Stabwechsel - SAQ
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QUALITÄT SICHERN<br />
Foto: Chronoswiss<br />
Ein Luxusunternehmen rühmt sich mit einer Swiss-Made-Gravur.<br />
«Metrum, das Mass), wenn bei der<br />
Chronometerprüfung spezifische<br />
Werte erfüllt sind. Mittlerweile gelten<br />
diese Vorschriften: Mechanikkaliber<br />
mit einem Durchmesser<br />
von 20 Millimetern und mehr dürfen<br />
maximal zehn Sekunden pro<br />
Tag abweichen. Kaliber, die von<br />
der Feder weniger Energie erhalten,<br />
mit einer kleineren Unruh<br />
auskommen, dürfen 15 Sekunden<br />
Abweichung pro Tag aufweisen.<br />
Jedes Werk wird während 15 Tagen<br />
bei drei unterschiedlichen Temperaturen,<br />
zu bestimmten Tagen bei<br />
acht und bei 38 Grad in fünf unterschiedlichen<br />
Lagen geprüft. Die<br />
Schwerkraft beeinflusst beispielsweise<br />
ein Werk über die Reibung der<br />
Zapfen in den Lagern, über die<br />
Zahnräder und über die Schwingungsfrequenz<br />
der Unruh, was sich<br />
auf die Genauigkeit der Uhr auswirken<br />
könnte. Zwischen vier und zehn<br />
Prozent der eingereichten Werke<br />
können wirklich alle C.O.S.C.-Tests,<br />
darunter Druck- und Klanganalysen,<br />
passieren, die restlichen Uhrwerke<br />
sind entweder ungenau, oder<br />
plötzlich defekt. Pro Jahr werden im<br />
C.O.S.C., das nebenbei auch Quarzwerke<br />
auf Grundlagen der ISO-<br />
Norm 3159 bearbeitet, rund eine<br />
Million offizielle Chronometerzertifikate<br />
geschrieben – diese Zahl entspricht<br />
allerdings lediglich drei Prozent<br />
der schweizerischen Uhrenproduktion.<br />
Die Uhren- und Schmuckmesse in Basel<br />
Jeweils im Frühjahr präsentieren sich auf der Messe Basel rund 2000 Unternehmen aus<br />
den Bereichen, Uhren, Schmuck und angegliederte Unternehmen. Die Uhren- und<br />
Schmuckmesse Baselworld wurde 2013 neu konzipiert und zeigt auch Themenschauen.<br />
Mehr Informationen über die Baselworld 2014 gibt es unter:www.baselworld.com<br />
Unterschiedliche Kulturen<br />
Ein nicht unbedeutender Zirkel von<br />
Luxusgüterherstellern gibt sich präferiert<br />
verdeckt oder geheimnisvoll.<br />
Eine kleine Verbandszeitschrift wie<br />
«Marketing & Qualität» befasst sich<br />
mit Prozessabläufen und Qualitätsstandards.<br />
Bei redaktionellen Anfragen<br />
an Uhrenhäuser, wo sie 2014<br />
genau Massstäbe in Forschungsund<br />
Entwicklungsprozessen setzen<br />
würden, erhielt man leider nur abschirmende<br />
Plattitüden: «Bei uns ist<br />
Qualität eigentlich kein Thema», so<br />
ein Sprecher einer Schweizer Uhrenmarke.<br />
«Spricht ein Luxushersteller<br />
über Qualität, könnte man<br />
das als Problempunkt interpretieren.»<br />
Besser, so unterstreichen Patek<br />
Philippe, Cartier oder Breitling, sei<br />
es, auf eigene, ständige Kontrollen<br />
bei der Produktion zu setzen. Breitling<br />
etwa führt Eingangskontrollen<br />
von Komponenten, die von Lieferanten<br />
kommen, durch.<br />
Nicht weniger kritisch ist man bei<br />
den selbst produzierten Modulen.<br />
Dabei werden mit Maschinen und<br />
Computern gefertigte Komponenten<br />
wie Platinen, Brücken<br />
oder Räder stichprobenartig geprüft;<br />
strategisch wichtigere Teile<br />
des Werks wie die Aufzugfeder<br />
und Unruh, auch Zifferblatt und<br />
Zeiger, nicht zuletzt das Gehäuse<br />
penibel untersucht. Breitling ist<br />
neben Omega, TAG Heuer, Rolex<br />
eine der wenigen Marken, die<br />
durch das C.O.S.C. kontinuierlich<br />
geprüfte, mechanische Modelle in<br />
ihrer Kollektion führt.<br />
Asiatische Bestseller<br />
Wenn wir Uhren vergleichen, verleiten<br />
uns ästhetische, materielle und<br />
emotionale Punkte. Dass eine Uhr<br />
durch Zeiger, Zifferblatt, Lederband<br />
oder durch eine Krone identifiziert<br />
wird, scheint offenkundig. Trendy,<br />
so verheissen es viele Uhrenmarken,<br />
seien jedoch Vorzüge, die<br />
nichts mit der reinen Zeitmesser-<br />
Funktion am Hut haben. Spricht etwa<br />
die Violinistin und Omega-Uhrenbotschafterin<br />
Vanessa Mae von<br />
einer schönen, edlen Uhr, vernachlässigt<br />
sie vielleicht Punkte wie zum<br />
Beispiel das eingepasste Saphirglas,<br />
das Schmutz und Vibrationen entgegenwirkt.<br />
Sie notiert speziellere<br />
Details wie Brillanten oder Zeiger-<br />
Vorrichtungen bei der 12, 3, 6 und 9,<br />
und ob die Ziffern nostalgisch,<br />
eventuell avantgardistisch auf sie<br />
wirken.<br />
Nichts, so scheint es, könnten Käuferdynastien<br />
mehr schätzen als<br />
Edelmetalle und en vogue: olympische<br />
Fahnenmuster – doch auf einmal<br />
konzeptualisieren viele Uhrenproduzenten<br />
leichte Hightechmaterialien<br />
aus beispielsweise Karbonfasern.<br />
Ordnet man jetzt Armbanduhren<br />
allein der Ästhetik oder<br />
doch auch technischen und modernen<br />
Eigenschaften zu? Viele orientieren<br />
sich an Weltmarken wie<br />
Rolex. Die Rolex SA kommuniziert<br />
per se keine Umsatzzahlen, und<br />
doch verbreitet sich die Marke kontinuierlich.<br />
Dies bekräftigen Boutiquen<br />
wie die Beyer Chronometrie<br />
AG in der Bahnhofstrasse Zürich:<br />
«Damen bevorzugen die mittelgrosse<br />
Datejust. Herren kaufen vor allem<br />
die Day-Date» – die Rolex sei<br />
seit Jahren ihr Verkaufsrenner. Kundenbedürfnisse<br />
werden grösstenteils<br />
gesteuert durch ästhetisch-luxuriöse<br />
Werte, teilweise durch rationale<br />
Aspekte: Asiatische Kunden<br />
präferieren nämlich langlebige und<br />
solide Uhrengehäuse, die in Europa,<br />
primär in der Schweiz entwickelt<br />
werden. Blickt man jedoch bei<br />
den Prestigeuhren genauer hin,<br />
sieht man auch, dass sie heute<br />
leichtere Materialien integrieren.<br />
Stetige Trendsetter<br />
Uhrenhersteller, die von Pioniergeist<br />
strotzen und gleichzeitig materielle<br />
Trends setzen, imponieren.<br />
Schliesslich etablieren sich<br />
jene Manufakturen, die moderne<br />
Elemente in puncto Gewicht, Beständigkeit<br />
und Robustheit verarbeiten<br />
und mit ihren Kollektionen<br />
neue Wege gehen. Erfreulicherweise<br />
waren das bis dato viele<br />
Schweizer Hersteller. RADO ist<br />
beispielsweise so ein Innovator.<br />
Die Lengnauer Marke stellt seit<br />
1957 eigene Modelle her. Die «Dia-<br />
Star» überzeugte ab 1962, unter<br />
anderem weil RADO für die Uhrenbranche<br />
ungewohntes Material<br />
wie Hartmetall, Carbide und<br />
Cobalt integrierte. Es war allerdings<br />
IWC Schaffhausen, welche<br />
die erste mit Keramik eingekleidete<br />
Armbanduhr der Welt lancierte,<br />
die «Da Vinci Ref. 3755».<br />
Aus dem in Schaffhausen eingesetzten<br />
Werkstoff Zirkoniumdioxid<br />
resultierte ein technisches Novum<br />
bezüglich der Uhrenbeschaffenheit:<br />
edle Keramik ohne Nuancen,<br />
die um ein x-Faches härter als<br />
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MQ Management und Qualität 1–2/2014