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BUSINESS EXCELLENCE<br />

Interview mit Jean-Claude Biver<br />

«Es gibt keine ‹Prestige-Uhr›<br />

‹made in Japan›»<br />

Von Thomas Berner<br />

Die Schweiz belegt in Innovations-Ratings regelmässig<br />

Spitzenplätze. «Wer hat’s erfunden» trifft<br />

denn auch häufig auf unser Land zu – auch wenn<br />

die Meriten dann auch mal andere einheimsen.<br />

Doch Fakt ist: Die Schweiz bildet einen guten<br />

Nährboden für Innovationskultur. Und diesem<br />

gilt es Sorge zu tragen.<br />

Herr Biver, was verstehen<br />

Sie ganz persönlich unter<br />

«Innovation»?<br />

Jean-Claude Biver: Ich verstehe<br />

darunter die Herstellung von Zukunft.<br />

Die Kunst des Lebens besteht<br />

nicht in der Wiederholung<br />

des Gestern. Das Leben auf dieser<br />

Welt geht immer weiter und besteht<br />

nicht darin, dass sich Geschichten<br />

immer genau wiederholen.<br />

Um es philosophisch zu<br />

sagen: Die Fortführung der Zukunft<br />

bedeutet, dass wir am Leben<br />

sind. Nur Tote haben keine Zukunft.<br />

Wir dürfen deshalb nicht<br />

stehen bleiben.<br />

Wenn man schaut, dass die<br />

Schweiz zu den innovativsten<br />

Ländern der Welt gehört, scheinen<br />

wir hier also alles richtig zu<br />

machen. Ist in Ihrer Sicht denn<br />

die Schweizer Innovationskraft<br />

wirklich so gross, wie immer gerne<br />

berichtet wird?<br />

Die Innovationsfähigkeit ist tatsächlich<br />

so hoch, weil erstens unser<br />

Bildungssystem ausgezeichnet<br />

ist. Lehrlinge bilden sich direkt in<br />

Betrieben aus, das ist einmalig. Zudem<br />

besitzen wir die besten Schulen<br />

der Welt. Die Bildung ermöglicht<br />

am besten die Kreativität.<br />

Wenn ich nichts weiss, kann ich<br />

nicht unbedingt viel erfinden.<br />

Wenn ich mir aber die nötigen<br />

Kenntnisse erwerbe, kann ich kreativ<br />

sein. Zweitens verfügen wir<br />

F<br />

olgende Geschichte wurde<br />

schon oft zitiert: Das Centre<br />

Electronique Horloger (CEH)<br />

produzierte 1967 die erste Armbanduhr<br />

basierend auf Quarz-Technologie.<br />

Sie übertraf die Genauigkeit<br />

konventioneller Chronometer<br />

bei Weitem. Doch die Schweizer<br />

Uhrenindustrie verkannte die<br />

Marktchancen dieser neuen Uhrengeneration<br />

und sah die Zukunft<br />

eher in der Verbesserung der mechanischen<br />

Uhrwerke. Die Folgen<br />

sind bekannt: Günstig hergestellte<br />

Quarzuhren aus Fernost überschwemmten<br />

den Markt und führten<br />

zum Niedergang einer ganzen<br />

Branche. Erst die Swatch läutete die<br />

Trendwende ein. Doch die mechanische<br />

Uhr war damit noch lange<br />

nicht tot – im Gegenteil: Sie erlebte<br />

und erlebt eine Renaissance.<br />

Mitverantwortlich dafür ist Jean-<br />

Claude Biver, Verwaltungsratspräsident<br />

von Hublot. Er ist einer, der<br />

weiss, wovon er spricht, wenn es<br />

um Innovation geht; der gebürtige<br />

Luxemburger verkörpert quasi den<br />

Innovationsgeist der Uhrenindustrie.<br />

Aus dem Nichts hat er den mechanischen<br />

Uhrwerken zu einer<br />

erfolgreichen Renaissance verholfen:<br />

Die Marke Blancpain etwa soll<br />

er für einen vierstelligen Betrag erworben<br />

haben, machte die mechanischen<br />

Uhren unter diesem Label<br />

zu einem weltweit gefragten Luxusgut.<br />

Im nachstehenden Interview<br />

äussert sich Biver zu Innovation<br />

und den Voraussetzungen, welche<br />

ein Unternehmen heute erfüllen<br />

muss, damit dieser Begriff<br />

nicht nur ein leeres Wort bleibt.<br />

Jean-Claude Biver: «Der Schweizer Uhrenindustrie läuft es deshalb so<br />

gut, weil sie es verstanden hat, die Uhr auch als Kunstwerk und nicht<br />

nur als reinen Zeitmesser zu vermarkten.»<br />

8<br />

MQ Management und Qualität 1–2/2014

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