ist zutiefst berührend. Es ist der eigentliche<br />
„Lohn“ einer Sterbebegleitung. Ehrenamtliche fühlen<br />
sich deshalb häufig sehr beschenkt und haben das Gefühl<br />
mehr bekommen als gegeben zu haben.<br />
Was machen ehrenamtliche<br />
Sterbebegleiter am Sterbebett?<br />
Sterbende zu begleiten bedeutet, sich auf sie einzulassen<br />
und für sie da zu sein. Besondere Beachtung finden stets die<br />
Wünsche und Bedürfnisse des Sterbenden. Diese können sein:<br />
körperliche und emotionale Zustände ansprechen, Nähe und<br />
Geborgenheit erfahren oder nicht Geklärtes aussprechen. Es<br />
kann auch bedeuten, bei der Regelung letzter Dinge behilflich<br />
zu sein, oder die eigene Beerdigung zu besprechen. Oder man<br />
liest dem Sterbenden etwas vor, macht mit ihm kleine Spaziergänge.<br />
Begleiten bedeutet: „Ich bin für den anderen da.“<br />
Was sind das für Menschen, die in der Hospizarbeit<br />
tätig sind?<br />
Ehrenamtliche Sterbebegleiter sind Menschen wie du und<br />
ich. Es sind Menschen allen Alters. Menschen aus ganz unterschiedlichen<br />
Berufen wie z. B. Angestellte, Buchhändler, Hausfrauen,<br />
Lehrer, Rentner, Sozialarbeiter, Unternehmer usw.<br />
Überwiegend sind es Frauen. Die gemeinsame Hinwendung<br />
zu Sterben, Tod und Trauer sowie das Bedürfnis, Menschen in<br />
schwierigen Lebensphasen beizustehen, verbindet uns.<br />
Welche Unterstützung gibt es für Sterbeund<br />
Trauerbegleiter?<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong> bietet jedes Jahr einen Befähigung- und Ermutigungskurs<br />
für Sterbe- und Trauerbegleiter an.<br />
Es gibt die Möglichkeit der Supervision (mit externen Supervisoren).<br />
Aktuell gibt es drei Supervisionsgruppen. Dazu gibt<br />
es monatliche Begleitgruppentreffen. An erster Stelle sind<br />
jedoch die beiden Koordinatoren jederzeit Ansprechpartner<br />
für mögliche Fragen. Außerdem gibt es Fortbildungsangebote<br />
verschiedenster Art.<br />
Werden Menschen aus unterschiedlichen<br />
Glaubensrichtungen begleitet?<br />
Die einfache Antwort lautet: ja. Wir stellen uns auf die Bedürfnisse<br />
des Sterbenden ein. Ob der Sterbende religiös ist, spielt<br />
dabei keine Rolle. Wir missionieren nicht und dennoch spielen<br />
Glauben und Spiritualität in der Begleitung eine große Rolle. Ehrenamtliche<br />
Sterbebegleiter sind in der Regel spirituell. Es gibt<br />
unter uns Christen, Esoteriker, Buddhisten und Menschen, die<br />
sich zu keiner bestimmten Glaubensrichtung hingezogen fühlen.<br />
Wie oft werden Sterbende und ihre<br />
Angehörigen besucht?<br />
Sterbende und/oder ihre Angehörigen werden in der Regel<br />
einmal in der Woche für gut eine Stunde besucht. Eine Sterbebegleitung<br />
wird meistens von einer Person durchgeführt. Am<br />
Ende des Lebens wird der Sterbende internsiver betreut. Eine<br />
Sterbebegleitung endet mit dem Tod des Sterbenden. Danach<br />
gibt es für die Angehörigen die Möglichkeit, ein Trauerangebot<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Wie alt sind die Menschen, die durch den<br />
<strong>Hospizkreis</strong> begleiten werden?<br />
Im Jahre 2013 war es so: Die älteste zu Begleitende war 99<br />
Jahre alt, die Jüngste 32 Jahre alt. 76 Menschen, die begleitet<br />
wurden, waren zwischen 70 und 99 Jahre alt. 19 Menschen, die<br />
begleitet wurden, waren zwischen 60 und 69 Jahre alt. 15 Menschen<br />
waren zwischen 32 und 59 Jahre alt.<br />
Wie lange dauert eine Sterbegleitung?<br />
Ein Großteil der Begleitungen dauert ein bis drei Monate.<br />
Manche enden bereits nach einigen Tagen (20 %). Wenige Begleitungen<br />
dauern ein Jahr oder länger (10 %).<br />
Wie viele Unterstützer sind im <strong>Hospizkreis</strong> tätig?<br />
Der Verein hat 240 Mitglieder. Es gibt 40 ehrenamtliche Sterbegleiter<br />
und 12 ehrenamtliche Trauerbegleiter. Zusätzlich<br />
unterstützen uns Menschen z. B. in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder sind in Arbeitskreisen aktiv.<br />
Ist der <strong>Hospizkreis</strong> auf Spenden angewiesen?<br />
Ja. Ohne Spenden und Mitgliedsbeiträge könnte der Verein<br />
seine Arbeit in dieser Qualität und Quantität nicht leisten.<br />
Es gibt eine finanzielle Unterstützung für ambulante Hospizdienste<br />
(Gesetz zur Finanzierung von Hospizarbeit § 39a SGB<br />
V), die jedoch nur einen Teil der anfallenden Kosten abdeckt.<br />
Dezember 2013<br />
Von Helmut Dörmann und Elvira Gahr,<br />
Koordinatoren des <strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> e. V.<br />
18 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Titelthema III – Hospizarbeit in der Gesellschaft<br />
Titelthema<br />
Hospizarbeit<br />
Begleitung von<br />
Sterbenden und Angehörigen<br />
• Zuhause<br />
• In Alten- und Pflegeheimen<br />
• Im Klinikum<br />
Trauerangebote<br />
• Gruppen für trauernde Angehörige<br />
• Gruppe für trauende Eltern<br />
• Trauercafé „Horizont“<br />
• Individuelle Gesprächsangebote<br />
Beratungsthemen<br />
• Hospizliche Begleitung<br />
• Palliative Medizin<br />
• Zusammenarbeit mit PAN<br />
(„Palliativ Ambulant Netzwerk“)<br />
• Patientenverfügung<br />
• Vermittlung von Beratungsstellen<br />
• Unterstützungsmöglichkeiten in Krisenzeiten<br />
• Gruppe für begleitende Angehörige<br />
Verein<br />
Funktionen im Verein<br />
• 45 Menschen begleiten Sterbende<br />
• 12 Menschen begleiten Trauernde<br />
• 255 Menschen unterstützen durch Mitgliedschaft<br />
• Der Vorstand leitet und trägt die Verantwortung<br />
• 2 hauptamtliche Mitarbeiter koordinieren<br />
• 1 Bürokraft organisiert und verwaltet<br />
Unterstützung für ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
• Ermutigungs- und Befähigungskurs<br />
• Supervision und Gruppenabende<br />
• Persönliche Begleitung durch die Koordinatoren<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong><br />
<strong>Minden</strong> e. V.<br />
auf einen Blick<br />
Zusammenarbeit<br />
Institutionen der Zusammenarbeit<br />
• PAN („Palliativ Ambulant Netzwerk“)<br />
• Mit mehr als 10 Alten- und Pflegeheimen<br />
• Mit mehreren ambulanten Pflegediensten<br />
• Palliativstation im Johannes-Wesling-Klinikum<br />
• Verschiedenste soziale Einrichtungen<br />
Öffentlichkeit<br />
Projektarbeit<br />
Projekte<br />
• „Hospiz macht Schule“<br />
• „Kunst im Hospizbüro“<br />
• „Pilgern für Trauernde“<br />
Eigene Vortragsthemen<br />
• Die Arbeit des <strong>Hospizkreis</strong>es<br />
• Umgang mit Trauer<br />
• Patientenverfügung<br />
• Wie begleite ich einen sterbenden Menschen?<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Vorträge<br />
• Theatervorstellungen<br />
• Kinoreihe im BÜZ<br />
• <strong>Rundbrief</strong> und andere Publikationen<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
19
Projekte<br />
Projekte<br />
Projekt: Hospiz<br />
macht Schule<br />
Unterrichtsbesuch im<br />
Herder-Gymnasium<br />
© Foto: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Der Philosophie-Kurs von Herrn Honnef hat sich im Unterricht<br />
über einen längeren Zeitraum mit dem Thema Tod<br />
auseinandergesetzt. Dabei kamen viele Fragen auf, die nicht<br />
alle beantwortet werden konnten. Dies war ein Grund dafür,<br />
dass unser Lehrer einen Nachmittag mit zwei Mitarbeitern des<br />
<strong>Hospizkreis</strong>es organisierte.<br />
Am Dienstag, dem 02.07., trafen wir uns für drei Stunden mit<br />
den Mitarbeitern des <strong>Hospizkreis</strong>es, Helmut Dörmann und Elvira<br />
Gahr, die viele Erfahrungen im Umgang mit Sterbenden<br />
und Trauernden haben, gespannt auf das, was uns erwarten<br />
würde. Nach der Begrüßung konnte jeder von uns Fragen zum<br />
Tod, zur Trauer und der Arbeit des <strong>Hospizkreis</strong>es stellen. Außerdem<br />
haben einige von uns von ihren eigenen Erfahrungen<br />
mit dem Tod erzählt.<br />
Anschließend haben uns Herr Dörmann und Frau Gahr acht<br />
Bilder gezeigt, die von einem Herrn B. gemalt worden waren,<br />
während er im Sterben lag. Wir schauten uns die Bilder in Ruhe<br />
an und notierten zu jedem unsere Gedanken, Gefühle und<br />
Ideen. Nach einer kurzen Erläuterung der Sterbephasen nach<br />
Elisabeth Kübler-Ross durch Frau Gahr sollten wir einmal in<br />
Arbeitsgruppen versuchen, die richtige Reihenfolge der Bilder<br />
herauszufinden.<br />
Als uns Frau Gahr daraufhin die tatsächliche Reihenfolge verriet,<br />
indem sie uns den Bericht derjenigen Hospiz-Angestellten<br />
vorlas, die Herrn B. beim Sterben begleitet hat, ist uns aufgefallen,<br />
dass wir fast alle Bilder richtig gedeutet hatten. Bilder<br />
sagen halt mehr als Worte.<br />
Wir finden, dass der Nachmittag sehr lerneffektiv, aber auch<br />
spannend und interessant war. Es hat uns auch geholfen, denn<br />
nun wissen wir besser, wie wir uns gegenüber Trauernden und<br />
Sterbenden verhalten können und wie man ihnen womöglich<br />
etwas helfen kann. Wir haben festgestellt, wie bedeutend es<br />
ist, Trauer durch das Gespräch mit anderen zu verarbeiten, für<br />
andere da zu sein und miteinander zu sprechen.<br />
Auch das Thema Tod halten wir für sehr wichtig, und dass man<br />
die Augen nicht davor verschließt. Denn der Tod gehört zum<br />
Leben.<br />
Verfasst von den Schülerinnen und Schülern des Praktische-Philosophie-Kurses<br />
der 8. Klassen des Herder-Gymnasiums in <strong>Minden</strong><br />
20 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Projekte<br />
Projekte<br />
Filme zum Verleih<br />
Für Schulen und persönlich Interessierte<br />
© Abb: nasared - fotolia.com<br />
I<br />
n weiten Teilen unserer Gesellschaft ist der Umgang mit<br />
Sterbenden und Toten von Angst und Unsicherheit geprägt.<br />
Viele Menschen haben noch nie einen Toten gesehen oder<br />
berührt. Wir haben Sterben und Tod aus unserem normalen<br />
Leben ausgelagert und übergeben unsere sterbenden Angehörigen<br />
und unsere Toten den einzelnen Professionen wie<br />
Krankenhaus, Hospizdiensten und Bestattern.<br />
Wir lassen uns verwirren von Sätzen wie: „Behalten sie ihren<br />
Angehörigen so in Erinnerung, wie er war“ oder „wer über den<br />
Tod spricht, lädt ihn ein“.<br />
Aber: Sterben, Tod und Trauer gehören in unser Leben, es ist<br />
der Weg den wir alle gehen werden. Um einen Umgang mit<br />
diesen Ängsten zu finden, möchten wir Ihnen heute zwei<br />
Filme vorstellen, die besonders geeignet sind, um mit Jugendlichen<br />
zu den Themen Sterben, Tod und Trauer ins Gespräch<br />
zu kommen. Die Filme können von persönlich Interessierten<br />
hier im Hospizbüro ausgeliehen werden. Für Schulen besteht<br />
die Möglichkeit, diese Filme im Rahmen eines Projekttages mit<br />
Moderation und Begleitung durch die Koordinatoren des <strong>Hospizkreis</strong>es<br />
vorzuführen.<br />
Von Elvira Gahr, Hospizkoordinatorin<br />
©Foto: Medienprojekt Wuppertal<br />
<strong>1.</strong> „Berührungsängste“<br />
– Junge<br />
Menschen<br />
begegnen<br />
sterbenden<br />
Menschen<br />
In diesem sensiblen<br />
Film hat<br />
der Zuschauer die Möglichkeit, Sterbenden nahezukommen<br />
und mitzuerleben, wie sie dem Tod begegnen. Drei<br />
junge Menschen stellen sich ihren Berührungsängsten,<br />
indem sie drei Sterbenden begegnen. Sie setzen sich mit<br />
der eigenen Vorstellung vom Tod und ihren Ängsten vor<br />
Krankheit und Sterben auseinander. Ihre intensiven Erfahrungen,<br />
Reflexionen und Gespräche werden über mehrere<br />
Wochen filmisch dokumentiert.<br />
2. „Bilder, die bleiben“<br />
– eine Filmemacherin<br />
begleitet den Abschied<br />
von ihrer langjährigen<br />
Freundin im Film<br />
Gesine Meerwein ist 45 Jahre<br />
alt, als sie mit der Diagnose<br />
„schnellwachsende Metastasen“<br />
konfrontiert wird. Offen<br />
und eigenwillig setzt sie sich<br />
mit dem Tod und ihrer Bestattung<br />
auseinander. Familie<br />
und Freundinnen bindet sie in diesen Prozess mit ein. Der<br />
Film endet nicht mit dem Tod, sondern begleitet die Angehörigen<br />
in ihrem Abschiedsprozess. Als die Dreharbeiten zu<br />
dem Film begannen, ahnte noch niemand, dass dies die letzten<br />
drei Monate in Gesine Meerweins Leben sein werden.<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
21
Termine<br />
Termine – <strong>1.</strong> <strong>Halbjahr</strong> <strong>2014</strong><br />
Termine<br />
©Foto: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Mittwoch, 19. Februar <strong>2014</strong>,<br />
19.30 Uhr / Vorträge: „Sterbende<br />
und Trauernde begleiten“<br />
Senioren-Park carpe diem, Brühlstr. 28-30,<br />
<strong>Minden</strong> / Eintritt frei / Vortragende: Mitarbeiter<br />
und Koordinatoren des <strong>Hospizkreis</strong>es.<br />
Wie kann ich Sterbende gut begleiten?<br />
Wie kann die Zeit des Abschieds und der<br />
Trauer zu einer guten Zeit werden? Was<br />
bedeutet „palliativ“?<br />
Wie<br />
kann ich mich<br />
ehrenamtlich<br />
für den<br />
<strong>Hospizkreis</strong><br />
engagieren?<br />
Ehrenamtliche<br />
Sterbeund<br />
Trauerbegleiter/innen<br />
werden an diesem Abend<br />
ganz konkret von ihrer Arbeit berichten<br />
und sich den Fragen der Zuhörer stellen.<br />
Die drei Säulen des <strong>Hospizkreis</strong>es, Sterbebegleitung,<br />
Trauerangebote und palliative<br />
Beratung, sowie der Inhalt des diesjährigen<br />
Ermutigungs- und Befähigungskurses<br />
für ehrenamtliche Sterbe- und<br />
Trauerbegleiter/innen werden von Elvira<br />
Gahr und Helmut Dörmann, Koordinatoren<br />
des <strong>Hospizkreis</strong>es, vorgestellt.<br />
Mittwoch, 26. März <strong>2014</strong>,<br />
19.00 Uhr / Jahreshauptversammlung<br />
des <strong>Hospizkreis</strong>es e. V. /<br />
e-Werk <strong>Minden</strong>, Hermannstr. 21 A,<br />
<strong>Minden</strong><br />
Neben formellen Tagesordnungspunkten<br />
berichten die Koordinatoren Elvira Gahr<br />
und Helmut Dörmann über die inhaltliche<br />
Arbeit des <strong>Hospizkreis</strong>es im Jahr 2013.<br />
Auch Nichtmitglieder sind als Gäste herzlich<br />
willkommen.<br />
©Foto: lwl.org<br />
Mittwoch, 2. April <strong>2014</strong>,<br />
19.30 Uhr / „Essen und Trinken am<br />
Lebensende“ / Vortrag von Renate<br />
Brandt / carpe diem, Brühlstr. 28-30,<br />
<strong>Minden</strong> / Eintritt frei<br />
Fragen zu Essen und Trinken am Lebensende<br />
stellen sich praktisch bei allen<br />
Schwerstkranken und Sterbenden, und sie<br />
sind oft Anlass zu großen Sorgen besonders<br />
bei den Angehörigen. Was verändert<br />
sich bei der Nahrungsaufnahme bei Sterbenden,<br />
kann ich meinen Nächsten denn<br />
verhungern lassen, warum hilft hier keine<br />
künstliche Ernährung? Diese und weitere<br />
Fragen zum Thema und praktische Hinweise<br />
zu hilfreichen und lindernden Handreichungen<br />
bei Sterbenden, jenseits von<br />
Essen und Trinken, werden anschaulich in<br />
einem Vortrag dargestellt. Vortragende ist<br />
Renate Brandt, Hausärztin und Palliativmedizinerin,<br />
aus Petershagen-Lahde.<br />
Samstag, 3. Mai <strong>2014</strong>,<br />
19.00 Uhr / „Schritte der Hoffnung“<br />
– Offene Andacht für<br />
Trauernde / Treffpunkt: Parkplatz<br />
„Kaiser<br />
Wilhelm<br />
Denkmal“<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong><br />
lädt<br />
Trauernde<br />
und am<br />
Thema<br />
Interessierte<br />
zu einer besinnlichen Andacht in die<br />
Margarethenkappelle ein. An diesem<br />
Abend besteht die Möglichkeit, durch<br />
Andacht, Stille, Musik und Rituale seiner<br />
Trauer Ausdruck zu geben und Lichter für<br />
Verstorbene anzuzünden.<br />
Musikalische Begleitung: Getraude Büttner<br />
(Harfe). Leitung von Taizé-Gesängen:<br />
Jochen Mühlbach. Wie auch in den vergangenen<br />
Jahren werden wir zur Margarethenkapelle<br />
auf dem Wiehengebirge<br />
wandern. Anschließend gehen wir durch<br />
die Nacht zurück zum Parkplatz.<br />
Info: Der Fußweg dauert ca. 40 Minuten.<br />
Es besteht die Möglichkeit zur Kapelle<br />
gefahren zu werden.<br />
Mittwoch, 14. Mai <strong>2014</strong>,<br />
19.30 Uhr / „Öhlweins Sterben“<br />
Lesung mit Dr. Georg Schwikart<br />
Kulturzentrum BÜZ, am Johanniskirchhof<br />
in <strong>Minden</strong> / Eintritt: 8 Euro<br />
Der Protagonist des Romans, Norbert Öhlwein,<br />
hat mehr mit dem Tod zu schaffen<br />
als andere. Er ist Trauerredner und steht<br />
damit tagtäglich vor der Aufgabe, mit<br />
Angehörigen über Menschen zu sprechen,<br />
die er selbst meist nicht kennengelernt<br />
hat. Er bemüht sich, deren Trauerfeier<br />
würdig vonstatten gehen zu lassen. Eines<br />
©Foto: Beim Autor ©Abb.: Edition Voss<br />
Tages aber läuft alles schief: Der CD-<br />
Player hakt immer an der gleichen Stelle,<br />
Öhlwein kann sich nur schwer konzentrieren.<br />
Öhlwein ist müde und hat eine<br />
Ahnung, woran es liegen könnte ...<br />
Fazit: Man kann den Tod nicht mit Wörtern<br />
tarnen, ihm aber<br />
vielleicht mit Humor<br />
begegnen.<br />
„Ich zücke meinen<br />
Kugelschreiber und<br />
notiere auf der Innenseite<br />
des Einbands,<br />
was ich noch erleben<br />
will, bevor die Lichter<br />
ausgehen. Erster<br />
Spiegelstrich, dahinter<br />
– nichts. Mir fällt nichts ein. Das kann<br />
ja wohl nicht wahr sein! Ich klappe das<br />
Buch zu. ,Bringen Sie mir bitte noch einen<br />
Cappuccino‘,<br />
rufe ich der<br />
Bedienung<br />
zu.“ (Romanauszug)<br />
Der Buchautor<br />
und Publizist<br />
Georg<br />
Schwikart<br />
ist studierter Religionswissenschaftler<br />
und Theologe und hat Erfahrung in der<br />
Trauerseelsorge.<br />
Sonntag, 06. Juli <strong>2014</strong>, 15.00 Uhr<br />
Jubiläumsfeier des Trauercafés<br />
„Horizont“ mit Konzert<br />
Im Gemeindehaus der Petrigemeinde<br />
(Eingang Ritterstraße) in <strong>Minden</strong>. Beginn<br />
der Feierlichkeit zum 10-jährigen Bestehen<br />
um 15.00 Uhr mit Festreden und<br />
geselligem Beisammensein.<br />
Um 17.00 Uhr: Konzert des Chores TonArt<br />
unter der Leitung von Jochen Mühlbach,<br />
Eintritt frei.<br />
Weitere Informationen zu<br />
den Veranstaltungen finden<br />
Sie unter www.hospizkreisminden.de<br />
22 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
gelesen und gehört<br />
Medien<br />
Buchtipps<br />
Zur Info: Alle Bücher (sowie andere Medien) sind<br />
in der Bibliothek des Hospizbüros zu entleihen.<br />
Buchbesprechungen von Helga Göbel,<br />
ehrenamtliche Hospizmitarbeiterin<br />
Peter Godzig: Hospizlich engagiert.<br />
Erfahrungen und Impulse aus drei Jahrzehnten<br />
Godzig, der Begründer des „Celler Modells“, einer Anleitungsschrift für die Vorbereitung<br />
ehrenamtlicher Sterbebegleiter, gibt zahlreiche Hinweise und Anregungen.<br />
Das Buch hilft, Ängste abzubauen und Probleme bewusst zu machen. Es sind gesammelte<br />
Aufsätze und Manuskripte von gehaltenen Reden aus 24 Jahren, dadurch<br />
kommt es zu Wiederholungen. Wenn man einzelne Themen oder Kapitel liest, stört<br />
das nicht, da Godzig inhaltlich klar und treffsicher formuliert. Da er evangelischer<br />
Pastor ist, sind die Texte theologisch und kirchlich-diakonisch ausgerichtet. Aber<br />
schon in seinem Vorwort erwähnt er mit dem Schleiermacher-Zitat, dass sich die<br />
„Gebildeten unter den Verächtern der Religion“ davon nicht abschrecken lassen<br />
sollten, da es letztendlich um das gemeinsame Menschliche gehe.<br />
Steinmann Verlag 2011 ISBN 3927043443 24,80 €<br />
Jürgen Domian: Interview mit dem Tod<br />
Domian, der bekannte Fernseh-Nacht-Talker, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit<br />
dem Tod, es ist sein „eigentliches“ Thema. Seit 2006, engagiert er sich ehrenamtlich<br />
in der Palliativstation des Kölner Uni-Klinikums, dort hat er seinen sterbenden<br />
Vater begleitet. Die Kapitel beginnen mit Themen oder Aussagen bestimmter<br />
Philosophen, anschließend findet ein fiktives Interview mit dem Tod statt, in dem<br />
der vorherige Text gut lesbar vertieft oder in Frage gestellt wird. Der personalisierte<br />
Tod nimmt sich die Freiheit, nicht alles zu beantworten. Es ist ein sehr persönliches<br />
und mutiges Buch und zeigt, dass der ehemalige fundamentalistische Christ,<br />
zwischenzeitlich extreme Atheist, spirituell zum Thema Tod viel nachgedacht und<br />
zu sagen hat.<br />
Gütersloher Verlagshaus 2012 ISBN 3579065748 16,99 €<br />
Heller/Pleschberger/Fink/Gronemeyer:<br />
Die Geschichte der Hospizbewegung in Deutschland<br />
Die Herausgeber haben 70 Pioniere und Pionierinnen der Hospizbewegung interviewt,<br />
daraus ist diese umfangreiche, detaillierte Beschreibung entstanden. Man erfährt<br />
viel von den allerersten schwierigen Anfängen in den 1980ern, kann lesen wie<br />
die ersten Hospize entstanden, die ambulante Arbeit sich weiter entwickelte und<br />
die Palliativmedizin allmählich wuchs und zum Standard wurde. Besonders interessant<br />
fand ich die Kapitel über die Entstehung der überregionalen Initiativen und wie<br />
hilfreich und fördernd für die gesamte Entwicklung das Engagement der deutschen<br />
AIDS-Hilfe war. Der Text wird durch die treffenden Zitate angenehm aufgelockert.<br />
Das Buch ist eine Bestätigung und Bestärkung für alle „Hospizler“.<br />
Hospiz Verlag 2013 ISBN 3941251533 34,90 €<br />
Abschied nehmen. Vom Umgang mit dem Sterben<br />
Die gut recherchierten Berichte sind leicht zu lesen, sie beinhalten unterschiedliche<br />
Aspekte zu den Themen Sterben, Tod und Trauer. Unter anderem gibt es die Rubriken<br />
„Kultur und Rituale“, in denen über Sitten anderer Länder und Religionen sowie über<br />
Online-Friedhöfe und Trauerportale berichtet wird. In „Tod als Beruf“ erfährt man<br />
aus Sicht eines Bestatters etwas über die veränderten Beisetzungsarten und über<br />
die schwierige Arbeit von Polizisten, die Hinterbliebene mit dem Tod konfrontieren<br />
müssen. Interessant sind auch die Texte unter „Suizid und Sterbehilfe“, wo es um<br />
den Patientenwillen und die Rechtslage am Lebensende geht. In allen Texten spürt<br />
man den Respekt und die Sensibilität der verschiedenen Autoren.<br />
Spiegel Wissen, Sonderheft Nr.4 ISSN 419154250780804 7,80 €<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong> <strong>23</strong>
Menschen<br />
Menschen<br />
Trauer um<br />
meine Mutter<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Von Anne Gresförder, Teilnehmerin<br />
der Gruppe „Trauernde Angehörige“<br />
©Foto: komm-meyer.com<br />
N<br />
ach dem Tod meiner Mutter im Februar letzten Jahres war<br />
ich wie in mir gefangen. Mein Mann war zu der Zeit durch einen<br />
Schlaganfall angeschlagen und überhaupt nicht belastbar.<br />
Ich wollte also stark sein und wusste nicht, wohin mit meinem<br />
Schmerz. Ich war es auch überhaupt nicht gewohnt, nach außen<br />
zu gehen und mir Hilfe zu holen. Wenn niemand meinen<br />
Schmerz sah, dann hatte ich wohl auch keinen Grund zu klagen!<br />
Körperlich litt ich jedoch starke Schmerzen, gegen die<br />
kein Medikament richtig half. Dann sah ich in der Zeitung den<br />
Hinweis auf das Trauercafé vom <strong>Hospizkreis</strong>, fasste mir ein<br />
Herz und ging hin.<br />
Wow, von den vielen Menschen war ich vollkommen überfordert!<br />
Wurde aber sehr liebevoll angesprochen und mit einer<br />
Engelskarte beschenkt. Zum Glück tauchte Helmut Dörmann<br />
im Café auf und ich erfuhr von der Gruppe „Trauernde Angehörige“.<br />
Das war meine ersehnte Hoffnung!<br />
Trotzdem machte ich mich wie mit angezogener Handbremse<br />
auf den Weg. Nun ging es zur Sache!<br />
Wie schön war es da, die anderen Teilnehmer lachen zu hören,<br />
in einen schön hergerichteten Raum geführt und mit warmem<br />
Tee versorgt zu werden.<br />
In der Mitte des Stuhlkreises Blumen, eine Kerze und ein Redestein.<br />
Das war mir sehr sympathisch, weil ich wusste, keiner<br />
redet durcheinander und es wird wirklich zugehört. Helmut<br />
begann mit der Körpermeditation und ich hatte sofort Zugang<br />
zu meinen Trauergefühlen!<br />
Ich kann wirklich sagen, dass ich von Monat zu Monat mehr<br />
mit meiner Trauer in Berührung kam und sie Stück für Stück<br />
fühlen und abarbeiten konnte. Ich durfte weinen, mich beklagen,<br />
jammern, verzweifelt sein. Meine Schuldgefühle äußern<br />
(wir setzten den Willen meiner Mutter, alle lebensverlängernden<br />
Maßnahmen abzustellen, um), meine kindliche Sehnsucht<br />
nach Mama rauslassen! Und: ich wurde verstanden, getröstet,<br />
konnte schwach und hilflos sein. Es ging den anderen<br />
wie mir! Ich sah mitfühlende Gesichter, tränende Augen. Ich<br />
fiel mit meiner schwarzen Trauerkleidung nicht unangenehm<br />
auf, ich durfte nach Klageweibern verlangen und musste mich<br />
in keinem Augenblick für meine Gefühle schämen oder mich<br />
zusammenreißen.<br />
Doch: wir haben auch zusammen geschwiegen, gelacht, uns<br />
an den Fortschritten eines jeden gefreut und uns daran aufgerichtet.<br />
Und wenn dieser dann beim nächsten Mal wieder mutlos<br />
war und sich fragte: „Hört das denn nie auf?“, war wieder<br />
einer da, der uns zeigte: Es kommen bessere Tage!<br />
Ja, und Helmut brachte mit seinen kurzen Einstiegsgedichten<br />
Nachdenkliches in die Runde und viele Impulse zum Weiterbeschäftigen.<br />
Er achtete sehr darauf, dass wir die Lichtstrahlen<br />
nicht übersehen, die in unseren Beiträgen durchblitzten. Er<br />
erklärte die Phasen der Trauer und bestätigte mir damit, dass<br />
ich ganz normal reagiere und mich auf dem Weg zur Heilung<br />
befinde.<br />
Heute erlaube ich mir die Trauer, wenn sie sich zeigt. Ich habe<br />
den Mut dazu und freue mich über die „Grüße“ meiner Mutter,<br />
die ich in bestimmten Situationen wirklich wahrnehme!<br />
(Schwarz trage ich übrigens auch nicht mehr ausschließlich!)<br />
Es war für mich ein Segen, dass ich in der Gruppe einen Ort<br />
hatte, an dem meine Trauer Platz fand, an dem ich sie zeigen<br />
und bearbeiten durfte. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar!<br />
24 hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Menschen<br />
Menschen<br />
Begleitung<br />
einer alten Dame<br />
Gedanken zur Sterbebegleitung<br />
Von Gabriele Eckert,<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
©Foto: Starpics-fotolia.com<br />
S<br />
eit 2011 bin ich als ehrenamtliche Sterbebegleiterin beim<br />
<strong>Hospizkreis</strong> aktiv. Ich möchte hier von Frau S., 88 J., berichten,<br />
die ich über ein Jahr lang begleiten durfte. Im April 2012 hatte<br />
uns Elvira Gahr bekannt gemacht, die als Koordinatorin meistens<br />
bei dem ersten Besuch dabei ist. Damals wohnte Frau S.<br />
noch in ihrer eigenen gemütlich eingerichteten kleinen Wohnung<br />
im Seniorenheim und konnte sich komplett selbst versorgen.<br />
Ihre Krankheit – Brustkrebs – ging gerade in ein ernsteres<br />
Stadium über. Sie bekam schon starke Medikamente, es<br />
ging ihr damit aber entsprechend gut.<br />
Ich habe sie als einen sehr positiven und lebenslustigen Menschen<br />
kennengelernt. Soweit möglich, ging sie gern spazieren<br />
und nahm auch an vielen Veranstaltungen im Hause teil und<br />
hatte dort einige Freundschaften geschlossen.<br />
Frau S. erzählte auch gern von ihrem bewegten Leben. Da sie<br />
die Vertreibung erlebt hatte, musste sie sich hier in Deutschland<br />
ein neues Leben aufbauen und schaffte mit ihrer Tatkraft<br />
und positiven Lebenseinstellung, was sie sich vorgenommen<br />
hatte. Zu ihren Kindern und Enkelkindern hatte sie eine warmherzige<br />
Beziehung. Bei meinen Besuchen lernte ich ihre Tochter<br />
und später auch die Enkeltochter kennen. Wir führten einige<br />
anregende Gespräche mit Frau S.<br />
Im Herbst ging es ihr dann schlechter, sie bekam Probleme mit<br />
ihrem linken Fuß, der stark anschwoll. Sie wurde erfolgreich<br />
operiert, aber es war schon bekannt, dass es wieder Probleme<br />
geben würde.<br />
Trotzdem konnten wir noch mehrere Spaziergänge unternehmen.<br />
Ende des Jahres stürzte sie und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch<br />
zu. Auch diese Operation überstand sie<br />
erfolgreich und bekam anschließend zur Stärkung noch Infusionen<br />
von ihrem Arzt.<br />
Die erste schlug sehr gut an und sie blühte noch einmal richtig<br />
auf. Dann, kurz bevor die dritte Infusion gegeben werden<br />
sollte, ging es ihr auf einmal sehr schlecht. Lange vorher hatte<br />
sie schon mit ihrer Tochter festgelegt, dass sie ins Hospiz ziehen<br />
würde, wenn abzusehen war, dass sie nicht mehr alleine in<br />
ihrer Wohnung zurechtkam.<br />
Nun war es soweit und sie hatte Glück, einen Platz im Hospiz<br />
zu bekommen.<br />
Auch hier konnte ich sie noch einige Male besuchen und dabei<br />
miterleben, dass es ihr zunehmend schlechter ging.<br />
Sie war schließlich nicht mehr in der Lage, allein aufzustehen<br />
und konnte ihre geliebten Spaziergänge nur noch im Rollstuhl<br />
erleben. Und sie wurde immer müder, auch aß sie weniger.<br />
Das letzte Mal besuchte ich sie an ihrem Todestag im Mai dieses<br />
Jahres. Sie war kaum bei Bewusstsein, schlief viel, war dennoch<br />
unruhig.<br />
Ihre Tochter war in den letzten Stunden bei ihr. Ich denke, Frau<br />
S. hat gespürt, dass sie nicht allein war. Bei dieser Begleitung<br />
haben meiner Meinung nach beide Seiten voneinander profitiert:<br />
Frau S. hatte gerne Gesellschaft und erzählte dabei von<br />
Ereignissen aus ihrem Leben und ich konnte einen neuen Einblick<br />
von dieser Zeit gewinnen. So soll es ja auch sein und ich<br />
werden im nächsten Jahr gerne eine weitere Begleitung übernehmen.<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
25
Wir über uns<br />
Wir über uns<br />
Der <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V. ist unter dem Dach der Diakonie<br />
Stiftung Salem beheimatet, ist aber für seine rechtlichen und<br />
finanziellen Angelegenheiten selbst verantwortlich.<br />
Im <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V. engagieren sich Menschen aus<br />
verschiedenen Berufen, Altersgruppen und Konfessionen, die<br />
sich intensiv mit den Lebensthemen Krankheit, Sterben, Tod<br />
und Trauer befassen. Wir begleiten schwer kranke und sterbende<br />
Menschen, ihre Angehörigen und Freunde.<br />
Begleitung bedeutet Hilfe in der letzten Lebensphase bei<br />
allem, was Menschen zur Bewältigung der Zeit zwischen<br />
Leben und Sterben brauchen. Unsere Aufgabe ist also<br />
Sterbe- und Lebensbegleitung zugleich.<br />
<strong>1.</strong> HOSPIZ – im Sterben begleiten<br />
2. TRAUER – in der Trauer unterstützen<br />
3. PALLIATIVE BERATUNG – Lebensqualität erhalten<br />
Und wir möchten nicht nur begleiten, sondern auch<br />
beraten und wertvolle Hilfestellung in den drei großen<br />
Bereichen unserer Arbeit leisten.<br />
Für diese Aufgaben brauchen wir Ihre Unterstützung als aktives<br />
oder passives Mitglied. Durch Ihr Engagement oder Ihre<br />
finanzielle Zuwendung können wir Hilfesuchenden mit gut<br />
ausgebildeten ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern und<br />
kompetenter Beratung zur Seite stehen.<br />
Profitieren Sie von den Vorteilen einer Mitgliedschaft wie z. B.<br />
der Zusendung des <strong>Rundbrief</strong>es mit vielen wertvollen Hinweisen<br />
zur Hospizarbeit u. v. m. Gern informieren wir Sie ausführlicher.<br />
Sprechen Sie uns an!<br />
Vordruck bitte ausschneiden und senden an: <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V., Fischerallee 3a, 324<strong>23</strong> <strong>Minden</strong>.<br />
Beitrittserklärung<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Straße:<br />
PLZ/Ort:<br />
Zahlung des Mitgliedsbeitrages<br />
Überweisung<br />
Ich überweise jährlich zum 0<strong>1.</strong>03. auf das<br />
Konto 890 110 200,<br />
BLZ 490 601 27, Volksbank <strong>Minden</strong>er Land eG<br />
IBAN: DE06 4906 0127 0890 1102 00<br />
BIC: GENODEM1MPW<br />
Ort/Datum<br />
Geburtsdatum:<br />
Unterschrift<br />
Telefon:<br />
Beruf:<br />
E-Mail:<br />
oder Lastschrifteinzug auf Widerruf<br />
Ich erteile eine Einzugsermächtigung.<br />
Der Beitrag wird jährlich zum 0<strong>1.</strong>03. abgebucht.<br />
Geldinstitut<br />
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum <strong>Hospizkreis</strong> <strong>Minden</strong> e. V.<br />
Die Satzung erkenne ich an.<br />
Konto-Nr.<br />
BLZ<br />
Ich zahle folgenden Mitgliedsbeitrag:<br />
30,- Mindestbeitrag/Jahr<br />
IBAN<br />
/Jahr als freiwilligen Beitrag<br />
In Härtefällen kann der Jahresbeitrag nach Absprache mit<br />
dem Hospizbüro gemindert werden.<br />
Ort/Datum<br />
BIC<br />
Ort/Datum<br />
Unterschrift<br />
Unterschrift<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer des <strong>Hospizkreis</strong>es: DE<strong>23</strong>ZZZ00000094712<br />
26<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong>
Danke<br />
Danke<br />
Ihr Einsatz für Menschen!<br />
Auch im letzten Jahr haben wir wieder Unterstützung in vielfältiger Weise erfahren<br />
dürfen. Persönliches Engagement und finanzielle Zuwendungen haben dazu beigetragen,<br />
unsere Arbeit sowie die Ausbildung unserer ehrenamtlich Mitarbeitenden<br />
qualitativ auf einem guten Niveau halten und weiter ausbauen zu können.<br />
Persönliches Engagement<br />
Persönliches Engagement ist im Umgang mit kranken, sterbenden<br />
und trauernden Menschen gefragt und bildet die Basis<br />
unserer Arbeit. Persönliches Engagement ist aber auch dann<br />
nötig, wenn es darum geht, Veranstaltungen, Informationsstände,<br />
Feierlichkeiten oder unseren <strong>Rundbrief</strong> zu planen, zu<br />
organisieren und in die Tat umzusetzen. Die dafür notwendige<br />
Unterstützung erhalten wir durch unsere Arbeitskreise oder<br />
aber durch private Personen, die ihre Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
an den unterschiedlichsten Stellen für den <strong>Hospizkreis</strong><br />
nutzvoll einsetzen möchten.<br />
Finanzielle Zuwendungen<br />
Finanzielle Zuwendungen sind ebenso keine Selbstverständlichkeit.<br />
Umso mehr wissen wir es zu schätzen, dass<br />
nicht nur Firmen und öffentliche Stellen unsere Arbeit regelmäßig<br />
fördern. Auch eine große Anzahl an Privatpersonen<br />
hat uns mit Geldspenden bedacht. So haben z. B. trauernde<br />
Familien bei Beerdigungen auf Blumenschmuck verzichtet<br />
und stattdessen um Spenden für unseren <strong>Hospizkreis</strong> gebeten.<br />
Geburtstagskinder haben anstelle von Geschenken<br />
ihre Gäste gebeten, eine Spende auf unser Konto zu überweisen.<br />
Brautpaare und Kirchengemeinden erbaten in ihren<br />
Gottesdiensten eine Kollekte zu unseren Gunsten. Firmen<br />
sammelten im Rahmen ihrer Jubiläumsfeier oder einer speziellen<br />
Aktion Spenden zur Unterstützung unserer Arbeit. Und<br />
selbstverständlich sind da auch die Privatpersonen zu nennen,<br />
die uns mit einer regelmäßigen Spende zur Seite stehen.<br />
Zukunftsperspektive<br />
Als Zukunftsperspektive sehen wir die Erweiterung unserer<br />
Trauerangebote, den Aufbau einer palliativen Beratung sowie<br />
eine breit gefächerte Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen,<br />
thematischen Aufführungen, Infoständen und musikalischen<br />
Veranstaltungen. Auch die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung<br />
unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen liegt uns am<br />
Herzen und wir freuen uns über jegliche Unterstützung, z. B.<br />
in Form einer Mitgliedschaft, durch persönliche Hilfe, durch<br />
Sachspenden oder durch Geldspenden.<br />
Die in diesem Jahr erhaltenen Zeichen der Anerkennung<br />
zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass die<br />
Menschen die Hospizarbeit für wichtig halten, und sich mit<br />
uns verbunden fühlen.<br />
Wir sagen herzlichen Dank für die zahlreichen Zuwendungen<br />
in der ersten Jahreshälfte und möchten insbesondere<br />
folgende Personen und Einrichtungen erwähnen:<br />
Eckhard Hölkemeier und Elfi Lange<br />
Ehepaar Clusmann<br />
Herr Rüdiger Maron<br />
Unser Dank gilt an dieser Stelle natürlich auch den Spenderinnen<br />
und Spendern, die lieber ungenannt bleiben möchten,<br />
aber für uns genauso wichtig sind.<br />
Koordinator des <strong>Hospizkreis</strong>es <strong>Minden</strong> e. V.<br />
hospizkreis minden rundbrief 01|<strong>2014</strong><br />
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Hospiztelefon:<br />
057<strong>1.</strong>24030<br />
Hospizbüro<br />
Fischerallee 3a<br />
324<strong>23</strong> <strong>Minden</strong><br />
Fax: 057<strong>1.</strong>88804-284<br />
info@hospizkreis-minden.de<br />
www.hospizkreis-minden.de<br />
Im Internet: www.hospizkreis-minden.de.