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Waldschutz Aktuell - 2 / 2013 - WSL

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24. Juli <strong>2013</strong><br />

<strong>Waldschutz</strong> <strong>Aktuell</strong> - 2 / <strong>2013</strong><br />

Buchenspringrüssler tritt <strong>2013</strong> weit verbreitet auf<br />

Im laufenden Jahr tritt der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) in weiten Teilen der Schweiz<br />

verstärkt in Erscheinung. In Beständen unterschiedlichen Alters fallen die braun verfärbten Buchenblätter<br />

auf. Währenddem die erwachsenen Käfer mit ihrem Reifungsfrass kleine Löcher in die Blätter fressen,<br />

miniert die winzige Larve im Blattinnern, meist ausgehend vom Hauptnerv eines Blattes, wo die Käfer ihre<br />

Eier abgelegt haben (Abb. 1). Zuerst frisst die Larve in einem feinen Gang, später wird dieser zu einem<br />

so genannten Platzfrass erweitert.<br />

Wegen der oft feuchten Witterung wurden die angefressenen Blätter oft zusätzlich durch die Buchenblattbräune<br />

(Apiognomonia errabunda), eine Pilzkrankheit, befallen. Wird der Verlust der grünen Blattmasse<br />

für eine Buche zu gross, reagiert sie im Laufe des Sommers mit der Bildung von Ersatztrieben. Es<br />

kommt kaum zu längerfristigen Schädigungen der Bäume oder zu Zuwachsverlusten.<br />

Abb. 1. Durch Springrüssler geschädigte Buchenblätter.<br />

Kurzbeitrag zum Buchenspringrüssler im Diagnose-Programm von <strong>Waldschutz</strong> Schweiz:<br />

http://www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.php?TEXTID=136&MOD=1<br />

Kühl-feuchte Witterung begünstigt Blatt- und Nadelkrankheiten<br />

Neben der Buchenblattbräune (Apiognomonia errabunda) haben auch andere pilzliche Blattkrankheitserreger<br />

von der der feuchten Frühjahreswitterung profitiert, welche ihnen gute Infektionsbedingungen bot.<br />

Äusserst auffällig war dies an Platanen im urbanen Grünbereich zu beobachten. Starker Befall durch den<br />

Pilz Apiognomonia veneta, den Erreger der Platanenblattbräune, zerstörte in schweren Fällen nahezu<br />

den gesamten frischen Blattaustrieb. Insbesondere Infektionen an den Blattstielen (Abb. 2) und an<br />

unverholzten Trieben waren dafür verantwortlich. Erfahrungsgemäss werden die betroffenen Platanen mit<br />

einem zweiten Blattaustrieb reagieren, sodass bereits nach wenigen Wochen die Platanen eine neue,<br />

gesunde Belaubung aufweisen werden und auch keine negativen Spätfolgen zu erwarten sind.<br />

Kurzbeitrag zur Blattbräune der Platane im Diagnose-Programm von <strong>Waldschutz</strong> Schweiz:<br />

http://www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.php?TEXTID=71&MOD=1


Bei den Kirschbäumen profitierten gleichzeitig zwei Krankheitserreger von den pilzgünstigen Witterungsbedingungen.<br />

Dies ist einerseits Stigmina carpophila, welcher die Schrotschusskrankheit hervorruft. Es<br />

entstehen rundliche, braune Blattflecken (Abb. 3). Das befallene braune Blattgewebe wird abgestossen<br />

und fällt zu Boden. Die am Baum verbleibenden Blätter sind voller Löcher und es scheint, als ob jemand<br />

mit Schrot auf sie geschossen hätte. Zusätzlich werden auch die Zweige geschädigt. Andererseits<br />

profitierte auch die Monilia-Krankheit (Monilia laxa) vom nassen Frühjahr. In diesem Fall dringt der Pilz<br />

über die Blüte in die Zweige ein, worauf diese zurücksterben. Oft wurden die Kirschbäume gleichzeitig<br />

von beiden Krankheiten befallen und ihr Blattwerk war nahezu komplett geschädigt. Im Gegensatz zur<br />

Platanenblattbräune verursachen die beiden Krankheiten an Kirschbäumen nach wiederholtem, mehrjährigem<br />

Befall erhebliche Zweigschäden, was mit der Zeit in einzelnen Fällen zum Absterben der Bäume<br />

führen kann.<br />

Abb. 2: Vom Blattbräune-Pilz der Platane befallene<br />

junge Blätter sterben ab und fallen zu Boden.<br />

Abb. 3: Die Schrotschuss-Krankheit der Kirsche<br />

verursacht braune, runde Blattflecken, welche<br />

anschliessend herausfallen.<br />

Deutlich sichtbare Nadelschäden können dieses Jahr auch an Föhren beobachtet werden, welche von<br />

der Rotbandkrankheit (Dothistroma septosporum) oder von der Braunfleckenkrankheit (Lecanosticta<br />

acicola) befallen sind (Abb. 4). Bei beiden Pilzen handelt es sich um meldepflichtige Quarantäne-<br />

Organismen. Sie verursachen an befallenen Föhren alljährlich eine unterschiedlich intensive Nadelschütte,<br />

insbesondere der mehrjährigen Nadeln, wodurch die Föhren mit der Zeit unansehnlich werden<br />

und dann auch absterben. Befallene Föhren sollten entfernt und entsorgt werden (Kehrichtverbrennung).<br />

Obwohl sämtliche in der Schweiz vorkommenden Föhrenarten von beiden Pilzkrankheiten befallen<br />

werden können, sind, wie in den vergangenen Jahren, überwiegend Bergföhren (Pinus mugo) in Gärten<br />

und Parkanlagen betroffen. Im Kanton Graubünden ist die Rotbandkrankheit dieses Jahr erstmals im<br />

Wald an Waldföhren (Pinus sylvestris) festgestellt worden. Abklärungen betreffend Umgang und<br />

geeigneter Massnahmen sind zurzeit im Gang.<br />

Abb. 4: Bergföhre mit intensivem<br />

Befall durch die Braunfleckenkrankheit.


Die Edelkastaniengallwespe erobert die Alpennordseite<br />

Nachdem sich die Edelkastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) in den vergangenen Jahren auf der<br />

Alpensüdseite und im Chablais im Rhonetal verbreitet hat, erobert sie nun punktuell auch die<br />

Alpennordseite. Die Wespe ist international als Quarantäneorganismus eingestuft, und es besteht eine<br />

Melde- und Überwachungspflicht.<br />

Es bestätigt sich leider <strong>2013</strong>, dass die Einschleppung mit Jungbäumen aus früheren Jahren lokal zu einer<br />

Etablierung und Ausbreitung der Wespe führen kann, auch auf der Alpennordseite. So zeigt ein Beispiel<br />

aus dem Kanton Zug, dass ein Befallsherd nicht vollständig getilgt werden konnte, nachdem 2010 aus<br />

importierten Jungbäumen kaum mehr als eine Handvoll Wespen ausgeflogen waren. Während an den<br />

ursprünglich infizierten Jungbäumen ab 2012 kein Befall mehr festgestellt werden konnte, sind dieses<br />

Jahr in einem benachbarten Bestand mit Alt-Kastanien erstmals die unverwechselbaren Gallen gesichtet<br />

worden (Abb. 5). Im Juni <strong>2013</strong> wurde auch ein weiterer Befall im Kanton Aargau entdeckt. Noch ist<br />

unklar, wie und von wo aus einige der wenigen vorhandenen Kastanienbäume durch die Gallwespe<br />

gefunden wurden. Zum Ausbreitungsverlauf in Regionen mit nur geringem Edelkastanienvorkommen<br />

fehlen bisher Erfahrungen.<br />

Abb. 5: Aufgeschnittene Galle mit ausflugbereiten Edelkastaniengallwespen.<br />

Kurzbeitrag zur Edelkastaniengallwespe im Diagnose-Programm von <strong>Waldschutz</strong> Schweiz:<br />

http://www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.php?TEXTID=210&MOD=1<br />

Informationen zur Edelkastaniengallwespe des Bundesamtes für Umwelt (BAFU):<br />

http://www.bafu.admin.ch/wald/11015/11851/12023/index.html?lang=de<br />

Im Jahr <strong>2013</strong> wurde noch kein Asiatischer Laubholzbockkäfer gesichtet<br />

Die Massnahmen gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, Abb. 6)<br />

zeigen Wirkung. Im laufenden Jahr wurde in den bekannten Befallsgebieten in Winterthur (ZH) und<br />

Brünisried (FR) noch kein einziger fliegender Käfer oder eine frische Ei-Ablage an Bäumen entdeckt. In<br />

Winterthur wurden zwar auch noch <strong>2013</strong> wenige lebende Larven in Stämmen und Stöcken gefunden,<br />

welche aber alle von Eiablagen aus dem Sommer 2012 stammen und damals nicht sofort entdeckt<br />

wurden. Erst nach vier Jahren ohne Funde gilt ein Gebiet als befallsfrei. Dank verschärften<br />

Grenzkontrollen sowie Überwachungs- und Tilgungsmassnahmen blieb die Situation bisher ruhig.<br />

Lebende Larven in Verpackungsholz wurden erfolgreich "abgefangen".


Es ist durchaus möglich, dass in der Schweiz noch weitere Befallsherde entdeckt werden. Deshalb<br />

sollten verdächtige Laubbäume in Risikogebieten genauer angeschaut werden. In einem neuen vom<br />

Eidg. Planzenschutzdienst und der <strong>WSL</strong> erarbeiteten Merkblatt für die Praxis (Wermelinger et al. <strong>2013</strong>)<br />

werden die Anoplophora-Käfer vorgestellt und auf mögliche Verwechslungen mit einheimischen Insekten<br />

hingewiesen.<br />

Wermelinger, B.; Forster, B.; Hölling, D.; Plüss, T.; Raemy, O.; Klay, A., <strong>2013</strong>: Invasive Laubholz-<br />

Bockkäfer aus Asien. Ökologie und Management. Merkbl. Prax. 50:16 S.<br />

http://www.wsl.ch/dienstleistungen/publikationen/schriftenreihen/merkblatt/12535_DE<br />

Abb. 6: Asiatischer Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis). Bild: Beat Wermelinger,<br />

<strong>WSL</strong>.<br />

Beat Forster, Roland Engesser, Franz Meier<br />

<strong>Waldschutz</strong> Schweiz<br />

<strong>WSL</strong>, 8903 Birmensdorf<br />

"<strong>Waldschutz</strong> <strong>Aktuell</strong> - 2 / <strong>2013</strong>"<br />

... Baum- und Waldkrankheiten selber bestimmen ...<br />

http://www.waldschutz.ch "Diagnose online"<br />

URL: http://www.waldschutz.ch/wsinfo/wsaktuell_DE

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